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NORDSTERN 15.09.18 Herbst- und Weinfest Pesterwitz
NORDSTERN 15.09.18 Herbst- und Weinfest Pesterwitz
in Konzertberichte 2019 und älter 14.10.2018 19:02von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Am 258. Tag des Kalenderjahres 2018 trugen mich die rollenden Gummihufe meines Dauerbegleiters CEEDrik bis nach Pesterwitz. Der Ortsname sagte mir zunächst nicht viel. Aber das Unwissen ist in der modernen und vernetzten Welt kein Problem mehr, wenn man ein wenig wissbegierig ist.
Die Ortschaft Pesterwitz mit ihrer dörflichen Idylle ist seit 1999 ein Stadtteil von Freital. Ca. 3300 Menschen wohnen auf dieser Anhöhe zwischen Elbtal und Beginn des Erzgebirges. Dieses Jahr feiern die Pesterwitzer ein großes Jubiläum. 950 Jahre ist es nämlich her, dass der Ort erstmals von König Heinrich IV (später Kaiser Heinrich IV.) als „Buistrici“ in der sogenannten „Löbtauer Urkunde“ erwähnt wurde.
Die Pesterwitzer hatten ihr Jubiläumsjahr liebevoll geplant und vorbereitet. Arbeitsgruppen wurden gebildet, Versammlungen abgehalten und viele Menschen haben sich aktiv in die Planung, Organisation und Durchführung der Festhöhepunkte eingebracht. Zum Beispiel sollte auch eine Chronik bzw. Festschrift die Geschichte des Ortes näher, anschaulich und verständlich beleuchten. Auch das seit 2014 vom im gleichen Jahr gegründeten Kulturverein organisierte Herbst- und Weinfest wurde in den Festablauf einbezogen. Dessen Programm hielt auch für die Gilde der Muggenpilger, Konzertnomaden und Konzertgänger interessante Termine bereit.
Vom 07. September bis 16. September fand so eine ganze Festdekade statt, welche am Sonntag mit dem großen Festumzug endete. Übrigens ist das Pesterwitzer Dorf- und Herbstfest mittlerweile das größte Stadtteilfest Freitals.
Als ich am frühen Abend dieses 15. Septembers in das gepflegte und ansehnliche Dorfgebilde von Pesterwitz einfuhr fielen mir nicht nur die für den sonntäglichen Festumzug vorbereiteten Straßensperrungen auf, sondern vor allem die sauberen, gepflegten Anwesen, die zum Jubiläum zusätzlich mit hunderten lebensgroßen Strohpuppen geschmückt waren. Mit diesen Puppen wurden liebevoll Szenen des Dorflebens dargestellt. Viele dieser Basteleien entlockten den Betrachtern sicher das eine oder andere Schmunzeln.
Im Dorfzentrum war der Kern des Festgeländes und genau dort befand sich auch die Hauptbühne. An deren Rückseite konnte mein treues Gefährt die nächsten 2 – 3 Stunden erstmal verschnaufen. An die Frontseite der Bühne schloss sich ein Festzelt an. Ringeherum um diesen Komplex waren Wein-, Bier- und Stände für feste Nahrung gruppiert.
Auf der Bühne waren gerade Umbauarbeiten und Soundcheck für die Hauptband des Abends im Gange. Ein Blick zur Uhr zeigte mir, dass sich der Beginn des Auftritts etwas verzögern würde. Doch das störte die Leute gar nicht so sehr. Sie labten sich derweil an den Getränken aus edlen Reben oder aus Hopfen, Gerste und Malz oder/und unterhielten sich ganz einfach miteinander. Viele schienen sich hier zu kennen. Aber das machte ja die dörfliche Idylle zum Teil auch aus.
Dann schlug endlich die Stunde der auf den Spuren SANTIANOS wandelnden Musikseebären von NORDSTERN. Das Intro kündigte sich lautstark an. Dieses konstruierte und konservierte Ton- und Geräuschgemälde führte uns Zuhörer gedanklich schon irgendwie hinaus auf die Weiten der sieben Meere. Beim Hören dieser Töne und Geräusche meinte man förmlich den Sturm zuhören, die Gischt im Gesicht zu schmecken und das Salz des Meerwassers auf der Haut zu spüren.
