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HELTER SKELTER 28.04.18 "Tante Ju" Dresden
HELTER SKELTER 28.04.18 "Tante Ju" Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 14.05.2018 18:50von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Ich fange meinen Bericht heute mal mit der Zahl sieben an. Irgendeinen Einstieg brauche ich ja und etwas Anderes ist mir nicht eingefallen. Die 7 ist eine natürliche Zahl zwischen 6 und acht. Es ist eine ungerade Zahl und eine Primzahl noch dazu. Ich glaube, dass die ersten Leserinnen und Leser schon an dieser Stelle genervt oder verzweifelt mit den Augen rollen, weil ich scheinbar wieder mal ganz weit weg vom Hobby eine Muggenpilgers, Konzertnomaden und Konzertgängers bin. Aber es wird jetzt sogar noch schlimmer, denn ich gedenke, auf der Zahl noch ein wenig weiter herumzureiten
Viele sehen die sieben als Glückszahl, in einigen Regionen Asiens steht sie jedoch als Unglückszahl da. Wer kennt nicht den Spruch vom „Buch mit 7 Siegeln“. Damit umschreiben wir einen Sachverhalt, eine Sache oder auch einen Menschen, welche wir überhaupt nicht verstehen. Rom wurde seinerzeit übrigens auf 7 Hügeln erbaut.
Angeblich schuf Gott in 7 Tagen die Welt, wobei er Tag Nummer 7 als Ruhetag auserkor.
Wir kennen die 7 Weltwunder der Antike und einige Märchen, in denen die Zahl 7 eine Bedeutung hat bzw. eine Rolle spielt. Mir fallen da zum Beispiel „Die sieben Schwaben“, „Der Wolf und die sieben Geißlein“, „Schneewittchen und die sieben Zwerge“(hinter den 7 Bergen), „Die sieben Raben“ oder „Das tapfere Schneiderlein“ (welches 7 Fliegen auf einen Streich schlug) ein.
Im Raum Dresden kennen wir außerdem auch noch die Rockband 7ieben. Um die Rocker von 7ieben wird es hier aber auch nicht gehen. Der Spruch „7 Bier sind auch eine Mahlzeit. Es gibt nur nicht genug zu trinken dazu“, dürfte auch vielen geläufig sein. Was hat der Kerl heute nur mit der 7??? Na gut, ich erlöse euch mal an dieser Stelle
Am 28. April 18 spielte wieder mal die Classic-Rock-Band HELTER SKELTER in Dresden und die besteht auf der Bühne nun mal aus 7 Personen. Deshalb dachte ich mir, dass die Zahl 7 doch mal ein netter Aufhänger für meine Schreiberei wäre. HELTER SKELTER gibt es mittlerweile seit 12 Jahren und in dieser Zeit hat sich die Band durch ihre vielen beherzten und musikalisch ausgefeilten Konzerte mit den größten bzw. besten Rocksongs der 60er bis 80er Jahre in die Herzen der Fans gerockt. Auch ich erlag bei meinem ersten Konzertbesuch holterdiepolter dem Zauber von HELTER SKELTER. Ich berichtete in der Vergangenheit nun schon mehrmals von der Truppe. Dabei führte mich damals zunächst erstmal nur die Neugier zu dieser Formation. Ich wollte nur mal gucken, was der Ex-PASSIONer und Ex-KARUSSELLer Lutz Salzwedel (heutiger Künstlername DAN LUCAS) so macht. Ich mochte seine Stimme schon damals auf der „Was kann ich tun“-LP aus dem Jahr 1984. Lieder wie „Du gehörst dazu“, „Bambule“ und vor allem die sensationelle Gesangsinterpretation der „Was kann ich tun für dich“-Ballade hatten es mir angetan und das sogar auf Lebenszeit, wie wir heute wissen.
Hals über Kopf erlebte ich bei meinem ersten HELTER SKELTER-Gig die Geschichte sieben auf einen Streich mal andersrum an meiner Person: 7 Musiker schlugen mich zwar nicht mit einer Klappe, aber sie eroberten mein Muggenpilgerherz sozusagen im Classic-Rock-Sturm. Zum Glück hat die Band für Dresdens besten Liveclub „Tante Ju“ so eine Art „Dauervisum“ und deshalb kommen die HELTER SKELTER-Kämpen in erträglichen Abständen wieder zu Auftritten in die Hauptstadt unseres schönen Sachsenlandes.
