(M)ein einig Vaterland
03.10.2013
Ein einig Vaterland soll wachsen,
das dachten sich die klugen Sachsen
und gingen tausendfach durch Dresden
und Leipzig, wo sie dann mit Gesten
und Rufen viel Geschichte schrieben,
ein großes Land ist dann geblieben.
Geteilte Stadt und Bonzen’s Diener,
das wollten nicht mehr die Berliner
und gingen raus mit festen Schritten
und großer Gusche, laut und stritten
sich nicht mehr mit den Bonzen rum,
das war für Honni’s Riege dumm.
Der Wind am Strand der See ward frischer,
so dachten sicher auch die Fischer
und Skipper, die nun nach Belieben
mit Schiffen nicht im Hafen blieben,
sondern mit Motorjacht und Segeln
jetzt schipperten nach Hochsee-Regeln.
Im Harz, gleich unterhalb vom Brocken,
wo manchmal nachts die Hexen hocken
und Wanderer auf steilen Pfaden
sich hoch zum Gipfelsturm begaben,
um endlich auch von ganz weit oben,
ein einig deutsches Land zu loben.
Den Kamm des Rennsteigs zu erwandern,
kamen die Friesen und die Flandern,
sogar die Bayern von den Hängen,
um sich beim Rennsteiglauf zu drängen,
dass endlich Jodler von den Alpen
in Thüringen vom Berge schallten.
Ein einig Vaterland zu haben,
ist schön, so dachten auch die Schwaben
und fuhren gleich mit ihrem Benz
gen Osten, wo einst Ober-Ego Krenz,
nach Volkes Zorn sich Haare raufte,
die Treuhand fremdes Land verkaufte.
So schön die wilden Glücksmomente,
als Menschen johlten und Polente
ganz hilflos dabei seitwärts stand -
Hurra, wir sind ein einig Land!
Derweil das Volk vom Rausch ernüchtert,
guckt stumm wie Michel, ist verschüchtert
und auch der Jubel scheint verklungen:
Der Kaufrausch stopft das Maul den Jungen.