|
|
SPLiTT Ostrock 11.06.16 Stadtfest "Schiebocker Tage 2016" in Bischofswerda
SPLiTT Ostrock 11.06.16 Stadtfest "Schiebocker Tage 2016" in Bischofswerda
in Konzertberichte 2019 und älter 21.06.2016 19:19von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Obwohl ich am 11. Juni 2016 nur eine kurze Fahrt zur nächsten Mugge hatte, ratterten meine Gedanken wieder themenbezogen durch mein Gedankenuniversum. Das kennt ihr ja schon von mir und meinen Konzertberichten. Ich fuhr also nach Schiebock (offizieller Name der Stadt ist Bischofswerda) zum Stadtfest Schiebocker Tage 2016. Dort spielte an diesem Abend auf dem Marktplatz die Ostrock-Coverband SPLiTT. Neben den 1998 gegründeten Band P 70 und den 2004 gegründeten OSSIS gehört SPLiTT seit dem Jahr 2007 zur Creme de la Creme der "Nachspielkapellen" dieser Sparte und das mit weitem Abstand. SPLiTT änderte damals sein musikalisches Profil weg von der Heavy metal-Band hin zur massen- und generationentauglichen Ostrock-Coverband. Ich mag alle 3 Gruppen und ich treibe mich nun schon seit mehreren Jahren hin und wieder auf Gigs dieser Combos herum. Der "gute, alte Ostrock“ feiert heutzutage Erfolge, die kurz nach der Wende selbst die kühnsten Optimisten nicht für möglich gehalten hätten. Erfolge - davon profitieren mittlerweile nicht nur die Original-Bands wie PUHDYS, SILLY oder KARUSSELL, sondern auch die Nachspieler. Das ist auch völlig okay so.
Anfang der 90er Jahre war das, was wir heute aus praktischen Gründen als Ostrock bezeichnen ziemlich am Boden. Kaum jemand zwischen Ostseestrand und Zittauer Gebirge oder zwischen Rostock und Suhl gab noch einen Pfifferling auf CITY, KARAT und die anderen Bands aus den ehemals als DDR bezeichneten 108 000 Quadratkilometern Stück Heimatland. Jenseits der Elbe war mit der Wende und der Vereinigung zweier deutscher Staaten der Exotenbonus für unsere Künstler auch flöten gegangen. In meiner Erinnerung waren das ca. 2 oder 3 Jahre, wo kaum etwas mit den ostdeutschen Bands meiner Jugend lief. Der musikalische Sektor Musik aus der ehemaligen DDR war einfach platt. Es gab da ganz wenige Ausnahmen wie RENFT, die ja für ihre Fans vorher aus bekannten Gründen auch 15 Jahre nicht erreichbar waren und die Fans deshalb extremen Nachholbedarf hatten. Auch ich war bereits 1990 bei meinen ersten RENFT-Konzerten.
Hans und Franz liefen jetzt lieber zu den großen, bekannten Bands aus Amerika, Großbritannien oder der alten Bundesrepublik. Selbst drittklassige Ensembles aus diesen Regionen machten im Osten da mit Konzerten ihren Schnitt. Es dauerte eine Weile, aber dann gierte es unsere Pappenheimer Hans und Franz wieder nach der heimatlichen Zigarette der Marke Cabinet, nach Bautzener oder Dresdener Bier und nach den Liedern unserer Kindheit und Jugend. Die Leute vermissten plötzlich die Lieder und die Konzerte von PUHDYS, CITY und KARAT. Diese Durststrecke war nicht nur für die Musiker schmerzhaft, sondern zum Beispiel auch für mich. Mein Musikgeschmack hat sich ja mit dem 03.10.1990 nicht plötzlich gewendet und es war auch überhaupt nicht abzusehen, ob sich Bands, Veranstalter und Fanszene überhaupt wieder aufrappeln würden. Ich kann mich erinnern, dass die ersten zaghaften Versuche so um 1992/93 liefen. Die PUHDYS waren plötzlich wieder da und sie spielten in Bautzen einem Festzelt eines örtlichen Gewerbetreibenden ("Gurken-Paule") vor vielleicht 30 Leuten. Nach und nach ging es wieder aufwärts mit unserer Musik, viele Bands kehrten zurück, die Veranstalter setzten wieder auf diese und die Leute wollten ihre Mugge wieder hören. An Ostrock-Coverbands wie P 70 oder die DIE OSSIS war da noch lange nicht zu denken. Schritt für Schritt ging es für viele unserer Heldinnen und Helden aus der Versenkung wieder ans Licht der Öffentlichkeit. Jetzt sind mehr als 25 Jahre seit der Stunde Null vergangenen. Wir und unsere Musik ist immer noch da. Leider mussten sich in dieser langen Zeit auch schon einige Musiker und auch Fans aus dieser Welt verabschieden. Die Lücken sind nicht zu übersehen und die Einschläge kommen immer näher je länger dieser Prozess voranschreitet.
