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HOLE FULL OF LOVE 28.10.16 "Tante Ju" Dresden
HOLE FULL OF LOVE 28.10.16 "Tante Ju" Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 02.11.2016 18:06von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Bericht Teil 1:
Es ist jetzt ungefähr 37 Jahre her. Ich war damals ein Bengel von 14 – 15 Jahren und ich begann langsam flügge zu werden. Ich ging immer mehr meine eigenen Wege, denn mit den Eltern abhängen war nichts mehr für einen Halbstarken. So dachten wir Jugendlichen jedenfalls damals. Cliquenbildung war angesagt. Die Jugendlichen versammelten sich abends, wenn nicht gerade Disko, Jugendtanz, Fete oder Konzert war, an den verschiedensten Orten um gemeinsam zu quatschen, zu blödeln und Musik zu hören. Beliebte Treffpunkte waren öffentliche Anlagen, Spielplätze oder eine nicht mehr genutzte alte Tankstelle. Cliquen waren lose Gruppierungen. Heute war man an der alten Tankstelle, am nächsten Tag vielleicht in den Anlagen am Stadtwall und übermorgen war man auf dem Spielplatz der eigenen Straße Der Platz lag so günstig, dass er von den meisten Wohnhäusern unserer Straße aus nicht direkt eingesehen werden konnte. Genau auf diesem Spielplatz hatte ich meine erste Begegnung mit der Musik von AC/DC.
Eines Tages schleppte ein Kumpel seinen Kassettenrecorder Annett von RFT an und spielte uns „Beating Around the Bush“ von AC/DC vor und weil es so schön war gleich mehrmals hintereinander. Ich war völlig elektrisiert. Diese Musik war viel härter und schräger als alles bisher Dagewesene. Der Sänger röhrte wie eine Furie und das Lied hatte einfach Schmiss. Vor allen Dingen konnte, ja musste man das Lied richtig laut hören. Das war also mein AC/DC-Urknall und die Band begleitet mich seit diesem Tag durchs Leben. Wir hatten gute und weniger gute Zeiten miteinander. Ich möchte euch jetzt hier nicht den ganzen Urschleim meiner AC/DC-Geschichte erzählen, aber ein paar Bemerkungen seien mir gestattet.
Wie durch ein Wunder erstand ich damals auch die AMIGA-Lizenz-Langspielplatte „Highway to Hell“, obwohl ich damals kein Schallplatten-Typ war. Ich war mehr auf Musikkassetten und Tonbänder fixiert. Wenn mich meine Erinnerung nicht trübt, erschien die Scheibe bei uns allerdings erst eine geraume Zeit nach dem Tod von Bon Scott (Todestag 19.02.1980). Die Originalscheibe wurde ja bereits 1979 veröffentlicht und brachte der Band den Durchbruch mit den ersten weltweiten Top Ten-Platzierungen.
Endgültig den Rockolymp bestiegen die australischen Hardrocker mit dem ersten Album ohne Bon Scott. „Back in Black“ mit Brian Johnson Brian verkaufte sich bis jetzt ungefähr schlappe 50 Millionen Mal und dürfte damit das meistverkaufte Album der Hardrock-/Metal-Sparte sein. Dieser Meilenstein der Rockgeschichte darf eigentlich in keiner Musiksammlung fehlen.
Wenn wir damals in den einschlägigen Sälen zur Disco einritten, durfte natürlich zur vorgerückten Stunde eine AC/DC-Runde nicht fehlen. „T.N.T.“ und „Touch too Much“ waren zum Beispiel 2 ganz sichere Stimmungsbringer, zumindest bei den männlichen Jugendlichen. Wenn ich heute den Film „Sonnenallee“ mit der köstlichen Männertanzrunde (ich glaube das war bei „Get it on“ von T. Rex) sehe, muss ich immer lächeln. Wir haben zwar nicht so schön „getanzt“, aber leidenschaftlich unser Haupthaar geschüttelt und mitgegrölt haben wir früher je nach Alkoholpegelstand auch sehr intensiv.
