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RYAN HARRINGTON BAND am 8. August 2020 open air auf dem Pahlitzschhof Dresden
RYAN HARRINGTON BAND am 8. August 2020 open air auf dem Pahlitzschhof Dresden
in Konzertberichte 2020 und 2021 14.08.2020 12:49von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Der Sommer zeigte sich am vergangenen Sonnabend von seiner besten Seite. Tagsüber war es heiß und trocken. Es war kein Wölkchen am Himmel zu sehen. Ab und zu verschaffte uns der eine oder andere Luftzug etwas Linderung. Den Vorhersagen nach sollte sich da am Wochenende auch nicht viel ändern. Erst in den Abend- bzw. Nachtstunden würden die Temperaturen etwas sinken. Das versprach eine schöne und laue Sommernacht zu werden.
Mein Weg führte mich am frühen Abend geradewegs hinein in die Gluthölle der Großstadt. Auf altbekannten Wegen steuerte ich wieder mal den sozialen Brennpunktstadtteil Dresden-Prohlis an. Im Pahlitzschhof hatten Manuela und Lutz Stein mit ihrem Team vom Verein QUERFORMAT e. V. wieder eine Mugge für die Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils auf die Beine gestellt.
Der Verein für sozial und finanziell Benachteiligte ist nämlich auch in kulturellen Dingen ein Lichtblick in Prohlis. Seit mehr als 12 Jahren bin ich ebenfalls gerne ab und zu Gast bei den Veranstaltungen. Lutz Stein, der rührige Organisator und Vorsitzende des Vereins, hat ein Organisationstalent und ein Durchhaltevermögen, welches mir absoluten Respekt abnötigt. Er steckt ständig neue Ideen und er kann sein Umfeld auch dafür begeistern. Lutz gibt nie auf und auch jetzt in dieser besonderen Corona-Lage hat er alles daran gesetzt mit seinem Team wieder ein open air-Konzert auf die Beine zu stellen.
Auf dem Pahlitzschof war bereits alles vorbereitet. Ein Hygienekonzept wurde im Vorfeld erarbeitet und bei den Behörden eingereicht. Das Konzept wurde an diesem Sommerabend auch angewendet bzw. durchgesetzt. Die Bühne stand, die Technik war bereit und bis zum Beginn des Konzertes waren nur noch wenige Minuten Zeit. Das gab mir die Gelegenheit,noch schnell einige liebe Mitmenschen zu begrüßen.
Also ich habe den Eindruck, dass die Menschen unter den Bedingungen von Corona eher bereit sind, zu einer kleinen open air-Mugge in der Umgebung zu gehen. Für Prohlis-Verhältnisse war das Konzert nämlich gut besucht. Die offizielle Eröffnung des Abends ließ sich unser Freund Lutz Stein natürlich nicht nehmen. Mit kurzen, herzlichen Worten begrüßte er die Gäste und stellte die Band vor, die übrigens nicht zum ersten Mal in hier spielte.
Die RYAN HARRINGTON BAND startete instrumental mit „Mac’s Stomp“. Ich war sofort begeistert, denn in dem Stück erklang auch eine schöne, melodiöse und markante Basslinie. Für diese wohlklingende Bass-Orgie sorgte Matthias Baumhauer. Den Dicksaiten-Spieler hatte ich schon vor Jahren zwei Mal mit der Band WASTEWATER gesehen.
Die RYAN HARRINGTON BAND wurde im Jahr 2017 in Dresden gegründet. Im Herbst 2019 erschien dann das erste eigene Album „On the Right Path“. An dieser Veröffentlichung wirkte übrigens der legendäre Bluesharp-Spieler BERND KLEINOW mit.
Kopf der Band ist der aus dem amerikanischen Minnesota stammende Komponist, Texter, Gitarrist und Sänger Ryan Harrington. Ryan hat bereits in Amerika mit verschiedenen Bands im Vorprogramm bekannter Bluesmusiker gespielt.