Getreu dem alten Schlachtruf "Frechheit siegt" parkte ich meinen treuen Motorgaul Ceedrik in Sicht- und Hörweite der Bühne. Als ich die Tür öffnete hörte ich schon die Töne vom "Unterm Asphalt"-Intro und ich war kurz verwirrt. Es war noch nicht mal 18:45 Uhr und die Mugge lief schon? Eigentlich sollte SPLiTT doch 19:00 Uhr beginnen. Egal, ich stürzte erstmal Richtung Bühne.
Dieses Intro spielte SILLY bereits auf der 2005 / 2006er SILLY und Gäste -Tour. Ich mag das auch sehr. Irgendwie kribbelt es mich bei diesem Intro immer unter der Haut. Spur- und klanglos
Ich hätte aber auch nichts dagegen wenn das Lied "Unterm Asphalt" sich auch mal wieder komplett in einem Konzertprogramm wiederfinden würde. Erstmals erschien es im Jahr 1983 auf der LP "Mont Klamott". Die Scheibe war ein Meilenstein deutschsprachiger Rockmusik und sie brachte der Band SILLY auch den Durchbruch.
Nach dem Konzert klärte sich der vorgezogene Muggenbeginn übrigens ganz leicht auf. Da die SPLiTT im Programmablauf folgende Schlagermafia am nächsten Vormittag einen wichtigen Medientermin im Norden hatte, hatten sie um einen früheren Beginn gebeten. Obwohl SPLiTT dann auch zeitiger anfing, reichte es nicht für die komplette Setlist, denn statt bis zu 3 Stunden Spielzeit hatte die Band gerade mal etwas über 2 Stunden zur Verfügung.
Bühne und Technik waren in Schiebock wieder erste Sahne. Die Musiker hatten eine ordentlich große Arbeitsfläche, brauchbares Licht und ganz ordentlichen Ton. Außerdem sorgte eine LED-Videowand im Hintergrund für ein paar schöne optische Aufpeppungen.
Die Musiker hatten ausreichend Platz sich ordentlich zu bewegen und sie nutzten diesen Luxus auch redlich aus. Gitarrist Heinz Großheim und Bassist Paul Posse trieben sich zeitweise gegenseitig vor sich her. Auch Sängerin Petra Großheim und Sänger Frank Käppner klebten nicht wie angewurzelt auf den Bühnenbrettern. Optisch war da schon viel Bewegung und Dynamik vorhanden. Zusammen mit den farbigen Lichteffekten, den mitreißenden Klängen und Lauten der Musik gepaart mit der Spielfreude und -laune gab das schon mehr als eine saftige Portion guter (Stadtfest-)Unterhaltung. Sehenswert war auch die Art mit welcher sichtbaren Leidenschaft und Energie Paul Posse seinen Bass spielte. Das sah zeitweise so aus, als wenn er mit seinem Instrument zeitgleich kämpfte und tanzte.
Musikalisch gab es sowieso nix zu deuteln an Stil und Leistung der Band.
Das alles ließ natürlich die Besucher auch nicht unberührt. Es war schon deutlich zu merken, dass die Mugge von SPLiTT in Schiebock sehr gut ankam. Beifallsbekundungen, Rufe und Pfiffe gab es reichlich. Aber die Leute blieben zum größten Teil an ihren Biertischen bzw. auf den dazu gehörigen Bänken sitzen und hörten von dort aus zu. Das sind eben die Nachteile, wenn man solche Sitzmöglichkeiten in der Nähe der Bühne anbietet. Aber es waren deutlich mehr Besucher als Sitzplätze auf dem Platz, die meisten der Stehplatz-Inhaber hatten sich aber hinter oder neben den Sitzreihen positioniert.
SPLiTT öffnete bildlich gesprochen die Hitkommode der absoluten Ostrock-Hits und holte einen Dauerbrenner nach dem anderen aus deren Schubladen. Was im Original von PUHDYS, CITY, KARAT, SILLY oder electra stammt, bekam von der Band ein neues musikalisches Gewand verpasst. Wobei das Original aber immer ganz deutlich erkennbar blieb. Habt ihr eigentlich auch schon festgestellt, dass viele unserer Lieder zeitlos sind und dass man ihnen mit ganz wenigen Änderungen einen neuen Hauch geben kann. Petra sang zum Beispiel "Nie zuvor" von electra. Im ersten Moment klang die Frauenstimme vielleicht ungewohnt, aber letztendlich konnte sich Zuhörer ziemlich schnell in diese neue Klangfarbe hineinfinden. Später ließ sie dann auch noch die "Schlittschuh-Eisbärn aus Berlin" mit ihrer kräftigen Stimme "so bärenstark und voll Energie" laufen. Es schadete dabei auch nicht, dass für mich persönlich die eine oder andere Niete dabei war. Ich wurde aber bei anderen Songs dafür wieder voll entschädigt.
