Am 11. August 2018 passierte ich am frühen Abend auf dem Weg zur Mugge das Ortseingangsschild von Görlitz. Quer durch die Stadt führte mich der Weg zum Stadthallengarten auf der Uferstraße. Wie der Name vermuten lässt, gehört der Stadthallengarten eigentlich zur Görlitzer Stadthalle. Er schließt sich an die Nordseite des Hauses an. Beide werden von der Uferstraße im Osten vom Stadtpark und im Westen eingegrenzt. Der Eingang der Halle liegt übrigens an der grenzüberschreitenden Straße „Am Stadtpark“. Über die Brücke der Freundschaft gelangt man so in die polnische Stadt Zgorzelec.
Die 1910 in Betrieb gegangene geschichtsträchtige Stadthalle Görlitz ist leider seit dem Jahr 2004 wegen des baulichen Zustandes und aus Kostengründen geschlossen. In diesem multifunktionalen Haus fanden zum Beispiel zu DDR-Zeiten auch spektakuläre Konzerte von Rockbands statt. Unter anderem zeichnete das Fernsehen der DDR hier auch Konzerte von SUZI QUATRO (1977) und von CITY 1978 auf. Außerdem machte die Stadthalle als Veranstalter von Sportveranstaltungen (Boxen) von sich Reden. Bunte Veranstaltungen mit Schlagerstars erfreuten sich dort auch großer Beliebtheit. Wie zum Beispiel das große Event um die Weihnachtszeit herum, welches unter dem Titel „Überraschung zum Fest“ mehrere Jahre sehr erfolgreich lief. In der langen Reihe von in der der Stadthalle absolvierten Veranstaltungen stehen weiterhin Kongresse, Parteitage, Ausstellungen, Turniertanzveranstaltungen und weitere Anlässe.
Ein Förderverein und eine Stiftung arbeiten daran, das Gebäude wieder ansehnlich und nutzbar zu machen. Bund und Land werden die Sanierung des Bauwerkes von 2018 bis 2024 mit insgesamt 36 Millionen Euro unterstützen. Man darf also gespannt sein.
In unmittelbarer Nähe von Stadthalle und Garten verläuft der 15. Meridian östlicher Länge, welcher die mitteleuropäische Zeit bestimmt. Allerdings verläuft dieser Längengrad nach neueren Berechnungen rund 150 m westlicher (zwischen Neiße und Uferstraße) als uns das zwischen Stadtpark und Ostseite der Stadthalle im Jahr 1961 errichtete Denkmal eigentlich verdeutlichen soll.
Der Stadthallengarten selbst hat sich in den vergangenen 3 – 4 Jahren als Veranstaltungsort eines schnuckeligen open air-Wochenendes für Rockfans gemausert. Dabei ist es den Leuten gelungen, recht namhafte und beliebte Künstler zu verpflichten. Ich denke da an Bands wie RENFT, YELLOW CAP, JENIX, STARFUCKER oder PHIL BATES & BAND.
Dieses Jahr hätte man am liebsten das gesamte open air-Wochenende in Görlitz verbringen wollen. Das Programm war wirklich großartig zusammengestellt und reichte von DIE TOTEN ÄRZTE und DEZIBEL am Freitag bis zum Teufels-Geiger FARFARELLO am Sonntag.
Ich entschied mich aber nur für den Sonnabend und der hatte es jedoch in sich. Mit APFELTRAUM hatten die Veranstalter nämlich einen ganz dicken Fisch an Land gezogen. Auch die als Einheizer fungierende Band CRAYFOX stand bereits seit längerer Zeit auf meiner Warteliste. Ernüchterung machte sich zunächst in mir breit als ich das open air-Gelände betrat, denn die anwesende Gästeschar war doch recht überschaubar. Doch bis zum Beginn der Mugge änderte sich das noch etwas. Aber eine Rekordkulisse war das trotzdem noch nicht. Schön war, dass unter den Anwesenden doch ein paar bekannte und liebe Gesichter waren.
CRAYFOX begann mich schon vor längerer Zeit locker zu interessieren. Meine Neugier wurde stärker als die Kapelle vor ca. 2 Jahren einen Neuzugang in ihren Reihen zu verzeichnen hatte. Das war kein geringerer als Saiten-Artist Sebastian Belke. Der Mann schwang seine Kelle viele Jahre ganz famos bei der Band 7ieben aus Dresden und die Truppe habe ich auch mehr als einmal gesehen. Insofern war sein Ausstieg bei 7ieben auch eine Überraschung für mich, wenn nicht sogar ein Schlag. Aber bleiben wir mal bei den aktuellen Geschehnissen.
