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Der kleine Sachsendreier erzählt und singt Rockgeschichte 23.11.12 im khg

in Konzertberichte 2019 und älter 03.05.2013 19:26
von Tina mit Hut | 329 Beiträge | 742 Punkte

Das war ein wirlkich schöner und sehr interessanter Abend!
Von mir ein paar Fotos und Berichte folgen bestimmt von anderen

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#2

RE: Der kleine Sachsendreier erzählt und singt Rockgeschichte 23.11.12 im khg

in Konzertberichte 2019 und älter 03.05.2013 20:04
von Kundi | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte

Ich bin so ein Typ, der gerne mehr über Musiker und Bands erfahren möchte. Damit meine ich nicht solche Sachen wie die Wohnadressen, privaten Telefonnummern, Schuhgrößen der Musiker oder gar die Automarken, die diese Helden fahren und ihre amtlichen Kennzeichen. Das ist für die Öffentlichkeit völlig unerheblich und gehört für mich zur Privatsphäre.

Musikerbiographien oder –Interviews gestatten uns Fans oft einen sehr tiefen und intensiven Blick auf Leben und Werk unserer Helden. Es macht Spaß solche Veröffentlichungen zu lesen. Man erfährt etwas Neues, kann die Sichtweise des Musikers zu bekannten Sachverhalten oder gar selbst Erlebten nachlesen und kann für sich selbst dadurch manches besser einordnen. Nicht unerheblich ist dabei der zeitliche Kontext, deshalb sind Biographien auch ein gutes Stück Zeitgeschichte. Im Idealfall lockern Anekdoten das ganze ordentlich auf Das Lesen solcher Veröffentlichungen ist informativ, kurzweilig und unterhaltsam.
Musiker sind trotz allem auch nur Menschen. Sie haben, wie jeder von uns, Stärken und Schwächen.

Einen sehr schönen Einblick in die Geschichte des (ost-)deutschen Artrocks, der in den siebziger Jahren erblühte, bietet das Buch „Geschichten vom Sachsendreier“ von Jürgen Balitzki. Besonders für die Fans, die damals schon zu den Sternen aus Meißen, electra und Lift aus Dresden gingen, ist dieses Werk eine unerschöpfliche Quelle die eigenen Erinnerungen zu ergänzen oder zu überprüfen. Balitzki ist ja ein ausgewiesener Kenner der Szene. Als Radiomoderator und Redakteur beim Jugendradio DT 64 hat er die Entwicklung der Rockmusik in der DDR aus exklusiver Nähe begleiten können.

Mein erstes richtiges Rock-Konzert erlebte ich im zarten Alter von 14 oder 15 Jahren mit der Stern Combo Meißen im Festsaal des Hotel „Stadt Bautzen“, im Volksmund „Krone“(nach dem Vorkriegsnamen des Hotels) genannt. Dieser Saal hatte damals die Funktion einer Stadthalle. Es war an einem Wochentag und damals ähnelten die offiziellen Konzerte in staatlichen Kultureinrichtungen noch mehr einem Theaterbesuch als einem Rockkonzert. Zu trinken gab es im Konzertsaal auch nichts. Man saß brav auf Stühlen, die in Reihen aufgestellt waren und applaudierte im Verlauf der Veranstaltung artig. Allenfalls am Ende der Mugge stand man für den Schlussapplaus auf. Manche Besucher waren sogar festlich gekleidet. Konzertbeginn war meistens schon 19.00 Uhr oder 19.30 Uhr. Gong- oder Klingelsignale wie im Theater oder Kino forderten die Besucher rechtzeitig dazu auf ihre Plätze einzunehmen. Pausen nach der Hälfte des Konzertes waren allgemein üblich. Bei der Stern Combo Meißen machte das durchaus Sinn, denn die Band spielte im ersten Konzertteil ihr komplettes rocksinfonisches Werk „Weißes Gold“ und nach der Pause dann die Einzeltitel wie „Mütter gehen fort ohne Laut“, Die Sage“ oder „Kampf um den Südpol“.
Ganz anders sah das damals aber schon bei den Muggen am Wochenende in den Dorfsälen aus, die ja von privaten Gastwirten organisiert wurden. Da steppte schon der Rock’n Roll-Bär.
Lift, electra und viele andere erlebte ich später in der „Krone“ allerdings dann schon als richtige Rockkonzerte mit Stehplätzen. Das setzte sich dann ziemlich schnell als Standard durch. Das lag sicher auch daran, dass einfach mehr Leute in den Saal passten und bei nur einem Jugendkonzert mit einer namhaften Band im Monat war der Bedarf ziemlich groß.

