LIFT in Lomnitz 2006 ( 29.09.2006 )
Ein warmer Spätsommerabend in der renovierten Dorfkirche Lomnitz, nahe Dresden. Hier vor Ort ist der Aufbau Ost nicht ein anonym gesagtes Wort, sondern heißt Marion, der Name der Pfarrerin, die sich engagiert, manchmal vielleicht starrköpfig, für ihr Gotteshaus eingesetzt hat. Die Mühe hat sich gelohnt. Außen sowie innen empfängt den Konzertbesucher ein wahres Kleinod, das man hier nicht vermutet. Zwar ist nicht jeder Platz bis in die Emporen besetzt, aber es sind sehr viele gekommen, um ihre neue Kirche zu feiern und natürlich die Band, die jährlich ein Mal vor dem Altar ihre Rockballaden zelebriert.
Ich geb’s zu: Ich war höllisch skeptisch! Hatte ich doch noch den kalten Winterabend 2002 in so einem Heizhaus in Köthen/Anhalt in meiner Erinnerung und andererseits natürlich die Konzerterlebnisse aus dem Keyboardzeitalter der 197er Jahre. Würde Lift-Musik in kammermusikalischer Kleinstbesetzung die gleiche Stimmung verbreiten können?? Um es vorweg zu nehmen – JA . Nur anders eben.
Äußerlich kaum verändert in all den Jahren hat Werther Lohse sein Publikum von Beginn an unmerklich in eine musikalische Zeitreise gelockt. Natürlich will ich die Klassiker hören und mich „Am Abend mancher Tage“ ein wenig von dieser „Abendstunde, stille Stunde“ verführen lassen. Und genau das tut die Band, einfühlsam, unaufdringlich, stilvoll. Reduziert auf das Kleinstmögliche, entfalten die alten Songs plötzlich eine Poesie und Ausstrahlung, wie ich sie so nicht vermutet hätte. Werther vollzieht eine Gratwanderung, denn die Stimme von LIFT ist das Bindende. Geige, Mandoline und Gitarre bilden den Rahmen, in dem sich die Songs entfalten können. Die Band verzaubert jeden einzelnen in der Lomnitzer Kirche. Ich krieg’ Gänsehaut als ich Songs höre, die ich mit der Stimme von Henry Pacholski verbinde. Die wenigen neueren Lieder fügen sich in dieses Konzept ein. So etwas wie Routine kann ich nicht erkennen – Bodo’s Gitarre hat mal einen Hänger und an anderer Stelle greift Ivonne in die falsche Taste – Musiker wie Publikum amüsieren sich köstlich. Die Nähe und Intimität des Ortes lassen Distanzen nicht zu. Gut so!
Ich hab’ jetzt meinen inneren „ LIFt-Frieden“ gefunden, kann mit der Band und der Musik wieder etwas anfangen, ohne das Vinyl von damals aufgeben zu müssen. Und Werther hat so ein altes Foto von damals bestaunt und sich erinnert. Was will ich eigentlich mehr ……………