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PUHDYS am 17.03.12 in Worpswede bei Bremen

in Konzertberichte 2019 und älter 04.05.2013 21:31
von Ingo | 452 Beiträge | 972 Punkte

Nach einer mehrwöchigen Live-Pause, die die 5 jungen Musiker intensive zur Weiterarbeit an ihrem im Herbst erscheinenden Album nutzten, gaben sie am Samstag endlich wieder eine Kostprobe ihrer immer noch überragenden Anziehungskraft.
Wie schon vor 34 ½ Jahren, im November 1977 in der Hamburger „Fabrik“, spielte die damals so angekündigte „Nr.1-Rockband der DDR“ auch im Jahr 2012 wieder im westlichen Norden.
Dieses Mal im kleinen, malerischen Künstlerdorf Worpswede bei Bremen. In die kleine, aber inzwischen doch schon „Kult“ zu nennende „Music Hall“ haben sich schon viele Weltstars verirrt. Schon in der gut geheizten „Wartezone“ sieht man zahlreiche Plakate aus vergangenen Zeiten, von musikalischen Größen, die man hier nicht vermutet hätte.
Nach öffnen der Tür zum Vorraum gab es erst mal ein großes „Hallo“, eine Wiedersehensfreude, denn nicht alle Fans kamen hier aus der Gegend. Außer den Nordlichtern konnte man „die üblichen Verdächtigen“ antreffen, die man auch sonst überall in ganz Deutschland antrifft. Von Hessen über Thüringen, Sachsen-Anhalt, Berlin, Brandenburg bis nach Schleswig-Holstein kamen die Puhdys-Anhänger angereist.

Endlich und überpünktlich wurde die schmale Holztür zum Saal geöffnet. Drinnen wurden die Eintrittskarten dezent entwertet, so dass man sie als Fan für seine Sammlung noch aufbewahren konnte. Keine aufwendige Taschenkontrolle. Ganz im Gegenteil. Keine Ordner, was bei dem Publikum auch gar nicht nötig war. Jeder bekam noch einen Gutschein für Bratwurst oder Getränk ausgehändigt, dann einen Stempel auf die Hand, falls man doch noch mal raus musste und dann hieß es warten.

Ab jetzt verging die Zeit allerdings sehr schnell, weil man sich noch viel mit Freunden und anderen Fans auszutauschen hatte. Plötzlich war es 21.07 Uhr und die ersten bemerkten, dass die Band noch nicht auf der Bühne stand. Immer lauter wurden sie deshalb gebeten rauszukommen. Wie immer funktionierte das mit der abgewandelten Liedzeile aus dem Eisbären-Song. „Hey, wir woll´n die Puhdys seh´n – o ho ho ho ho“.
Zum Glück ließ die Band sich nicht lange bitten und so kamen um 21.10 Uhr zunächst mit der „Auftritts-Serenade“ die Gastmusiker zum Vorschein. Conrad Oleak setzte sich an seine Tasteninstrumente, Andy Birr nahm seine Gitarre und Florian, ein junger Nachwuchsdrummer aus der Nachbarschaft von Quaster und Klaus, bediente seine Percussions. Ein paar Sekunden später erreichten unter nochmals tosendem Applaus auch die erwarteten 5 jungen Männer die Bühne und stimmten mit ein.

Der erste Song „Königin“ passte hier im ehemaligen Westen, wo sich jetzt aber alle Fans vereint hatten, wie die berühmte Faust auf´s Auge. Nach „Perlenfischer“ begrüßte Maschine erst mal dankbar die vielen Fans, ganz besonders, die kleine „Maite“ in der ersten Reihe. Den nächsten Song „Mein zweites Leben“, schrieb Maschine bekanntlich nach seiner schweren Krankheit im Jahr 2003, die durch einen Zeckenbiss verursacht wurde. Deshalb sagte er auch ganz deutlich seine Ansicht über den Tod: „Der Tod kann mich mal am Arsch lecken“! Jetzt folgten ein paar schon bekannte Titel der vergangenen Alben, bevor dann endlich der noch neue Titel „Unser Schiff“ angekündigt wurde. Auch auf das neue, heiß ersehnt Album ging Maschine jetzt ein. Nachdem es bereits einige Male verschoben wurde kündigte er ironisch an, dass im Jahr 2014 schon mal das Cover der CD veröffentlicht wird.

Es folgte ein „Ohrwurm“ und dann eine Rede Maschine´s, um auf einen weiteren neuen Song aufmerksam zu machen. „Aus der Tiefe des Herzens“. Und genau da schien der Titel auch herzukommen. Obwohl Maschine vorher bemerkt hatte, dass er eigentlich mehr auf „schnelle Nummern“ steht. Bei dem Song war auch mal kurz der Text weg, aber wofür hat man denn Verwandte ? Er dreht sich zu Andy um und fragte: „Wie geht´s´n weiter“?
Das ist es, was ein Live-Konzert ausmacht. Nicht jedes läuft gleich ab und viel Spaß ist bei den Puhdys immer im Preis inbegriffen. So kam dann nach „Bis ans Ende der Welt“ und „Eingehängt´s“ Saxophon-Solo die kleine Pause. Für die Musiker. Die Fans hätten sicher keine gebraucht. Aber Maschine gab den schwarzen Peter an seine Fans weiter, als er ankündigte, „Bevor hier noch jemand an Unterhopfung leiden muss, machen wir jetzt mal ´ne Pause“.

