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THE MOONBAND am Goldenen Reiter - Stadtfest Dresden 2013
THE MOONBAND am Goldenen Reiter - Stadtfest Dresden 2013
in Konzertberichte 2019 und älter 18.08.2013 07:37von HH aus EE • | 1.042 Beiträge | 2522 Punkte
Moonband am Goldenen Reiter - Stadtfest Dresden 2013 ( 16.08.2013 )
Alle Jahre wieder kommt der Sommer und alle Jahre wieder finden im Sommer kleine und große Feste statt. In den großen Städten sind es die großen Stadtfeste mit tausenden von Menschen. Dresden ist so eine große Stadt und Dresden richtet auch das größte aller Stadtfeste weit und breit aus, habe ich jedenfalls gelesen. Doch damit nicht genug. Dresden ist auch Kunst- und Kulturmetropole und deshalb sind die Angebote beim Stadtfest in Dresden nicht nur sehr unterschiedlich, sondern auch immer sehr interessant, reizvoll und manchmal laden sie auch zu Entdeckungsreisen ein. Man muss sich allerdings die Mühe machen, diese Perlen zu finden. Wer es leichter haben möchte, sucht sich einen der großen Namen heraus und landet dann zwangsläufig am Sonntagabend vor der Bühne und sieht, gemeinsam mit 10.000 anderen, wieder einmal die PUHDYS, die alte Volkskapelle aller Mit-Rufer, zwischen Neiße, Harz, dem Thüringer Wald und der Insel Rügen.
Wer keinen Bock hat, dort in der ersten Reihe zu knipsen und von Reihe 50 auch nichts zu sehen, der sucht sich eine der kleinen Bühnen und lässt sich überraschen. Am Goldenen Reiter ist so ein Ort mit einer kleineren Bühne. Schon im Freitagsprogramm sind dort Namen zu lesen, die bisher sicherlich nur Insidern etwas sagen: Norm Strauss, Triple Trouble, Moonband, DVA. Mir sagten sie alle nichts, nur vom Gefühl her kamen mir das Trio Triple Trouble und die Münchener Moonband mit Folkmusik am nächsten und sollten sich letztere als eine Fehlentscheidung erweisen, hätte ich ja auf der anderen Elbseite immer noch die ehemals Sächsische Volkskapelle LIFT als sichere Bank und eine Chance auf die erste Reihe. Als ich mir das so ausgedacht hatte, war es Freitagnachmittag und gerade Kaffeezeit.
Drei Stunden später trägt mich mein Blechfreund in die abendliche Schwüle nach Dresden fast bis zum Goldenen Reiter. Eine große Ehrenrunde um den Block und Reiter herum, dann ist Zeit vergangen und ein freier Parkplatz gefunden. Beim Gang durch die flanierenden Menschmassen unter den Bäumen auf der Hauptstraße entdeckt man so manch ungewöhnliches Detail, während das Riesenrad am Ende immer größer und die Musik immer lauter wird.
Von der Bühne neben dem Goldenen Reiter klingt es eigenartig bekannt und auf faszinierende Weise sehr eigen. Mit einer riesigen Tuba, einem fünfsaitigen Banjo, Ukulele und Schlagzeug, einschließlich Waschbrett, entsteht beim Dresdener Trio TRIPLE TROUBLE ein Sound, der auf Anhieb in die Ohren geht. Ob man will oder nicht. Irgendwie nicht Dixieland und erst recht nicht Blasmusik. Auch wenn man vielleicht mit solcherart Instrumentarium nichts am Hut hat, ist das Ergebnis, das man zu hören bekommt, einfach nur hinreißend. Ich genieße noch einige Minuten stehend neben der Bühne und die letzte Nummer „The Joker“ von der Steve Miller Band, auf Tuba, Banjo und Trommel gespielt. Die kommt beinahe wie eine fröhliche Polka daher und als die ausgeklungen ist, wird auch ein Plätzchen direkt vor der Bühne frei. Es ist 21.°° Uhr, Bier und setzen.
