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Elbe-Elster-Weltmusikfestival in der Brikettfabrik „Louise“ Domsdorf am 10.06.18
Elbe-Elster-Weltmusikfestival in der Brikettfabrik „Louise“ Domsdorf am 10.06.18
in Konzertberichte 2019 und älter 12.06.2018 17:04von Holger • | 259 Beiträge | 706 Punkte
Wir haben uns beim neuen Konzept des bisherigen Celtic European Music Festival für die Veranstaltung am letzten Tag entschieden. Vor der beeindruckenden Kulisse der ältesten Brikettfabrik Europas sollte traditionelle schottische Musik und deutsche Folkmusik im Mittelpunkt stehen.
Die 1882 errichtete Fabrik produzierte in den Anfangsjahren ihre Briketts ganz ohne Strom, alles lief über Dampf. Die „Louise“ war bis 1991 in Betrieb und ist seit 1992 Technisches Denkmal. Hier kann man Technikgeschichte hautnah erleben, denn viele Maschinen funktionieren noch immer. Die Besucher können das bei den Führungen eindrucksvoll erleben. Ein Tipp für einen Besuch wäre der 01.07.18, wo zum Bergmannstag allerhand geboten wird.
Veranstaltungsbeginn war 14:00 Uhr und die Hitze der letzten Tage setzte sich auch am Sonntag fort. Das hat wohl auch einige davon abgehalten, sich auf den Weg zu machen und etwas Kultur zu genießen. Zumal die Fabrik etwas abseits gelegen ist. Jedenfalls war die Zuschauerzahl sehr, sehr übersichtlich. Den Anfang machte Moderator und Troubadour HENK HULZINGA. Mit seiner Gitarre stimmte er das Publikum auf den Nachmittag ein. Er hatte mit „Black Velvet Band“, „Spancil Hill“ und „South Australia“ gleich einige besondere Perlen von der Insel in petto.
HENK kündigte dann den nächsten Act an, die Pipes & Drums Band CREST OF GORDON. Die Musiker kommen aus dem Bremer Umland und hatten somit einen ordentlichen Anfahrtsweg zu bewältigen. Die Band ist in den letzten Jahren mitgliedermäßig gewachsen und hat nun auch den Status einer sogenannten Pipe-Band erreicht. In Domsdorf waren 7 Piper und 4 Drummer am Start. Hier wird wirklich echte Musikkultur aus Schottland mit der Great-Highland-Bagpipe (dt. laute schottische Sackpfeife) und dem dazugehörigen Drums-Corps in ihrer wahren Ursprünglichkeit und Traditionalität gelebt. Da man sich der Tradition besonders verpflichtet fühlt, erfolgen die Auftritte immer in den Farben des im Raum Aberdeen ansässigen Clans der GORDON mit Original-Kilt. Davon leitet sich auch der Bandname ab.
Die Truppe absolvierte unter Führung ihres Pipe-Majors einen eindrucksvollen Einmarsch. Es erklangen traditionelle schottische Märsche aus den Highlands. Der Pipe-Major erzählte zwischen den Stücken viel Interessantes über Ursprung, Entstehung und Bedeutung der Musik. Bezugnehmend auf die ausgestellte Dampflok neben dem Festivalareal erklärte er die Bedeutung ihres Stücks „Steam train“. Dieser handelt von einer dampfgetriebenen Eisenbahn, die den Fang der schottischen Fischer entlang der Westküste in den Süden der Insel bringt. Er erklärte auch, warum die Schotten bei ihrer traditionellen Musik größtenteils marschieren im Unterschied zu den Deutschen, hier wird geschunkelt. Sie spielten sogar einen Titel namens „Highland Cathedral“, der von 2 Berlinern geschrieben wurde. Bei diesen heißen Temperaturen hatte sich die Band dann erst einmal eine Pause verdient.
Weiter ging es mit einer Darbietung eines einheimischen Vereines. Die FALKEN-BERGER TANZMÄUSE waren in großer Besetzung erschienen und zeigten in mehreren Gruppen ihr beachtliches Können. Der Verein hat ca. 90 Mitglieder in verschiedenen Altersgruppen und wurde vor fast 5 Jahrzehnten gegründet. Da sind die Knirpse, die Minimäuse, die Mäusekids, dann die Teenies und die Sweeties. Die Vereinsgründerin informierte zwischen den Darbietungen der Mädchen in sehr kurzweiliger Art über die Tänze und das ganze Drumherum um den Verein Sie begannen mit einer Darbietung zur Brandenburg-Hymne „Steige hoch du roter Adler“. Danach folgten ein Tanz aus „Die Schöne und das Biest“, ein Matrosentanz und ein Käsetanz von 5 Katzen.
Damit die Mädchen etwas verschnaufen konnten, hatte Troubadour HENK wieder ein kleines Set mit dem weltberühmten Song von der dreckigen alten Stadt „Dirty old town“. Danach wurde weiter getanzt. Es folgte ein Auszug aus „3 Haselnüsse für Aschenbrödel“, ein amerikanischer Schultanz und der Cancan aus OFFENBACHs „Orpheus in der Unterwelt“. Die Mädchen zeigten eindrucksvoll, was sie sich durch hartes Training erarbeitet haben.