Aus den damaligen Gesprächen mit Basti wusste ich noch, dass er ebenfalls ein Verehrer der Kunst eines PETER „CÄSAR“ GLÄSER ist und auch die WEGGEFÄHRTEN vom CÄSAR-FC für ihn keine Unbekannten sind. Ich denke, für ihn war es eine besondere Ehre und Freude mit CRAYFOX vor APFELTRAUM zu rocken.
CRAYFOX ist eine Band aus Sachsen, deren Mitglieder aus Orten wie Neukirch, Kamenz, Pulsnitz, Dresden kommen. Das Ensemble existiert in wechselnden Besetzungen mit Unterbrechung schon seit dem Jahr 2004. Einstige Bandmitglieder spielen heute zum Beispiel in Bands wie Akustik Rock Trio, KONTUR, BRÜCKNER & FOX. In der Vita der CRAYFOX-Truppe stehen neben vielen Konzerten auch einige Veröffentlichungen auf Samplern und das im Jahr 2006 erschienene Debütalbum „Rise“.
Apropos Stadthalle Görlitz – Mitte der 1990er Jahre spielten hier mal die PUHDYS open air und ich schleppte meinen damaligen (Vize-)Chef aus den gebrauchten Bundesländern mit zu diesem Konzert. Ich sehe ihn noch wie heute vor mir wie er strahlend sein brennendes Feuerzeug im Rhythmus der Musik mitschwenkt. Schöne Zeiten waren das…
Doch hier wollen wir uns jetzt an die aktuelle CRAYFOX-Band und ihre beherzte Show beim Stadthallengarten Görlitz Open Air halten. Der Veranstalter gab CRAYFOX genügend Zeit, um sich den Besuchern umfassend präsentieren zu können und ihnen ordentlich einzuheizen. Das ist der Truppe nach meiner bescheidenen Auffassung auch sehr gut gelungen.
CRAYFOX spielte ein ziemlich hartes und ordentliches Brett. Der Musikstil der Band ist schwer zu beschreiben. Da entdeckte ich während des Gigs viele unterschiedliche musikalische Zutaten. Das ging von Alternative Rock, Nu Metal über traditionellen Hardrock, bis hin zu Gothic Rock.
Obwohl die Band mit Sebastian Belke lediglich einen Gitarristen hat, war der (Gitarren-)Sound richtig fett. Basti konnte sich als Gitarrero beim Ton-Fang-Rodeo auf 6 Saiten voll entfalten. Sowohl als Rhythmiker als auch als Lead-Saitenstreichler konnte er sich voll entfalten und seine Fähigkeiten/Fertigkeiten dementsprechend auch umfassend einbringen
Das Schlagzeug von Marko Hanisch schepperte und krachte ziemlich gewaltig und auf den Punkt genau. Zusammen mit dem grollenden, akzentuierten Bass-Spiel von Michael Gräubig entstand so ein stabiles und tragfähiges Rhythmusfundament. Dass diese beiden Instrumentalisten besonders aufeinander eingespielt sind, glaube ich wohl. Sie spielen/spielten jedoch auch schon seit Jahren gemeinsam in diversen Bands wie LONE WOLF, TINO Z. & DIE HEISSE MARMELADE oder HEISENBERG. Mit einem Schmunzeln nahm ich zur Kenntnis, dass beide in den Anfangstagen bei und mit NORDSTERN auf den Pfaden SANTIANOs wandelten.
Keyboarder Thomas Müller ist auch ein langjähriger Wegbegleiter des Schlagzeugers Marko. Beide zockten schon zu DDR-Zeiten beim aus der Schülerband TREND hervorgegangen PROJEKT X und sie tun das auch heute noch. Der Tastenmann von CRAYFOX spielte eher verhalten, rocksinfonische Keyboardausflüge konnte ich kaum entdecken. Der Mann hielt mit seinem Tastenspiel eher das ganze Tongefüge seiner Kollegen wie in einem Netz aus Tönen zusammen.
