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AC/DC - Schocktherapie unter Palmen in der Vorweihnachtszeit 03.12.11
AC/DC - Schocktherapie unter Palmen in der Vorweihnachtszeit 03.12.11
in Konzertberichte 2019 und älter 28.07.2013 09:24von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Bei 36 - 38 Grad Celsius dachte ich mir, ihr braucht eine Erfrischung. Hier ist ein Bericht aus der Vorweihnachtszeit 2011. Dauert ja auch nicht mehr lange bis zum nächsten Weihnachtsfest und bis dahin "Haltet durch".
„Vorfreude, schönste Freude. Freude im Advent. Tannengrün zum Kranz gewunden, rote Bänder dran gebunden…“ Ständig muss man in Büros und in heimischen Stuben Räucherkerzengestank ertragen. Geht man mal in ein Einkaufscenter wird man zwangsberieselt mit Weihnachtsliedern und die Leute stürmen die Läden als wäre Weihnachten schon am nächsten Tag. Und ich? Bei soviel „heile Welt“-Gehabe 3 Wochen vor dem Fest könnte ich kotzen. Aber man soll ja nicht eher brechen als der Eimer da ist.
Haben die Menschen denn keine anderen Probleme oder fliehen sie so für ein paar Wochen aus der Realität? Ich weiß es nicht, aber mein Ding ist das eben nicht. Nein, ich bin kein genereller Weihnachtsmuffel. Ich mag Weihnachten sogar. Aber alles hat seine Zeit und bei mir beginnt die Vorfreude auf Weihnachten am 23.12. nach der Arbeit.
Ich hielt es jedenfalls nicht mehr aus und brauchte am Wochenende irgendeinen besonders krassen Gegensatz zu dieser ganzen Vorweihnachtssoße und zum alltäglichen Stress. Was tun, sprach Zeus, die Götter sind besoffen und der Olymp ist vollgekotzt (frei nach Thomas Gottschalk im Film Die Supernasen“). Diesen stark veränderte Spruch, der seinen Ursprung eigentlich im Schiller-Gedicht „Die Teilung der Erde“ hat („Was tun, spricht Zeus, die Welt ist weggegeben…“), wurde zum geflügelten Wort für eine gewisse Ratlosigkeit. Da konnte eigentlich nur noch eine ordentliche Mugge helfen. Was ich so in meinem Kalender für den Sonnabend fand, schien mir aber diesmal nicht richtig zu helfen oder war mir einfach zu weit entfernt. Doch wenn man nicht mehr weiter weiß, kommt irgendwo ein Anruf her. Um genauer zu sein, es waren seit Mitte der Woche sogar mehrere Telefonate, die Tina mit mir führte. Dadurch hatten sich auch die Vorzeichen deutlich geändert. Der Rest war nur noch Formsache.
Endlich war der Sonnabend heran und am späten Nachmittag waren wir gemeinsam auf der Autobahn zur (Großstadt-)Hölle unterwegs. Berlin empfing uns laut, hektisch und an einigen Ecken weihnachtlich geschmückt. Schien fast so, als wäre ich vom Regen in die Traufe gekommen. Aber es wurde dann doch besser. Als wir nach einigen Irrungen und Wirrungen den Veranstaltungsort erreichten, wies uns eine leuchtende Palme dem Weg zum Eingang. Durch den Besuch der Internetseite www.rock-unter-palmen.de war ich zwar informiert, dass es sich um die Palmenhalle einer großen Baumschule handelte in der im Winterhalbjahr Konzerte stattfinden, aber was ich dann im Inneren des Gebäudes sah, war dann doch irgendwie putzig. Ich kam mir wie in einem Dschungelcamp für Rockfans vor. Überall standen große Palmen verschiedener Arten herum. Dazwischen waren Tische und Stühle aufgestellt. Na ja, das sind wenigstens keine geschmückten Tannenbäume, dachte ich. Palmen erinnern mich ja immer an Sonne, Strand und Wärme. Doch besonders warm war es noch nicht in der Palmenhalle. Für Getränke und einfache Speisen war jedoch gesorgt. Die Preise waren auch akzeptabel. Eintritt kostete 12 Euros, 0,4 l Bier waren für 2,50 Tacken zu haben und der Kaffee stand mit 1,- Euro zu Buche. Genau in dieser Reihenfolge habe ich jedenfalls gelöhnt.
