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DIE OSSIS und CARIE VAN HEDEN 30.04.16 Löbau
DIE OSSIS und CARIE VAN HEDEN 30.04.16 Löbau
in Konzertberichte 2019 und älter 08.05.2016 21:17von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Während in der Lausitz am 30. April schon die ersten Hexenfeuer brannten, rollte ich mit meinen über 100 treuen Motor-Mustangs aus Korea unter der Blechhaube über die Bundesstraße 6 nach Löbau. Völlig entspannt und ohne Hast näherte ich mich meinem Reiseziel. Obwohl es noch nicht mal 20:00 Uhr war, brannten an verschiedenen Orten schon die Scheiterhaufen. Diese Feuer in der Walpurgisnacht haben in unserer Gegend eine lange Tradition. Früher sollten damit wohl Hexen und Dämonen vertrieben werden. Das schönste und größte Hexenfeuer fand viele Jahre in Göda statt. Bis zur Wende war es das größte Ereignis seiner Art und ein absoluter Besuchermagnet. Die Leute kamen aus nah und fern.
Das Besondere am Gödaer Hexenfeuer war immer die Gerichtsverhandlung, die damals von Schauspielern des Deutsch-sorbischen Ensembles bzw. des Theaters gestaltet wurde. In einem groß angelegten Schauprozess wurden der Hexe alle schlechten Sachen der letzten 12 Monate angelastet. In einem Jahr kamen da sehr viele Straftaten zusammen. Das reichte beispielsweise vom schlechten Wetter, nicht termingerecht vollendeten Bauprojekten, über Missernten bis hin zu den Schlaglöchern in den Straßen. Das Urteil war jedes Mal Tod auf dem Scheiterhaufen und es wurde auch immer sofort vollstreckt. Eine Hexenpuppe wurde auf der obersten Spitze des Holzhaufens postiert und diese wurde am Ende natürlich ein Opfer der Flammen. Leider hat das Gödaer Hexengericht heute nicht mehr die Bedeutung und so einen Zulauf wie in den 80er Jahren. Schade eigentlich, aber heute will jedes kleine Kaff seinen eigenen Haufen verbrennen und Niveau ist dabei nicht immer wichtig. Hauptsache man kann sich hemmungslos besaufen.
Egal, wir wollen jetzt gedanklich weiter zu den OSSIS und CARIE VAN HEDEN fahren. Am in der Region weithin als Kulti bekannten Diskoschuppen waren ein großer Hexenhaufen, mehrere Versorgungsstände und ein Festzelt mit kleiner Konzertbühne aufgebaut. Wie irre das mit den Scheiterhaufen mittlerweile ist, zeigte sich in Löbau auch sehr deutlich. Ca. 200 Meter weiter war schon der nächste Hexenhaufen zu sehen und der brannte bereits. Während der am Kulti später durch Mitglieder des Löbauer Karnevalvereins in einer kleinen Zeremonie feierlich entzündet wurde.
Das weithin bekannte Intro zeigte auch dem letzten Zweifler wo der Muggen-Hase in den nächsten Stunden mit den OSSIS hinlaufen würde. Mit Sprüchen wie „Es lebe der Basssismus-Gitarrismus“ und „den Ostrock in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf“ und dem berühmten Walter Ulbricht-Zitat aus dem Jahr 1965 vom XI. Plenum des Zentralkomitees der SED „Ist es denn wirklich so, dass wir jeden Dreck, der vom Westen kommt, nu kopieren müssen? Ich denke, Genossen, mit der Monotonie des Je-Je-Je, und wie das alles heißt, ja, sollte man doch Schluss machen.“ wurde im Stil der DDR-TV-Nachrichtensendung „Aktuelle Kamera“ mit kräftigen Augenzwinkern auf das nachfolgende Konzertereignis eingestimmt. Das Intro, welches im Laufe der Jahre auch mal etwas aufgefrischt wurde, endete mit den Worten „Bitte begrüßen sie die verdiente Kapelle des Volkes – DIE OSSIS“.
Mit „KARATs „Jede Stunde“ kamen DIE OSSIS aus Berlin in Löbau dann aus den Startlöchern und sie begannen sogleich das Festzelt am Kulti und das anwesende Publikum mit ihrer Show und ostdeutschen Rock-Liedgut aufzumischen. Witzig fand ich bei diesem Opener wieder, dass der Kollege Noack sich zum Rocken hierbei zeitweise eine echte E-Gitarre griff, aber „Luftgitarre“ spielte, denn das Teil diente ihm nur als Deko. Später bewies er aber, dass er auch Gitarre spielen kann, denn bei einigen Songs begleitete er mit der Akustikgitarre.
