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EL PANIKO & DAS KATASTROPHENORCHESTER Jahresabschluss am 23. November 2019 Schloss Augustusburg
EL PANIKO & DAS KATASTROPHENORCHESTER Jahresabschluss am 23. November 2019 Schloss Augustusburg
in Konzertberichte 2019 und älter 11.12.2019 20:37von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Der 23. November 2019 wird sicher nicht als Schönwetterspätherbsttag in die Geschichtsbücher eingehen. Dieser Sonnabend war ein trüber und kalter Tag mit Temperaturen deutlich unter 10 Grad Celsius. Dazu pfiff auch noch ein böiger und unangenehmer Wind um die Ecken.
Eigentlich war es das richtige Wetter, um abends mit einem lesenswerten Buch, und etwas dezenter Musik im Hintergrund bei einem Glühwein oder einem Glas Feuerzangenbowle am heimischen Ofen zu verharren. Aber mich trieb wieder das Muggenpilgerfieber auf die Straßen und Autobahnen des Landes.
Ich gab meinem CEEDrik mittels Gaspedal die Benzinsporen und schon galoppierten wir auf der Bundesautobahn 4 in Richtung Chemnitz los. Aber unser Reiseziel lag noch etwa 12 – 15 Kilometer abseits der Autobahn in der Kleinstadt Augustusburg.
Bei Tageslicht weithin sichtbar erhebt sich auf dem 516 Meter hohen Schellenberg seit mehr als 4 Jahrhunderten majestätisch das Schloss Augustusburg über die Stadt. Es diente einst den sächsischen Kurfürsten als Lust- und Jagdschloss. Heute beherbergt das Schlossgelände unter anderem mehre Museen, mehrere Gaststätten und eine Jugendherberge.
An diesem Wochenende fand auf dem Innenhof ein Kunsthandwerkermarkt statt. Auch dieses Ereignis zog Besucher und Gäste an. Doch ich wollte diesmal in den Saal der Schlossgaststätte. EL PANIKO & DAS KATASTROPHENORCHESTER hatten zum Jahresabschlusskonzert geladen. Traditionell findet dieses Konzert ja aller 2 Jahre hier statt. In den Jahren mit gerader Jahreszahl steigt diese panische LINDENBERG-Fete zum Saisonende dann in der Gaststätte „Zur Linde“ Affalter.
Die Band rief und alle kamen. Familienmitglieder, Freunde, Fans und Bekannte reisten aus allen Himmelsrichtungen an. Sie kamen aus Bayern, aus dem Großraum Bonn, aus Magdeburg, aus Berlin und selbstverständlich kamen auch viele aus der näheren Umgebung. Für das katastrophale Orchester und seine singende Paniknachtigall Heiko war diese Mugge ja auch eine Art Heimspiel, bei dem die Band zum Jahresabschluss immer noch mal richtig aufdreht.
Jedenfalls war der Saal zum Konzertbeginn dann proppenvoll. Noch einmal wollten sie alle im Jubiläumsjahr (15 Jahre EL PANIKO & DAS KATASTROPHENORCHESTER) mit ihrer Combo zünftig feiern. Uns stand also eine panische Rocknacht bevor.
Die zahlreichen LINDENBERG- und el Paniko-Shirts waren nicht zu übersehen. Auch die vielen Jacken, Hüte, Mützen, Gürtel usw. fielen auf. Sogar das Team der Schlossgaststätte trug geschlossen Shirts aus der Fanshop-Collection des Panikrockers UDO L.
Der Saal krachte fast aus seinen Nähten.Mit Müh und Not sicherte ich mir noch einen Platz in der ersten Reihe. Während des Gigs mal kurz den Platz wechseln für bessere Fotobedingungen war diesmal absolut nicht drin.
Als die ersten Töne des phantastischen Paten-Intros die Boxen verließen und die Ohren der Fans erreichten, fuhren meine eigenen Emotionen gleich ihre erste Sonderschicht für diesen Abend ein. Die Gänsehaut bildete zentimeterhohe Gebirge auf den Armen, Nackenhärchen und Härchen der Unterarme standen kerzengerade und nach rechts ausgerichtet wie in einer militärischen Antreteordnung. Das Herz schlug dazu Freudentakte.
Der Titelsong des letzten Sudioalbums „Stärker als die Zeit“ bildet ja die Vorlage für dieses Intro.
