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MTS am 6. Juni 2008 im Saal des Schlosses zu Trebsen
MTS am 6. Juni 2008 im Saal des Schlosses zu Trebsen
in Konzertberichte 2019 und älter 26.05.2020 10:33von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Momentan bleiben uns bekanntlich nur die Erinnerungen an vergangene Ereignisse am Bühnenrand. Jetzt habe ich ja durch die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie viel Zeit in meinen Archiven zu kramen. Manchmal findet man, so wie heute auch, in den eigenen digitalen Aufzeichnungen Konzertberichte von besonders schönen Muggen. Hier ist eine neue Seite aus meinem persönlichen Muggenpilger-Geschichtsbuch. Das ist der Bericht eines Konzertes von MTS am 06. Juni 2008 in Trebsen.
Diese Mugge behalte ich für immer in besonderer Erinnerung. Das hat mehrere Gründe. So wurde ich auf dem Schlosshof heftig von einer wildfremden Frau umarmt, weil sie mich für einen namhaften Musiker hielt. Näheres dazu steht im Bericht. Der Auftritt der Band danach war einzigartig und in sich rund. Außerdem wurde es nach der Mugge noch eine lange Nacht mit einem Kasten Bier, mit meinem Freund Wodka sowie mit Thomas Schmitt und Herbert Treichel von MTS.
Leider ist Herbert am 3. Oktober 2011 nach schwerer Krankheit verstorben. Durch das Hervorkramen und Auffrischen dieses Berichtes möchte ich auch an Herbert Treichel erinnern und aufzeigen, dass er unvergessen ist und bei uns Fans im Herzen bleibt.
Mike Schafmeier ist 2015 in Rente gegangen. Aber Thomas hält auch heute noch im Duo mit Frank Sültemeyer die MTS-Fahne hoch.
Bitte beachtet bei den Zeitangaben im Text, dass sie den unveränderten Stand von damals haben. Auch wenn dieser Bericht sich etwas unbeholfen liest und die Fotos ebenfalls nicht so toll sind, so sind es doch genau solche Erlebnisse, Gefühle und Eindrücke, die unbedingt zu meinem Muggenpilger-, Konzertnomaden und Konzertgänger-Leben gehören. Vielleicht mögen sich ja auch einige Leserinnen und Leser mit mir erinnern.
Seit etwa 35 Jahren ist die Gruppe MTS im Zeichen des gepflegten Nonsens im Land unterwegs. Vom Kap Arkona bis zum Fichtelberg gibt es nur wenige Orte, die bisher auf das Erlebnis eines MTS - Konzertes verzichten mussten. Doch gestern eroberten Thomas Schmitt, Herbert Treichel und Mike Schafmeier das Schloss in Trebsen mit ihren gesprochenen und gesungenen Witzen.
Ich kann mich noch dunkel an meine ersten Liveerfahrungen mit der Band erinnern. In der Bautzener „Krone“ erlebte ich Anfang der 80er Jahre MTS in einer gemeinsamen Veranstaltung mit Bettina Wegner und Hansi Biebl. Das ist verdammt lang her und seitdem ist viel Wasser die Spree bzw. in Trebsen die Mulde herab geflossen.
Die Zeiten haben sich geändert, wir sind alle ein ganzes Stück älter geworden und MTS ist immer noch unterwegs. Von den Medien nahezu unbeachtet sorgen die 3 Herren für volle, zum Teil sogar ausverkaufte Veranstaltungsorte und sie verbreiten immer noch Spaß, Klamauk und Frohsinn. MTS war schon immer beliebt in unseren Breiten und die Band ist es noch immer. Die Männer haben sich nie angebiedert und sie haben mit ihren intelligenten Humor und auch mit Klamauk Säle zum Kochen gebracht. Dabei haben sie den Menschen reihenweise die Lachtränen in die Augen getrieben. MTS ist einfach eine Kultband des Ostens.
Die Abkürzung MTS wurde von der Band ja schon verschiedentlich gedeutet. Mut, Tatendrang und Schönheit dürfte dabei am bekanntesten sein. Aber auch die Auslegungen makaber, taktlos, aber sauber oder männlich, temperamentvoll und schnucklig sind eingefleischten Fans sicher nicht unbekannt. Ihren Ursprung hat der Bandname jedoch in den Nachnamen der Gründungsmitglieder (Detlef Bruno Melzer, Herbert Treichel, Thomas Schmitt).