Die sechs maritim herausgeputzten Musiker enterten die Bühne und schon legte die NORDSTERN ab zur nächsten musikalischen Kaperfahrt. Mit „Könnt ihr mich hör’n“ wurde der Reigen maritimer und bunter Melodien eröffnet. Mit dem Kracher „Gott muss ein Seemann sein“ heizten die musikalischen Matrosen die Stimmung weiter an. Die NORDSTERN-Kogge nahm so schnell Fahrt auf und die Passagiere gingen auch ziemlich schnell ordentlich mit. Gut besucht war die Mugge von vornherein. Die Plätze im nach den Seiten offenen Festzelt waren besetzt und rings herum standen außerdem noch viele Feierwillige.
Vor der Bühne wurde es dann auch etwas enger. Aber der Spaßfaktor bei allen beteiligten Personen war hoch. Selbst hier auf dieser Anhöhe in Pesterwitz schien das Meer zu wogen, der Wind zu blasen und der Klabautermann auch seine schützende Hand über Schiff sowie Besatzung zu halten.
In Wirklichkeit sind die NORDSTERN-Männer ja echte Landratten, denn sie kommen hier aus der Gegend zwischen Freital und Hoyerswerda. Aber die Männer können sich gut in die Musik und die Stimmung von Wellen, Meer, Seefahrt und Abenteuern hineinversetzen. Das musikalische Potential und die entsprechende Erfahrung sind bei den Männern sowieso von vorherein vorhanden.
Für Harry Kraut, dem Geiger und Gitarristen der Band, war diese Fatsche in Pesterwitz sogar ein Heimspiel. Aber zusätzliche Motivation ist eher wohl nicht erforderlich gewesen. Die NORDSTERN-Männer sind ja immer hochmotiviert. Egal wo sie auftreten, es geht immer die Post ab bei NORDSTERN. Anders ausgedrückt, könnte man auch sagen, dass NORDSTERN wie ein Kahn fröhlicher, musizierender Leute daherkommt.
Die Stimmungs-Rock- und Folkmusik von SANTIANO scheint Andy, Harry, Conrad, Martin, Moritz und Matze bereits in die Wiege gelegt worden zu sein. Dieser Sound passt einfach zu NORDSTERN. Übrigens höre ich die Alben von SANTIANO auch relativ oft, aber den Wunsch die Herren mal live zu erleben, verspüre ich nicht. So kompliziert und weltbewegend ist die Mugge nun auch wieder nicht. Für michs ist das einfach großartige Partymusik.
Wer mag, kann ja zu SANTIANO gehen, ich gehe lieber zu NORDSTERN. Das hat Gründe, die nicht nur mit Eintrittspreisen, Anfahrtswegen und Konzertterminen zu begründen sind. Ich möchte den Musikern beim Auftritt direkt ins Gesicht sehen können, ich möchte mich frei vor der Bühne bewegen können und ich will einfach Freude haben. Ohne nervige Security und ohne Beschränkungen machen mir Konzerte viel mehr Spaß. Mir sind diese Burschen aus der Lausitz mental einfach näher als die großen Stars aus dem Norden.
Wo viel Licht ist, ist leider auch etwas Schatten. Die Veranstalter hatten sich sicher viel Mühe bei der Planung und Organisation des Bühnenbetriebes gelegt. Aber da war, insbesondere im technischen Bereich, meiner bescheidenen Meinung noch etwas Luft nach oben. Bühne, Licht- und Tonanlage waren leider ziemlich mickrig für eine Band wie NORDSTERN und eine ideale Darbietung in diesem Rahmen. Vielleicht hätten die Techniker des Festes im Vorfeld auch mal den Bühnenplan und den Technical Rider von NORDSTERN lesen sollen?
Im hinteren Bereich des Zeltes war der Ton nicht gerade ideal und auch die Band hatte so ihre Probleme mit der bereitgestellten Technik. Auch das Bühnenlicht war eher im unteren Bereich der heute möglichen Beleuchtungsmöglichkeiten angesiedelt. Die NORDSTERNe waren aber Profi genug die Mugge trotzdem mit vollem Einsatz und ihrer bekannten Spielfreude durchzuziehen.
Die Band spielte sich und das Publikum im ersten Drittel des Gigs mit einer ganzen Latte an SANTIONO-Songs warm. Dabei reihte sich Hit an Hit, diese waren „Auf nach Californio“, „Salz auf unserer Haut“, “Land in Sicht“, „Santiano“ und „Ihr sollt nicht trauern“ sowie „Der Alte und das Meer“.
