Mission Bühnenrand - Das private Muggenpilgerforum mit Herz und Verstand

Bei Karat war ich sehr lange nicht, mal abgesehen von den Rocklegenden. Für mich sind die Mannen um Dreilich Junior eine der wenigen Bands, die überhaupt noch den guten, alten Ostrock pflegen. Entschuldigung, mir war mal so. Ich brauchte einfach mal wieder die Musik aus meiner Jugendzeit.

Wir verbanden den Konzertbesuch mit 4 Tagen Urlaub im Bäderdreieck auf der tschechischen Seite. Wenn ihr mal bezahlbaren Kurzurlaub sucht, das ist noch ein Geheimtipp.
Mein Mann geht gern sehr zeitig los zu Konzerten, was mich manchmal nervt. Nur gut, dass er sich diesmal durchgesetzt hat. Reichlich zwei Stunden vor Beginn kamen wir in Bad Elster im Naturtheater an. Es hatte sich vor dem Eingang schon eine Schlange gebildet. Als gelernter Ossi stellt man sich hinten an, denn es war schließlich freie Platzwahl.

Es sollte 19.00 Uhr Einlass sein. Schon 18.30 Uhr öffneten sich die Tore zu den heiligen Hallen. Sofort war die Reihen bis zur Hälfte besetzt und es kamen Leute über Leute. Mir war langweilig. Da mache ich immer ein Spiel. Ich weiß, es ist gemein. Ich gucke, wie die Leute gucken wenn sie sehen, es ist schon fast alles besetzt. Kann euch sagen, den Besuchern, die 19.00 Uhr zu festgesetzten Einlasszeit erschienen, schlief wahlweise das Gesicht ein oder klappte der Unterkiefer runter. Damit hatte selbst ich nicht gerechnet, denn es war in ganz Bad Elster nicht ein Plakat von Karat zu sehen. Die große Naturbühne mit 1500 Plätzen war ausverkauft.

Bad Elster hat sein Naturtheater super neu eingerichtet. Die Klappsitze sind amphietheaterartig angeordnet. Von jedem und wirklich von jedem einzelnen Platz aus hat man freie Sicht auf die Bühne. Nur der Abstand variiert.
Um die Bühne wetterfest zu machen und die Leute vor einem Sonnenstich zu schützen, wurde die gesamte Anlage überdacht. Es ist echt schade, dass es heute nicht regnet, meinte Claudius bei Anblick der neuen Spielstätte. Eine der besten Bühnen, die ich bisher gesehen haben. Bad Elster ist eine Kurstadt und mit der Bühne nun auch eine Kulturstadt mit Bedeutung.

Pünktlich 19.00 Uhr enterten die Hochkarätigen die Bühne. Von Anfang an fackelten sie einen Hit nach dem anderen ab. Es ging mit "Jede Stunde" los. Meiner Meinung nach haben sie alle alten Titel sehr interessant arrangiert. Der Staub, den sie angesetzt hatten, wurde weggepustet. Richtig toll fand ich "Märchenzeit". Gewartet hatte ich auf "Albatros". Wie sie den Song gespielt haben, das war ganz großes Kino. Ich glaube, sie müssen auch kräftig Staub wischen. Außer Claudius sind alle Musiker von der alten Garde. Die Besetzung mit Bernd Römer, Christian Liebig, Micha Schwandt und Martin Becker ist über viele Jahre konstant geblieben. Das ist ein Punkt, der vom Publikum immer sehr honoriert wird. Wo Karat drauf steht, ist auch Karat drin.
Ich denke, der junge Dreilich muss sich auch nicht mehr entschuldigen, dass er das Zepter übernommen hat. Er macht seine Sache gut. Neben singen kann er auch super mit dem Publikum plaudern, ohne aufdringlich zu wirken.
Für jeden einzelnen Musiker gab es Arrangements, die die Fähigkeiten und Stärken zum Tragen brachten. Bernd hatte tolle Gitarrensoli, Micha durfte trommeln was das Zeug hält und Martin brillierte nicht nur an den Tasten, sondern auch mit seinen legendären Mundharmonika Einlagen.

Bei einigen Titeln wie "Märchenzeit" und "Der blaue Planet" fegte Claudius durchs Publikum. Blitzschnell war er die vielen Stufen des Amphietheaters oben und ebenso fix wieder unten. Seiner Stimme merkte man die sportliche Einlage nicht an.

Erzählen muss ich noch, der Sound und die Textverständlichkeit sind bei Karat genial. Das erlebt man so nicht oft und ich lege großen Wert drauf, auch alles zu hören. War ohne meine Hörhilfen unterwegs und habe sie nicht vermisst. Ein größeres Kompliment kann man den Technikern nicht machen.

Im Wesentlichen wurden die alten Titel gespielt. Von der neuen CD "Labyrinth" war der Titel "Hoffnung" dabei. Von einem Vorgängeralbum wurde " Weitergehen" gebracht.

So richtig Punkte mit den neuen Alben können sie bei mir nicht machen. Sie klingen einfach nicht nach Karat und sind mir zu beliebig. Ob sie nicht im Karat Stil schreiben wollen oder nicht können, kann ich nicht einschätzen. Da gefallen mir die Neuveröffentlichungen von City besser. Sie haben noch ihre alten Autoren und bleiben ihrem Stil textlich und musikalisch treu.

Fand jedenfalls, es war ein toller, rockiger Sommerabend in Bad Elster. Das haben die Zuschauer alle so gesehen, denn sie feierten die Band.
So richtig weiß ich auch nicht, warum ich so lange nicht bei Karat war. Glaub mal, meinen Mann haben sie auch überzeugt und ich hab bald wieder mal einen Fahrer.

Ich hab mal wieder eine "Heldentat" vollbracht. Die Akkus waren leer. Also konnte ich nur mit dem Telefon knipsen.

Hallo lieber Frank, da wünsche ich euch viel Spaß. City und Karat sind eine tolle Kombi.

Hier noch was Bewegtes, was mich bewegt hat. Narrenschiff, immer wieder aktuell und schön.