Doch wie kam es, dass ich ausgerechnet in Trebsen zu MTS ging? Das möchte ich euch jetzt kurz erzählen.
MTS hatte ich lange nicht mehr live gesehen. Da wurde es mal wieder Zeit. Unser Freund Hans, genannt Wodka, half mir dabei mit dem Hinweis auf einem zeitnahen Termin in Trebsen auf die Sprünge. Zusätzlich winkte er noch mit dem Zaunpfahl seines Erscheinens am Ereignisort am besagten Tag.
So kam es, dass ich am Freitag, den 06.Juni 08 in den Muldental-Kreis nach Trebsen fuhr. Angekommen in der Kleinstadt, checkte ich zuerst im Hotel ein, welches strategisch günstig lag, denn es war nur einen Steinwurf vom Schloss entfernt. Dann hieß es Freund Wodka, Silvia und Sohn Martin aufzuspüren. Die drei hatten es sich ganz in meiner Nähe in einer kleinen Kneipe gemütlich gemacht. Wie das so ist, wenn man sich lange nicht gesehen hat, gab es viel zu erzählen. Später machten wir uns auf den Weg ins Schloss. Dort trafen wir auf weitere liebe Bekannte aus dem Striegistal.
Das Konzert fand in einem alten Saal statt. Mir gefiel er auf Anhieb, er war nicht zu groß und hatte irgendwie was Uriges. Dieses historische Ambiente war genau richtig für einen Abend mit MTS, dachte ich. Der Raum mit seinen unverputzten Wänden strahlte so etwas Halbfertiges aus. Auch die Worte "das sieht aus wie in einer (Schloss-)Ruine" gingen mir kurz durch den Kopf.
Für die Konzertbesucher waren Tische und Bänke im Saal aufgestellt. Wir wählten Plätze ganz vorn an der Bühne.
Im Saal war es ziemlich stickig und warm, aber trotzdem herrschte eine erwartungsfrohe Stimmung unter den Anwesenden. Weil bis zum Konzertbeginn noch Zeit war, beschlossen wir noch mal vor die Tür zu gehen, um ein Nikotinstäbchen anzuzünden. Das hätten wir bzw. ich wohl nicht tun sollen.
Plötzlich schwebte ein großer Schatten auf mich zu, eine Frau im Stile des Malers Rubens fiel mir um den Hals und umarmte mich plötzlich. Die unbekannte Dame etwas reiferen Alters textete mich gleich mit folgenden Worten zu: "schön, dass ich Dich mal wiedersehe, Thomas. Weißt Du noch in den 70er Jahren in Leipzig in der Küche? Ich habe doch für euch immer gekocht." Ich verstand erstmal nur "Bahnhof", holte tief Luft und klärte die Dame auf, wer ich bin. Sie hatte mich doch tatsächlich für den MTS-Sänger Thomas Schmitt gehalten . Dabei bin ich doch viel schöner als Thomas. Wenn ich es recht bedenke, sah die Dame schon so aus, wie manche Schulköchin in unserer Kinder- und Jugendzeit.
Während ich noch peinlich berührt war, konnten sich einige mir bekannte Zeitgenossen bzw. Zeitgenossinnen vor Lachen kaum noch auf den Beinen halten. Ich nenne jetzt keine Namen, liebe Petra und lieber Wodka.
Nach diesem für mich einschneidenden Vorfall begaben wir uns wieder in den Saal an unsere Plätze.
Endlich kam das heitere Trio auf die Bühne und von der ersten Minute an sorgten sie für Stimmung. Mit Humor, Wortwitz und Musik zelebrierten sie in den nächsten Stunden Liedkabarett vom Feinsten.
Thomas Schmitt, Herbert Treichel und Mike Schafmaier taten das, was sie am besten können. Mit Musik, Humor und Blödeleien unterhielten sie das Publikum. Mittlerweile haben schon Generationen von Fans über die Lieder und Limericks von MTS gelacht.