Der nächste Programmpunkt war WEIBERFOLK. CHRIS LUNATIS (Laute) und MARA CONI (Percussions) hatten hier ein Heimspiel. Sie entführten uns mit schelmischen Liedtexten und Trinkliedern in längst vergangene Zeiten. Die beiden Damen waren auch entsprechend gekleidet, was natürlich bei diesem Wetter auch nicht gerade leicht war. Sie stimmten die Besucher auch schon vor Beginn der Veranstaltung mit einigen Liedern ein.
Nun wurde es lauter, die „Schotten“ kamen noch einmal. Wieder wurde es richtig traditionell mit „Amazing Grace“. Die weltweit bekannte Melodie erreichte Anfang der Siebziger die Spitze der britischen Charts. Damals wurde das Lied von einer schottischen Militärkapelle gespielt. Zum Abschluß erhielten die Musiker einen lang anhaltenden Beifall für ihren großartigen Auftritt.
In der Programmfolge konnte noch ein zusätzlicher Künstler begrüßt werden. Der Liedermacher DENNIS B. MARKHEIM aus dem Oderbruch spielte eine halbe Stunde Songs aus seiner Heimat in Ost-Brandenburg. Da war etwas Melancholie in den Texten drin, aber es überwiegte nicht die Resignation, sondern die Hoffnung. Aber irgendwie passten die Lieder meiner Meinung nach nicht so wirklich in dieses Programm.
Es fehlte noch der Hauptact, das Folktrio BUBE DAME KÖNIG aus Halle. Während die Musiker ihre Vorbereitungen auf der Bühne trafen, bedankte sich Organisator ANDRE SPERI trotz aller Unwägbarkeiten mit diesem Termin bei Technik, seinen Mitstreitern bei der Organisation und dem Catering. Er bemerkte zum Schluß, daß man in sich gehen werde, was nach dem ersten Jahr des neuen Festivalkonzeptes zukünftig anders gemacht werden sollte.
HENK verabschiedete sich auch von den Zuschauern sehr bewegend mit dem berühmten Abschieds- und Pfadfinderlied „Auld lang syne“. Trotz der Temperaturen gab dies Gänsehautfeeeling.
Nun aber zu BUBE DAME KÖNIG. Auf das Trio aus Halle war ich besonders gespannt. Die 2013 gegründete Band, das sind JULIANE WEINELT (Flöte, Maultrommel und Gesang), TILL UHLMANN (Drehleier und Geige) und JAN OELMANN (Akustikgitarre und Gesang). Sie haben alle drei schon langjährige Erfahrungen in der Folkmusik und sich auch schon eine gewisse Anerkennung in dieser Musikerszene erspielt. JULIANE und JAN sind zusammen auch in der Irish Folkband DIZZY SPELL aktiv. TILL hat mit seinen Cousins JOHANNES und ANDREAS UHLMANN auch Musiker in der Familie. Mit ihnen gründete er schon in den Neunzigern die Folkband ULMAN. Nicht unerwähnt bleiben sollte auch sein Mitwirken bei der letzten Besetzung von CÄSAR & DIE SPIELER.
Sie begannen ihren Auftritt mit den neu arrangierten Volksliedern „Es ist ein Schnee gefallen“ und „Wenn alle Brünnlein fließen“. Diese und noch weitere Volkslieder gemixt mit eigenen Songs sind auf ihrem ersten Album „Traumländlein“ verewigt. Mit dieser Scheibe heimsten sie 2015 den Preis der Deutschen Schallplattenkritik ein. Es folgte ein eigenes Lied über ihre Hallenser Heimat mit dem Dölauer Wald. Nach einer halleschen Sage erzählten sie das „Heideförsterlied“ mit wunderschönem treibenden Rhythmus und JULIANE an der Maultrommel.. JAN erklärte auch die Zusammenhänge mit dem Bandnamen. Der König ist JULIANE, wer Bube und Dame ist, da sind sich die beiden Jungs nicht ganz so einig. Sehr beeindruckt hat mich das Lied „Stille Nacht im August“. Hier wird die Geschichte eines Hallenser Originals erzählt, dem Zither-Reinhold. Der war Straßenmusiker und kümmerte sich nicht um die Jahreszeiten. So spielte er auch „Stille Nacht“ im August. Ganz toll war bei diesem Lied JULIANEs Flötenpart.
„Spielemann“, ein eigener Song nach der Melodie des schottischen Volksliedes „Bonnie ship the diamond“ beendete den Auftritt der 3 Folker. Aber um eine Zugabe kamen sie auch bei dieser Hitze nicht herum.
Das war wirklich Folkmusik exzellent dargeboten. Wenn es klappt, wollen wir die schon erwähnte Band DIZZY SPELL auch mal live erleben.
Zum Schluss war das Häuflein der Aufrechten, die die gesamte Zeit von 4 h dabei waren, noch etwas kleiner geworden. Das war eigentlich schade, denn dieses abwechslungsreiche Programm hätte wirklich einige Zuschauer mehr verdient.
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