Meine Entscheidung hieß MOONBAND aus München und die wollte ich, wenn sie mir gefallen würden, bis zum Ende auf mich wirken lassen. Ich hatte mich vom visuellen Outfit der MOONBAND neugierig machen lassen und wollte den Spagat, aus den Weiten des Weltraums Musik mit einer Wandergitarre zu machen und mit einem Raumschiff aus Blech direkt neben einem romantischen Lagerfeuer zu landen, verführen lassen. Der Lagerfeuerlandeplatz ist die Bühne neben dem Goldenen Reiter und die ersten Klänge in meinem Ohr erweisen sich als wunderschöner und feinster Folk. Da strahlt der Reiter im goldenen Licht und die Folk-Perlen der MOONBAND gleiten wie kleine Sternschuppen von der Bühne in die Ohren.
Gleich der erste Song elektrisiert und der Klang von Gitarre, Mandoline und Zupf-Bass begeistert mich. Das Lied „Promised Land (10.000 Voices In My Head)“ soll auf das neue Album kommen, das für nächstes Jahr geplant ist. Es folgt „Top Of The Tree“, die Story von einem, der auf einem Baum steigt und erst wieder herunter kommen will, wenn die Welt besser geworden ist – armer Optimist! Der Song kommt in rustikalen Folk-Charme daher und mich begeistert, wie gut die Stimmen der beiden Sänger und der Sängerin zueinander passen.
Es folgt eine wunderschöne Ballade und dann ein Stück, das mit a capella – Gesang eingeleitet wird, sich aber ebenfalls zu einem mitreißendem Song ausweitet. Das Stück „Cold Outside“ (?) ist opulent mit vielen kleine instrumentalen Details ausgestaltet, geht in die Beine und lässt die Körper rings umher auf den Bänken wippen und wiegen. In diesem Momenten weiß ich, das war eine glückliche Entscheidung, denn diese Art von Folk-Music gefällt mir gut. Es ist der sparsame und effektive Einsatz von Gitarre und Mandoline, die dem mehrstimmigen Gesang genug Raum lassen, sich zu entfalten. Und in vielen der Melodien schwingt so eine kleine Melancholie und Sehnsucht mit, als wäre sie nicht von dieser Welt, nicht in dieser Gegenwart, nicht von hier. Klänge zum Träumen schön und dennoch Texte und kleine Botschaften, die zum Nachdenken anregen können. Das Erstaunlichste daran ist, zumindest für mich, dass da oben waschechte Bayern großartigen Folk unters Volk bringen.
Nachdem der lange Bassist mit seiner tief rauchige Stimme das Publikum überraschen konnte, ist der Auftritt der MOONBAND schon wieder und viel zu schnell vorüber. Die reichliche halbe Stunde Musik hat mir genügt, von deren Musik verführt zu werden und so finde ich mich am kleinen Stand neben der Bühne wieder, um ein Stück schweren Vinyls käuflich zu erwerben. Im Zwielicht des Abends ist dies ein Kauf auf gut Glück, denn weder die Songauswahl ist zu lesen, noch sonst irgend etwas genau zu erkennen. Ich weiß nur, dass ich bis zum Ende der Nacht ein dreifach klappbares Cover, mit einer Vinyl-Platte darin, schützend unter dem Arm tragen werde. Überall eine Menge Klimbim, aber kein Plastikbeutel aufzutreiben, auch nicht bei den Samaritern.
So finde ich mich inmitten eines menschlichen Stroms, der sich träge und munter durcheinander in alle Richtungen fließend, über die Augustusbrücke wälzt. Jeder Schritt presst die Last meines Körpers mit Schuhen auf die holprigen Pflastersteine und noch Stunden später, im Bett, werde ich die kleinen Hügel im Traum zählen. Doch jeder Schritt durch die Menge und vorbei an Buden und Ständen bringt mich dem Ziel, der Bühne vor der Semperoper, ein Stück näher. Dass dieses „Hügel zählen“ auch in die andere Richtung funktioniert, werde ich später ein zweites Mal schmerzhaft zu spüren bekommen.
