So ein kleiner Ausflug in die nähere Umgebung bei strahlendem Sonnenschein ist gelegentlich eine gute Sache. Noch besser ist es sogar, wenn man diesen Kurztrip an einem Nachmittag am Wochenende mit einer Mugge verbinden kann. So geschah es, dass ich am vergangenen Sonnabend zu ungewöhnlicher Zeit auf Muggen-Pirsch aufbrach. Meiner treuer Motorschlitten CEEDrik ließ zwar etwas verwundert die Motorpferde antraben, aber erledigte seine Pflicht zuverlässig wie immer. Es ging hinauf ins Mittellausitzer Bergland ins „Durf mit fuffzn Zippl'n“ wie der eingeborene Oberlausitzer Edelroller mundartlich quirlen würde. Deutsch heißt das in etwa Dorf mit fünfzehn Ecken, weil sich die Ortschaft früher in 15 Ortsteile gliederte.
In Sohland an der Spree gibt es einen Stausee, der einst (in den dreißiger/vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts) zum Hochwasserschutz der Spree errichtet wurde. Das führte aber im Laufe der Jahrzehnte mehr zu Problemen. Der künstlich geschaffene See musste immer wieder aufwändig entschlammt werden. Ein besonderer Anziehungspunkt war das Gewässer für uns früher nicht. Ich weiß, dass ich als Kind nur einmal an oder zweimal mit meinen Eltern dort war.
Kurz nach der Jahrtausendwende wurde der Stausee saniert und umgestaltet. Er wird heute auch nicht mehr von der Spree gespeist (die fließt jetzt ein Stück neben dem See), sondern vom Wasser der Bäche Auenbach und Ellersdorfer Wasser. Heute ist der Stausee in Sohland ein kleines, aber feines Naherholungszentrum. Als Ausflugsziel für Spaziergänger, Wanderer, Radfahrer oder Angler ist der See bestens geeignet. Am Ufer des Sees befinden sich ein Gasthaus, ein Biergarten, ein Kinderspielplatz und auch ein Bootsverleih (Tretboote). In der Mitte des Stausees befindet sich eine künstliche, springbrunnenähnliche Wasserfontäne.
Am Wochenende wurde vom 06. bis 08. Juli 2018 wurde zum 14. Mal das Sohlander Stauseefest gefeiert. Das führte mich letztendlich auch an diesen Ort und zwar in den Biergarten, denn dort gab es am Sonnabend von 16.00 -20:00 Uhr Livemusik mit dem Duo BRÜCKNER & FOX.
Der oder die Betreiber hatten sich relativ kurzfristig für diese öffentliche Beschallung entschieden. Sie hatten das Duo unlängst bei einer privaten Veranstaltung erlebt und waren so beeindruckt, dass sie die beiden Musiker nahezu vom Fleck weg für das Stauseefest engagiert hatten. Wie der gute Besucherzuspruch letztendlich belegte, war das keine dumme Entscheidung.
Hinter BRÜCKNER & FOX verbergen sich zwei aktive Musiker aus der Region Bautzen, die das Duo im September 2017 gründeten, um handgemachte, rein akustische Musik mit Gitarren, Akkordeon, Cajón, Xylophon und allerlei Schüttel-, Raschel- und Klappergerät zu machen. Begonnen haben die beiden Männer damit ihre Lieblingslieder von anderen Künstlern zu spielen.
JÖRN BRÜCKNER (Akkordeon, Gitarre, Gesang, Xylophon, Schüttel-, Raschel- und Klappergerät) ist sonst Keyboarder bei der Partyband KONTUR.
MARTIN FOX (Gitarre, Gesang, Cajón, Klappern, Rascheln und Schütteln) ist mir im vergangenen Jahr als Schlagzeuger der Band NORDSTERN positiv aufgefallen. Der Martin hatte bei den Muggen cool, locker und geradlinig getrommelt.
Am Rande der NORDSTERN-Jahresabschlussmugge hatten wir uns sehr angeregt unter anderem über unsere Lieblingsmusik unterhalten. Ich fand da viele Übereinstimmungen und der Junge war mir gleich noch sympathischer. Er hat übrigens in Nürnberg Musik studiert und hat auch umfangreiche Erfahrungen in diversen Bands gesammelt. Mit seiner Frau, welche auch studierte Musikerin ist, spielt(-e) Martinebenfalls in der Unterhaltungsband FeinGeist. Als ich dann noch von BRÜCKNER & FOX Wind bekam, stand dieses Projekt unter meiner verschärften Beobachtung. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis zu meinem ersten Live-Check und an diesem 07.07.2018 in Sohland war es nun soweit.
