Dan Penn – Living on Mercy –
Beim Stöbern in verschiedenen Musikportalen bin ich über die neue Musik CD und deren Vorstellung von Dan Penn gestolpert.
Der Name sagte mir bisher eigentlich nichts, aber man kann sich ja informieren.
Dan Penn ist eine kleine unscheinbare Ikone der alten klassischen Soulbluesmusik in den Südstaaten und die ist ja recht traditionell.
Sie zieht unbeeindruckt von Modeerscheinungen ihre Bahnen, so scheint auch der Musiker Dan Penn zu sein.
Ich habe also in das Album „Living on Mercy“ reingehört. Viele dieser Songs sind bei YouTube frei zugänglich und wurden direkt von seinem Account reingestellt - eine schöne Geste.
Wie ich erfahren konnte, ist diese Scheibe die erste CD, die Dan Penn seit langer Zeit (über 20Jahre) mal wieder auf den Markt warf,
aber zu lesen ist auch, dass der Songwriter seit Ewigkeiten in allen Facetten im Hintergrund arbeitet und so manchen geilen Soul Song zur Geburt verholfen hat.
Auch für echte Stars wie Aretha Franklin.
Dan Penn ist mittlerweile 79. Man kann sein aktuelles Album auch als Spätwerk bezeichnen. Wenn ein Künstler bereits so lange im Geschäft ist und sich eigentlich nicht mehr verbiegen muss,
kann er völlig entspannt seine Songs unter die Leute bringen. So kommt auch Dan Penns Werk bei mir rüber. Feiner, kerniger Südstaatensound mit einer Brise, Soul, Blues, Country und Songwritering.
Nachdem ich nicht nur den Titelsong angehört hatte, sondern mich langsam durch das gesamte Album wühlte und mich von seiner Musik inspirieren ließ,
war mir sofort klar, dass es mir nicht nur gefallen wird, sondern auch meine persönliche Musikliebe ist. Ein wunderbares Landfeeling umgibt die Songs,
es ist sehr melodiös und irgendwie passt alles zueinander. Man wird nicht auf eine Berg- und Talbahn geschickt, nein es geht über weite Baumwollfelder und die Sonne brennt Golden über das schöne warme Land.
Man fühlt sich einfach gut diesen Melodien zu lauschen und wird versetzt in eine Zeit, wo Aufgeregtheit und ein Hauch Nostalgie im Vordergrund stehen.
Abseits von Trends und Hektik begibt sich die Musik durch die Weiten des Landes und lässt einfach nichts anbrennen. Hier werden auf der Scheibe einfach die Instrumente gestreichelt und nicht vergewaltigt und die Stimme ist der I Punkt jedes Songs. Gelobt müssen auch die zarten Stimmen des Backgroundgesangs werden. Die Songs sind einfach aus einen Guss.
Wer Fan von ruhiger, handgemachter Südstaatenmusik ist und abends oder am Lagerfeuer beim Bierchen entspannen möchte,
wer sich gern entführen lässt in die amerikanische Abendsonne mit alten Pickups auf dem Hof und wem nichts so einfach aus der Ruhe bringt,
der ist bei dieser Scheibe sehr gut aufgehoben. Dan Penn ist ein Meister seines Fachs ohne Allüren. Ohne Firlefanz spielte er ein astreines Album ein, was manchen Fan begeistern wird, so auch mich.
Die bisherigen Kritiken waren durchweg positiv. Das sehe auch ich so. Es sind alles Songs, die nicht unbedingt die Titelseiten beherrschen oder an der Spitze irgendwelcher Charts stehen.
Es sind Lieder, die nur einen Teil der Menschen inspirieren und dennoch etwas ganz Besonderes. Dan Penns musikalische Crew wird neben verschiedenen Gitarren, Keyboard und Drums auch von einer Bläsergruppe unterstützt.
Stimmlich wie auch handwerklich überzeugt mich das Album und scheint so zeitlos schön zu werden wie ein alter Ami-Pickup, der das Cover ziert.
Diese Scheibe wird sicher nur Wenige interessieren, aber genau das macht Dan Penn aus. Er ist und bleibt er selbst.
Für mich schon heute eines der besten Alben des Jahres 2020, auf das ich so ganz nebenbei gestoßen bin. Ich kann es auch für lange Kaminabende im Winter mit Whiskey empfehlen oder Rotwein. Skol und gutes Zuhören.