Doch kommen wir zurück zum Ursprungsthema „Geschichten vom Sachsendreier“ live im Kunsthof Gohlis. Die Veranstaltung war schon etwas Besonderes, weil es eine Mischung aus Lesung, freien Erzählungen der Musiker, Livemusik und Foto- / Videoeinspielungen war. Den Entstieg machte ein Video vom ersten Sachsendreier-Konzert 1997 im Kulturhaus Munzig. Ich erinnerte mich aber an ein Konzert von Stern Combo Meißen, Lift und Monsters Renft-Band, dass ich irgendwann in der Eishalle Jonsdorf gesehen hatte. Das könnte zeitlich sogar vor Munzig gelegen haben. Ich glaube, diese Veranstaltung lief damals auch unter den Begriff Sachsendreier, bin mir da überhaupt nicht hundertprozentig sicher.

Stephan Trepte las dann aus einem Bericht des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR vor, der die Rockbands und ihre Fans in den sechziger oder ganz frühen siebziger Jahren thematisierte. Trepte las das aber nicht nur stumpf runter, sondern betonte das ganze auch noch herrlich. Genüsslich mit dem Zeigefinger in die Zuhörermenge zeigend, kommentierte er grinsend, „die langhaarigen, ungepflegten Jugendlichen das wart ihr“. Der Mann hat wirklich Sinn für Humor, was er den ganzen Abend über immer wieder bewies. Trepte ist sowieso eines der schillerndsten Originale der Ostrocker. Die Fans lieben ihn nicht nur wegen seiner tollen Gesangsleistungen und seiner unglaublichen Bühnenpräsenz, sondern auch wegen seiner legendären Fehltritte, aus denen er nie ein Geheimnis machte und die an diesem Abend auch noch zur Sprache kamen.

Aber erstmal sang er uns „Wenn die Blätter fallen“ aus seiner REFORM-Zeit. Andreas „Bruno Leuschner (electra) begleitete die gesamten Gesangsdarbietungen von Stefan Trepte und Werther Lohse auf dem Keyboard. Dieses schlichte und zurückhaltende Soundgewand tat den Liedern auch mal gut. Umso stärker rückten nämlich die Gesangsstimmen in den Vordergrund.
Mit der nächsten Videoeinspielung begrüßte Reinhard Fissler mit sehr persönlichen Worten die Fans zu den „Geschichten vom Sachsendreier“. In diesen Augenblicken hätte man im Kunsthof eine Stecknadel zu Boden fallen hören, so aufmerksam lauschten die Gäste.

„Der weite Weg“ von der Stern Combo Meißen wurde dann von Werther und Stephan gemeinsam gesungen. An einer Stelle übersprang einer der Sänger ein paar Zeilen, was natürlich vom Kollegen nicht unkommentiert gelassen wurde. Nicht nur die beiden Beteiligten hatten ihren Spaß an dieser kleinen „Panne“. Dann kam Werther Lohse zu Wort und wir flogen gedanklich auf Balladen-Schwingen „Nach Süden“.

Stephan Trepte erzählte uns dann, wie er als junger Musiker mit seiner damaligen Band STC(offiziell Stereoclub von den Fans auch Stones-Club genannt) zum Tanz aufspielte und bei einer gemeinsamen Mugge mit electra von Bernd Aust abgeworben wurde. Es machte richtig Spaß diese bekannten Fakten mal aus direktem Munde von Trepte zu hören. Die Geschichte seiner Anfänge bei electra wurde mit dem Titel „Einmal ich, einmal du, einmal er“ abgerundet. Es folgten noch einige Songs, bevor es mit Werther Lohse und „Meine Schulden“ von Lift in die Pause ging.

Die Verschnaufpause für die 3 vom Sachsendreier nutzten H.C. Schmidt und eine junge Straßenmusikerin für einen kurzen Gastauftritt bei dem sie einige Proben ihres Könnens zu Gehör brachten.

