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STARFUCKER am 05.02.2011 in der KUFA Hoyerswerda
STARFUCKER am 05.02.2011 in der KUFA Hoyerswerda
in Konzertberichte 2019 und älter 05.05.2013 17:40von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Vorwort:
Irgendwann stolpert jeder Rockfan in seinem Leben über die Rolling Stones. Seit fast 50 Jahren schreiben die Rollenden Steine nun schon Musikgeschichte.Sie werden in einem Atemzug mit Legenden wie den Beatles, Led Zeppelin oder Pink Floyd genannt. Die Schtones (wie man hier in der Gegend gerne sagt) sind für viele Leute sogar die größte Rockband der Welt. Über 240 Millionen Tonträger von den Rolling Stones sind bisher weltweit über die Ladentische gewandert. Ihre gigantischen Welttourneen spielten riesige Summen ein und sie durchbrachen dabei manche Schallmauer. Die größten Hits der Rolling Stones hier aufzuführen, unterlasse ich an dieser Stelle mal aus gutem Grund. Ich mag viele Songs der Band und selbstverständlich habe ich mir die Herren auch schon live angeschaut. Wenn sie auf der Bühne stehen, geht immer noch etwas verdammt Magisches von den Stones und ihrer (alten) Musik aus. Da macht es gar nichts, dass sie in der Setlist auch mal ein paar neuere Lieder einflechten. Man erträgt sie einfach geduldig und trinkt in der Zeit vielleicht in Ruhe ein Bier. Die Schwerverdiener sind zwar längst keine Rebellen mehr und das Leben auf der Überholspur des Rock’n Roll hat ihnen auch tiefe Furchen in die Gesichter gegraben, doch wie sie ihr Publikum begeistern können, wissen sie noch ganz genau.
Wo Licht ist, ist aber auch Schatten. Ich bin mir durchaus bewusst, dass mancher Leser meine Meinung nicht teilen wird. Aber das ist völlig in Ordnung, ist ja meine Meinung. Die knallharten Stones-Fans mögen mir die folgenden „Majestätsbeleidigungen“ also bitte verzeihen, aber die Rolling Stones sind für mich heutzutage auch so ziemlich die größten Kommerzhaie im Rock’n Roll-Zirkus und das Songmaterial der letzten 30 Jahre ist im Großen und Ganzen bestenfalls Durchschnitt. Sie drehen aber immer mit als erste an der Preisspirale für Tickets und Merchandising. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft sie eigentlich schon auf Abschieds-Tour waren. Um den Fans die Kohle aus der Tasche zu ziehen, scheint ihnen wirklich jedes Mittel recht zu sein. Ihre größten Hits haben Jahrzehnte auf dem Buckel und diese Songs sind durchaus zu recht auch unsterblich. Einige dieser alten Perlen verdienen sogar das Prädikat besonders genialer Song. Aber auf einen neuen Überhit wartet man vergeblich. Andere Bands wären schon lange in der Versenkung verschwunden bei diesem jahrelangen künstlerischen Stillstand. Doch die Rolling Stones sind ein Phänomen. Sie sind immer im Gespräch, sei es durch ihre Touren, Veröffentlichungen oder Skandale. Sex, Drugs & Rock’n Roll scheinen zugleich Lebensmaxime und Erfolgsgeheimnis der Band zu sein. Die Welt erfährt (fast) alles über die Ausrutscher, Verfehlungen und Probleme der Band-Mitglieder. Da fällt der Herr Richards besoffen von der Palme (übrigens mein Favorit die letzten Jahre in punkto Stones-Nachrichten), Mick Jagger lässt sich gerade scheiden oder Ron Wood muss mal wieder in die Entzugsklinik und schon rauscht der ganze Blätterwald von New York über London und Treuenbritzen bis nach Berlin. Wenn diese Nachrichten nicht reichen, wird schnell mal ein Gerücht in Umlauf gebracht, dass die Rolling Stones wieder auf Tour gehen wollen und es diesmal das letzte Mal sein wird. Ich nenne so was auch gerne cleveres Marketing. So das soll genug Schelte sein für heute.
