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Tina Voice & Akim Jensch 04.04.15 Kunsthof Mockethal
Tina Voice & Akim Jensch 04.04.15 Kunsthof Mockethal
in Konzertberichte 2019 und älter 16.04.2015 22:16von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Am Rundling 20, 01796 Pirna ist die offizielle Adresse einer für mich neuen Veranstaltungsstätte namens Kunsthof Mockethal. Am 04. April (Ostersonnabend) des Jahres wollte ich diese Oase der Kleinkunst erstmals aufsuchen. Also befragte ich im Vorfeld fleißig die allwissende virtuelle Glaskugel im Internet. Ich dachte zum Beispiel bei dem Begriff Rundling des Straßennamens an einen besonders geformten, markanten und großen Felsen oder Gesteinsbrocken, aber weit gefehlt. Auch die örtliche Lage von Mockethal wollte so (erst-)aufgeklärt werden. Die Feinjustierung der Fahrstrecke würde später das Navigationsgerät vornehmen.
Was unsere moderne Glasgoogle zu Mockethal, dem Kunsthof und den Begriff Rundling dann ausspuckte, fasse ich nachfolgend mit zwei oder drei Sätzen zusammen.
Mockethal ist ein ganz kleiner Stadtteil von Pirna mit sehr dörflichem Charakter. Der ursprüngliche Ortskern von Mockethal ist in einem Runddorf, auch slawischer Rundling genannt, angeordnet. Bei dieser Siedlungsform waren in grauen Vorzeiten die Wohnhäuser bzw. Gehöfte keil- oder sektorenartig um einen kreis- oder oval förmigen Platz gebaut wurden. Außerdem gab es auch nur einen Zuweg bzw. Zufahrt zu dieser Ansiedlung.
Genau dort, auf einem alten aus zwei Gebäuden bestehenden Bauernhof, befindet sich der von Ute und Jörg Nitzsche betriebene Kunsthof Mockethal. Ein Atelier und eine Ferienwohnung sind bereits eingerichtet. So weit ich das mitbekommen habe, ist Ute selber auch Malerin und die Urlauber können von ihr auch etwas lernen und/oder an Workshops teilnehmen. Außerdem werden auf dem Kunsthof Mockethal auch Konzertveranstaltungen/Lesungen durchgeführt. Vieles erinnert mich dabei an den Kunsthof Gohlis. Allerdings ist der KH Mockethal, wenn man so will, (noch?) wie ein kleinerer Bruder vom khg. Ich mag solche Läden und deren Betreiber, denn dort stehen noch die Künstler und die Künste im Mittelpunkt. Derartige Einrichtungen sind faktisch Oasen der Kleinkunst und sie bereichern das kulturelle Angebot ihrer Region erheblich. Übrigens stehen beide Kunsthöfe nicht in Konkurrenz zu einander. Für weitgereiste Künstler sind sie somit eine willkommene Gelegenheit in kurzer Zeit mehrere Auftritte in einer überschaubaren Entfernung zu absolvieren. Für zwei Konzerte lohnt sich für viele Musiker der Weg schon eher als für eine Mugge.
Ich finde es auch gut, dass dort kein Eintrittsgeld erhoben wird, sondern der Hut für die Musiker durchgereicht wird. Ich bin mir sicher, dass die meisten Besucher wie selbstverständlich einen angemessenen Geldbetrag in den Sammelhut werfen und dabei mehr hängen bleibt als wenn der betreffende Musiker für 7,- oder 8,- Euro Eintritt „gegen die Tür “ spielen würde. Von Luft, Liebe und/oder Beifall allein kann niemand leben. Der Musikanten oder die Musikanten bereiten ihren Zuhörern ja auch mehrere Stunden gute Unterhaltung und auch das soll entsprechend belohnt werden. Reichtümer sind so sicher nicht anzuhäufen, aber viele musizierende Freizeitmugger sind ja Idealisten und die freuen sich schon wenn sie mit schwarzen Zahlen aus so einem Abenteuer kommen. Übrigens hat diese Art der Musikerentlohnung noch den angenehmen Nebeneffekt, dass niemand über diese Eintrittspreise schimpft.
Mockethal liegt im (Elb-)Sandstein-Land und das sieht man auch, denn dieser schöne Baustoff ist auch im Kunsthof verbaut. Im Atelier konnte man diesen hellen Stein auch sehr schnell entdecken. Zum Beispiel war die Wand hinter den Musikern sehr ursprünglich gelassen worden, so dass man die einzelnen Steine und die Fugen sehr gut erkennen konnte. Ähnlich wie im khg zierten auch kunstvolle Malereien die Wände. Mir hat es dort sofort sehr gut gefallen.
