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MCB 29.10.16 im "Heavy Duty" Dresden - die Legende lebt -
MCB 29.10.16 im "Heavy Duty" Dresden - die Legende lebt -
in Konzertberichte 2019 und älter 04.11.2016 19:49von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Am vergangenen Sonnabend zog es mich in das Dresdner Szeneviertel überhaupt, nämlich in die Äußere Dresdner Neustadt. In dieser Dresdner Ecke gibt es mehr als 100 Kneipen und viele Stätten, wo es noch regelmäßig Livemusik gibt. Die "Scheune", Kathys Garage", die "Buchbar im Sonnenhof", die “Die Groove Station" möchte ich da nur als Beispiele nennen.
Wenn an anderen Orten abends die Bürgersteige hochgeklappt werden, geht es hier erstmal so richtig los. Selbst weit nach Mitternacht tobt hier an den Wochenenden noch das pralle Leben. Daher macht dieses Viertel mit seinen Altbauten aus Gründerzeittagen auch einen jungen Eindruck, denn besonders die Jugendlichen bzw. jungen Leute überhaupt fühlen sich wohl und begeben sich auf Streifzüge in Kneipen, Bars, und Livemusik-Lokalitäten.
Mein Ziel war diesmal das "Heavy Duty" in der Louisenstraße. Dieser Laden ist ganz speziell für die Freunde härterer Mugge eine sehr gute Adresse. Auch ich hatte den Laden schon mehrmals auf meinem Zettel stehen, aber bisher haben sich die Termine dieser Kneipe und meine nie vereinen lassen. An diesem Sonnabend klappte es jedoch endlich und ich konnte in der guten Konzert-Stube des „Heavy Duty" eine bei den ostdeutschen Fans der härteren Musikgangart meiner Altersgruppe beliebte und sogar legendäre Band erleben.
Das "Heavy Duty" ist tatsächlich eine urige Metalkneipe. Dort kann man sich als Musikfan wohl fühlen. Das Getränkeangebot ist reichhaltig und die Preise sind so stimmig, dass man auch mal ein Bier mehr trinken kann ohne gleich einen Ratenkredit aufnehmen zu müssen. Leider war ich diesmal wieder mein eigener Kraftfahrer, deshalb konnte ich das nur mit "unverbleiten" Hefeweizen testen. Das Personal war schnell, aufmerksam und freundlich. Im "Heavy Duty" muss niemand bis zur Verdurstungsgrenze auf sein Getränk warten.
Die vielen Konzertplakate an Decken und Wänden von Bands wie AC/DC oder MANOWAR zur Ausschmückung sowie ein paar Gitarren neben dem Tresen passen genau in so eine Metalkneipe. Nicht zuletzt die T-Shirts der Konzertbesucher von AC/DC über JUDAS PRIEST bis hin zur sächsischen Band METABOLIC und auch die eine oder andere Haarmatte waren ein Beleg dafür, dass die Fanszene diese Lokalität auch annimmt. Darunter schienen viele Stammgäste zu sein.
Eine richtige Bühne gibt es im "Heavy Duty" zwar nicht und auch das Licht ist alles andere als ideal, dafür ist man als Musikfan aber ganz hautnah an der Band dran. Die Formation, welche an diesem Abend hier spielte, war keine geringere als MCB. Diese im Jahr 1983 gegründete Truppe gehörte ja ab Mitte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts zur Crème de la Crème der ostdeutschen Schwermetaller. Der Heavy Metal hatte seine Fans eben auch und besonders in der DDR. Bands wie FORMEL 1, BIEST, MEPHISTO, PLATTFORM (heute PLATVORM), MERLIN und noch viele andere verstärkten die lautere Fraktion um die damals schon bekannten Kapellen wie beispielsweise PRINZIP und BERLUC. Die ostdeutsche Metal-Szene wurde musikalisch breiter und die jungen Wilden fanden bei den Fans sehr großen Zuspruch.