Mein erstes Kleidungsstück, welches ich mir nach der Wende im „goldenen Westen“ zulegte, war ein AC/DC-Shirt von der 1988er- „Blow Up Your“ –Tour mit dem Heetseeker-Motiv. „Heetseeker“ war der Eröffnungssong dieser Tournee. Übrigens stand damals auch schon Stevie Young bei einigen Gigs auf der Bühne, denn Malcolm hatte damals ein massives Getränkeproblem und musste deswegen bei einem Großteil der Auftritte pausieren. Stevie wurde ja 2014/2015 nach dem gesundheitlichen Ausstieg von Malcolm als Rhythmusgitarrist festes Bandmitglied. Chris Slade ersetzte am Schlagzeug Phill Rudd. Auch er ist ein alter Bekannter, denn in der ersten Hälfte der 90er Jahre trommelte er schon mal bei AC/DC.
Ich verfolgte die ganzen Jahre, was meine Lieblings-Hardrocker vom Känguru-Kontinent so treiben. Bevor ich 2006 das Internet für mich entdeckte, informierte ich mich meistens in Musikzeitschriften wie dem Metal Hammer oder Rockhard. Aber es dauerte bis zum Jahr 2000 bis ich das erste Mal bei AC/DC vor der Bühne stand und zwar am 25.November 2000 in Riesa bei der „Stiff upper Lip“-Hallentour. Mit zwei damaligen Arbeitskollegen erfüllten wir uns so unseren musikalischen Wunschtraum. Mit dem letztjährigen Gig in der Dresdner Flutrinne habe ich meine Helden nun 5 Mal live gesehen. Bei 3 dieser Muggen standen meine Geschwister und ich sogar in Reihe 1.
Nachdem Brian Johnson wegen drohendem Gehörverlust die "Rock or Bust"-Tour im Jahr 2016 nicht fortsetzen konnte, sprang Axl Rose als Frontmann ein. Cliff Williams erklärte jetzt im Sommer seinen Austritt aus der Band, spielte die Tour aber bis zum letzten Gig am 20.09.16 in Philadelphia ordentlich zu Ende. Phill Rudd wurde durch Chris Slade ersetzt und Stevie Young ersetzte ja den erkrankten Malcom. Angus Young ist nun jedenfalls der letzte aktive AC/DC-Mohikaner aus glorreichen Zeiten. Ob und wie es mit der Band noch weitergeht, wissen wohl nur die Rock'n Roll-Götter und das letzte noch verbliebene Gründungsmitglied der Band.
Den Liebhabern dieser Musik bleiben so oder so noch einige Coverbands, um diesen Sound gelegentlich noch live zu hören. Ich kann damit sehr gut leben und ich stehe auch dazu, dass ich zu solchen Muggen gerne gehe. In der Vergangenheit habe ich ja schon einige "AC /DC-Nachspielkapellen" wie BELLBREAKER, EASY/DC, THE JAILBREAKERS, die AC/DC-REVIVALBAND oder DR. KINSKI gesehen und große Enttäuschungen habe ich dabei nicht erlebt.
Mit HOLE FULL OF LOVE aus Frankfurt am Main kam am vergangenen Freitag eine weitere AC/DC-Coverband dazu. Die Kapelle (www.holefull.de)existiert seit ca. 20 Jahren und hat sich ganz speziell den 70er Jahren der australischen Hardrock-Ikone verschrieben.
Man kann das auch ganz grob mit der Bon Scott-Phase von AC/DC beschreiben. Scotts Vorgänger, Dave Evans, war nur ein knappes Jahr (1973-1974) dabei. Lediglich eine Single mit „Can I Sit Next to You Girl?" entstand in dieser kurzen Zeitspanne. Der Song wurde allerdings später noch mal mit Bon Scott als Sänger für das zweite AC/DC-Album "T.N.T." aufgenommen. Mit dem charismatischen Ronald Belford „Bon“ Scott und seiner phantastischen Rockröhre begann der Aufstieg von AC/DC, welcher die Band bis in den Rockolymp führte. Leider hat Bon Scott das nicht mehr erlebt, denn er verstarb am 19. Februar 1980 an Alkoholvergiftung und an seinem eigenen Erbrochenen. Obwohl AC/DC mit seinem Nachfolger Brian Johnson nicht nur an alte Erfolge anknüpfte, sondern diese sogar ausbaute, ist Bon Scott insbesondere bei den Alt-Fans immer noch eine Gallionsfigur. Daher ist es gut und folgerichtig, dass sich eine Band wie HOLE FULL OF LOVE ganz gezielt der 70er Jahre-Phase von AC/DC widmet.