Ute und Jörg kamen mir auch sehr natürlich und freundlich vor. Eine Grundversorgung mit Getränken und etwas Essbares waren auch vorhanden und das zu sehr humanen Preisen.
Außerdem erfreute mich, dass der Raum noch herkömmlich beheizt wurde. Das machte eine wohlige und angenehme Wärme.
Doch kommen wir jetzt mal langsam aber sicher zum Grund meines Ausfluges zum Kunsthof Mockethal. Besser gesagt waren es sogar zwei Gründe und die hießen Bettina Kruse-Schröder und Jens Schröder und diese beiden kommen eigentlich aus Osnabrück. Doch an diesem Ostersonnabend brauchten sie gar nicht so weit fahren, denn sie waren ja schon seit Gründonnerstag in Sachsen und sie hatten da auch schon einen Auftritt im Kunsthof Gohlis.
Das Leben ist manchmal wie ein Würfelspiel. Daran dachte ich an diesem Abend. Da denkt man, dass man an einem kalten Oktoberabend im Jahr 2007 in einem Festzelt auf dem Altmarkt in Hoyerswerda eine 6 gewürfelt hat, weil man eine tolle neue Band (KLARtext) kennenlernte und erlebte. Aber eine Woche später stellte sich das schon als Dreierpasch heraus, denn da kamen zu KLARtext noch TRIXI G sowie Tina Voice und Akim Jensch hinzu, denn dieses musikalische Dreier-Paket rockte damals das legendäre SURF.Inn und ich war von der Party, den Menschen und den 3 musikalischen Acts total gefesselt. Was sich daraus entwickelte, sind Freundschaften und damit verbundene Begegnungen / Aktivitäten im Netz und im realen Leben. Das waren auch die Anfänge meiner Freundschaft zu Tina und Akim.
Das Osnabrücker Musikerehepaar Jens Schröder und Bettina Kruse-Schröder ist seit dem Jahr 2007 als Tina Voice & Akim Jensch musikalisch aktiv. Ich habe das Duo so oft ich es konnte, live erlebt. Das geschah in kleinen bis mittleren Veranstaltungsräumen und auch open air. Dabei führten mich meine Wege und das zum Teil mehrmals nach Hoyerswerda, Bautzen, Berlin, Hainichen und Dresden. Davon tun mir keine Meile und kein Meter leid. Nach einer längeren Pause kreuzten sich im Kunsthof Mockethal endlich wieder unsere Lebenswege und ich freute mich auf Begegnung und Konzert zu gleichen Teilen.
Tina und Akim musikalisch in eine bestimmte Schublade zu stopfen, dürfte kaum gelingen.
Dazu ist ihr e Musik zu vielseitig und ihr Programm zu breit gefächert. Sie haben für sich einen ganz eigenen Weg künstlerischen Ausdrucks gefunden und der passt zu ihnen wie eine zweite Haut. Zum besseren Verständnis möchte ich aber ein paar Eckpunkte nennen. Ihre Musik geht von moderner Liedermacherei über keltische (ganz speziell irische oder schottische) Volksweisen, Amerikanischen Folk bis hin zum Folkrock.
Ihr vielschichtiges Repertoire besteht aus deutsch- und englischsprachigen Eigenkompositionen, ausgewählten Coversongs bis zu den traditionellen keltischen Liedern.
In der Hauptsache begleitet Akim alle Lieder mit der Akustikgitarre.
Musikalisch ist das trotzdem recht abwechslungsreich und das wird durch den zeitweisen Einsatz von Instrumenten wie Querflöte, Saxophon, Keltische Harfe oder (Glas-)Flute erreicht bzw. noch unterstrichen. Die Texte sind tiefsinnig und feinfühlig. Akim und Tina erlauben uns damit Blicke auf ihren eigenen kleinen Mikrokosmos und auf die große, weite Welt inklusive ihren Problemen.
Die Themen liegen ja praktisch auf der Straße. Sie singen von der Suche nach dem Sinn des Lebens, von Liebe, Lust, Freude, Freundschaft, Frust, Leid, Krieg und Frieden. Sie tun das aber nicht belehrend und mit erhobenen Zeigefinger, sondern sehr gefühlvoll und gerade das regt vielleicht auch so stark zum Nachdenken an. In den letzten Jahren entstanden viele neue Lieder mit Beteiligung anderer Künstler. So stammen einige Texte von André Dahlke und auch mein geliebter „Dichterfürst“ Andreas Hähle schreibt inzwischen für Akim.