Die 3 Buchstaben des Bandnamens standen für die 3 Gründungsmitglieder Mike, Charlie und Bernd. Diese Besetzung lautete: Karl-Heinz "Charlie" Ludwig (Gitarre, Gesang), Bernd Schilanski (Schlagzeug) und Mike Demnitz (Bassgitarre, Gesang). Das bandinterne Besetzungskarussell drehte sich in der Folgezeit mehrmals und da ging das mit der Abkürzung der Vornamen so natürlich nicht mehr auf, deshalb stand der (abgekürzte) Bandname MCB später auch für Motor City Barbaren bzw. die komplett englische Variante Motor City Barbarians's). Charlie Ludwig ist nun seit mehr als 30 Jahren mit seiner Band CHARLIES CREW unterwegs. Bernd Schilanski ging damals nach MCB zu SCHESELONG, war später unter anderem einige Jahre bei der BLACK SABBATH - Coverband BLACK REUNION und trommelt gelegentlich wieder mit seiner alten Band, den legendären KLOSTERBRÜDERn. Übrigens war auch Gitarrist und Sänger Sebastian "Basti" Baur (Gründungsmitglied von MONOKEL) einige Jahre bei MCB. Heute kennen ihn viele als BUZZ DEE von der Band KNORKATOR. Um die Jahrtausendwende 2000 - 2002) war zudem unsere Freundin Angela "Angie" Ullrich (Ex- NA UND, AGENTUR NULL, CRAZY BIRDS) bei MCB. Die Band spielte damals mit 2 Schlagzeugern. Leider ging dieser Comebackversuch damals völlig an mir vorbei. Hier möchte ich es aber bei der Historie für heute bewenden lassen und mich der aktuellen Band MCB und dem Konzert im „Heavy Duty" zuwenden.
Die aktuelle Besetzung von MCB besteht aus Mike Demnitz (Gesang, Bassgitarre), Maik Zühlke, Gitarre, Gesang) und Sebastian "Basti" Pfund (Schlagzeug).
Was mir um die Mugge herum aufgefallen ist und sehr gut gefallen hat, war die Nähe der Musiker, insbesondere von Mike Demnitz, zu den Fans. Er verkroch sich nicht die ganze Zeit davor und danach backstage, sondern war über weite Strecken ansprechbar und für die Fans da. Maik und Basti waren ebenfalls recht aufgeschlossen für den einen oder anderen Plausch.
Das Trio spielte an diesem Abend zwei Sets mit überwiegend eigenen Liedern. Beide Konzertteile wurden jedoch mit jeweils einem MOTÖRHEAD-Klassiker ("Ace of Spades" bzw. "Killed by Death") eröffnet. Das passte schon mal gut, denn der Sound von MCB ist für meine Begriffe ja auch gar nicht so weit weg von MOTÖRHEAD. Außerdem hatte MCB schon immer Lieder der Lemmy-Kapelle im Programm gehabt. Demnitz konnte und kann mit seiner Stimme locker nicht nur diese Kracher singen. Leider werden wir Mister Kilmister nie mehr leibhaftig singen sehen und hören. Deshalb kann man diese Songs im MCB-Programm durchaus auch als Reminiszenz an einen großartigen Musiker und ausgewiesenes Original der der weltweiten Metalszene auffassen. ich glaube mich zu erinnern, dass Mike am Sonnabend auch einen kurzen Gruß zu Lemmy schickte.
Mike Demnitz ist vor allem aber ein unglaublicher Bassist. Er zählt schon seit Jahrzehnten zu den besten Tieftonsaiten-Artisten. Ich meine mich dunkel zu erinnern, dass er zu DDR-Zeiten auch mal die Jahresumfrage nach dem besten Bassisten gewann. Nicht umsonst hat Mike vor MCB schon in solch bekannten Bands wie electra, der SCHUBERT-BAND oder REFORM gespielt, um nur einige seiner Musikerstationen zu nennen.
