WunderbunTds Auftritte in Nordhausen sind legendär. Seit vielen Jahren wurde uns davon vorgeschwärmt. Am 02.02.19 wollten wir uns einfach mal selbst davon überzeugen. Lange hatte sich die Band um Jens und Soldi Lommatzsch dort nicht sehen lassen. Die Rio Reiser Versteher haben in Nordhausen ein treues Publikum.
Auch der Veranstaltungsort Destille Nordhausen hat eine lange Tradition als Live Club. Ist sehr rustikal ausgestattet, für Rio Musik die geeignete Kulisse. Man hatte auch durchaus den Eindruck, hier sind Veranstalter mit Herz zu Gange. Mit moderaten Preisen und flotter Bedienung werden die Besucher an die urige Bar gelockt.
Die Liebhaber handgemachter Musik finden hier die richtige Atmosphäre. Ob eine Hardcore-Show oder ein Jazz-Konzert, ob Liedermacher oder Rock’n’Roll es ist fast für jeden Geschmack etwas dabei.
WunderbunTD spielt Rio Reiser in großer Besetzung. Während früher die von uns besonders geliebten Bläser nur ab und an zum Einsatz kamen, haben sie jetzt eine Vollzeitstelle. Fast alle Titel sind inzwischen bläserlastig und das tut dem ganz besonderen Sound gut. Es gibt viele Rio Interpreten, aber dies macht WunderbunTd einmalig.
Im Jahre 2012 erschien eine live CD mit dem Titel „Rio Reiser Nacht“, die ich auch heute noch gern höre, weil die Stimmung toll rüber kommt. Diese CD wurde in Nordhausen aufgenommen. Inzwischen hat die Band schon wieder viele neue Rio Perlen gefischt, die es lohnen, im Hier und Jetzt gespielt zu werden. Da lag es nahe, wieder mal eine neue Live CD aufzunehmen. Wo sollte das passieren? Natürlich in Nordhausen. Hier haben sie das geeignete Publikum, was es versteht, Stimmung zu machen.
Als die Punkbarden um 21.00 Uhr starteten, erschien es uns, als sei Nordhausen noch nicht erwacht. Die ersten Titel ging WunderbunTd ruhig an. „Stiller Raum“ und ihre Referenz an Erich Mühsam mit „Ich will alleine über die Berge gehen“, war mehr zum Anhören. Dies zündete nur in den ersten 4 Reihen. Aber dann kamen die unvermeidlichen Gassenhauer von Rio und die tollen eigenen Titel im Stile von Ralph Möbius. Das Publikum taute auf. Immer mehr Leute wurden von dem Geschehen auf der Bühne angezogen. Der Club platzte aus allen Nähten. Habe mir die Sache mal aus einer anderen Perspektive angeschaut. Bühnenrand ist meine Mission, aber ein Perspektivenwechsel ist auch mal nicht schlecht. Ich schaute mir das Ganze zeitweise aus den letzten Reihen an. Wenn es auch bis dahin stimmungsmäßig zündet, ist die Band gut. Man muss bedenken, nicht alle sind mit den Titeln von Rio Reiser vertraut. Es ist ein Künstler, den man nicht nur auf Junimond oder König von Deutschland reduzieren sollte. Und dafür steht WunderbunTd.
Ihre beharrliche musikalische Agitation trug Früchte. Mit „Der Turm stürzt ein“, „Mensch Meier“ und „Dieses Land ist es nicht“ bekamen sie das Publikum auf Kurs.
Die Stimmung „kippte“ in positivem Sinne. Man tanzte und sang mit. Hoffentlich hört man es auf der neuen CD.
Mit „Ich denk an dich“ und dem sagenhaften „Manger“ hatte WunderbunTd auch mal die schlagermäßigen Titel von Rio im Programm und hoffentlich auf der neuen CD. Rio Reiser ist nicht nur der „Weltverbesserer“, auf den er gern reduziert wird.
Die Band WunderbunTd spielt seit ganz vielen Jahren in fast gleicher, großer Besetzung. Seit einen Jahr drückt allerdings ein neuer Schlagzeuger den Altersdurchschnitt. Sascha macht seine Sache gut.
Für die neue Scheibe lässt sich die Band Zeit, da wollen sie nichts übers Knie brechen. Ich bin gespannt, was man dann als Erinnerung an dieses feine Konzert zu hören bekommt.