Mission Bühnenrand - Das private Muggenpilgerforum mit Herz und Verstand

Am Freitag, den 18. Oktober 2019 zog es Fans und Anhänger von PETER „CÄSAR“ GLÄSER in die Bergstadt Freiberg. Im ChillOut des Konzert- und Ballhauses wurden nämlich an diesem Abend die Lieder und das musikalische Erbe von CÄSAR gepflegt.

Ich habe früher nie Buch geführt, wann und wie oft ich Konzerte besucht habe. Aber Konzerte von CÄSAR und seinen Bands besuche ich schon seit Jahrzehnten. Es fing etwa 1979 mit KARUSSELL an und setzte sich auch nach der Wende mit RENFT sowie CÄSAR & DIE SPIELER fort. Wenn auch CÄSAR (gestorben am 23. Oktober 2008 in Leipzig) selbst nicht mehr singen kann, seine Lieder leben weiter. Großen Anteil daran haben auch Musiker und Bands wie RENFT und KARUSSELL, welche ausgewählte Songs aus CÄSARs Fundus spielen.

Doch den größten Vogel in dieser Hinsicht schießen CÄSARs Söhne Robert und Moritz sowie ihre Kollegen mit der Band APFELTRAUM ab. Nur APFELTRAUM führt Lieder aus allen musikalischen Stationen von CÄSAR in einem Programm zusammen. Damit schließen die Männer eine Lücke, welche KARUSSELL und RENFT nicht schließen können und wohl auch nicht wollen.

Seit der im April 2015 stattgefunden APFELTRAUM-Premiere im Leipziger Tonelli‘s“ begleite ich die Band und folge ihr zu diversen Konzerten. Vor 4,5 Jahren trieben mich Neugier und Sehnsucht nach CÄSARs Liedern damals nach Leipzig. Bereut habe ich das nie. Zwei bis drei APFELTRAUM-Muggen im Jahr müssen es schon sein, um meinen Durst nach diesen Liedern für einige Zeit zu stillen.

APFELTRAUM ist es damals schnell gelungen in der Musikszene und unter den CÄSAR-Fans Fuß zu fassen. Das liegt meiner Meinung nach nicht nur an den Songmaterial, sondern auch an der Art und Weise wie diese Lieder live präsentiert werden und durch wen. CÄSARs Söhne und ihre Mitstreiter verstehen es einfach mit dem musikalischen Erbe ihres Vaters sachgerecht, musikalisch wertvoll und glaubwürdig umzugehen. Dazu kommt, dass diese Konzerte keine „Trauer- und Gedenkfeiern“ sind. Die Erinnerung an CÄSAR und seine Musik wird trotzdem würdigt gepflegt. Die Generationen, die dabei gewesen sind, können bei den APFELTRAUM-Gigs auch in Erinnerungen schwelgen, die Nachgeborenen können sich die Musik neuerschließen APFELTRAUM-Konzerte sind nach meinem Verständnis daher auch Feste der Generationen und der Lebensfreude.

Musikern und Fans ist es eine Herzensangelegenheit diese unvergessenen Songs zu spielen und zu singen. Das spürt man bei jedem Aufeinandertreffen mit APFELTRAUM in den Konzertsälen und an den open air-Bühnen dieser Republik und beim gemeinsame Singen dieser Klassiker der deutschsprachigen Rockgeschichte. DIE APFELTRAUM-Konzerte sind hochemotional und auf ihre Art auch einzigartig. Gibt es denn eine bessere Art PETER „CÄSAR“ GLÄSER zu ehren als gemeinsam mit APFELTRAUM seine Lieder zu singen? Ich glaube nicht und deshalb werde ich auch weiterhin gelegentlich bei den APFELTRAUM-Musikanten vor der Bühne stehen.