Musikalisch hat sich die Band dem Blues in allen seinen Spielarten verschrieben. Das Repertoire besteht aus eigenen Songs, welche von Ryan Harrington und Sängerin Nicole Hänsch geschrieben wurden, sowie ausgewählten Coversongs.
Wir konnten uns an diesem schönen Sommerabend in Dresden von den Qualtäten der RYAN HARRINGTON BAND überzeugen. Die Setlist war gut gemischt und sie enthielt auch viele Songs vom Album „On the Right Path“ sowie einige ausgewählte Coversongs.
Das war allerfeinster Blues/Bluesrock mit ausgeprägten Melodien, schneidigen Gitarrenriffs und markanten Gesangsstimmen. Aber auch Keyboard (Kristian Kaiser – der Mann spielt sonst unter anderem auch bei EL PANIKO & DAS KTASTROPHENORCHESTER) und Saxofon Tobias Eberhardt setzten richtig gute Akzente. Die Rhythmusgruppe, bestehend aus Matthias Baumhauer (Bass) und Max Wächtler (Schlagzeug), bereitete für ihre Kollegen einen tragfähigen und grundlegenden Rhythmus-Unterbau.
Vom stapfenden, mitreißenden Blues bis zur traurig klingenden Ballade war bei der RYAN HARRINGTON BAND so ziemlich alles zu hören. Dabei konnte man auch Einflüsse von amerikanischer Countrymusik, Soul, Rhythm & Blues, Swing oder Jazz heraushören. Das war also musikalisch sehr abwechslungsreich und unterhaltend. Daran hatten natürliche alle Bandmitglieder ihren Anteil.
Die gesamte Band war in den ca. 2 Stunden Konzert äußerst spielfreudig, leidenschaftlich und handwerklich gekonnt unterwegs. Das hatte schon Klasse.
Ich weiß, das wird nun Meckerei auf ziemlich hohem Niveau. Man möge mir schon jetzt meine zügellose Sichtweise verzeihen. Ich habe ja auch keine richtige Ahnung von Musik. Aber mir war der Sound an einigen Stellen schon fast zu glatt, um nicht steril zu sagen. Die eine oder andere Ecke oder Kante im Sinne von rohen, ungehobelten und unverfälschten Straßen-Blues /Bluesrock hätte das alles noch getoppt. Blues muss doch leben und atmen. Das ist doch keine Bar- oder gar Hintergrundmusik. Aber das ändert auch nichts daran, dass ich die Band insgesamt doch sehr gut fand.
Nach „I just want to make love with you“ folgte mit „(I’m)Tore Down“ eine interessante Nummer, die wohl von dem Texas-Blueser FREDDIE KING stammt und unter anderem auch von Mr. Slowhand ERIC CLAPTON und ALEXIS KORNER gecovert wurde. Das war feinster und typischer Blues.
Nicole sang unter anderen auch die Lieder „Funky Thang“ und „Tell my why“. Ihre sanfte, samtig-weiche Stimme mit dem souligen Timbre gefiel mir gut. Sie bildete zur kräftigen, teils rauen Stimme von Ryan einen guten Gegensatz.Der Gitarrist zeigte aber bei der traurig klingenden Blues-Ballade „You don’t Understand“, dass er auch ausdrucksvoll singen kann.
Aber gebt dem Ryan Harrington nur eine Gitarre und er zeigt euch wie er gefühlvoll mit Hilfe seiner Finger und der 6 Stahlsaiten „singt“. Insbesondere bei den Solos war ich am Sonnabend in Dresden mehr als einmal vor Begeisterung von den Socken. Der Mann konnte mit der Gitarre zielgerichtet lieben oder hassen, lachen oder weinen, flüstern oder schreien, leben oder sterben. Dabei war sein ganzer Körper eins mit der Musik und dem Instrument. Sein Gesicht „erzählte“ dabei ganze Bände von Emotionen. Ryan ging ganz in der Mugge auf. Das fühlte, sah und hörte man auch.