---Ende Bericht Teil 1---
Gruß Kundi
RE: HOLE FULL OF LOVE 28.10.16 "Tante Ju" Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 02.11.2016 18:19von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Bericht Teil 2:
HOLE FULL OF LOVE spielte in Dresdens besten Liveclub "Tante Ju" und die Halle war für einen Freitag auch gar nicht mal so schlecht besucht. Die Band gastierte wohl bereits das 3. oder 4. Mal hier und bei jeder dieser Muggen haben sich HOLE FULL OF LOVE mehr Freunde gemacht. Im Publikum waren selbstverständlich viele AC/DC-Shirts sowie auch vereinzelt leuchtende Teufelshörner zu sehen. Die Leute warteten ganz entspannt auf die Band und es herrschte eine freudig-erwartungsvolle Atmosphäre. Mir fiel außerdem auf, dass einige Fans wohl weite Anreisewege auf sich genommen hatten, um an diesem Abend mit HOLE FULL OF LOVE ordentlich abrocken zu können. Da noch etwas Zeit war, fischte ich am Merchandisingstand noch schnell ein T-Shirt und eine CD von HOLEFULL gegen wirklich schmales Geld ab. Unter dem Namen HOLEFULL haben die Jungs nämlich vor einiger Zeit eine CD mit eigenen Liedern herausgebracht. Das sind ordentliche, abgehende Rocksongs, die durchaus klanglich auch ein australisches Vorbild erkennen lassen. Die Scheibe gefällt mir nach den ersten Durchläufen im Player schon ganz gut.
Die Uhr lief natürlich weiter und es ging allmählich der Showtime entgegen. Dann fungierte ein Rock'n Roll-Klassiker als Intro, die Musiker der Band nahmen ihre Positionen ein und wenig später gab es für die nächsten gut 2 Stunden das schönste australisch inspirierte Hardrock-Gewitter.
Angeführt von Frontmann Dario Djurinovac und Leadgitarrist Karsten Kutscher (natürlich in Schuluniform und mit einer E-Gitarre, die der Gibson von Angus Young ähnelte) heizte die Band aus Frankfurt am Main dem Dresdner Publikum von der ersten Sekunde an ordentlich ein.
HOLE FULL OF LOVE verbreitete in der "Tante Ju" eine nahezu unheimliche Energie und totale Spielfreude. Die Luft brannte förmlich und die elektrischen Spannungen entluden sich in die unsterblichen Songs der Bon Scott-Ära und in die packende, mitreißende Bühnenshow. Das Gesamtpaket stimmte einfach bei der Truppe. Die Band war musikalische hautnah dran am alten, typischen AC/DC-Sound.
Frontmann und Sänger Dario Djurinovac hat eine saugeile Rockröhre, die stellenweise den Vergleich mit Bon Scott nicht zu scheuen braucht und er entfaltet auch eine sehr eindrucksvolle Bühnenpräsenz. Dario arbeitete mit dem ganzen Körper- sein Bewegungsradius auf der Bühne, seine Körpersprache und -haltung, Mimik und Gestik war voll darauf ausgerichtet eine ordentliche Show zu bieten. Der Mann ist ein sehr sympathisches Rock'n Roll-Tier und er macht seinen Job als Fronter von HOLE FULL OF LOVE nicht nur mit Liebe, sondern auch ausgesprochen publikumsnah. Immer wieder suchte er mit Blicken, Gesten, Anreden den Kontakt zum Publikum. Ich habe jetzt noch seinen Ruf "Ist das hier 'ne Party? Ist das hier 'ne Rock'n'Roll Party?" im Ohr. Dieses Moto gab er während der Show mehrmals an die Meute vor der Bühne weiter. Gedanklich habe ich zurückgerufen "Jawoll, das ist eine Rock'n Roll-Party und zwar eine ganz fette sogar.
Die Fans in der "Tante JU" gingen jedenfalls begeistert, fraßen dem Frontmann und Sänger Dario Djurinovac bildlich gesprochen förmlich aus der Hand und feierten mit der gesamten Band eine gigantische AC/DC-Party.