Das Chillout ist die mittlere Raumvariante des TIVOLI für Konzerte. Der mit Bar und kleiner Bühne ausgestattete Raum fasst bis zu 200 Gäste. Im eine Nummer kleineren Loft können ca. 80 Leute den Musikern lauschen. Im großen Saal kann man es dagegen mit bis zu 1500 Besuchern krachen lassen.
Doch heute, hier und jetzt konzentrieren wir uns auf die Geschehnisse im Chillout. Besuchermäßig war zwar noch etwas Luft an diesem Abend. Aber das Konzert war für einen Freitag alles andere als schlecht besucht.

CÄSAR selbst stimmte uns mit dem Titelsong seines im Jahr 2005 erschienenen Studioalbums „Zeitlos“ auf das Konzert ein. Niemand ahnte damals, dass „Zeitlos“ die letzte reguläre Scheibe von PETER GLÄSER sein würde.

Diese sehr ruhige Nummer mit CÄSARs warmer tiefen Stimme aus der Konserve holte mich erstmal aus meiner Alltagsdenke raus und drehte meine Gedanken stattdessen auf Freizeit und bevorstehenden Musikgenuss. Es war, als würde in diesen Minuten eine Last von mir fallen. Die Seele befreite sich aus dem engen Korsett von Vorschriften, Terminen und Aufgaben. Fast war ich versucht ins Traumreich zu entfliehen und ein kleines Schläfchen zu machen.

Doch die Band ließ es nicht so weit kommen. Die Ruhe vor dem Sturm war vorbei. Das Ensemble enterte die Bühne, sortierte sich an den festgelegten Musikerplätzen ein und nachdem Schlagzeuger Christian Gerlach eingezählt hatte, brach der musikalische Sturm los. Rau und ungekünstelt präsentierten uns die APFELTRAeUMer „Der Wind weiß, was mir fehlt“ und „Aber ich kann’s nicht verstehen“. Meine Müdigkeit und Schlappheit waren wie weg- und die Ohren durchgeblasen. Ich liebe diese Urgewalt, die diese Songs musikalisch entfalten. Den großartigen Satzgesang der 3 Sänger Robert Gläser, Moritz Peter Gläser und Big Joe Stolle habe ich wieder wie ein vertontes Gedicht genossen.

Von APFELTRAUM zu KARUSSELL ist es nur ein kleiner Schritt und einen Gitarrenwechsel weit. Moritz schnappte sich die Akustikgitarre und mit „Lieb ein Mädchen“ entführte uns die Band in CÄSARs Balladenreich. Für mich ist das ein schönes und aus dem L eben gegriffenes Liebeslied. Der Song hat alles, was man braucht. Musik zum Träumen, Musik und Text zum Versinken in Gedanken und Emotionen. Der Text ist einfach und verständlich gehalten. Da muss man keinen Doktortitel der Philosophie besitzen, um den zu verstehen.

Den „Mitternachtsblues“ von GERULF PANNACH hatte CÄSAR gemeinsam mit Gerulf sogar auf seinem Album „Cäsar, die Zweite“ veröffentlicht. Bei APFELTRAUM gehört dieser Song auch ins Programm. Basser Robert erzählt in der Ansage von CÄSARs Freundschaft zu GERULF PANNACH und er würdigte in der Folge auch den charismatischen Texter und Musiker, der auch sehr eng mit RENFT verzahnt war.
Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt hatte die Band das Publikum in ihrem musikalischen Netz gefangen und auf die beliebten Töne gebettet. Dieses Liedgut bekommt man nie über. Da kam mir „Im Bauch des Riesen“ von CÄSARS ROCKBAND gerade recht. Diese stampfende und an das Marschieren erinnernde Grundrhythmus packte mich wieder und die Aktualität dieses Textes ließ mich bis ins Mark erzittern
„Big Joe Stolle übernahm für „Mein Bruder Blues“ und den alten Gauner „Whisky“ die Rolle des Frontmannes und Sängers. Es ist ja allgemein bekannt, dass er beide KARUSSELL-Songs nicht nur beim Gedenkkonzert zu CÄSARS 60. Geburtstag am 07. Januar 2009 im Leipziger „Anker“ sang, sondern 5 Jahre später auch auf seiner CD „Stecker rein und los“ verewigte.