Das Bild einer Burg auf der Videoleinwand signalisierte und illustrierte den ersten musikalischen Kracher nach der Pause. Werther Lohse sang “Die Sage“ von der Stern Combo. Das ist jetzt eine gute Gelegenheit für mich zu schreiben, dass Stephan Trepte nicht nur bei electra sang, sondern auch einige Zeit bei Lift. In Werthers Biographie stehen neben den vielen Jahren bei Lift ebenfalls zwei Jahre SCM.

Dann schlug die große Erzählstunde von Stephan Trepte über den Umgang mit Alkohol und über einen Besuch beim ehemaligen electra-Gitarristen Peter „Keule“ Sandkeulen, der wie Trepte auch kein Kind von Traurigkeit war. Dieser hatte eine Heidenangst, dass sich Trepte vor der Familie über Keule’s ausschweifendes electra-Vorleben auslassen könnte.
Die „sixtinische Madonna“ und die „Falsche Schöne“ gingen zwischen Treptes humorvollen Erzählungen fast ein bisschen unter.
Denn der Alkohol führte bei Stefan manchmal auch zu einem unangenehmen Erwachen in fremden Betten. Dazu fiel ihm die Geschichte von der dicken Renate ein, die er sehr lebendig und humorvoll erzählte.

„Dicke Bohnen“ von REFORM und elctra’s “Nie zuvor“, „Am Abend mancher Tage“ von Lift waren dann die Vorboten des nahenden Endes der Veranstaltung. Als finalen Song konnte es eigentlich nur ein Lied geben und das war „Der Kampf um den Südpol, den Lohse und Trepte gemeinsam mit H.C.Schmidt sangen. Stürmischer Applaus, begeisterte Pfiffe und Zugabe-Rufe holten die Musiker zurück auf die Bühne.
„Mein Herz soll ein Wasser sein“, diese wunderbare Lift-Ballade, war eines der zusätzlichen Geschenke, die uns Werther, Stephan und Bruno bereiteten.
„Wasser und Wein“ war dann der allerletzte Song des Abends und Werther Lohse gab nicht eher Ruhe, bis das Publikum kräftig und lautstark in den Refrain einstimmte.

Gruß Kundi

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zuletzt bearbeitet 03.05.2013 20:09 | nach oben springen

#3

RE: Der kleine Sachsendreier erzählt und singt Rockgeschichte 23.11.12 im khg

in Konzertberichte 2019 und älter 04.05.2013 01:22
von Hans | 52 Beiträge | 122 Punkte

Erinnerungen werden wach, wenn Kundi hier aus der Jetztzeit des Kleinen Sachsendreiers berichtet. Ich hatte das große Glück den Kleinen Sachsendreier in Originalbesetzung mit Reinhard Fißler beim letzten Auftritt zu besuchen. Hier der Bericht von damals und ich habe einmal alle Bilder angehängt, einfach es war das letzte Konzert von Reini, zwei Tage später dann die CD-Vorstellung und dann war es aus:



Geschichten vom Sachsendreier

Neu Helgoland 17.04.2005


Wieder einmal klingelte das Telefon! Eigentlich ging es um Stern Combo am 05.03.05 in Spremberg. Aber während des Gespräches stieß ich auf "Geschichten vom Sachsendreier" im Neu-Helgoland am 17.04.2005. Und der Geburtstag meines Buben stand an. Nach 3 Stunden war die Sache klar, wir würden ins Neu-Helgoland fahren, dort auch übernachten. Und Martin hat sich gefreut über das Geschenk!

Ich hatte ja schon einmal die Geschichten vom Sachsendreier geplant, damals ging es einfach unter. Diesmal stand nun der Bub dahinter. Es ist gut, wenn sich die Kinder über ein Geschenk freuen, dass auch den Vater zusagt!

Also hieß es das erste Mal in 2005 Sachen packen, und auf in Richtung Berlin. Die Fahrt war recht angenehm, wir hatten einen ganzen Wagen ICE 1. Klasse für uns ganz allein. -lächel- Das Bier hat geschmeckt, also eigentlich beste Voraussetzungen für einen gelungenen Tag! Und dann war der Zug auch noch zu zeitig in Berlin -grins-, eine S-Bahn vor Plan haben wir bekommen. Nun auch ein Taxi in Köpenick stand wie auf Abruf bereit, und so waren wir bald im Neu-Helgoland.

