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PROFT & Kollegen 17.01.15 Irish Pub "Black Raven" "Hoyerswerda
RE: PROFT & Kollegen 17.01.15 Irish Pub "Black Raven" "Hoyerswerda
in Konzertberichte 2019 und älter 30.01.2015 11:18von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Am 15.Januar 1993 trat ein junger Musiker erstmals öffentlich mit eigener Band in einer Stadt mit damals 61000 Einwohnern auf. Die Stadt hat seit damals den größten Einwohneraderlass ihrer Geschichte erlebt und der dauert auch noch an. Heute leben nur noch ca. 35000 Menschen in Hoyerswerda. Hat man bis 1990 noch fleißig neue Wohnblöcke gebaut, so baut man sie heute zurück oder reißt sie gleich ganz ab. Die Stadt verändert tagtäglich ihr Gesicht und viele ziehen weg der Arbeit hinterher, weil sie hier keine Zukunft sehen. Auch der 1972 in dieser Stadt geborene Musiker Frank Proft bekam das alles zu spüren. Seine eigene Geschichte ist mit Hoywoy fest verbunden. Hier lernte er Gitarre spielen. Seine ersten Schritte als Musiker machte er in einer Schülerband und im Chor des Hauses der Berg- und Energiearbeiter (heute Lausitzhalle). Er spielte in verschiedenen Bands bis er an jenem 15. Januar 1993 erstmals mit eigener Band PROFT den Weg in die Öffentlichkeit suchte und ging. Der erste Auftrittsort war der damalige Einsteinclub in der Einsteinstraße, ein funktionaler Flachbau, wie es sie früher in fast jedem Neubaugebiet vorzugsweise als Jugendclub gab.
Proft wohnt heute nicht mehr in der Konrad Zuse- (und für mich unbedingt auch Gerhard Gundermann-)Stadt im ehemaligen Lausitzer (Braunkohle-)Revier. Aber im Herzen trägt er diese Stadt mit sich herum und wie viele Ex-Hoyerswerdaer kehrt er auch immer wieder hierher zurück. Ein glücklicher Zufall will es, dass der ehemalige Einsteinclub noch steht und dass es dort auch noch regelmäßig Livemusik gibt. Der Laden heißt heute allerdings Irish Pub „Black Raven“ und wird seit 1996 von Thomas „Ecki“ Eckhardt betrieben. Das urige und gemütliche Ambiente, das nette Team um Ecki, die Livemusik und natürlich auch die Auswahl an leckeren Getränken machten den Pub zum beliebten Treffpunkt für unternehmungslustige Leute in Hoywoy. Seit ein paar Jahren feiert Frank Proft immer im Januar an dieser Stelle sein Bühnenjubiläum und das mit musikalischen Gästen. Letztes Jahr habe ich diese Mugge leider verschlafen müssen. Doch am 17. Januar des Jahres 2015 waren bei mir alle Zeichen auf PROFT gestellt: Das hieß natürlich freie Fahrt für Muggenpilger Kundi von daheim bis zum Ort wo vor 22 Jahren für Frank Proft alles begann. Das Abenteuer einer neuen Mission Bühnenrand begann.
Ich war ja nun auch schon einige Male im „Black Raven“ zu Hoyerswerda, aber so voll habe ich den Laden auch noch nicht erlebt. Während der Mugge wäre ein Umfallen gar nicht möglich gewesen. Das Bild von den Ölsardinen in der Dose soll mal an dieser Stelle als bildliches Gleichnis dienen. Unter den Besuchern waren auch einige bekannte Gesichter. Ich habe mich sehr gefreut, zum Beispiel Romy und Erik aus Chemnitz und nach vielen Jahren auch mal Mirko wieder zu sehen. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich meine auch Hans-Christoph (hcg-aue) erkannt zu haben? Gegrüßt haben wir uns jedenfalls im Vorbeigehen.
Frank Proft kam nicht „nur“ mit Sandra Große und seinem brandneuem Album „Plan vom Glück“ in seine Heimatstadt, er hatte die beiden ROCKHAUS- / DIE OSSIS-Musiker Carsten „Beathoven“ Mohren und Michael „HeinzAngel“ Haberstroh gleich auch noch mitgebracht. Das erklärte auch die ROCKHAUS-Fans im Publikum. „Plan vom Glück“ wurde im METROPOLYX recording studio produziert, aufgenommen, gemixt und gemastert. HeinzAngel und Beathoven (zugleich Produzent) spielten die Songs auch mit ein. Es waren also fast alle da, die musikalisch am Album mitwirkten. Eigentlich fehlten nur Proftis Tochter Florentine (Duettpartnerin bei Titel „Mein Engel“) und Bassist Thomas Wolfram.