HELTER SKELTER spielt genau die Lieder, welche auch mich durch meine Jugendzeit begleiteten. Alle diese Songs wurden damals auch bei der Disco aufgelegt und sie liefen ebenfalls auf meinem Kassettenrecorder. Wenn man so will, gibt uns das Ensemble für ca. 3 Stunden am Abend unsere Sturm- und Drangzeit zurück. Natürlich habe ich seinerzeit auch ganz viel andere Musik gehört, das tue ich heute auch noch. Aber genau die Kracher aus dem HELTER SKELTER-Programm gehörten damals auch schon zu meinen Favoriten.
Die Musikerin und Musiker setzen ihre Liebe zu den Originalsongs mit Respekt, Leidenschaft, Freude sowie einem gehörigen Maß an gesunder und musikalischer Professionalität um. Sie nehmen sich dieser Lieder mit Kreativität und Phantasie an ohne sie zu verunstalten. Dieser Spagat zwischen nah am Original und eigenen künstlerischen Profil gelingt ihnen dabei hervorragend. Was mir ebenso wichtig ist, ist die absolute Spielfreude und –lust, welche die komplette Kapelle bei den Muggen ausstrahlt. Möglicherweise ist es für die Gruppenmitglieder von Vorteil, dass sie alle noch einen Hauptberuf haben und sie ihrer Passion für die Musik daher als Ausgleich frönen können. Die meisten von ihnen haben abseits der Bühne nichts oder nur wenig mit Musik zu tun. Da agieren zum Beispiel ein Rechtsanwalt, ein Lebensmittelchemiker, eine Geschäftsführerin eines Restaurants, ein Mitarbeiter eines beruflichen Fortbildungszentrums gemeinsam in dieser Combo. Gitarrist Peter Stapfer betreibt mit einem Partner zusammen eine Gitarrenverstärker- „Schmiede“.
Die Frau und die sechs Männer dieser Kapelle hatten sich lange genug angekündigt und auch wenn ich an diesem bewussten Sonnabend noch etwas mitgenommen von einer Familienfeier war, gab es für mich am Abend nur ein Ziel und das war selbstverständlich Dresdens bester Liveclub.
Erwartungsfroh warteten schon zahlreiche Fans auf den Beginn des Spektakels. Einigen Gesprächen konnte ich entnehmen, dass unter den Gästen, so wie ich, auch schon einige Wiederholungstäter waren. Sogar aus dem Land der Bayern reiste jemand an. Bis zum Beginn der Rockshow kamen weitere Konzertbesucher. Der Saal war ganz ordentlich gefüllt, aber bis zum „sold out“ war noch etwas Luft.
Endlich stimmten uns die konservierten BEATLES über die Lautsprecher langsam auf den Abend ein. Es war übrigens nicht der Song „Helter Skelter“. Begleitet vom vorfreudigen Beifall des Publikums nahmen die Bandmitglieder ihre Plätze auf der Bühne ein.
Mit astreinen Satzgesang und dem KANSAS-Hit „Carry on Wayward Son“ hängte die Kapelle ihre eigenen musikalischen Trauben zu Anfang gleich ziemlich hoch, aber auf diesem hohem Niveau blieb HELTER SKELTER auch gleich und das für den ganzen Abend. Den Solopart bestritt bei diesem Song Dan Lucas.
Das aus Andrea Emser (Saxophon, Gesang, Gitarre), Dan Lucas (Gitarre, Gesang),
Peter "Pesa" Schreiner (Gitarre, Harp, Gesang), Peter Stapfer (Gitarre, Klavier, Gesang),
Bassist Jens Mutter, Keyboarder Sascha Waibel und Drummer Oliver Dumin bestehende Rockseptett sprudelte regelrecht über vor Musikalität, Bewegungsdrang und Spielfreude. Es war als hätte man eine Horde spielwütiger Leute lange Zeit einzeln und ohne Instrumente in Kammern eingesperrt und nun endlich losgelassen. Wie befreit zockte der Musik-Siebener aus Süddeutschland und steckte mit der ganzen positiven Energie auch sofort das Publikum an. Dazu waren Sound und Licht, wie gewöhnlich in der „Tante JU“ saustark.
Man hat jede Menge zu schauen und zu hören während 3 Stunden HELTER SKELTER. bei mehr als 30 gespielten Songs ist das auch kein Wunder. Da werden Instrumente gewechselt, da wechseln sich die Sänger ab, herrliche Melodien und Solos klingen in den Ohren und der Bewegungsdrang einiger Musiker ist auch nicht zu verachten. Großartig wird auch das Publikum in diesen frischen Quell ausufernder Classic Rock-Mugge einbezogen. Das geschieht durch Blicke, Gesten, Mimik, Körperbewegungen der Musiker. Man hat oft das Gefühl der Musiker bzw. die Musikerin kommuniziert gerade direkt mit mir und das tut einfach gut. Man will als Musikfan ja auch verstanden und für voll genommen werden.