Übrigens wundere ich mich gerade selbst, dass ich hier so viel über die Rollung Stones schreibe. Das war gar nicht meine Absicht, aber löschen möchte ich diese Zeilen nun auch nicht. Die Rollenden Steine waren Vorbild für viele Musiker und es ist gut möglich, dass es manche Musikerkarriere in diesem Land ohne die Stones nie gegeben hätte.
Weil Mick Jagger und Kollegen nur selten und manchmal zu unpassenden Terminen nach Deutschland kommen und dann außerdem schweineteuer sind, hat der „liebe Gott“ die Stones-Coverbands erfunden. Diese gibt es wie Sand am Meer und sie nennen sich Get Stoned, Voodoo Lounge, Dirty Work, Tumbling Dice oder auch STONE. Bei Heart of Stone aus Rostock steht mit Hansa-Legende Gernot Alms sogar ein Ex-Fuballprofi am Gesangsmikrofon. Jede dieser Coverbands behauptet von sich die beste ihres Genres zu sein. Ein Urteil möge sich bitte jeder selbst von der einen oder anderen Band bilden.
Ich konzentriere mich in den folgenden Zeilen aber nun auf die Band Starfucker aus Berlin, denn diese habe ich am 05. Februar 2011 in der sehr gut besuchten KUFA Hoyerswerda live gesehen. Starfucker interessierte mich eigentlich schon seit einer Ewigkeit, aber das alte Lied von vollen Terminkalendern und verpassten Gelegenheiten machte mir mehrmals einen Strich durch die Rechnung. Aber in der Beziehung bin ich ja sturer als ein Panzer. Wenn ich eine Band im Visier habe, ist sie über kurz oder lang irgendwann sowieso zwangsläufig fällig. Für Starfucker war die Zeit nun einfach reif.
Konzertbericht:
Gegen 21.30 Uhr stürmten die 4 Protagonisten des Abends die Bühne und legten mit „Start Me Up“ vom 81er Album „Tattoo You“ gleich ordentlich los. Das war übrigens der erste richtige Werbesong der Rolling Stones. Die Firma Microsoft zahlte im Jahr 1995 eine Riesensumme an die Stones um mit „Start Me Up“ die Verkaufseinführung des Betriebssystem Windows 95 unterstützen zu können. Aber das nur mal so am Rande. Starfucker machte von Anfang an ordentlich Dampf in der KUFA und die Band hatte beim Publikum sofort den berühmten Stein im Brett. Die Jungs trafen mit ihrer Show auch meinen Nerv genau. Natürlich spielten sie die bekanntesten und beliebtesten Titel der Stones, das war ja auch zu erwarten. Sie machten das aber gekonnt, mit Spielfreude, jeder Menge Action und mit dem gewissen Augenzwinkern.
Mike Kilian ist als Frontmann (Rockhaus!, Final Stap, Mike Kilian Duo) ja eine „alte, kampferprobte Rampensau“ im positiven Sinne und er weiß genau, wie der Hase bei einer guten Mugge zu laufen hat. Die Leute sollen ihren Spaß mit Starfucker und den Songs der Stones haben und einfach eine tolle Party mit der Band feiern. In Hoyerswerda ist dieser Schlachtplan voll aufgegangen. Kilian zog aber auch alle Register, die einem guten Frontmann ausmachen. Seine Gesangsstimme steht für mich sowieso außerhalb aller Kritik. Doch er ist auch ein guter Entertainer, denn er unterhielt das Publikum in bester Manier mit lockeren Sprüchen, anzüglichen Bemerkungen und seinem enormen Bewegungsradius während der Show. Hier und da deutete er bewegungsmäßig auch mal kurz den Herrn Jagger an, doch da er ja die ganze Zeit auch Gitarre spielte, war für langatmige Tanzeinlagen sowieso keine Zeit. Textlich schien er bei den Liedern manchmal ein paar Probleme zu haben, aber wirklich stören tat (mich) das nicht. Live ist schließlich live und eigentlich gibt es für mich auf solche kleinen Ausrutscher auch nur eine passende Antwort und die kommt von den Rolling Stones höchstselbst: „I know it’s only Rock’n Roll, but I like it“. Natürlich durfte dieser Titel bei der Party in Hoywoy auch nicht fehlen. Mike hielt den ganzen Abend über engen Kontakt zum Publikum, spielte zeitweise am Bühnenrand oder auf dem Laufsteg und er zog mit seiner Klampfe auch zweimal durch den ganzen Saal. Das kam natürlich besonders gut an.
