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AufSturz 04.06.16 bei QUERFORMAT e. V. Dresden
AufSturz 04.06.16 bei QUERFORMAT e. V. Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 15.06.2016 18:10von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Am Sonnabend, den 04. Juni war schon das nächste Konzert, welches unsere Freundinnen und Freunde von QUERFORMAT e. V. Dresden auf dem Pahlitzschhof organisierten. Es waren noch nicht mal 24 Stunden vergangen, da tönte schon wieder Livemusik durch den sozialen Brennpunkt-Stadtbezirk Dresden-Prohlis. Manuela, Lutz und ihre Heinzelfrauchen und Heinzelmännchen hatten wieder unermüdlich geschuftet. Sie hatten auf ausreichenden Schlaf und auf freie Stunden verzichtet, um wieder einmal eine großartige Mugge auf die Beine zu stellen. Diesmal hatten sie (aber auch die Musiker und wir Besucher) jedoch endlich wieder mit dem Wetter Glück. So stand einem echten open air-Konzert an diesem Abend auch nichts im Wege.
Es war für mich eigentlich ein Tag in der Gemeinschaft mit alten und noch nicht ganz so alten Freundinnen und Freunden. Die längsten Freundschaften reichen hierbei bis in das Jahr 1982 zurück und betreffen die 3 älteren Herren Uwe, Uwe (besser bekannt als der Vize) und Kundi. 34 Jahre - das sind für mich bzw. für uns auch 34 Jahre mit beruflichen, familiären, räumlichen Veränderungen, mit persönlichen Höhen und Tiefen, mit Erfolgen und Niederlagen. Eine Konstante unserer Leben war und ist diese Männerfreundschaft, die sich in guten wie in schlechten Tagen bewährt hat. Ich bin sehr dankbar und glücklich, dass ich mich seit mehr als 3 Jahrzehnten auf diese beiden großartigen Menschen stützen kann und ich hoffe, dass ich auch ihnen manchmal etwas davon zurückgebe. Freundschaft ist ja immer ein Geben und Nehmen, ohne das letztendlich bis auf das letzte Gramm aufrechnen zu wollen. Musik spielte in unseren 3 Leben und in unserer Freundschaft immer eine Rolle. Es gab sogar Zeiten, da haben wir gemeinsam singend auf der Bühne gestanden und ich denke heute noch ganz gerne daran zurück. Das liegt aber auch schon 3 Jahrzehnte zurück und einige der kämpferischen Lieder dieser Zeit (aber nicht alle!) würde ich heute wohl nicht mehr singen.
Aber der Abend in Dresden zeigte mir weiterhin, dass mein Freundeskreis in den letzten ca. 8 - 10 Jahren gewachsen ist und das zu Menschen, die ich erst in diesem Zeitraum kennenlernen durfte und in Bahnen / Richtungen, die ich vorher nicht für möglich gehalten hätte. Verbunden hat uns zunächst die Schnur des Internets und unsere gemeinsame Liebe zu guter Livemusik. Petra aus dem Striegistal und ich kennen uns seit September 2006 aus einem ehemals guten Forum und einen Chat. persönlich haben wir uns im März 2007 erstmals im TIVOLI zu Freiberg bei einem Konzert von CÄSAR & DIE SPIELER und RENFT getroffen. Diese Begegnung und auch dieses Konzert werden mir auf ewig in Erinnerung bleiben. Das hat natürlich verschiedene Gründe. Zu unserer Striegistal- Bewohnerin Petra ermittelten meine persönlichen Antennen sofort ein Gefühl der Sympathie und in der Folge wuchs daraus ein unsichtbarer, sehr haltbarer menschlicher Verbindungsdraht. Heute wissen wir auch, wo und wann wir gemeinsam ticken. Das hat zum Teil auch etwas mit unseren bisherigen Lebensverläufen zu tun. Auch musikalisch haben wir sehr schnell gemeinsame Vorlieben gefunden und Petra war eine der ersten, der ich damals mit AufSturz "auf den Geist" ging. Dass sie sehr schnell zur AufSturz-"Verrückten" wurde, freut mich noch heute. Sie schrieb in ihrem "verrückten Konzert Marathon in Dresden" -Beitrag ja in Zusammenhang mit unserem geliebten Ensemble von ihrer Lieblings-Gundermann-Band - das macht mich schon ein bissel stolz.
Auch mit Herrn MM, ihrem Angetrauten, fühle ich mich heute sehr verbunden. Das Konzert im TIVOLI selbst bleibt uns auch deswegen in Erinnerung, weil es das letzte RENFT-Konzert mit Heinz Prüfer war. Keine 36 Stunden danach, in der darauffolgenden Nacht passierte der schreckliche Verkehrsunfall auf der Autobahn bei dem Heinz ums Leben kam.
