Vor ein paar Tagen, kurz nach dem Santana-Konzert in Potsdam, habe ich zwei neue Vinyl-Alben in meine Sammlung einsortiert. Das Doppelalbum „Santana IV“ hält all die Versprechen, die Santana mit seinen ersten drei Alben in den 1970er Jahre abgegeben hatte. Nach vielen Experimenten und Suchen nach Ausdrucksmöglichkeiten, hat Carlos Santana mit dem Album „IV“ nun endlich den Zyklus wieder geschlossen, den er damals mit „III“ offen gelassen hatte. Die Musik ist ein Eintauchen in das Gefühl jener Jahre, ohne dass es nur einen einzigen Moment altmodisch klingen würde. Santana zaubert noch immer und findet wunderschöne Melodiebögen, die er ausschweifend klingen lässt. Einfach toll.
Die Zusammenarbeit von Jon Anderson (ex-Yes) und dem Schweden Roine Stolt (Flower Kings) hat mit „Invention Of Knowledge“ ein Alben entstehen lassen, dessen Klangkosmos irgendwo zwischen den „Tales Of Topografic Oceans“ (1973) und „Olias Of Sunhillow“ (1976) zu schweben scheint. Zwei gestandene Haudegen haben, an allen Trends und angeblichen Hipes vorbei, ihre eigenen Intentionen ausgelebt und zu Klingen gebracht. Dass mit Jungspund Felix Lehrmann (32, in Halberstadt geboren), dem Sohn von Gitarrist Michael Lehrmann, einer aus „unserem Dunstkreis“ an den Drums mitgewirkt hat, verleiht diesem Album für hiesige Fans eine ganz besondere (Duft)Note. Über diese Scheibe werden sich viele „Ausgehungerte“ (wie ich) hermachen, um in den ausgefeilten Klangebilden ausgiebig zu „baden“. Ich bin gerade dabei.
Mit CARLOS SANTANA (68) und JON ANDERSON (72) beweisen zwei ROCK-LEGENDEN, die dieses Etikett auch verdienen, sowie mit ROINE STOLT (fast 60) ein alter Hase, dass man mit rund sieben bzw. sechs Jahrzehnten auf dem Buckel nicht unbedingt seinen eigenen Fundus ausplündern muss, um Effekte zu erzielen. In diesem Fall gelingt es den Altrocken, mit ausschließlich neuem, anspruchsvollem Material zu überzeugen und noch einmal die Messlatte für Nachahmer verdammt hoch zu legen.