Vor der Bühne war zunächst ausreichend Platz. Gegen 21.15 Uhr ertönten Herzschlaggeräusche aus der Anlage, blaues Licht und die ersten Nebelschwaden hüllten die Bühne ein. Ich mag dieses schaurig-schöne Vorspiel bei dem die Musiker auf die Bühne kommen. Man fühlt sich ein wenig wie beim Anschauen eines Gruselfilmes. Vom Publikum nicht zu sehen, scheint sich in dieser Zeit die Wandlung des ruhigen, sympathischen Mitbürgers Lars Sens in den völlig abgedrehten, wahnsinnigen Doktor Kinski zu vollziehen. Folgerichtig beginnen die Musiker „Hells Bells“ zu spielen und dann stürmt er vor, der irre und von allen guten Geistern verlassene Doktor. Fast scheint es so als wäre er der Hölle selbst oder zumindest den Laboren der Umbrella Coporation der Videospielserie Resident Evil entsprungen. Aber Lars Sens will doch nur spielen und die Lieder einer der großartigsten Rockbands der Welt singen. ;-). Wir reden hier natürlich von AC/DC *g*;-). Es gibt ja AC/DC-Coverbands wie Sand am Meer. Einige davon habe ich schon gesehen und gehört. Manche gefallen mir ganz gut, manche weniger. Was die meisten dieser Bands gemeinsam haben, ist ein ähnlich wie Angus Young gekleideter und agierender Gitarrist. Bei der Band Dr. Kinski ist das alles etwas anders. Natürlich erklingen die Hits von AC/DC auch bei den Kinski’s, aber mit dem „Irren“ als Frontmann heben sie sich doch deutlich aus der Masse heraus. Der Wahnsinn hat also Methode ;-). Ich habe bis hierher jetzt immer von Dr. Kinski geschrieben. Das ist zwar richtig aber unvollständig. Denn Dr. Kinski gibt es in der lauten Variante (das nennt sich dann Dr. Kinski AC/DC Schocktherapie) und in der akustischen Variante (Dr. Kinski und sein Salonorchester). Beide Programme haben jeweils ihren besonderen Reiz. Aber ich glaube, das hat sich schon ziemlich weit herumgeschwiegen.
In der Palmenhalle durften wir uns von der Band mal wieder schocktherapieren lassen. Es wurde eine der besten lauten Dr. Kinski-Muggen, die ich je erlebt habe. Die Protagonisten schäumten vor Spielfreude und – lust bald über. Das Publikum ging begeistert mit und das ganze Spektakel ging auch noch bis gegen 00.15 Uhr. Wenn man die Pause abzieht waren das reichlich 2,5 Stunden reine Spielzeit. Natürlich heizte der Frontmann dem Publikum und auch seinem Praxisteam ordentlich ein. Aber die Musiker und die Fans blieben ihm nichts schuldig.
Die Halle kochte, auf der Bühne knallten, blitzten und brannten jede Menge Pyroeeffekte. Natürlich fehlte auch die Papierschnippsel verschießende Panzerfaust nicht, die der Frontmann höchstselbst bediente. Für das Feuerspuckern war allerdings Assistent Robert zuständig. Der ganz in schwarz gekleidete Doktor war unablässig unterwegs und dabei ließ er wohl keinen Zentimeter Bühnenboden aus. Er schnitt Grimassen, schlug sich selbst manchmal ins Gesicht und es schien als wäre er wirklich irre oder zumindest auf Drogen. Der Typ ist ein Entertainer der besonderen Art. Zeitweise plauderte er im Wiener Dialekt, dann wieder im Stile des alten Mafiosos aus dem Film „Der Pate“ und natürlich auch ganz normal in deutsch.