Dass die Band sehr starke ROCKHAUS-Wurzeln hat, wissen wir schon lange. Mit Stamm-Schlagzeuger HeinzAngel (Michael Haberstroh) und Keyboarder Beathoven (Carsten Mohren) sind ja zwei aktuelle ROCKHAUS-Mitglieder und mit Aki Noack ein ehemaliges ROCKHAUS-Mitglied bei den OSSIS aktiv. Auch wenn HeinzAngel diesmal verhindert war und von dem jungen Drummer David Kewitz vertreten wurde. „Bleib cool“ war der erste Kracher aus dem Fundus der ROCKHAUS-Band. Später folgten noch „Mich zu lieben“ und natürlich „I.L.D.“.
Mit „Hallo Erde, hier ist Alpha“ hoben wir dann mit der BERLUC-Rakete in den Weltraum ab.
Acki Noack und Sängerin Carie van Heden wechselten sich während der Mugge am Gesangsmikro ab. Carie brachte uns in ihrer ersten Runde mit „Katzen bei Nacht“ und Traumzeit“ gleich 2 PETRA ZIEGER-Songs. Für „Nach Süden“ von LIFT und „Isolde“ sowie „Wetten du willst“ von PANKOW könnte ich die Jungs (insbesondere Sänger ACKI N.) knutschen. Es müssen eben nicht immer nur PUHDYS, CITY, KARAT sein. Der Ostrock war und ist ziemlich breit gefächert.
CARIE hatte ihre stärksten Gesangsmomente wieder in der SILLY-Runde mit „Bataillon d'Amour“, „Mont Klamott“ und „Die wilde Mathilde“. Übrigens hat Vertretungs-Schlagzeuger David beim erstgenannten SILLY-Song ebenfalls ein Schlagzeugsolo gespielt. Auch da hat er HeinzAngel würdig vertreten.
Auf die Einlagen des örtlichen Karnevalclubs gehe ich hier mal nicht weiter ein. Ich kann mit Karneval wirklich nix anfangen und der ganze Faschingskram streckte leider den Programmablauf ganz schön. Die OSSIS hatten derweil Pause.War ich froh als endlich wieder die Band dran war. Die Musiker sind ja Profi genug um sich auch durch solche Programmeinlagen nicht aus dem Konzept bringen zu lassen.
Die Ossis rockten sich wie immer gut gelaunt durch die Geschichte des Ostrock's und das von damals bis heute. Immerhin spielten sie an diesem Abend auch wieder sage und schreibe 4 Nachwende-Songs: „Alles nur geklaut“ (DIE PRINZEN), „Alles rot“ (SILLY), „Kling Klang“ (KEINZEIT) und „Hey, wir woll'n die Eisbärn sehn“ (PUHDYS). Doch der Schwerpunkt lag natürlich auf den Liedern von CITY, PUHDYS, SILLY usw. mit denen wir groß geworden sind. Von den PUHDYS gab es zum Beispiel "Alt wie ein Baum" und „Wenn ein Mensch lebt" zu hören. CITY war mit „Casablanca“ und „Am Fenster“ (nur echt mit der Geige und Henne Körbs spielt diese wirklich auch famos) vertreten. Auch Sänger Acki's bekannten und bei den Fans beliebten Ausflüge ins Publikum fehlten in Löbau nicht.
„I.L.D.“ ist vielleicht DER ROCKHAUS-Song überhaupt, der darf natürlich bei den OSSIS nicht fehlen. Neben Ackis Gesang ist für mich Beathovens Keyboardsolo im Mittelteil des Liedes auch immer ein Ohrenschmaus. Einfach wunderschön diese aus roten und weißen Tasten produzierten Klänge. „Du hast den Farbfilm vergessen“ von NINA HAGEN und UTE FREUDENBERGs „Jugendliebe“ mit CARIE am Mikro heizten noch mal die Stimmung etwas an.
Dafür fehlte "Komm doch mit" (zu 'nem Ritt auf dem Sofa) von AMOR & DIE KIDS zum wiederholten Male im Programm der OSSIS. Da muss ich mit der Band wohl langsam mal eine muggen-erzieherische Maßnahme ergreifen
„Alles rot“ von SILLY gefiel mir auch noch ganz gut. Aber es ging rasend schnell auf das Ende des Konzertes zu. Als Nachschlag servierten uns DIE OSSIS unter anderem noch „Über 7 Brücken“ von KARAT.
Ich machte mich nach der Show ziemlich schnell vom Acker und als ich über Land heimwärts fuhr, sah ich überall in bzw. bei den Dörfern noch die Hexenhaufen brennen.
Gruß Kundi
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