„White Room“ von CREAM, „RADAR LOVE“ aus dem Hause GOLDEN EARRING, URIAH HEEP‘s „Easy Livin‘“ ballerten durch die Boxen und den Saal. Band und Musik wirkten wie eine Zündschnur, die nur darauf gewartet hatte, dieses Begeisterungsfeuer der Leute in der Halle zu entfachen.
Es ist mir nicht möglich und auch nicht von mir beabsichtigt hier exakt aufzuklöppeln, welche Songs in welcher Reihenfolge gespielt wurden und wer sie gesungen hat. Aber bei einigen Liedern möchte ich es zumindest versuchen, damit die Leserinnen und Leser einen ungefähren Einblick in das Spektakel bekommen. Ich werde aber zumindest alle 4 Gesangsolisten hier mit ausgewählten Liedern nennen.
Anfangen möchte ich mit Saxofonistin Andrea Emser. Sie spielte unter anderem auch „Baker Street“ den bekannten Saxofon-Titel von GERRY RAFFERTY. Als Sängerin röhrte sie solche Knaller wie „Don’t Stop“ von FLEETWOOD MAC oder „Because the Night“ von PATTI SMITH/BRUCE SPRINGSTEEN. Aber den Vogel schoss sie für mich mit ihrer kraftvollen und kämpferischen Interpretation der NEIL YOUNG-Hymne „Rockin‘ in the Free World“.
Gitarrist Peter Stapfer setzte sich für ein Lied ans Piano und sang es gleich auch noch selbst. Diese Songperle war der „Logical Song“ von SUPERTRAMP. Ansonsten spielt der Typ wirklich eine heiße 6-Saiten-Axt. Ob leise Töne und Melodien oder glänzendes Instrumentalsolo – der Typ hat es wirklich drauf.
Von den vielen Liedern, welche Peter Schreiner sang, möchte ich mal die BRUCE SPRINGSTEEN-Titel herausgreifen. Wenn ich mich richtig erinnere, hat er gleich 3 Hits vom BOSS gesungen und das waren „Badlands“, „Dancing in the Dark“ und „Glory Days“. Die SPRINGSTEEN-Nummern passten voll zu ihm. Er schien gerade in dieser Rolle des ehrlichen Rock’n Roll-Arbeiters voll aufzugehen. Ich sah da ganz viel SPRINGSTEEN vor mir. Auch die PINK FLOYD- Evergreens „Another Brick in the Wall“ und „Wish you where here“ waren mit seiner Stimme grandiose Nummern.
Bei Dan Lucas würde eigentlich ein Lied als Beschreibung reichen, um den Mann für dieses Konzert in Dresden ein Denkmal zu setzen und das war „Child in Time“ von DEEP PURPLE.
Ich sag nur, Kundi hatte zentimeterdicke Gänsehaut und seine sämtlichen Körperhärchen standen stramm und gerade wie Streichhölzchen. Diese Stimme ist der Wahnsinn, unverwechselbar, stark und wohlklingend.
Aber Dan hatte selbstverständlich noch eine Reihe weiterer Glanznummern zum Gelingen der Show beizutragen wie beispielsweise „Urgent“ und „Juke Box Hero“ von FOREIGNER oder die LED ZEPPELIN-Überflieger „Stairway to Heaven“ und Whole lotta love“. Weiterhin sang er von DEEP PURPLE noch „Black Night“ und „Highway Star“.
Auch Drummer Oliver Dumin, Bassist Jens Mutter und Keyboarder Sascha Waibel machten ihre Jobs Klasse. Die Jungs hatten den Rhythmus einfach im Blut. Die ganze Band kam als geschlossene Einheit rüber in der jedes Bandmitglied seine Stärken ausspielen konnte bzw. jeder Musiker auch genug Luft zum Atmen hatte.
Nach der letzten Zugabe musste ich das gerade Erlebte und Gehörte erstmal sacken lassen.
Es war wieder eines dieser Konzerte, die man eigentlich konservieren und für immer festhalten möchte. Das war Rock’n Roll, wie er sein soll– geile Mugge und Emotionen pur. Danke, HELTER SKELTER und bis zum nächsten Mal in alter Frische in der „Tante JU“ zu Dresden.
Gruß Kundi
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