Dieser orchestrale Teil, der das Intro bildet, mit den dramatisch klingenden Bläsern und Streichern erinnert mich ein wenig an Mafiafilme wie „Der Pate“ oder „Es war einmal in Amerika“. Das Lied an sich behandelt ja die Thematik Liebe, Freundschaft, Zusammenhalt von Familie und Freunden. Das ist auch so ein Thema da werde ich schnell butterweich. Und selbstverständlich passt das Thema auch voll auf den Flying Circus sowie die gesamte Freunde- und Fanschar.
Als dann die Musiker auf der Bühne auftauchten, ihre Plätze einnahmen und zu den Instrumenten griffen, kannte der Jubel im Saal das erste Mal an diesem Abend keine Grenzen. Die Band war bei ihrer Freundes- und Fanfamilie angekommen. EL PANIKO & DAS KATASTROPHENORCHESTER waren daheim.
Da hatte wohl „Dr. Feel Good“ seine Finger in Spiel und das war auch gleich der erste Song der Mugge. Zurück ins Jahr 1976 und zu UDO LINDENBERGs Langspielplatte „Galaxo-Gang – Das sind die Herr Herrn vom andern Stern“ ging es mit dem „Rock ’n Roller“. Das war seinerzeit der Eröffnungssong der schwarzen Langrille. Liebe Kinder und Pubertiere, wenn ihr nicht wisst, was eine LP ist, fragt mal eure Eltern :D ;-) )
Statt eines „Dr. Feel Good“ tobte die sympathische Banddoktorin „Doris Zisch“ das erste Mal an diesem Abend über die Bühne: Sie verteilte kräftig und fröhlich machende promilllehaltigen Oralinjektionen an die Musiker und das Volk. Als disziplinierter Kraftfahrzeuglenker ging ich da natürlich wieder leer aus.
Noch etwas älter war der nächste Knaller, nämlich das „Boogie-Woogie-Mädchen“ aus dem Jahr 1973. Das rothaarige Mädchen, welches dabei in Augustusburg auf der Bühne rockte, hat das 1973 aber definitiv noch nicht getan. Sie war definitiv jünger und ansehnlicher. Angenommen das von UDO besungene Mädchen wäre 1973 ungefähr so 15 - 20 Jahre alt gewesen, so wäre sie heute ungefähr zwischen 61 und 66 Jahre alt. Das wollte ich nur mal so zu bedenken geben
Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt herrschte auf und vor der Bühne Party-Ausnahmezustand. Band und Publikum feierten schon eine UDOnautenmäßige LINDENBERG-Rock ‘n Roll-Orgie allerfeinster Güte. Doch das steigerte sich noch als der erste Fansänger nach einem Lied „Oh, wie ist das schön“ anstimmte und der ganze Saal spontan einfiel. Ich schöre euch, dabei haben die Wände des Saales gezittert und die Grundmauern des gesamten Schlosses gebebt. Zum Glück wurde früher ziemlich stabil gebaut, so dass daraus zum Glück keine Schloss-Abriss-Party daraus wurde. Diese Publikumsgesänge waren gigantomanisch und sie erinnerten mich an die besten Zeiten der ONKELZ. Das nenne ich mal ordentliche Live-Atmosphäre.
Die Musiker grinsten vor Überraschung und Freude wie die Honigkuchenpferde und auch sie legten in der Folge noch eine oder mehrere Schippen Power zusätzlich auf. Besonders Keyboarder Kristian Kaiser stand fast 3 Stunden durchgehend ein Lächeln ins Gesicht geschrieben und das passiert so auch nicht alle Tage.
Heiko „el Paniko“ Weiß präsentierte sich in Höchstform und es war wieder eine LINDENBERG-Messe ihn zu hören und ihn zu beobachten. Mehr und authentischer in der LINDENBERG-Rolle als Heiko, kann eigentlich nur noch unser UDO L. höchstselbst sein. Jeder Schritt, jede Handbewegung, jedes Abnehmen der Sonnenbrille, jeder Mikrofonschleudertest kam rüber wie beim Original. Der Kollege Weiß kann sogar die Gusche wie der Meister verziehen.
Auf der Bühne ging es zu wie in einem Taubenschlag. Die Musiker erhielten immer wieder Besuch von den Mitgliedern ihres Flying Circus. Passend zu den jeweiligen Liedern erschienen sie einzeln, zu zweit oder als Grüppchen auf der Bühne in den verschiedensten Rollen auf der Bühne. Wenn man so will, bebilderten sie so die Songs. Zusammen mit der Mugge entstand so eine kleine Rockrevue. In etwas größeren Maßstab hatte ja auch der Altmeister seine Shows schon so mit bewegten und lebenden Bildern angereichert.
