Am letzten Sonntag stand ein weiteres Konzert mit einem Liedermacher der jüngeren Generation auf unserem Kulturprogramm. Einer der jahrelang Straßenmusik in ganz Europa gemacht hat, aber seit ein paar Jahren auch auf den Bühnen unterwegs ist. Und die Bühnen werden immer grösser. Gemeint ist FELIX MEYER, gebürtig aus dem westlichen Teil Berlins und derzeit ansässig in Hamburg. Für die aktuelle Tour zur Vorstellung seines 4. Studioalbums mit dem auffordernden Titel „Fasst Euch ein Herz“ ist er wieder mit seiner ganzen Bande unterwegs. Da der Begriff Band zu anonym klingt, nennen sie sich mit Beginn dieser Tour bzw. mit Veröffentlichung des neuen Albums FELIX MEYER &PROJECT ILE, das „Inselprojekt“ mit etwas englisch und ein bisschen französisch im Namen.
Nach den ersten Tour-Stationen Berlin, Leipzig und Jena gastierten sie am Sonntag im Alten Schlachthof in Dresden. Das Konzert fand im restlos vollen kleinen Saal statt, Platzwechsel war ausgeschlossen. Zum Glück hatten wir durch liebe Musikfreunde aus Bautzen Plätze in vorderster Reihe ergattern können, so dass man bis zum Konzertbeginn an den aufgestellten Barrieren den Bewegungsapparat etwas schonen konnte. Die Bandbesetzung hat sich seit einigen Jahren nicht geändert. Neben FELIX als Sänger und Texter der Lieder sind OLAF NIEBUHR an Gitarre und Banjo, CLAUDIUS TÖLKE an Bassgitarre und Kontrabass, JOHANNES SENS am Schlagzeug, JOHANNES BIGGE an Tasten und Akkordeon und ERIC MANOUZ an der Gitarre, sein alter Gefährte aus den Straßenmusikzeiten mit von der Partie.
Die Jungs bereiteten dem Publikum einen unvergesslichen Abend. Ca. 1 ¾ h zogen sie gnadenlos durch, nach einer Dreiviertelstunde bemerkte FELIX, dass es langsam Zeit für einen Aufguss wird. Die Temperaturen im weiten Rund waren wirklich nicht zu verachten. Und die Musik natürlich auch nicht. Die neue Scheibe wurde über Crowdfounding finanziert, die Spender haben ihre Investition wirklich gut angelegt. FELIX ist ein wahrlicher Meister des Textes. Auf der einen Seite nicht sparen mit Kritik an den Verhältnissen in der weiten Welt. Er macht es aber nicht ganz so direkt wie andere Kollegen. Aber genauso kommt seine poetische Ader voll zum Tragen.
Die Lieder muss man schon ein paar Mal hören, einige Textpassagen bleiben aber ziemlich schnell hängen. So beispielsweise beim Titelsong „Fasst euch ein Herz“:
„Ich hab leise Lieder gegen die Einsamkeit, für die Liebe und die Melancholie, und ein paar laute gegen Rechthaberei, Dummheit und Krieg, aber helfen tun die lauten leider nie“.
Zur CD hatten auch einige Kollegen beigetragen. KEIMZEIT- Frontmann NORBERT LEISEGANG steuerte einen Text bei und die „jungen wilden Ladys “ aus der Liedermacherszene CYNTHIA NICKSCHAS und SARAH LESCH haben FELIX bei Songs mit ihrer Stimme unterstützt. Mit der letzten Zugabe gab es meiner Meinung nach den emotionalen Höhepunkt. FELIX sprach über die Wichtigkeit der Kinder in unserer Gesellschaft und darum haben sie als letzten Song auf dem neuen Album ein „Schlaflied“ geschrieben Und das war so wunderschön, nachfolgend nochmal eine Textpassage:
„Die Erde liegt halb in der Sonne, halb im Schatten, wenige wollen nicht verlieren, was die anderen nie hatten. Die meiste Zeit gibt es mehr Frieden als Kriege, doch auch mehr Messer als Löffel, mehr Verluste als Siege“.
Dieses emotionale Lied hat mich erinnert an die Auftritte eines gestandenen Künstlers der Szene. Er spielt schon seit gefühlten Ewigkeiten als letzten Titel (oder fast letzten wenn die Stimmung besonders ausgelassen ist) ein „Herbstlied“. Und das bringt eigentlich immer das berühmte Gänsehautgefühl, vor allem im passenden Ambiente wie im Cafe Saite zum Hechtfest in der Dresdner Neustadt. Vielleicht passiert mit dem „Schlaflied“ ähnliches?
Nach reichlich 2 Stunden hatten die Jungs auf der Bühne unter großen Beifallsovationen ihre Arbeit beendet. Das einzige kleinere Problem war der häufige Nebeleinsatz. Für annehmbare Bilder war das nicht so günstig. Aber ansonsten ein ganz toller Abend. Unbedingte Weiterempfehlung, wenn man diesem Musikgenre gewogen ist.