Mantra - vom Staub auf dem Spiegel der Herzen (18.12.2016)
Weihnachtszeit, Winterzeit, Zeit der Einkehr und der Besinnung. Vielleicht auch ein wenig Zeit zum Abbremsen und die Zeit auch der kleinen Illusionen und Träume. Das Bremsen und Besinnen geht bei mir am besten mit Musik und das an einem Ort, wo man Ruhe finden kann.
Das Schraube Museum findet man auf einem der Hinterhöfe in der Altstadt von Halberstadt. Dass es dort „gut versteckt“ ist, liegt an der Geschichte der Familie Schraube, die dort wohnte. Wenige Tage vor dem Weihnachtsfest erklingen hier fernöstliche Mantras mit den LOVE KEYS, den Schlüsseln zur Liebe. Ich erlebte sie unter freien Himmel im Sommer und begebe mich nun in die intime Ruhe eines kleinen Raumes.
Für eineinhalb Stunden fließen hier ruhige Gesänge und Melodien quasi als Endlosschleife durch Mark und Hirn, wenn man es zulässt. Für neunzig Minuten stelle ich mein Hirn auf „standby“, lausche den Klängen und lasse mich, auf einem kleinen Stuhl sitzend, fallen. Ganz tief in mich selbst. Es ist sicher auch das erste Mal, dass ich die meiste Zeit die Augen geschlossen halte, denn ich möchte mich auch erinnern. Bei intensiver leiser Musik ziehen Bilder in und an mir vorüber. Ich sehe Gesichter, erlebe so manche Episode noch einmal und – ich lasse los: Mein Freund Hannes der Skipper, Leonard Cohen mit seinem Hut in der Hand, Oleg Popow der Clown oder Matthias der Blueser – es schmeckt alles wie ein guter Kaffee mit Salz, statt mit Zucker. Es ist auch nicht das erste Mal, dass während eines Konzertes bei mir die Tränen drängen.
Glückstränen, der vielen wundervollen Begegnungen wegen. Gänsehaut, der bewegenden Momente wegen und tief innen ein weit geöffnet Herz, um all die Liebe jener vielen Menschen aufzunehmen.
In diesen Momenten des Abschieds bin ich auch ein glücklicher Mann, bin Vater und Opa mit offenem Blick in die Zukunft. Die Musik hat mir auch in all den Jahren Hoffnung gegeben, dass wir Menschen klug sein und „dem Frieden eine Chance geben“ könnten. Ich hoffe noch immer, trotz der neu hinzu gekommenen Zweifel und mit den Mantras singt eine Stimme aus ferner Vergangenheit in meinem Kopf: „Imagine all the people living life in peace.“
Ja, „Du könntest sagen, ich bin ein Träumer“. Doch wenn man aufhört zu Träumen, hat man auch keine Wünsche, keine Pläne, keine Ziele und also keine Hoffnung mehr. Ich bin auch diesmal wieder mit viel Hoffnung nach Hause gegangen. Die Hoffnung, gesund zu bleiben, Hoffnung auf Zucker im Kaffee und Hoffnung auf Frieden. Lasst uns dafür sorgen, ob durch Mantras oder auf anderen Wegen, dass all „der Staub auf dem Spiegel unserer Herzen“ wieder verschwindet und wir alle die Kraft haben werden, unserer Welt den Frieden zu erhalten: „I hope some day will join us and the world will live as one.“ (John Lennon) Ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest wünscht HH aus EE (jetzt HBS im HZ).