Wo haben die Kerle von CRAYFOX nur diese Frau ausgegraben? Beatrix Haase sang in Görlitz ja alles in Grund und Boden. Die Frau kann wirklich alles singen von der Ballade bis zur Hardrock-Hymne. Ihre kräftige und markante Stimme ist wirklich ein Pfund mit dem sie wuchern kann. Mit ihrem tollen Gesang, mit großen Bewegungsdrang und Gesten sowie mit ihrer sympathischen Ausstrahlung wickelte Beatrix die anwesende Besucherschar ganz locker um den Finger. Ein Blickfang für die Männerwelt ist sie außerdem.
CRAYFOX hatte unter anderem „Nemo“ von NIGHTWISH und die BEATLES-Nummer „Eleanor Rigby“ im Programm. Alles gut, alles schön. Aber mit „S.O.S“ von SILLY hatten sie dann ihre Begeisterungsangel nach mir ausgeworfen und richtig am Haken hing ich wenig später bei der CRAYFOX-Interpretation von CÄSARs „Hello Mister Biedermann“. Klasse!!! Die Überraschung war gelungen. Das Ding haute rein und zwar ganz tief. Ich schnappte nach Luft wie ein Karpfen und das aus reiner Freude. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, übernahm der Basser bei dem Song den Hauptgesang. Übrigens hatte die Band sich vor der Show vergewissert, dass APFELTRAUM dieses Lied nicht selber auf dem Zettel hatte.
Da CRAYFOX am selben Abend noch eine Mugge in Herrnhut hatten, konnten sie ihren Erfolg in Görlitz gar nicht ausgiebig genießen. Auch von APFELTRAUM-Auftritt erlebten sie leider nichts. Nach der letzten Zugabe hieß es nämlich fix abbauen, verladen und Abfahrt für die Kapelle.
ZU APFELTRAUM werde ich diesmal gar nicht viel schreiben. Oft genug habe ich ja über die Band nun schon berichtet. Die Männer lieferten jedoch solide CÄSARsche Hausmannskost aus RENFT-, KARUSSELL-, CÄSAR-TRIO- und CÄSAR & DIE SPIELER-Zeiten ab.
Spielfreudig wie eh und je bauten CÄSARs Söhne Robert und Moritz mit ihrer Truppe uns ein ums andere Lied aus Tönen, Melodien und Texten, die wir alle auf immer und ewig mit PETER „CÄSAR“ GLÄSER verbinden. Das war es doch auch, was wir alle wollten.
APFELTRAUM hatte in Görlitz wieder unter anderem mit „Der Apfeltraum“ „Liebeslied“, „Wer die Rose ehrt“, „Mitternachtsblues“, „Lieb ein Mädchen“ „Gelber Mond“, “Whisky“, „Mein Bruder Blues“, „Cäsars Blues“, "Im Bauch des Riesen" und „Steig ein“ ein CÄSAR-Hitprogramm vom Stapel gelassen, dass sich gewaschen hatte.
Die 3 Sänger Robert, Moritz und Big Joe brillierten jeder auf seine Art am Gesangsmikro. Dass sie die Lieder klug entsprechend der Stimme untereinander aufgeteilt haben, ist eben der Vorteil, wenn mehrere Sänger in einer band sind. Das bringt auch für die Zuhörer Abwechslung.
Das Publikum wurde wunderbar in das Konzert eingebunden und machte auch begeistert mit. Natürlich bereitete das auch mir Freude.
Aber es ist so wie jedes Mal, die Jungs können spielen so lange sie wollen. Am Ende bleiben bei mir insgeheim immer ein paar Liedwünsche übrig. Das ist nun mal so. Schließlich hat CÄSAR auch musikalisch viel hinterlassen und alles kann man nicht in ein Konzertprogramm packen.
Wichtig ist doch und das ist sogar entscheidend, dass Robert Gläser (Gesang, Bass)
Moritz Gläser (Gesang, Gitarre, Bass), Eberhard "Big Joe Stolle" (Gesang, Mundharmonika, Gitarre), Christian Gerlach, (Schlagzeug) und Mauro Pandolfino (Gitarre, Bass). CÄSARs Erbe bewahren und weitertragen. Das tun sie nun schon seit mehr als 3 Jahren und dafür bin ich dankbar.
Das Ende kam, wie immer, viel zu schnell. Es ist doch erstaunlich, wie schnell so ein gutes Konzert vorbei ist. Da hilft nur Ausschau nach dem nächsten Termin zu halten und der kommt mit Sicherheit. Das gilt aus meiner Sicht nicht nur für APFELTRAUM, sondern auch für CRAYFOX.
Gruß Kundi
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