Hatte ich schon erwähnt, wie weit die Bühne von den Zuschauern weg war ? Da gab es praktisch keinen Zwischenraum. Keinen Zentimeter Platz. Die erste Reihe hätte den Musikern die Schuhe putzen oder auch küssen können. Verdient hätten sie es jedenfalls. Sehr hoch war die Bühne auch nicht. Brusthöhe. Je nachdem, wie groß man ist. Dadurch fühlte man sich „mittendrin statt nur dabei“. Auch der auf dem vermutlich grauem Parkett ausgelegte „Wohnzimmerteppich“ sorgte für heimische Athmosphäre auf der Bühne. Jetzt zurück zum Konzert.

Nach etwa 20 min. ging´s mit „Erinnerung“ weiter. Ein Song der es leider nie auf eine reguläre Langspielplatte der Puhdys geschafft hatte, genau wie die A-Seite dieser Single, die aber bestimmt jeder kennt, der schon mal von alten Bäumen gesungen hat. Jetzt kam der Höhepunkt des Abends, die Vorstellung der Bandmitglieder. Klar, man kennt sie alle, aber dass Bimbo den gleichen Job macht wie ein gewisser Paul McCartney und Klaus ein singender Kollege von Ringo Starr ist, ist doch immer wieder amüsant. Letzterer durfte wieder nicht ohne seine „TV-Show“ von der Bühne zurück an seine Schießbude gehen. Diesmal war „Eingehängt“ zwar nicht der „bandeigene Papst“, aber immerhin wieder der älteste Puhdy der Welt, dessen Geburtsurkunde noch in Stein gemeißelt wurde. Quaster sang wieder Arien von einer schönen Frau, der man nicht zu tief in die Augen schauen darf und zum Schluß natürlich „Maaaaaaschiiiiineeeee“, der aus der „ehemals sowjetisch besetzten Zone“ kommt. Wie alle übrigen natürlich auch. Und da es gerade so lustig war kam passend dazu ein Song bei dem alle mitschunkeln durften: „Eine Frage der Ansicht“.

Natürlich wurden im Laufe des Abends auch schon die Gastmusiker vorgestellt. Zu Conrad Oleak muss man nicht viel sagen, er hat das Talent eindeutig vererbt bekommen. Florian, ein sehr begabter drum-Schüler und Nachbar von Klaus und natürlich Any Birr, „dessen Vater schon Musiker war und der zufällig der Enkelsohn meines Urgroßvaters ist“. So der Originalton von Maschine.
Jetzt kamen noch die Klassiker, die einfach dazu gehören. „Geh zu ihr“, „Wenn ein Mensch lebt“, Lebenszeit“, „Alt wie ein Baum“ und „Rockerrente“. Das war´s. Fast. Natürlich durften die Zugaben nicht fehlen, die aber eigentlich sowieso gekommen wären. Ohne die geht es einfach nicht. Zuerst ein Titel, der erst seit kurzem wieder im Programm ist, „Indianer“. Wie gemacht für ein Akustik-Konzert. Zum Schluß die „Eisbären“ und natürlich, wie könnte es anders sein „Das Buch“. Mit einem leider auch heute noch aktuellem Text, obwohl dieser Song schon 1984 seine Uraufführung hatte.
Am Ende des Songs, die Interpreten waren dabei sich artig für unsere Aufmerksamkeit zu bedanken, bekam Maschine noch ein paar Geschenke aus der ersten Fan-Reihe überreicht, denn in wenigen Minuten jährte sich sein Geburtstag zum 68.Mal. Er war sichtlich gerührt. Obwohl er auch schon während des Konzertes auf seinen bevorstehenden Geburtstag hinwies und wie er sich darauf freute.

Jetzt könnte ich meinen Bericht beenden. Für viele an diesem Abend war hier auch Schluß und sie gingen sofort nach draußen. Einige blieben aber auch noch etwas im Saal, um sich über das Gesehene auszutauschen. Es war 0.07 Uhr am 18.März 2012. Plötzlich sagte jemand, guck mal da, am Fan-Stand. Da kam plötzlich, ganz gegen seine Gewohnheit, Maschine nochmal raus und ließ es sich nicht nehmen, sich von seinen Fans persönlich zum Geburtstag gratulieren zu lassen. Es wurden nochmal Fotos mit ihm gemacht, er schrieb Autogramme auf die Eintrittskarten oder was gerade vorhanden war und nach ca. 10 min. ließen wir ihn dann hinter der Bühne seinen Ehrentag mit Familie, Freunden und Kollegen feiern. So hatte dieser Abend noch ein ungewöhnliches Ende genommen. Ein ungewöhnlich einmalig schönes.
Fazit: Das lange Warten dass die Live-Saison endlich wieder los geht hat sich gelohnt, sie können´s immer noch und haben immer noch Spass an der Sache. Das ist den Musikern anzumerken. Und so lange sie noch wollen, reisen wir ihnen gern hinterher. Wenn es sein muß: „Bis ans Ende der Welt“.

Angefügte Bilder:
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Alles was zu Ende ist, kann auch Anfang sein.

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RE: PUHDYS am 17.03.12 in Worpswede bei Bremen

in Konzertberichte 2019 und älter 05.05.2013 23:32
von Netti | 1.043 Beiträge | 2647 Punkte

Mensch Ingo,das haste aber gut rübergebracht!
Ich war ja auch da und ich brauche nichts mehr hinzuzufügen!
Nur soviel,es war ein unvergesslicher Abend!

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