Um mal einen anderen deutschen Sänger zu zitieren: „Zwischen leise und laut, zwischen fremd und vertraut …“ – so kann das kleine, aber feine Konzert von „Soll Sein“ in der Chemnitzer Kabarettkneipe kurz umrissen werden. Premiere für uns, da wir „Soll Sein“ noch nie live erlebt haben und auch weil wir die Lokalität noch nicht kannten. In der Kabarettkneipe ist übrigens einmal im Monat „Jugendtanzveranstaltung“ angesagt und um es vorweg zu nehmen, wir werden sicherlich mal wiederkommen.
Bei unserem Eintreffen Viertel nach Neun war die Kneipe gut gefüllt, es hätte aber sicherlich auch noch der eine oder andere Gundermann-Interessierte hineingepasst. Ein paar Barhocker gibt es an den Wänden, ansonsten ist stehen angesagt – sollte bei der Musik ja auch so sein. Lange mussten wir auch nicht warten, ein Bierchen geholt und schon ging es los mit „Wer hat sein helles Licht bei der Nacht“. Leider merkten wir schon bei den ersten Tönen, dass die Lautstärke der Instrumente im Gegensatz zum Gesang viel zu hoch eingepegelt war. Dies war wahrscheinlich noch mehr Gästen aufgefallen, denn nach der Pause ging es mit einer deutlich besseren Lautstärkeverteilung weiter. Gut so, denn was die vier Musiker uns zu Ohr brachten, war wirklich hörenswert. Über Gundis Lieder muss an dieser Stelle ja nicht mehr diskutiert werden, es wurde alles gespielt, was das Publikum so erwartete – Hier bin ich geboren, Grüne Armee, Einsame Spitze, Schwarze Galeere, Gras, Engel über Revier … Die Stimme von „Soll Sein“ Tobias Kroggel brachte alle Lieder stimmungs- und kraftvoll rüber, aber auch die anderen drei Musiker Martin und Detlev Kotte (Gitarre, Bass, Gesang) und Stephan Wocko (Drums) wussten zu überzeugen. Die fehlende Instrumentenvielfalt, wie bei manchen Gundermannschen Kompositionen eingeplant, wurde durch Technik und Matins Kottes E-Gitarre erzeugt.
Auch auf einige amüsante oder nachdenkliche Zwischentöne mussten wir nicht verzichten, obwohl die Ausflüge in die griechische Mythologie und zu Schiller zunächst einige Fragezeichen hinterließen, wurden sie doch im Anschluss gekonnt und witzig aufgelöst. Auch das Gundermannwissen wurde geprüft, wobei nur wenige in der Kneipe wussten (oder trauten sich die anderen nicht?), in welchem Lied ein Schachbrett vorkommt und als welches Tier man bei Gundi eventuell wiedergeboren wird.
Nach 15 Minuten Pause begann der zweite Teil des Konzertes. Dieser bestand aus eher ruhigen Liedern, die zum Mitsingen einluden. Nach einer weiteren Pause hatte es der dritte Teil dann noch einmal auf die Beine abgesehen, mit „Alle oder keiner“ und einer kleinen Zugabe endete knapp vor 1 Uhr dieser tolle Gundermann-Abend.
Ein Blick in die Gesichter der Gäste hat uns verraten, dass vermutlich alle zufrieden nach diesem sehr schönen Abend nach Hause gingen. Vielleicht hätte ich mir ein oder zwei unbekanntere Lieder gewünscht, die nicht auch von der Seilschaft oder der Randgruppencombo gespielt werden und die man halt nur bei „Soll Sein“ zu hören bekommt, aber das ist Nörgeln auf höchstem Niveau. Falls „Soll Sein“ wieder einmal in unserer Gegend Station machen, wir sind sicherlich wieder dabei. Schön war es, mal laut und zwischendrin auch leise, mal fremd und doch immer auch seltsam vertraut – ein typischer Gundermann-Abend eben!