Sogar die Sonne schien sich über diesen Gig zu freuen und auch das Publikum blieb nicht aus. Wie bei solchen Festen üblich gab es viel Laufkundschaft, die eher zufällig am Ereignisort erschien und der Musik zu lauschen begann. Übrigens war diese Mugge auf dem Festprogramm des Stauseefestes auch gar nicht erwähnt, was vermutlich an der weiter oben erwähnten kurzfristigen Buchung durch den Veranstalter begründet ist. Viele der Besucher verweilten dann längere Zeit im Biergarten und erfreuten sich an der Musik.
Das Duo spielte ca. 4 Stunden im Biergarten. Etwas mehr als die Hälfte davon habe ich mir angesehen und das hat mir auch richtig Spaß gemacht. BRÜCKNER und FOX gingen sehr engagiert, liebevoll und handwerklich ordentlich zu Werke. JÖRN und MARTIN verbreiteten irgendwie einen frischen, und abwechslungsreichen musikalischen Wind. Das war tatsächlich eine kurzweilige Mugge und sie erinnerte mich auch ein wenig an alte Zeiten am Lagerfeuer und die damit verbundenen „Singestunden“. So ein Feuerchen war doch immer erst richtig geil, wenn es einen oder mehrere Leute gab, die zur Gitarre griffen und die dann unsere Lieblingslieder anstimmten.
Locker mit einem gelegentlichen Lächeln im Gesicht, dem berühmten sprichwörtlichen Augenzwinkern und auch mal einen Scherz auf den Lippen unterhielten BRÜCKNER & FOX die Gäste wirklich kurzweilig. Da haben sich offensichtlich zwei Musiker gesucht und gefunden, die menschlich und musikalisch auf der gleichen Wellenlänge liegen.
Das Musikprogramm war zum überwiegenden Teil genau mein Fall. Beide Musiker traten auch als Gesangssolisten in Erscheinung. Beim gemeinsamen Gesang harmonierten die beiden Stimmen ebenfalls sehr gut. Der stetige Wechsel der Instrumente sorgte dazu noch für einen breitgefächerten Sound und Hörgenuss.
Die von BRÜCKNER & FOX interpretierten GUNDERMANN-Lieder („Der Narr“, Hey „Bruder sag mir“, „Mein zweitbester Sommer“) haben mich am meisten beeindruckt und erfreut.
König Rio (RIO REISER), wurde vom Duo musikalisch zum „König von Deutschland“ gekrönt und auch der „Manager“ (Mein Manager erledigt das für mich) von Ralph Möbius (so RIO REISERs bürgerlicher Name) wurde noch besungen. Aber auch mit dem RENFTschen „Gänselieschen“ lagen die Männer bei mir genau richtig.
Als JÖRN BRÜCKNER dann auch noch das russische Volkslied „Katjuscha“ in Originalsprache trällerte, ging das begeisterte und erfreute Schmunzeln überhaupt nicht mehr aus meinem Gesicht weg.
AnnenMayKantereit’s Hit „Pocahontas“ ist ja ein richtiger Stimmungshit und auch den zockten BRÜCKNER & FOX mitreißend in einer angemessenen Art und Weise.
Den Refrain von STEFAN STOPPOKs „Weit weg, lange her“ benutzte MARTIN FOX gleich mal, um das Publikum beim Gesang zum Mitsingen herauszufordern. Das hat auch ganz gut funktioniert. Das ganz bekannte STOPPOKsche „Tanz“ kam besonders schön herüber und JÖRN überraschte uns im Mittelteil mit bekannten Tönen auf dem Xylophon.
Das witzige „Walkampf“ (Schieb den Wal zurück ins Meer“) vom 2004er DIE TOTEN HOSEN-Album „Zurück zum Glück“ hatte ich hier gar nicht erwartet. Das war aber eine schöne Überraschung. Das traditionelle irische Volkslied „Whiskey in the Jar“ bildete den Abschluss meines Ausfluges zum Stauseefest in Sohland an der Spree.
In der Abendsonne begab ich mich fußläufig zum Abstellplatz meiner koreanischen Motordroschke. Auf der Heimfahrt summte ich fröhlich ein paar der eben gehörten Songs vor mich hin. Den weiteren Werdegang von BRÜCKNER & FOX werde ich aufmerksam beobachten. Diese Anfangsbegegnung war jedenfalls vielversprechend.
Gruß Kundi
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