Karsten Kutscher orientierte sich in seinem Tun natürlich auch an der Bühnenarbeit von Angus Young. Er war zwar nicht ganz so kräftezehrend und wie ein Karpfen nach Luft schnappend unterwegs wie der australische Gitarrenfloh, aber die eingedrehten Sprünge als Ende einiger Lieder, den Duckwalk oder den auf den Boden liegenden und wie unter Stromschlägen zuckenden Gitarren-Hero machte er uns in Dresden auch. Selbstverständlich ließ er auch mal die Hüllen seiner blauen Schuluniform gekonnt in einem Strip fallen.
In Ede Keiser (Bassgitarre), Michael "Mini" Schramm (Schlagzeug) und Tony Clark (Rhythmusgitarre hatten) die beiden auf der Bühne im Mittelpunkt stehenden HOLE FULL OF LOVE-Strategen eine sehr gute Rückendeckung. Auf dieser musikalischen Basis konnten sich die beiden Aktivposten nicht nur blind verlassen, sondern auch ordentlich austoben.
Für alte Säcke wie mich war dieses Konzert ein Fest und das auch wegen der Songauswahl. In der Hauptsache waren es tatsächlich Lieder aus den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Einige dieser Songs hat AC/DC selbst sogar noch nie oder seit langer Zeit nicht live gespielt. Mit "Dirty Deeds Done Dirt Cheap", „Can I Sit Next to You Girl?", "Problem Child", "Sin City" und vielen anderen Liedern ging es für mich und sicher ebenso einige andere Leute der Generation 50+ auch auf eine kurzweilige musikalische Zeitreise zurück in die eigene Jugend. Natürlich fehlten dabei auch solche Stimmungsgaranten wie "Touch too Much", "T.N.T" und "Highway to Hell" nicht. Bei solchen Klängen feixte mich meine eigene Vergangenheit förmlich an. Es ist immer wieder schön und nicht selten sogar überraschend, was einem der eigene Erinnerungsspeicher bei solchen Konzerten manchmal wieder ans Tageslicht befördert.
Es ging Schlag auf Schlag, immer weiter wurde uns von der Band musikalisches AC/DC-Gold kredenzt: "High Voltage", "If you want blood" und "Whole lotta Rosie" waren zum Beispiel zu hören.
Das geniale bluesgetränkte Stück "The Jack" mit seinen stampfenden Rhythmus umschmeichelte die Ohren. Das Lied war ja lange Zeit bei AC/DC-Konzerten auch die Striptease-Musik von Angus Young. Der wunderschöne "Bad Boy Boogie" zauberte sicher nicht nur mir ein zufrieden-begeistertes Grinsen ins Gesicht
Die Stimmung in der Halle war fabelhaft und auch die Fans bewiesen Ausdauer und Standhaftigkeit. Da konnte der Herr Djurinovac immer wieder fragen "Könnt ihr noch?" - natürlich konnten wir alle noch, denn es war ein schöner Abend. Ein Fan brachte es auf den Punkt, denn er fragte einfach zurück "Könnt ihr von der Band denn überhaupt noch? Die Frage war gar nicht so unüberlegt, denn die schweißtreibende Rock'n Roll-Show war für die Musiker sicher nicht so ganz ohne und sie kostete bestimmt auch einige Kraftkörner. Doch den Beweis blieb uns das Ensemble HOLE FULL OF LOVE natürlich nicht lange schuldig. Da ging schon noch was bei den Jungs und sie rockten sich noch ein Weilchen weiter durch die Geschichte der Hardrock-Giganten vom australischen Kontinent.
Mit "You shook me all Night long" und "Shoot to Thril" spielte die Band HOLE FULL OF LOVE aber auch noch zwei Lieder vom "Back in Black"-Album, welches ja bekanntlich das erste Album mit Brian Johnson war. Aber das war auch völlig okay so.
Nachdem so manche Fankehle heiser gesungen, der letzte Schweißtröpfchen von der Stirn getropft war und auch der letzte Zugabe-Ton verklungen war, konnte man überall nur in zufriedene bzw. glückliche Gesichter schauen. Über dieses Konzert in Dresden könnte man ganz verkürzt auch so schreiben: HOLE FULL OF LOVE kam, sah und siegte. Diese Kapelle werde ich mir sicher mal wieder antun, wenn sich die Gelegenheit ergibt und auch der Termin passt.
Gruß Kundi
---Ende Bericht---
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