Mit "Wenn wir durch die Lande ziehen" und „Kinder dieser Welt“ begann die musikalische Reise und der dritte Song des Abends war gleich ein erster Höhepunkt. Es handelte sich um
"Green Fields of France". Wir alle das Lied ganz sicher auch zumindest in seiner deutschen Fassung "Es ist an der Zeit" von Hannes Wader. Für mich ist das jedenfalls ein sehr zu Herzen gehendes und nachdenkenswertes Antikriegslied. Vielleicht ist es sogar eines der besten Friedenslieder überhaupt. Hierbei wechselten sich Tina und Akim bei den Strophen im Gesang ab. Tina sagte sinngemäß, dass dieses Lied sie sehr berührt und sie deshalb Schwierigkeiten hat, das Lied durchzusingen und deshalb übernimmt jetzt Akim immer eine Strophe.
Was Tina und Akim insgesamt im Kunsthof Mockethal darboten, versetzte mich in freudiges Erstaunen. Das lag ganz einfach daran, dass das Duo sich künstlerisch weiterentwickelt hat und beide auch viel lockerer geworden sind. Da machten sich die vielen absolvierten Konzerte richtig bezahlt. Auch die Zusammenarbeit mit den bereits genannten Textern und weiteren Künstlern trugen nicht unerheblich zum Erfolg bei. Außerdem war das Programm mit vielen neuen Liedern gespickt.
Natürlich haben Songs wie „Sand der Zeit“ „Liebe mich, wenn du es kannst“, oder „Des Künstlers Waffen“ einen gewissen Anspruch. Aber auch dafür gibt es ein Publikum. Im Kunsthof Mockethal lauschten die Besucher sehr aufmerksam und leise den Künstlern. Das war sehr, sehr angenehm und steigerte das Konzerterlebnis noch zusätzlich.
Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass Tina und Akim ganz einfach mit Liebe und Leidenschaft musizierten. Das spüren auch die Zuhörer.
Das von Hähle getextete „Geteilt verpeilt“ war dann schon wieder ein Kracher. Die dynamische, rhythmische Melodie heiratete Hähle’s tollen Text mit den sprachlichen Bildern und dem Wortwitz und der singende Akim mit seiner Gitarre war der Standesbeamte. Jetzt komme ich gerade ins Grübeln, weil der Akim auch die Melodie geschrieben hat. darf er da überhaupt diese Hochzeit vollziehen? Egal, da sagen wir einfach der Herr Jens Schröder hat das Lied komponiert und schon stimmt der laden wieder.
„Where are You“ und „Listen“ waren dann Tina und ihrer Keltischen Harfe vorbehalten
Das brachte ganz andere Klänge in den Raum.
Die Keltische Harfe ist übrigens etwas kleiner als die normale Konzertharfe und der Tonumfang bei den Basstönen ist auch etwas geringer. Natürlich verbinden wir sie sehr mit der irischen Musik und das nicht zu unrecht. Das Instrument gehört einfach zu Irland und man kann es sogar fast als Wahrzeichen Irlands bezeichnen.
Schließlich war und ist die Keltische Harfe als Symbol auf den irischen Münzen abgebildet. Auf den früheren irischen Pfund-Münzen und auch auf den heutigen irischen Euro-Münzen ist auf der Rückseite die Harfe zu sehen. Außerdem befindet sie auch im bzw. auf dem Wappen der Republik Irland diese Harfe, zum Beispiel auf der Standarte des Präsidenten.
Das Konzert ging ganz entspannt in zwei Teilen über die Bühne. Niemand war von irgendeinen Zeitplan getrieben und auch die Pause trug dazu bei, dass man diese Lieder richtig genießen konnte. Durch die Pause konnte man den ersten Teil gedanklich schon mal richtig sacken lassen.
Aber auch die zweite Runde hatte es in sich. Tina und Akim hatten noch einige schöne Songs aus ihrem Repertoire bereit. Akim sang zum Beispiel vom „Sisyphus“ und Tina ließ in „Dragons Cry“ den Drachen schreien. Letztgenanntes Lied schrieb sich übrigens extra zum Geburtstag einer guten Freundin, die eine Sammlerin von Drachenfiguren ist. Mit „Autumn“ und „Suche“ folgten auch 2 von den älteren und mir sehr gut bekannten Liedern. Extra für mich spielte und sang Akim dann noch „Gleicher unter Gleichen“, was für uns beide wohl zugleich humanistische Hymne Erinnerung an tolle Zeiten in Hoyerswerda ist. Da darf man auch ganz unauffällig mal ein Tränchen verdrücken.
Das schöne Konzert endete natürlich mit Zugaben und viel Applaus.
Was denn Abend aber erst richtig rund machte, war das angenehme und ausgiebige Plaudern in kleiner Runde im Anschluss an die Mugge. Es war wirklich schön mit Schröders aus Osnabrück bei Nitzsches am Rundling in Pirna-Mockethal
Den Kunsthof Mockethal habe ich bestimmt nicht zum letzten Mal besucht. Den Laden kann ich euch wirklich nur empfehlen.
Gruß Kundi
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