Hab' mit dem APFELTRÄUM geträumt
Einst tourten VÄTER & SÖHNE gemeinsam durch die Lande, jetzt sind es die SÖHNE & FREUNDE, die sich genüsslich am Erbe von CÄSAR „vergreifen“. Wer die Geburt des Projektes 2015 in der Enge von Tonellis live miterlebt hatte, der konnte ahnen, was da an Potential in den Startlöchern lauerte. Inzwischen scheinen die kleinen Schwierigkeiten überwunden und die Schatztruhe des Vaters weit geöffnet. Nach einem reichlichen Jahr des Wartens, ist meine Neugier wieder groß genug, um die alten Lieder im neuen Gewand live zu erleben. Seit einigen Tagen rollt die Wandersmann-Tour und ich fahre voller Spannung nach Magdeburg zur alten Feuerwache, wo die APFELTRÄUMER auf der Bühne musizieren werden.
Ein brachial lauter Akkord und ein Männerchor mit nur drei Stimmen donnert: „(Der Wind weiß) Was mir fehlt!“ Mit überwältigender Wucht krachen die Worte und Akkorde herab und in den Saal. Ohne Pause lassen sie „Aber ich kann’s nicht verstehen folgen“. Die Gitarren trocken und der Gesang des dreistimmigen Männerchors ein Genuss. Für Momente ist mir, als wäre dies hier anno dunnemals, so flockig locker kommt der Sound von der Rampe. Ich spüre eine Gänsehaut und wer eine Träne im Auge hat, sollte sich nicht schämen.
Die beiden CÄSAR - Söhne rocken, ROBERT stampft mit seinem Bass und MORITZ spielt seine Gitarre fast wie ein kleiner Gott. BIG JOE STOLLE schluchzt und stöhnt den „Mitternachtsblues“ aus sich heraus und neben ihm steht, still und in sich versunken, der begnadet Gitarre spielende MAURO PANDOLFINO und zaubert mit einem steinalten Wimmerholz himmlische Klänge, das man völlig verzückt zuschaut. Im Hintergrund gibt JÜRGEN SCHÖTZ, jahrelang Drummer bei CÄSAR, den jeweiligen Takt vor und trommelt immer noch, so wie damals, mit einem Lächeln im Gesicht. Dann kommt „Zwischen Liebe und Zorn“ und BIG JOE ist fast so stimmgewaltig wie Monster. Er begeistert auch mit zwei kraftvollen Versionen vom „Bruder Blues“ sowie dem „(Phantom) Whisky“ und singt dann noch das schöne „Wiegenlied für Susann“. Das hätte ich jetzt wirklich nicht erwartet, ebenso wenig wie den „Sandmann“ von Kuno, den ich auch schon eine Ewigkeit, also mehr als vierzig Jahre, nicht mehr live gehört habe.
Der Abend ist auf dem Höhepunkt und die Stimmung durchgehend entspannt und fröhlich. Jetzt folgt ein Klassiker auf den anderen: „Baggerführer Willi“, „Otto-Ballade“, „Gelber Mond“, „Wandersmann“ und „McDonald“ gibt es am Stück und natürlich zum Mitsingen. Es macht einfach nur unheimlich viel Freude, die Lieder zu fühlen oder eigenen Erinnerungen beim „Liebeslied“ hinterher zu träumen. Mit „Cäsar’s Blues“ rockt der APFELTRAUM die alte Feuerwoche weiter im Rhythmus und den „Apfeltraum“ kann ohnehin jeder der Anwesenden mitsingen. Dann sieht man links und rechts in glänzende Augen und irgendwie scheinen wir alle wieder etwas jünger geworden zu sein.
Als das Lied vom „Apfeltraum ausgesummt und die Musiker die Bühne verlassen, will keiner gehen. Das Ritual nimmt also seinen Lauf und eine Minute mit tosendem Applaus später, singen wir alle das Lied, das zur Identifikation für eine Einstellung geworden ist. Ein Lied wie eine Vision, eine Vision von einer Zukunft, in der „Mensch den Menschen ehrt“ und in der wir alle nur Gleiche unter Gleichen sein könnten. Diese Hoffnung passt irgendwie auch zu der „Besinnung“, jenem unbeschreiblich schlichten und sehr emotionalen Lied, das noch immer wie ein leiser Vulkan aufwühlt. Irgendwie hypnotisiert diese Melodie und die gehauchte Aufforderung „seid noch ein Weilchen mit uns still.“ Und dann ist es still im Raum, wirklich richtig still, keiner wagt zu atmen und das sehr, sehr, sehr lange.
DANKE Euch allen, die ihr uns diese zwei wundervollen und sehr emotionalen Stunden bereitet habt.