Ansonsten ist SPLiTT gesanglich mit der Frontsängerin-/Frontsänger-Doppelspitze Petra und Frank nach meinem Gefühl sehr gut aufgestellt. Beide ergänzen sich gut und sie spielen sich auch manchen lustigen verbalen Ball zu. Das lockert die Sache zusätzlich noch mal auf. Hervorheben möchte ich auch nach Franks vorzügliche Mundharmonika-Fertigkeiten. Die Mundi beherrscht er als alter Blueser wirklich sehr gut. Bei „Jede Stunde“ von Karat konnte er damit auch in Schiebock ganz klar punkten.
Wer mal sein blaues Bass- und Gitarren-Wunder erleben möchte, sollte mal ein SPLiTT-Konzert besuchen und dann genau hinhören, was beim „Albatros“ und bei „Blauer Planet“ von Kara passiert. Gitarrist Heinz und Bassist Paul lassen mit ihrem glänzenden Instrumentalspiel reihenweise die Münder der Zuhörer vor Staunen offenstehen. Insbesondere der fast symphonische „Albatros“ reißt mich immer wieder vom nicht vorhandenen Hocker. Selbstverständlich ist die Originalversion vom Dreilich-Ensemble schon ein Hammer, aber die SPLiTT-Version erreicht ebenfalls die Herzen der Menschen. Ein kleiner Traum von mir ist es ja, dass eine der 3 großen Ostrock-Coverbands sich auch mal an „Tiefsee“ von Karat wagen würden. Dieses wunderschöne Lied ist mit den Jahren fast untergegangen, was ich sehr schade finde.
Dass „Albatros“-Spiel war aber noch nicht genug der Gitarrenkunst, denn der Herr Großheim spielte auch noch die CITY-“Am Fenster“-Geigentöne auf seine E-Gitarre nach und da staunt nicht nur der Fachmann, sondern der Laie wundert sich dazu auch noch.
Übrigens hat der Herr Großheim auch schon bei der Folkrockband Clover ausgeholfen und von dort kommt auch der aktuelle Drummer von SPLiTT. Jörg „Lachi“ Lachmann haut kräftig auf Trommeln, Becken und Pauken. Wenn Basser Paul sein Tiefton-Fundament legt und Lachi dazu den Takt angibt, stimmt der Laden schon weitestgehend.
Gut finde ich weiterhin, dass die Geschichte des Ostrocks bei SPLiTT nicht am 03. Oktober 1990 endet, sondern. Die Band spielt auch wunderschöne Nachwendetitel wie die „Hurensöhne“, „Asyl im Paradies“ oder „Wo bist du“ von SILLY. Die Lieder wurden von Petra Großheim ganz grandios interpretiert. Die „Eisbärn“ der PUHDYS hatte ich ja auch schon weiter oben angesprochen. Frank steuerte dazu auch noch CITYs „Es ist immer noch Sommer“ aus jüngeren Tagen bei. Übrigens kamen „Kalter Rauch“ von Karat und die PUHDYS- „Melanie“ aus seinem Munde auch ganz gut rüber.
Es war eine kurzweilige SPLiTT-Geschichte in Bischofswerda und leider bliebe auf Grund der bereits angesprochenen Programmänderung der eine oder andere Song auf der Strecke. Aber beim nächsten Mal gibt es bestimmt wieder volle Möhre SPLiTT bei einem Stadtfest in X, Y oder Z. Der Veranstalter, der SPLiTT für solch ein Event bucht, kann eigentlich nix falsch machen.
Gruß Kundi
RE: SPLiTT Ostrock 11.06.16 Stadtfest "Schiebocker Tage 2016" in Bischofswerda
in Konzertberichte 2019 und älter 21.06.2016 19:49von Drachenuli • | 1.023 Beiträge | 2222 Punkte
« HAASE singt GUNDERMANN in der Zschoner Mühle in DD am 10.06.16 | AufSturz 04.06.16 bei QUERFORMAT e. V. Dresden » |
Besucher
0 Mitglieder und 22 Gäste sind Online Besucherzähler Heute waren 25 Gäste online. |
Forum Statistiken
Das Forum hat 3230
Themen
und
13922
Beiträge.
Heute waren 0 Mitglieder Online: |
Einfach ein eigenes Forum erstellen | ©Xobor.de |