Mittlerweile gehören auch die QUERFORMAT-Aktivisten, insbesondere Manuela und Lutz, zu den Menschen zu denen ich gerne und aufrechten Herzens Freunde sage und in deren Gesellschaft ich auch gerne verweile. Nicht von ungefähr bin ich auch immer wieder bei Veranstaltungen von QUERFORMAT e.V. Dresden in Prohlis anzutreffen. Manu und Lutz sind herzliche Menschen, die nicht nur ein offenes Auge und Ohr für die Probleme ihrer Mitmenschen haben und die vor allem auch riesengroße Herzen haben. Ich habe riesigen Respekt vor ihrem gesellschaftlichen Engagement, vor ihrer Standhaftigkeit und Ausdauer. Bei Lutz kommt dazu noch eine große Portion Humor und Schlitzohrigkeit.
Ob das zuvor geschriebene alles in einen Konzertbericht gehört? Ich weiß nicht, wie das Profis beurteilen, aber für mich gehört das alles schon irgendwie dazu. Ich kann Musik und somit auch solche Konzerte nicht stereotyp ohne Phantasie und losgelöst von meinen Gefühlen, Gedanken und Erfahrungen verarbeiten. Konzerte und Musik wären doch ohne das eigene Gefühlsbad und die eigene Lebens- und Gedankenwelt irgendwie seelenlos. Auch die Künstler legen in ihre Lieder Teile ihres Lebens, ihrer Gedanken und ihrer Phantasie. Das muss auch nicht immer alles bis ins letzte i-Tüpfelchen deckungsgleich sein, denn manches interpretiert jeder Mensch anders.
Aber kommen wir jetzt noch kurz zu AufSturz an diesem schönen frühsommerlichen Abend in Dresden. Die technischen Rahmenbedingungen stimmten diesmal und es wurde ein schönes open air-Konzert mit tollem Sound und ganz gutem Licht. Die neue Bühne bestand auch ihre Bewährungszeit mit Bravour. Für durstige Kehlen und hungrige Mäuler sorgten die Leute vom Verein QUERFORMAT wieder mit viel Einsatz, Herz und Seele. Es waren viele interessierte Leute anwesend und auch das Wetter verdiente nach der Pleite vom Vortag mal eine Anerkennung.
Beste Bedingungen für das geliebte und verehrte Liederrock-Ensemble aus Magdeburg, welches den Bandnamen AufSturz trägt. Der anfangs vielleicht seltsam anmutende Name AufSturz lässt auch viel Raum fürs Nachdenken und für eine eigene Interpretation. In diesem Kunstwort stecken für mich die Begriffe Sturz und aufstehen/ Aufbruch. Wer stürzt, kann immer wieder aufstehen. Aber manches vermeintliche Aufstehen kann auch einen Sturz gleichkommen. Jeder Sturz kann aber auch den Ausgangspunkt eines Neuanfanges darstellen. Anregungen für den eigenen Nachdenkapparat gibt zum Beispiel auch das Lied „Aufsturz (ins Niemandsland)“ von AufSturz.
AufSturz hat in Dresden und Umgebung viele Anhänger, dass man fast von einem Heimspiel der Band sprechen könnte. Die Band hat in Duo- oder Komplettbesetzung schon mehrmals in Dresden gespielt (unter anderem hier bei QUERFORMAT e.V. oder im kunsthofgohlis). Vize ist auch schon solo bzw. gemeinsam mit seiner Tochter Leona in Prohlis aufgetreten.
Für den Frontmann Vize war es sogar ein richtiges Heimspiel, denn er ist gebürtiger Dresdner und er hat auch noch viele verwandtschaftliche und freundschaftliche Bindungen an die sächsische Landeshauptstadt. Seine Geschwister wohnen zum Beispiel noch in der Stadt oder deren Einzugsgebiet.
Vize, Marko, Robert und Basti haben nach Dresden frisches (Musikanten-)Blut mitgebracht und das ist auch noch ein echtes AufSturz-Kind. Vincent Schmidt, der 14 Jahre alte Sprössling von Gitarrist und Sänger Marko, ist ja mit der Band und mit ihrer Musik aufgewachsen AufSturz ist ja nur ein paar Monate älter als er. 2015 feierten wir bekanntlich den 15. Geburtstag der Band. Vincent hat die Kapelle im vergangenen Jahr schon mehrmals auf der Bühne unterstützt und die Konzertbesucher haben auf ihn ausgesprochen positiv reagiert.
Inzwischen ist der Bursche als Gitarrist schon fast so abgezockt wie ein alter Profi und steht in der AufSturz-Combo ordentlich seinen Mann. Als Nebeneffekt senkt er den Altersdurchschnitt der beteiligten Musiker doch erheblich. Mit der dritten Gitarre wurde das Klangbild der Band ein wenig voller, was auch mal nicht schlecht ist. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle noch, dass Kollege Schmidt Junior auch wieder sein selbst geschriebenes Lied "Wenn du wieder unten bist" gesungen hat. Wenn Vincent so weiter macht, mache ich mir um die nächste Generation "AufSturz - und Gundermann-"-inspirierter Mugge keine Sorgen mehr.