Irgendwie hat Demnitz eine ganz eigene Art des Bass-Spiels entwickelt. Das zu hören und zu beobachten war für mich schon immer faszinierend und auch bei diesem Gig ein echtes Highlight. Die absolute Krönung in dieser Hinsicht war natürlich sin virtuos gespieltes Basssolo. Wie in alten Zeiten erzeugte er dabei einige Töne mit einem leeren Sektglas. Das sah nicht nur spektakulär aus, es klang auch so. nach getaner Arbeit war er das Glasgefäß einfach hinter sich.
MCB stand schon immer für deftigen, kraftvollen, urwüchsigen Hardrock. Ganz ehrlich, seit diesem Konzert weiß ich auch wieder, dass diese Musik nicht nur Laune macht, sondern außerdem zeitlos ist. Trends sowie Mode-Musik kommen und gehen, gute Mugge überdauert solche Erscheinungen, MCB-Lieder überdauern ebenso wie die Klassiker von
MOTÖRHEAD.
Es war der reinste Feiertag für die Ohren den fetten, teilweise ruppigen Bass, das kräftige Schlagzeug und diese singende Gitarre zu hören und darüber liegend noch den markanten Gesang von Mike Demnitz zu vernehmen.
Maik Zühlke spielte eine treffliche Stromgitarre. Der Mann kam kurz nach der Wende von der Radeberger Band DANGER zu MCB. Aber damals waren die Zeiten für ostdeutsche Musiker besonders hart und MCB verschwand für einige Jahre von der Bildfläche. Im Jahr 2002 stieg er das zweite Mal in die Band ein und auch Schlagzeuger Basti Pfund ist seitdem dabei. Zühlke spielt neben diesem Trio auch noch in anderen Bands aus der Region (TURN AWAY, ROCKPROJEKT). Mit dem Bassbomber Mike Demnitz war? er auch ein EDELHERBer: Zu diesem Bandprojekt EDELHERB kann ich aber nichts sagen. Auch das ist an mir vorbeigegangen.
Zühlke spielte in Dresden am Sonnabend eine sehr solide Stromgitarre. Natürlich ordnete er sich die meiste Zeit unauffällig der Band unter, er spielte also banddienlich. Aber hier und da ließ er sein Können mit ordentlichen Solos aufblitzen. Sehr schön anzuhören war unter anderem seine arabisch klingende Gitarrenmelodie bei „Gelbkreuz des Südens“.
Erwartungsgemäß lösten die ganz bekannten MCB-Lieder wie „Commando 308“, „Das Fest des Wüstlings“ und „Lied des Galgenbruders an Sophie das Henkersmädel“ die meiste Begeisterung beim sachkundigen Publikum im „Heavy Duty“ aus. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang vielleicht auch, dass es sich bei den Texten der beiden letztgenannten Lieder um historische Gedichte von Christian Morgenstern handelt, die Bestandteil der Gedichtsammlung „Galgenlieder“ waren.
Lieder wie „Der alte Wolf“, „El Alamine“, „Nacht der Wölfe“, „Stalingrad“ oder „Herr Hauptmann“ waren weitere Stationen auf dem Weg zum Finale des Abends. Mindestens ein Titel fehlte noch auf den wohl alle warteten und das war die „Heavy Mörtel Mischmaschine“. Den Gesang bei diesem MCB-Evergreen übernahm übrigens ein Typ aus dem Publikum. Da kam noch mal richtig Freude und Stimmung in der Bude auf.
Das war wirklich ein ganz schöner Gig und wenn ich mir etwas wünschen dürfte, wären das weitere Konzerte von MCB. In dem Zusammenhang habe ich weiterhin noch den Traum die Band auch mal mit der zweiten Schlagzeugerin Angie Ullrich zu erleben.
Gruß Kundi
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