Da wurde Kosmos-Gerhard (Gerhard Gösebrecht) aus dem 13.Sonnensystem beim Song „Gerhard Gösebrecht“ (von der LP „Ball pompös“) auf der Bühne lebendig und brachte gleich noch seine Kosmos-Liebste mit. Die Onkel Doktor-Spiele mit Zeigefinger-Kontakt zwischen Menschen und den grüngefärbten Außerirdischen waren einfach lustig.
Bei „Jamaika“ tauchte plötzlich ein „Rasta-Mann“ mit einem riesigen „Joint“ auf, da schien selbst der gute Heiko überrascht gewesen zu sein. Mir war diese Figur des Flying Circus auch neu. Aber der Kiffer passt gut in diese bunte KATASTROPHEN-Show.
Als Heiko „Hoch im Norden“ sang, machte dazu ein Fischer bzw. Schipper beständig Wellen und auch der Leuchtturm fehlte nicht. Aus dem Jahr 1974 gibt es ja ein LINDENBERG-Video des Liedes mit ähnlicher bildlicher Unterstützung bei einem TV-Auftritt.
Bei „Coole Socke“ vom „Stärker als die Zeit“-Megaseller tanzte eine ganze Horde grünbesockter Hut und Sonnenbrille tragender LINDENBERG-Doubles über die Bühne und verbrüderten sich am Ende des Songs mit dem Grünsockenträger EL PANIKO.
Es gab aber auch die Momente, da sprachen die Lieder für sich selbst. Das war zum Beispiel bei „Stärker als die Zeit“ und „Durch die schweren Zeiten“ der Fall. Diese Balladen sind so gigantisch und tiefschürfend, die wirken schon allein durch Text, Gesang und Musik. Diese Lieder in Bildern zu inszenieren, wäre Frevel und würde die Songs und ihre Aussagen meiner Meinung nach konterkarieren.
An diesem Abend In diesem Saal der Schlossgaststätte Augustusburg bekamen die folgenden Zeilen des Liedes „Stärker als die Zeit“ nicht nur Bedeutung für mein Familien-, Privat- und Freundesleben, sondern auch für diese ganze verrückte Band(-e) von EL PANIKO & DAS KATASTROPHENORCHESTER sowie deren enges Umfeld. Ich fühle mich diesem Haufen einfach immer mehr verbunden. Mit den Leuten kann man einfach auch abseits der Mugge Spaß haben und sie interessieren sich auch wirklich für die Ansichten und Probleme ihrer Freunde.
"Du spürst sofort, und das ist gut
wir sind Familie, sind ein Clan, wir sind ein Blut"
"So wie der Sturm, so wie die Flut
nichts hält uns auf, wir sind ein Blut."
Übrigens war das im laufenden Jahr auch schon meine fünfte Stippvisite bei der panischen Katastrophen-Musikergang.
Gegen den Geldscheine verteilenden „Jonny Controlletti“ und seinen Bodyguard, die „Cello“-Spielerin oder den uniformierten Russen und die süße Sowjetbraut bei „Moskau“ hat freilich niemand etwas. Da werden mit dem gewissen Augenzwinkern auch manche Vorurteile auf den sprichwörtlichen Arm genommen.
Bei „No More Mr. Nice Guy“ (ALICE COOPER) und „Verdammt wir müssen raus aus dem Dreck“ („We've Got To Get Out Of This Place“ von THE ANIMALS, Gesang: ERIC BURDON) schlüpfte Heiko Weiß in eine Doppelrolle, denn er sang sowohl den Teil des jeweiligen Originalkünstlers als auch die von UDO LINDENBERG gesungene Variante. Der Meister hat ja 1979 auf der „Livehaftig“ -Doppel-LP mit ERIC BURDON gesungen und auf der aktuellen „MTV unplugged 2 – Live vom Atlantik“ war er im Duett mit dem Gruselrocker zu hören. EL PANIKO löste das Doppelproblem ganz einfach, immer, wenn er den Part des Originalinterpreten sang, nahm er den LINDENBERG-Hut ab und setzte sich eine Baseballkappe auf.
Der Gipfel des Abends war für mich die Ballade "Desperado" (erschienen 1979 auf UDOs LP "Der Detektiv - Rock Revue II"). Dieser einsame Reiter, der seit Jahren auf der Suche durch die Prärie reitet, steht für mich sinnbildlich für die Suche nach dem Glück des Lebens. Das muss nicht immer Gold und Reichtum sein. Wenn daheim jemand daheim auch dich wartet, der dich liebt, ist das auch eine Art Reichtum und dieser ist nicht mit Gold aufzuwiegen.