Der Platz zwischen der alten Semperoper, dem Zwinger sowie dem Schloss auf der Gegenseite ist gut gefüllt. Am Bühnerand ist es eng, aber dennoch genug Platz. Die ehemalige Dresdner Kultband LIFT spielt vor einer wunderschönen, im Abendlicht glänzenden, Kulisse ihre Balladen aus alten Zeiten, in denen sich das Leben vieler hierzulande spiegelt. In Songs wie „Meine Schulden“ und dem von der „Falschen Schönen“ finden sie ihre Erinnerungen wieder. Kein Wunder also, dass sich in ihren Augen noch heute diese Sehnsucht beim Mitsingen von „Nach Süden“ spiegelt und Werther Lohse „Am Abend mancher Tage“ an diesem Abend nicht allein singen muss. Es ist zwar nicht mein über alles geliebter Klang der Tasten, dessen Sound LIFT einst so einzigartig machte, aber diese schönen Lieder noch heute live hören zu können, lässt mich immer wieder über dieses kleine Manko hinweg sehen und hören, zumal mit IVONNE FECHNER und BODO KOMMNICK zwei an der Seite von WERTHER LOHSE musizieren, die den Melodien von LIFT in gewisser Weise schon wieder ein anderes, ebenso faszinierendes, Gewand neu verpasst haben. Als nach der „Tagesreise“ die wunderschöne Ballade „Am Abend mancher Tage“ von der Band und Hunderten gemeinsam gesungen wird, ist auch mir bewusst, dass es in meinem Leben auch schon manchmal „am Abend mancher Tage“ war, doch sich auch immer wieder eine neue Tür geöffnet hat. Wenn man so scheinbar allein in der Menge steht und alle singen mit, dann ist das ein gutes Gefühl, mit dem man gern in den nächsten Tag geht.
Der Weg zurück führt wieder vorbei an Ständen mit viel schönem Klimbim. Man ist wieder Teil des trägen und quirligen Menschenstroms, der aus allen Ecken und Seitenstraßen zu quellen scheint. Meine Füße sind wieder beim „Hügel zählen“, während sie mich durch ein nächtliches Mittelalter-Zeltlager am anderen Ufer der Elbe tragen. Von hier kann man die mitternächtliche Silhouette der Sachsenmetropole bewundern, in der gerade tausende Menschen ein Fest der Lebensfreude feiern. Das neu erworbene Vinyl noch immer sicher unter dem Arm, finde ich müde aber glücklich den Stellplatz meines Blechfreundes, der dann den Weg nach Hause beinahe von allein findet.
Hier sitze ich nun, mit den Gedanken noch einmal bei der Musik von LIFT und die neu entdeckten Klänge der MOONBAND im Hinterkopf. Vor mir liegt weit ausgefaltet das Cover von „The Significance Of Denavigation“ und ich mag nicht glauben, dass es wirklich aus heutigen Tagen stammt. In seiner Gestaltung erinnert es mich an Zeiten, da Gruppen wie Yes, Greenslade, Moody Blues oder Atomic Rooster mit ihren Plattenhüllen das Maß aller Album-Art-Works vorgaben. Ein besonderes Lob also demjenigen, der den Mut hatte, für diese LP der MOONBAND mit diesem Cover in die Fußabdrücke von Roger Dean, Patrick Woodroffe & Co. zu treten. Allein der fantasievollen Gestaltung wegen, innen wie außen, sowie des darin enthaltenen Posters, hat sich der Kauf der Platte und damit natürlich der Besuch des Konzertes der MOONBAND gelohnt. Im März 2014 wollen sie wieder in Dresden sein. Dort können wir uns dann gern treffen.
www.mein-lebensgefuehl-rockmusik.de
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