Weil es so schön war, schob Mister Harrington den „Bad Ass Blues“ gleich noch hinterher. Als Sahnestückchen flogen vor der Pause auch noch die Töne, Noten und Klänge der zeitlos schönen Ballade „Feels like Rain“ in die warme Sommernacht hinaus zu den Köpfen, Ohren und Seelen der Zuhörer. Das Lied wurde von JOHN HIATT geschrieben und unter anderem auch vom Blues-Musiker BUDDY GUY veröffentlicht.
Nach einer angenehm kurzen Pause wurde die Estrade der Spiel- und Lebensfreude stimmungsvoll fortgesetzt. Die RYAN HARRINGTON BAND setzte dabei nahtlos an die erste Hälfte des Gigs an.
Mit „Call me Job“ und „See you in my Dreams“ bauten die Musiker die Stimmung weiter auf. Die Musiker sind allesamt erfahren und verstehen ihr Handwerk. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb funktioniert die RYAN HARRINGTON BAND als geschlossene Einheit. Während der Mugge konnte jeder Musiker auch mal herausgehoben sein Können demonstrieren. Bei der Bandvorstellung spielte jeder Instrumentalist auch noch mal ein kleines Solo.
Das Publikum verfolgte das Geschehen gebannt und honorierte die Lieder mit Applaus und gelegentlichen Ausrufen bzw. Pfiffen der Begeisterung. Aber auch ausgewählte Solos (Gitarre, Saxofon) wurden mit Szenenapplaus belohnt.
„Strolling“ vom „On the Right Path“-Album war ein eher jazz- und swing-betonter Song. Der amerikanische Gitarrist sang diesen Titel und die gleich folgende Bluesnummer „I could’t see“. Später schmetterte Ryan auch noch das eher funky angelegte Lied „Why don’t you leave me alone“
Nicole hat sich „Look Straight Ahead“ auf den Leib geschrieben. Sie legte beim Gesang auch ihre Seele in ihre wandelfähige Stimme.
Wir konnten Nicole Hänsch und Ryan Harrington aber auch als Gesangspaar erleben, denn sie sangen das jazzige „That Baby of mine“ als Duett.
Namen wie WILLIE DIXON und ELMORE JAMES kennt wohl jeder Blues-Fan. „I Can’t hold out“ stammt aus der Feder von DXION und JAMES nahm es auf. Später coverte auch ERIC CLAPTON diese musikalische Perle. Die RYAN HARRINGTON BAND hat sich in Dresden auch dieses Liedes angenommen.
Das Konzert endete mit einer Zugabe kurz nach 22:00 Uhr. Leider hatten die zuständigen Behörden die Genehmigung nur bis dahin erteilt.
Was bleibt als Fazit zu vermerken? Der Abend im Pahlitzschhof war wieder super und die RYAN HARRINGTON BAND kann ich euch nur wärmstens empfehlen.
Gruß Kundi
RE: RYAN HARRINGTON BAND am 8. August 2020 open air auf dem Pahlitzschhof Dresden
in Konzertberichte 2020 und 2021 22.08.2020 15:32von SN-Nittel • | 329 Beiträge | 724 Punkte
Danke Kundi....
Für mich keine unbekannte Band, die sich wie nicht anders zu erwarten, den amerikanischen Blues widmet. Ryan Harrington....der Kopf der Band hat ja die Wurzeln im Blut.
Ich bin im Winter 2019 über die Band gestolpert, als sie Vorband von Grainne Duffy war. Völlig unbekannt machte sie eine richtig gute Mugge. Seitdem schau ich immer mal rein bei ihnen und konnte schon als Dank eine CD ergattern.
Eine Band die aus Liebe Musik macht.....so muss es sein.
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