Es war einer der ersten schönen Tage des Jahres und so wohl nicht verwunderlich, dass recht viel Betrieb war. Wir bezogen unser Zimmer, akklimatisierten uns ein wenig und dann ging es etwas essen. In der Zwischenzeit tat sich auch etwas auf der Bühne, die Technik wurde aufgebaut, und zeitlich passend, wir waren gerade mit essen fertig, entdeckte ich Werther. Also kurze Begrüßung, Herrn Leuschner hatte ich schon meine Referenz gemacht, und samt der Gläser an den Stammtisch umgezogen und einen Schwatz mit ihm gehalten. Zu meiner Schande muss ich gestehen, einen Herrn, zu dem Werther ging, erkannte ich nicht, Stefan mit "Matte". Mensch hat der Trepte einen gesunden Haarwuchs, beneidenswert! Ich konnte es gar nicht glauben und später wollte ich tatsächlich einmal zupfen, ob das nicht eine Perücke war! -grins- Dann erschien Herr Seidel. Detlef machte die "Kasse", na gut, kann man sparen und knauserig war er ja schon immer. Hier noch ein Schwätzen, da ein Hallo, Reinhard kam, es hieß also den Rotwein abliefern, wir kamen in die richtige Stimmung für das Konzert.

Dann haben wir unsere Plätze eingenommen, man wird im Neu-Helgoland ja platziert, unmittelbar vor der Bühne in der Mitte, also bester Platz im Saal. Aber da kam der Herr Chef gerannt, nein hier nicht, hier sitzt unser Stammgast, der kommt immer. Na dann eben an das andere Ende des Tisches, so haben wir uns ja nicht, Hauptsache ein Bier war im Anrollen. Na der Stammgast kam nicht, Grund war wohl eine Schlägerei am Vorabend, das war ihm sicher zuviel gewesen. Der kleine Saal des Neu-Helgoland füllte sich langsam, nein richtig voll wurde es nicht, schade, da hat manch einer etwas verpasst. Und irgendwann kamen die Herren Künstler am Tisch vorbei auf die Bühne, Stefan rief noch, ich habe nicht viel Lust, Wodka mache mal den Tisch gelb (soll heißen, räume Bier ran), aber Lust war schon vorhanden und es wurde ein wunderschönes Konzerterlebnis.

Und dann lief am Rand eine junge Frau zu den Hintereingängen, Mensch war das Bea? Ja sie war es, kam dann und setzte sich an unseren Tisch. Aber sie war nicht allein, hatte noch so ein "schnuckeliges" Frauchen bei sich, sagte mir dann, die ist vom ND, will eine Reportage über Reinhard schreiben. Herr Seidel schwänzelte die ganze Zeit um einen Reporter von Bild herum, aber wir genossen das Konzert. Es war wunderschön, haben die schön gesungen, ich auch! -grins-

Na alles hat sein Ende, auch dieses Erlebnis! Die Lichter auf der Bühne gingen irgendwann aus, die Leute nach Hause. Herr Trepte war wie üblich gleich verschwunden, nichts mit einem Bier trinken, Herr Lohse hielt sich an alkoholfreien Getränken fest, ich muss noch um den ganzen Müggelsee, und wir unterhielten uns lange mit Reinhard. Da kam das Gespräch auch auf seine neue CD, die am Mittwoch in der Wabe vorgestellt werden sollte, und Reinhard wusste tatsächlich noch, dass ich von seiner ersten CD nur einen "Schwarzbrand" hatte, als ich sie kaufen wollte gab es nur noch 2 Stück, die haben wir ihm dann lieber mit in die USA gegeben. Und so bekam der Abend noch eine unerwartete Krönung, Reinhard schenkte mir seine erste CD.

Aber es wurde langsam Zeit, und so nahm ich noch ein Bierchen zur Nacht in die Hand und Martin und ich gingen gegen 23.30 Uhr auf unser Zimmer. Am Morgen dann zum Frühstück begrüßte mich der Herr Bildzeitungsreporter mit guten Morgen Herr Wodka, trotzdem schmeckte es, und dann wurde es Zeit. Wir packten die Sachen, zahlten und dann ging es mit dem Taxi zurück zum Bahnhof Köpenick. Das Stück S-Bahn, dann ein wenig warten, der ICE kam, und es ging zurück nach Aschaffenburg.

Ein wunderschönes Wochenende lag hinter uns, ein unvergleichliches Erlebnis. Auch Martin war sehr zu frieden, Herz, was willst Du mehr.

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