Die an Folkmusik angelehnte Weise „McDonald“ (Komposition: Bernd „Hula“ Dünnebeil, Text: Kurt Demmler) war eine der vielen Paradenummern des Sängers CÄSAR. Das Lied entfaltete PETER GLÄSERS Gesang und dem Spiel seiner Blockflöte erst so richtig seine Wirkung. Aber auch Junior Moritz Peter Gläser hat das Lied gesangstechnisch verinnerlicht. Big Joe Stolle spielte mit seiner Bluesharp praktisch die „Ersatz-Blockflöte“.

Mit „Wiegenlied für Susann“ und „Kinder ich bin nicht der Sandmann“ steuerte der 69jährige Hutträger noch zwei weitere Hits als Sänger bei. Übrigens hatte der Mann am Sonntag, den 20. Oktober Geburtstag.
Rampensau Robert blühte bei seinen Paradenummern „Gelber Mond“, „Gänselieschen“ und „Cäsars Blues“ erstmal so richtig auf. Seine verbale und körperliche Kommunikation mit dem Publikum ist immer wieder ein Erlebnis. Da kann man gar nicht teilnahmslos zusehen und stimmt ganz von alleine in den Gesang mit ein. Wer mit dem sympathischen Bass-Tier einmal die 100 LPG-Gänse musikalisch durch den Konzertsaal getrieben hat, wird das immer wieder tun. denn die Freude und der gemeinsame Gesang machen auch irgendwie süchtig.
Übrigens stimmte Gläsers Robert In der Bergstadt Freiberg auch noch das „Steigerlied“ („Glück auf, der Steiger kommt“) an und er hatte eine diebische Freude daran, die Leute ihre inoffizielle Erzgebirgsnationalhymne komplett singen zu lassen.

Doch mit „Zwischen Liebe und Zorn“ mit dem Gesangsgefecht von Moritz und Big Joe ging es stimmungsmäßig noch eine Stufe höher. Der absolute Höhepunkt war dann beim „Apfeltraum“ erreicht. Dieses Lied hat meine Generation (zumindest im Osten) hunderte Male an Lagerfeuern und bei Partys gesungen. Wenn jemand dabei war, der Gitarre spielte, wurde garantiert auch „hab geschlafen unterm Apfelbaum und der hing mit Äpfeln voll…“ geschmettert. Das war beinahe Pflichtprogramm. Dieses Lied ist im Laufe der Jahrzehnte ein echtes Volkslied geworden. Bei der Band APFELTRAUM fing in Freiberg sogar der sonst so stille, aber großartig spielende Gitarrist Mauro Pandolfino bei dieser Nummer zu singen an.

Das Publikum sang noch als die Band die Bühne verließ, um das nahe Ende zu signalisieren und kurz Luft zu holen. Die Ausdauer der Sängerinnen und Sänger beeindruckte aber.
Die APFELTRAeUMer kehrten für genau 3 Lieder zurück. Die Töne von „Als ich wie ein Vogel war“, „Wer die Rose ehrt“ und „Besinnung“ füllten in den nächsten Minuten den Raum, aber auch Ohren und Seelen der Fans. Danach war aber endgültig Schicht im Schacht mit Livemugge.

Heute schließe ich meinen Konzertbericht einfach mal mit einem Schlagwort, einer Parole bzw. einem Slogan, und zwar: APFELTRAUM macht glücklich. Ich bin jedenfalls sehr glücklich und zufrieden wieder aus Freiberg verschwunden

Gruß Kundi

Fotos Teil 2.

Gruß Kundi

Fotos Teil 3.

Gruß Kundi

Fotos Teil 4.

Gruß Kundi

Fotos Teil 5.

Gruß Kundi

von mir auch noch ein paar Fotos