Insgesamt spielte die Band 23 oder 24 AC/DC-Hits. Wenn ich es richtig verfolgt habe, waren 15 oder 16 aus der Bon-Scott-Ära und 9 aus der Neuzeit mit Sänger Brian Johnson. Angemerkt sei, dass die „Neuzeit“ jetzt schon über 30 Jahre andauert. Ich möchte die Songs gar nicht alle aufzählen, so was ist ja langweilig. Natürlich kommt man an einigen Hits wie Highway to Hell“, „Back in Black“ oder „Hells Bells“ ganz einfach nicht vorbei, denn das wollen die Leute unbedingt hören. Aber auch edle Altperlen wie „Sin City“ oder „Night Prowler“ sind immer wieder schön anzuhören. Der Renner des Abends für mich war jedoch der Blues-Klassiker „Baby, Please Don’t Go“ (Original von Big Joe Williams aus dem Jahr 1935), den die Australier 1975 auf der australischen Version des Albums „High Voltage“ coverten. Wir Europäer kamen offiziell erst mit der EP „74 Jailbreak“ Mitte der achtziger Jahre in den Genuss dieses Stück zu hören, da das „High Voltage"-Album für den Weltmarkt (1976) ein gänzlich anderes war, als das australische. Lediglich zwei Songs stimmten überein.
Der durchgeknallte Doktor Kinski wäre natürlich nichts ohne die Instrumentalisten und diese leisteten in der Palmenhalle ganze Arbeit. Da wäre zunächst Gitarrist Michael „Lefty“ Linke zu nennen, vom Doktor wurde er scherzhaft als die „alte Frau“ vorgestellt. Wenn schon Frau zu Lefty sagen, dann aber bitte Grande Dame, lieber Frontmann *g*;-). Lefty ist und bleibt einer der besten Gitarristen hierzulande. Gewöhnlich steht als zweiter Gitarrist bei den lauten Kinskis Stefan Schirrmacher auf der Bühne, aber er fehlte entschuldigt, da er derzeit auf Weihnachts-Tour mit Frank Schöbel ist. Schon wieder was mit Weihnachten zu diesem frühen Zeitpunkt. Aber die Kapelle Kinski ist gar nicht unflexibel und borgte sich bei der eigenen Akustik-Variante einfach Frank „Rock“ Wellfair als Seitenquäler für dieses Konzert aus. Es war das erste Mal, dass ich Frank mit E-Gitarre erlebt habe und er war mehr als ein Ersatz. Lefty und er lieferten sich an diesem Abend unter Palmen herrliche Duelle mit der Kraft der insgesamt 12 Saiten. Überhaupt schreibe ich hier gerne, dass das gesamte Kommando Kinski wirklich durch eine großartige Show bestochen hat. Da beziehe ich alle Musiker mit ein. Die Herren wechselten auf der Bühne, hatten oft die pure Freude im Gesicht stehen und das musikalische Ergebnis lässt mich noch heute schwärmen und zufrieden grinsen. Na gut, ich möchte nicht lügen, Dicki Grimm beteiligte sich an den Platzwechseln nicht, das macht sich ja als Schlagzeuger einer Hardrock-Combo auch schlecht *g*;-). Dafür hat er aber wieder getrommelt, was das Zeug hielt. Druckvoll, kräftig, rockig - so muss ein Schlagzeug einfach auch klingen bei dieser Mugge. Optisch gut kommt es ja immer, wenn Dicki bei einem Song mit brennenden Drumsticks spielt. War es gleich nach der Pause bei „Back in Black“ oder bei einem anderen Song? Da bin ich mir nicht mehr ganz sicher, das ist aber auch völlig egal.