Frontmann Andy Hube und Geiger Harry Kraut waren wie immer die Zeremonienmeister. Sie warfen sich die Wortbälle zu, teilten sich die Ansagen, forderten die Leute immer wieder zum Mitmachen auf und sie unternahmen auch wieder Ausflüge von der Bühne ins Publikum. In Pesterwitz klappte das wie am Schnürchen.
Aber auch die weiteren Mitglieder der „Seemanns-Kapelle“ NORDSTERN legten sich ordentlich ins Zeug. Auf der Bühne herrschte reger Betrieb. Dabei wurden das Deck (Bühnenboden) aber auch das Oberdeck (Podeste) in die Bewegungsabläufe einbezogen. Es ist immer wieder schön zu erleben, dass die Jungs alle an einen Strang ziehen und zwar alle an der richtigen Seite.
Schönes tat sich auch im Publikum, denn dort tanzen bei einem Lied Leute in mittelalterlichen Kostümen und mit ebensolchen Tanzschritten zur Musik von NORDSTERN. Derartiges sieht man auch nicht oft.
Auch nicht alltäglich war der Besuch eines Musikerfreundes auf der Bühne. Er begleitete die NORDSTERN-Besatzung bei einem Lied mit seinem Löffelspiel. Da stimmte das Sprichwort „Klappern gehört zum (Musik-)Handwerk“ mal so richtig.
Eine sehr ruhige und leise Melodie einer traditionellen schottischen Volksweise schwebte dann über den Festbesuchern. Wir kennen sie alle unter anderem in der Version von SIMON & GARFUNKE aus dem Jahr 1966. Dieses Lied über ein ehemaliges Liebespaar heißt „Scarborough Fair“. SANTIANO hat diesem Lied im Jahr 2012 einen anderen Text und einen maritimen Sinn gegeben. Auch der Name des Songs wurde angepasst. „Garten Eden“ heißt das gute Stück nun.
Andy Hube begann zu singen und dieses mit einer Inbrunst und Stimme, dass ich Schluckbeschwerden wegen eines Kloßes im Hals und außerdem Gänsehaut dazu noch bekam. Ich sage es frei heraus, der SANTIANO-Gesang von der CD schafft das bei mir nicht:
„Hoch im Norden ein ewiges Licht,
eine Kerze die nicht erlischt.
Wenn sich die Sonne nachts schlafen legt,
zeigt der Nordstern schweigend den Weg.“
Der Nordstern ist ja in früheren Zeiten ein ganz wichtiger Orientierungspunkt für die Seefahrer gewesen. Er wird in diesem Lied übrigens in der vierten Strophe nochmals benannt:
„Ewig hell am Himmel er steht.
Unser Nordstern leuchtet den Weg.
In weiter Ferne wartet so viel.
Steh uns bei und bring uns ans Ziel.“
Jetzt wissen wir, woher NORDSTERN die Inspiration für den Bandnamen fand.
Die nächsten zwei Songs sind in den seit 03. Oktober 1990 als östliche Provinzen geltenden Breiten Deutschlands wahre Volkslieder. Ich freute mich sehr diese Lieder auch beim Herbst- und Weinfest in Pesterwitz live von Andy Hube, Harry Kraut, Conrad Hentsch, Martin Fox, Moritz Schulze und Matze Liehn zu hören. Es waren „Flieg ich durch die Welt“ von CITY und „Und musst du weinen“ von GUNDI.
Selbstverständlich folgte im späteren Verlauf auch noch „Am Fenster“ von CITY und da erlebten wie den geigenden Harry ins Höchstform.
„Lieder der Freiheit“, „Seine Heimat war die See“, „Marie“ und noch einige andere Gassenhauer von SANTIANO gingen an diesem Abend ebenfalls über die Schiffsplanken der Schaluppe NORDSTERN und in die Gehörgänge der Festbesucher. Die LUNA LUNA-Nummer „Wenn ich tot bin“ und ACHIM REICHEL’s „Aloha he“ kamen noch dazu.
Ohne Zugaben endete auch dieser Gig nicht. Die Männer ließen sich auch gar nicht lange bitten. Trotzdem endete diese musikalische Schiffsrundfahrt mit NORDSTERN gefühlt wieder viel zu schnell. Ich hielt mich aber gar nicht lange mit der Nachrede auf, sondern sprang in meine motorgetriebene KIA-Kutsche und tuckerte zufrieden heimwärts.
Gruß Kundi
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