Dieses Jahr feiern die Musiker 35 Jahre MTS. Aus diesem Grund spielen sie auf dieser Tour Wunschkonzerte als Dankeschön an ihre treuen Fans. Die Setlist setzt sich also aus Liedern zusammen, die sich das Publikum vorab per E-Mail gewünscht hat und Liedern, die die 3 Musiker selbst gerne spielen. Wie immer bei MTS blieb da kein Auge trocken. Mit Mut, Tatendrang und Schönheit nahmen die 3 sympathischen Gesellen das Leben im Allgemeinen, die Menschen um sie herum und am meisten sich selbst auf die berühmte Schippe.
Auch im Saal des Schlosses Trebsen sprang der berühmte Funke gleich von der Band auf das Publikum über. Kein Wunder, spielten und sangen sie doch so großartigen Perlen aus ihrem Schaffen wie "Relativitätstheorie", "Spinne im Amt" oder "Ein Pferd wie du und ich".
Natürlich sang Mike auch seinen Hit aus Silly-Zeiten. "Der letzte Kunde" und er machte sich in einem weiteren Lied sogar noch zum "Heinz des Jahres". Der Kollege Schafmeier glänzte den ganzen Abend über auch mit seinem trockenem Humor. Seine locker eingeworfenen Kommentare ernteten so manchen Lacher.
Zwischen den Liedern gab Sänger Thomas Schmitt erwartungsgemäß den einen oder anderen Limerick von sich. Auch wenn man die meisten davon schon kennt, muss man schon automatisch über diese gereimten Satzkanonen lachen.
Die „Ballade vom Förster und seiner sensiblen Tochter“ durfte in diesem Wunschkonzert nicht fehlen und so wurde das Wildschwein musikalisch fachgerecht besungen und erlegt.
Herbert Treichel ist so was wie der Ruhepol von MTS, aber sein Gitarrenspiel und seine Gesangseinlagen sind natürlich wichtiger Bestandteil des MTS – Programms. Außerdem ist er für viele Kompositionen verantwortlich. Auch im Saal des Schlosses zu Trebsen war Herbert die Ruhe selbst. Seine Saitenkünste machte aber einen ganz großen Teil des Klangs von MTS aus. Diese Melodien waren und sind unverzichtbar für das Trio.
Überhaupt hatten alle Anwesenden mächtig Spaß im altehrwürdigen Schlossgemäuer von Trebsen. Dieses Gag-Feuerwerk führte immer wieder zu Lachsalven. So ein MTS -Abend ist ganz schön anstrengend für die Lachmuskeln. Das kann sogar bis zum Muskelkater in der Bauchgegend am nächsten Morgen führen.
Thomas Schmitt reagierte außerdem immer schlagfertig auf Kommentare und Zurufe aus dem Publikum. So war das ein ständiges Geben und Nehmen zwischen Bühne und Saal.
Bei dieser Überdosis Humor konnte man mal richtig abschalten. MTS versteht es einfach hervorragend mit geringem technischen Aufwand die Menschen gut zu unterhalten.
Als wir uns dann alle gemeinsam mit MTS gedanklich in die tiefen Wälder Sibiriens begaben um "Tamara" zu besingen war der absolute Höhepunkt des Konzertes für mich erreicht. Das Trio zelebrierte diesen Klassiker aber auch besonders schön.
Die Musiker waren sich für Zugaben selbstverständlich nicht zu schade für die eine oder andere Zugabe und das Publikum dankte es den 3 Protagonisten mit tosendem Applaus.
Eigentlich kann man das alles gar nicht so richtig wiedergeben, was bei einem MTS - Konzert so abgeht, deshalb kann ich euch nur empfehlen, wenn ihr mal herzhaft lachen wollt - geht zu MTS.
Der Abend endete mit einer Kiste Hopfenkaltgetränke, 4 Männern (Wodka, Thomas, Herbert, ich), die auf Bänken vor dem Schloss saßen und beim Leeren der Flaschen gepflegt über Gott und die Welt klönten. Als ich Thomas die Geschichte mit der Rubens-Köchin und der Verwechslung erzählte, kommentierte er das lächelnd mit den Worten „besser du als ich“. Der Punkt ging also auch noch an ihn.
Gruß Kundi
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