Basser Michael „Pitti“ Pflüger spielte das ganze Konzert über mal den absolut coolen Rockstar mit der Sonnenbrille. Das hat mir sehr gut gefallen und es war unter Garantie nicht einfach bei den Scherzen des Frontmannes und der Riesenstimmung im Saal die ganze Zeit so ernst zu bleiben. Ansonsten baute er den ganzen Abend natürlich wieder ein sehr solides Tiefton-Fundament. Der finale Abschluss-Titel der Show hieß natürlich „For Those About To Rock“. Das ist für mich DIE AC/DC-Hymne für und an die Fans schlechthin. Da wird das alte Rockerherz weich wie Butter ;-). Familie Kinski hatte natürlich keine Chance, die Bühne nach diesem Song endgültig für diesen Abend zu verlassen. Die Meute im Saal forderte eine kleine Zusatzschicht und bekam sie schließlich auch bewilligt. Da haben wir aber noch mal Glück gehabt, dass wir so gefeiert haben. Sonst wäre uns ja das Sahnedessert „Hell Ain't A Bad Place To Be” entgangen. Übrigens den ganzen vorzeitigen Weihnachtskleister konnte ich in dieser Nacht natürlich wunderbar vergessen.
Gruß Kundi
RE: AC/DC - Schocktherapie unter Palmen in der Vorweihnachtszeit 03.12.11
in Konzertberichte 2019 und älter 28.07.2013 11:17von Drachenuli • | 1.023 Beiträge | 2222 Punkte
Hört sich super an, habe mal auf deren Homepage gestöbert, finde aber keinen Termin in meiner Nähe.
Für Weihnachten empfehle ich das auf der Seite abgebildete Album:
http://www.riffraff1.de/music.htm
https://www.youtube.com/watch?v=W7SoRFqr4FY
Leider habe ich diese Band auch noch nicht Live erlebt.
Uli.
RE: AC/DC - Schocktherapie unter Palmen in der Vorweihnachtszeit 03.12.11
in Konzertberichte 2019 und älter 28.07.2013 12:28von Tina mit Hut • | 329 Beiträge | 742 Punkte
RE: AC/DC - Schocktherapie unter Palmen in der Vorweihnachtszeit 03.12.11
in Konzertberichte 2019 und älter 28.07.2013 12:29von Tina mit Hut • | 329 Beiträge | 742 Punkte
RE: AC/DC - Schocktherapie unter Palmen in der Vorweihnachtszeit 03.12.11
in Konzertberichte 2019 und älter 11.08.2013 12:03von Dranda • | 99 Beiträge | 230 Punkte
Ja bald...ick freu mich schon auf die Therapie!
Wo waren wir damals in Berlin mal? Ick muss och mal in meene Bilder stöbern!
http://gnadenlosetraeumer.jimdo.com/
RE: AC/DC - Schocktherapie unter Palmen in der Vorweihnachtszeit 03.12.11
in Konzertberichte 2019 und älter 11.08.2013 12:40von Tina mit Hut • | 329 Beiträge | 742 Punkte
RE: AC/DC - Schocktherapie unter Palmen in der Vorweihnachtszeit 03.12.11
in Konzertberichte 2019 und älter 11.08.2013 12:47von Dranda • | 99 Beiträge | 230 Punkte
Gruppenbild!!! Daran erinner ick mich och noch...in`na Kiste! na hab ick es wieder...ick guck gleich mal wegen Bilder!
http://gnadenlosetraeumer.jimdo.com/
RE: AC/DC - Schocktherapie unter Palmen in der Vorweihnachtszeit 03.12.11
in Konzertberichte 2019 und älter 14.08.2013 04:39von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Zitat von Tina mit Hut im Beitrag #6
Sandra, wir waren mal gemeinsam in der Kiste Berlin. Spielte Salonorchester und anschließend haben wir ein Gruppenbild gemacht :)
Ich meine, vom Braustübel Berlin (08.11.2008 ) gibt es auch noch Gruppenbilder. Bei der Mugge spielte Bimbo den Kontrabass.
Gruß Kundi
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