Den ganzen Abend lang ging es in Ecki’s guter (Gast-)Stube heiß her. Hoywoy ist eben immer noch Proft-Stadt. Auch wenn Frank seit Jahren nicht mehr in der Stadt wohnt. Aber er schaut den Leuten immer noch aufs Maul, weiß wie sie ticken, welche menschlichen Themen sie bewegen und das steckt er auch in seine Lieder. Salopp könnte man auch sagen, einer von hier und von uns macht Musik für uns. HeinzAngel am elektronischen Drumset und Beathoven an den Tasten machten den Sound natürlich bei diesem Konzert satter und runder. Auch in Sachen Backroundgesang legten sie sich ordentlich ins Zeug. Frank Proft gab wieder 100 % + x als Sänger und Gitarrist (6- und 12-saitige Akustikgitarre im Wechsel). Das schätze ich auch so an ihm, dass er den Leuten immer eine ordentliche und gute Mugge bieten möchte. Das merkt man als Zuhörer. Bestens funktioniert es, wenn das Publikum ihm auch entsprechende Reaktionen in Form von Beifall, Mitsingen und anderen Begeisterungsbekundungen zurückgibt. Das war in Hoyerswerda auch wieder der Fall. Alles andere hätte mich auch gewundert.
Der musikalische Fahrplan des Abends setzte sich aus Liedern vom neuem Album „Plan vom Glück“, älteren Proft-Titeln und einigen Coversongs zusammen. „Alles dreht sich weiter“. „Machs gut“, der PUHDYS-Coversong „Blind geboren“ (von deren LP “Ohne Schminke“) gehörten zu den gespielten Titel. Auch der eigentlich als Duett mit seiner Tochter angelegte Song „Mein Engel“ fand den Weg in die Ohren der Konzertbesucher. Frank übernahm den gesanglichen Tochter-Teil einfach gleich mit.
Lieder von hier für die Leute von hier – das zieht sich zumindest nach meinem Verständnis eigentlich wie ein roter Faden durch die Karriere von Frank Proft. Von seiner ersten Single „Sehnsucht“ aus dem Jahr 1995 bis zu „Es war ein Land“ vom aktuellem Album kann man das nachvollziehen. Die Lieder haben Ohrwurmcharakter und die Texte sprechen den Menschen einfach aus der Seele.
Nein, die meisten PROFT-Lieder behandeln nicht die großen Probleme der Welt. Das ist auch nicht nötig und das können andere wie Lindenberg oder Grönemeyer sicher auch besser. Aber der kleine Mikrokosmos eines jeden Menschen mit Liebe, persönlichem Glück, Heimat, Verlust von lieben Menschen durch Tod usw. ist es auch mehr als wert besungen zu werden und Franks Lieder geben so auch ein Stück Kraft, Hoffnung oder auch Trost in den unterschiedlichen Lebenslagen.
Unheimlich toll finde ich, dass Proft „Blind geboren“ nicht nur für seine neue Silberscheibe aus der PUHDYS-Versenkung geholt hat, sondern dass er den Song auch im Liveprogramm hat. Ich mag das Lied einfach. Es spricht mich an und berührt mich auch. „Blind geboren“ gehört für mich zu Unrecht zu den fast vergessenen Liedern der PUHDYS.
Ich fand es Klasse, wie die Leute den ganzen Abend mitsangen, mitklatschten und damit den Musikern auch etwas zurückgaben. So war es für beide Seiten eine Bereicherung und ein erinnerungswürdiger Gig. Natürlich wurden die musikalischen Darbietungen von Frank, Sandra, Beathoven und HeinzAngel noch mit zahlreichen Ostrock-Klassikern bereichert. Dabei stört es mich überhaupt nicht, dass dabei auch Lieder sind, die ich live eigentlich überhaupt nicht mehr hören kann (z.B.: „Kling Klang“ und die zwei PUHDYS-Lieder „Alt wie ein Eisbär“). Das reißen aber andere Lieder wie die beiden ROCKHAUS-Hits oder das Duett von Sandra und Frank „An den Ufern der Nacht“ ganz locker wieder raus. Ich weiß selbstverständlich, dass es eine ganze Masse an Leuten gibt, die das Keimzeit-Geklingel oder die schlittschuhfahrenden Eisbären unbedingt hören möchten. Das ist auch völlig okay.
Ein Nachwuchs-Drummer lieferte sich außerdem noch ein kleines Trommelduell mit Michael „HeinzAngel“ Haberstroh. Dass Frank Proft jungen Musikern diese Plattform bietet, macht in mir auch sympathisch. Nach dem Konzert wechselten noch einige PROFT-CDs den Besitzer und die Musiker schrieben geduldig, freundlich und bereitwillig ihre Namenszüge auf so manches Booklet. Außerdem entwickelten sich auch viele Gespräche zwischen Fans und den Protagonisten des Abends.
Gruß Kundi
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