Die aus Uwe Reibold (Gitarre, Gesang), Marko Schmidt(Leadgitarre, Gesang, Mundharmonika), Sebastian Knabe (Bassgitarre) und Robert Neumann (Schlagzeug) bestehende und mit Vincent verstärkte Band spielte in Dresden ein gutes Konzert. Der Liederrock mit Herz und Hirn aus Magdeburg kam beim Publikum wieder toll an. Es waren ja viele Leute da(schätzungsweise die Hälfte), die AufSturz schon kannten.
Was ich an den Jungs auch liebe, ist ihre klare und konsequente Haltung zu Fremdenhass und Rassismus. Die entsprechenden Ansagen von Marko Schmidt an diesem Abend belegen das auch sehr eindrucksvoll. Wer die Männer und Teile ihrer Biografien etwas kennt, der weiß auch, dass das nicht nur Mache ist, sondern Herzensangelegenheit. Der Szenenapplaus zeigte, dass auch die Zuhörer diese Standpunkte / Ansichten teilten.
Was soll ich noch groß schreiben? Die Setlist beinhaltete wieder eigene Lieder von AufSturz, ein paar Schätze von Gerhard Gundermann und die eine oder andere Lied-/Liederrock-Rakete von anderen Künstlern. Die Aufgabenverteilung in punkto Gesang auf mindestens 2 Sänger (Vize und Marko) ist bei der Kapelle ja auch sehr gut geregelt. Manchmal darf auch Robert ans Gesangsmikro und über den Nachwuchssänger Vincent schrieb ich weiter oben schon etwas.
Alle Songs zeichnete nach meinen Vorstellungen erstmal aus, dass sie sehr gut zu Aufsturz passen. Sie bestachen wieder durch sehr einprägsame Melodien. Die Töne der Refrains bleiben da fast von alleine in den Ohren haften und an den Texten sättigen sich Hirn, Herz und Seele auch selbstständig. Ich erlebe es immer wieder bei den AufSturz-Gigs, dass sich meine geordneten Gedanken von Alltag, Problemen und Terminen fast leise und unmerklich auflösen, um in der Welt der Gefühle und des Unterbewusstseins abzutauchen. Vielleicht sind dabei die AufSturz-Lieder sogar die beste Seelentherapie, denn die von Herrn Uwe Reibold verfassten Texte sind mir sowie meiner Lebens- und Erfahrungswelt schon von Hause aus sehr nahe.
Dass die Jungs auf der Bühne sehr gelöst, muggenfreudig erregt und in übersprudelnder Spiellaune waren, möchte ich hier auch keiner Leserin und keinem Leser verschweigen. Der Herr (Wunder-)Knabe an den 4 Saiten durfte von Anfang an auf einem Sitzmöbel thronen und hatte schon deswegen ein Dauerlächeln in seinem Gesicht verankert. Zusätzlich sorgten die Einlagen seiner Freunde und Bandkollegen für den einen oder anderen Schmunzler. Übrigens ist für mich auch immer ein sichtbares Zeichen, dass die Mugge nach den Vorstellungen der Musiker recht gut läuft, wenn Robert am Schlagzeug die Lieder für sich mitsingt und Basti mit seinem Lächeln im Gesicht das auch hin und wieder tut.
Auch Lutz Stein als Veranstalter und Techniker in einer Person strahlte über das ganze Gesicht. Der ganze Aufwand hatte sich für ihn gelohnt und sein Team gelohnt. AufSturz streichelte mit der Mugge jedoch auch seine Seele und ich hoffe, dass Lutz in diesem Stunden des Weiteren viel Kraft getankt hat. Der Mann wird noch gebraucht ;-)
"Komm doch mit" von AMOR & DIE KIDS und der monstermäßige Liedermacher- "Wellensittich" waren dann noch 2 echte Lied-Juwelen und somit ganz nach meinen Geschmack.
Das Finale des Abends inklusive Zugaben kam wie immer "völlig überraschend" und viel zu schnell. Ich habe eben, selbst nach 16 Jahren AufSturz, noch längst nicht genug von den Kerlen, der Band als solches und ihrer Musik. Wir sehen uns daher immer wieder…
Gruß Kundi
RE: AufSturz 04.06.16 bei QUERFORMAT e. V. Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 15.06.2016 20:34von PMausM • | 1.820 Beiträge | 3861 Punkte
Nicht bei jeder Band habe ich inzwischen das Gefühl, hier bin ich richtig. Bei AufSturz habe ich es auf jeden Fall.Danke Kundi, es sind wirklich 10 Jahre, die wir gemeinsam am Bühnenrand verbracht haben.Du hast es toll ausgedrückt, MM habe ich es vorgelesen. Danke für das, was du für den Ostrock tust. Ohne dich hätte ich vieles nicht erlebt. AufSturz hat den Begriff geprägt, Brüder im Geiste.
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