Diese Nummer liebe ich und ich hatte sie bei Facebook in der Vergangenheit schon mehrmals gepostet. Dass ich sie mal live von der Erzgebirgsnachtigall Heiko und der katastrophal geilen Kapelle hören würde, hätte ich im Traum nicht gedacht. Da bekam so ein abgefuckter alter Bühnenrandmissionär und Freizeit-LINDIaner wie meiner Mutter ältester Sohn auch schon mal Pipi in die Augen und einen Kloß im Hals.
Nach einer Pause nahm der EL PANIKO-Rockliner noch mal ordentlich Fahrt auf. Das Publikum wurde mit einem entsprechenden nautisch klingenden Intro schon vorsichtig darauf eingestimmt. Als dann das KATASTROPHENORCHESTER mit den ersten Takten von „Odyssee“ loslegte, brachen gleich wieder alle Dämme und die Party ging weiter. Bei diesen Tönen und diesem Rhythmus konnte man das Gefühl bekommen, dass der Boden unter den Füßen vibriert und dass eine Schiffsmaschine stampft.
Aber danach wurde durch die Band mit „Die Heizer kommen“ gleich mal die musikalische Richtung für den zweiten Konzertabschnitt vorgegeben. Die Jungs drehten wirklich wieder total auf. Von „Moskau“ reisten wir EL PANIKO & DAS KATASTROPHENORCHESTER weiter zu dem „Mädchen aus Ost-Berlin“ ("Wir wollen doch einfach nur zusammen sein“) nach „Jamaika“ und auch noch auf die gute, alte „Reeperbahn“. Ab und zu kamen da auch zeitweise wieder Typen wie der alte, völlig betrunkene alte Käpt’n (bei „Nichts haut einen Seemann um“) oder die Damen vom liegenden Dienstleistungsgewerbe (bei „Reeperbahn“) an Bord. Die Männer und Frauen vom Flying Circus machten ihre Sache wieder richtig gut.
Aber wir wechselten zwischendurch auch mal Ort und Verkehrsmittel. Mit „Straßenfieber“ von der 1982er Langrille „Udopia“ und „Born to be wild“ (LINDENBERGs deutschsprachige Version des STEPPENWOLF-Klassikers, erschienen 1979 auf „Der Detektiv-Rock Revue 2“ und 1982 noch mal auf der Live-Doppelscheiblette „Intensivstationen“) ging es im wilden Ritt auf die Straße und aufs Motorrad.
Auch an dieser Stelle war noch nicht Feierabend, denn es ging hinter dem „Horizont“ weiter.
Bei diesem traurigen und nachdenklichen Lied dachte ich an meinen diesen Sommer verstorbenen Jugendfreund und es tat mir in diesen Minuten auch aus diesem Grund unheimlich gut dieses Lied mitzusingen.
Die Bordkapelle und ihr Kapitän Heiko bereiteten hier schon allmählich den Absprung von der Bühne vor. Das wurde auch durch die Bandvorstellung unterstrichen. Aber Zeit für einen Eisenbahntrip mit dem „Sonderzug nach Pankow“ und einen kleinen Törn mit der „Andrea Doria“ blieb uns dann doch noch. Die Fahrt nach Pankow führte übrigens als Polonaise durch den ganzen Saal und deren Lokomotive war unsere Erzgebirgsnachtigall Heiko.
„Eldorado“ mit Kristians sanfter Pianobegleitung und Heikos famosen Gesang war noch mal ein Glanzpunkt und das wäre eigentlich auch ein sehr schöner Abschluss gewesen.
Aber die Band legte mit „Good bye Jonny“ noch einen Nachschlag auf den Zugaben-Tisch. Musiker, Flying Circus und der ganze Saal feierten so gemeinsam noch ein paar Minuten ihren LINDENBERG-Plansilvester 2019.
Mittlerweile war es längst 00:30 Uhr geworden. Mehr als 3,5 Stunden waren seit dem Beginn der Mugge vergangen. Diesen Feierabend und auch den abschließenden Beifall hatten sich alle Beteiligten redlich verdient.
Mein Dank für diese Panikmesse geht an dieser Stelle jetzt auch noch mal schriftlich an Ensemble, Flying Circus, Fans und das Team von der Schlossgaststätte. Kommt alle gesund und munter ins Panik-Jahr 2020.
Gruß Kundi
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