Die zweite Gitarre spielte Christian „Sorje“ Sorge. Der Mann war zu DDR-Zeiten Mitglied der Hallenser Heavy Metal-Band Feuerstein und ist heutzutage neben Starfucker unter anderem auch noch bei Final Stap aktiv. Außerdem klampft er in der Band Nervous Breakdown aus Halle und die covern ebenfalls die Rollenden Steine. Der Kerl sieht ein wenig wie Keith Richards in jung aus und er spielte wirklich eine heiße Saitenaxt in Hoywoy.
Ein Spaßvogel ist der Herr Sorge außerdem. Manchmal guckte er leicht „irre“, grinste wahlweise die Mädels oder seinen Frontmann an und ritt auch schon mal Gitarre spielend auf seiner Monitorbox. Sorje war auch oft am Bühnenrand zu finden. Im Zugabenteil zelebrierte er ein Solo kniend auf dem Laufsteg.
Publikumsnähe und clevere Songauswahl waren für die 4 Starfucker schon mal die halbe Miete. Da sie die Klassiker wie „Honky Tonk Woman“ oder „Jumping Jack Flash“ auch noch ordentlich druckvoll, aber jederzeit deutlich erkennbar spielten, hatten sie die andere Hälfte natürlich am Ende auch im Sack. Das Publikum tanzte, rockte und sang begeistert mit.
Besonders einige Leute von der reiferen Jugend 50+ gaben dabei ordentlich Gas und erlebten dabei ihren x-ten Stones-Frühling. Mike Kilian fungierte bei einigen Liedern als Chorleiter und der KUFA-Chor klappte auch ganz gut. Der Refrain von „Get Off of My Cloud“ wurde respektabel mitgesungen und das Mitsummen am Ende von „Paint it Black“ klappte sogar vorzüglich. Die aktive Beteiligung an der Mugge erfreute die Musiker sichtlich und die SängerInnen vor der Bühne hatten selbstverständlich auch ihren Spaß daran.
Bernd Haucke sah am Schlagzeug mindestens genauso entspannt, lässig und cool wie Charlie Watts aus. Er trommelte ebenso trocken wie der Altmeister der Stones, nach meinem Gefühl sogar einen Tick deftiger. Haucke hat das Knüppeln von der Picke auf gelernt und seine Spuren in einigen bekannten Bands hinterlassen. Stationen seines Wirkens waren u.a. Set, Prinzip( diese Band vermisse ich heute sehr!!), NO 55, die Modern Soul Band, Monokel und Eisenheinrich. Neben Starfucker trommelt er aktuell auch noch bei Kuhle & The Gang. Man glaubt es kaum, aber Haucke ist letztes Jahr 60 geworden. Den Mann müsste man mal interviewen Wäre das nicht was für unseren Freund Christian von der Mugge??
„Charlie“ Haucke und Bassist Volker Hopfner sorgten in der KUFA für das passende Rhythmusfundament. Auf diesen kräftigen musikalischen Unterbau konnten die Gitarrenhelden Sorge und Kilian im wahrsten Sinne des Wortes ihre Riffs und Melodien aufbauen. Ewas ruhiger ging es nur zu, als die Herren die Balladen „Wild Horses“ „Angie“ und „Ruby Tuesday“ spielten. Wenn ich es jetzt im Nachhinein richtig bedenke, hat Starfucker den Spannungsbogen während des Konzertes von Minute zu Minute höher geschraubt und „Satisfaction“ war dann absoluter Gipfelpunkt und allerletzte Zugabe zugleich. Die Pause rausgerechnet hat die Band insgesamt fast 3 Stunden gespielt. Ich fand die Mugge Klasse und Starfucker habe ich ganz sicher nicht das letzte Mal gesehen.
Gruß Kundi
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