|
|
ROCKHAUS 25. Juli 2009 open air Schulpark Possendorf
ROCKHAUS 25. Juli 2009 open air Schulpark Possendorf
in Konzertberichte 2019 und älter 20.05.2020 12:00von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Momentan bleiben uns bekanntlich nur die Erinnerungen an vergangene Ereignisse am Bühnenrand. Jetzt habe ich ja durch die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie viel Zeit in meinen Archiven zu kramen.
Manchmal findet man, so wie heute auch, in den eigenen digitalen Aufzeichnungen Konzertberichte von besonders schönen Muggen. Hier ist eine neue Seite aus meinem persönlichen Muggenpilger-Geschichtsbuch. Das ist der Bericht eines Konzertes mit ROCKHAUS im Juli 2009. Damals lebte Beathoven noch. Ich hatte ihn seit dem Jahr 2005 auch immer wieder bei den OSSIS gesehen und gesprochen. Carsten „Beathoven“ Mohren war ein sympathischer Mensch und ein begnadeter Musiker. Leider war seine Lebensuhr bereits am 31. Januar 2017 abgelaufen. Carsten Mohren hatte den Kampf gegen den Krebs verloren.
Bitte beachtet bei den Zeitangaben im Text, dass sie den unveränderten Stand von damals haben. Auch wenn dieser Bericht sich etwas unbeholfen liest und die Fotos auch nicht so toll sind, so sind es doch genau solche Erlebnisse, Gefühle und Eindrücke, die unbedingt zu meinem Muggenpilger-, Konzertnomaden und Konzertgänger-Leben gehören. Vielleicht mögen sich ja auch einige Leserinnen und Leser mit mir erinnern.
Kinder, wie die Zeit vergeht.
Man glaubt es ja kaum, aber die Band ROCKHAUS hat nun auch schon 30 Jahre auf dem Buckel. Als Quartett gestartet hatte die Truppe Anfang der 80er Jahre mit ihrem frischen Sound, jugendgemäßen Texten und trendigen Bühnenklamotten ziemlich schnell einen eigenen Stil und einen ziemlich großen Bekanntheitskreis erreicht. Damals hoben sich die Jungs schon deutlich von anderen Rockbands ab. Sie waren jugendlich -frech und provozierten auch schon mal mit Interviewaussagen, dass sie die PUHDYS ablösen wollten. Was haben wir über ROCKHAUS damals gelacht.
Für mich war die Truppe anfangs nichts. Ich fand die Band zu kindisch und bei der an den amerikanischen Rap bzw. Hip-Hop angelegten Nummer „Disco in der U-Bahn“ rollten sich sogar meine Fußnägel vor Missfallen hoch.
Aber so ab 1987/88 ließ ROCKHAUS aufhorchen. Die Männer waren erwachsen geworden und legten mit „I.L.D.“ nicht nur einen Hit vor, sondern eine Langspielplatte, die im deutschsprachigen Rock Maßstäbe setzte und heute sogar als Meilenstein bezeichnet werden kann. "I. L. D," wurde in der DDR Langspielplatte des Jahres 1988, der Titelsong wurde Hit des Jahres 1988 in den Wertungssendungen des Rundfunks. ROCKHAUS wurde außerdem zur Band des Jahres bewählt. Damit stand die Band in den wichtigen Kategorien vor den PUHDYS. Durch diesen großen Erfolg bekam die frühere Interviewaussage plötzlich eine ganz andere Bedeutung. Diese Aussage haftete nicht mal mehr ein Hauch von Lächerlichkeit an. ROCKHAUS hatte es nämlich allen durch Leistung gezeigt.
Die Texte der Scheibe "I. L. D." beschönigten nicht alles und sie gingen emotional auch in die Tiefe. Damit hatte die Band dann auch mich endlich im Sack. Nummern wie „Hör zu“, „Rettung“, „Träume, Träume“ oder „Bleib cool“ sind Dauerohrwürmer. Die Balladen wie „Nur aus Liebe“, „“I. L. D.“, oder „Gefühle“ sind auch heute noch unschlagbare Gefühlsvulkane und Emotionsbomben. Das Songmaterial des Albums hat sich als langlebig, ja sogar als zeitlos, erwiesen.
Nach der Wende ging es mit der Band auf und ab. Mal war sie weg, dann wieder da. Die Musiker spielen und spielten ja auch in anderen Bands, betätigten sich wie Beathoven als Produzent im Tonstudio oder arbeiteten wie Mike Kilian auch an einer Solokarriere. Aber ROCKHAUS sollte man nie ganz abschreiben.
Dieses Jahr kehrt Rockhaus endlich zurück mit einer neuen CD, einer DVD, einer Best of-CD und mit einer großen Tour im Herbst. Gestern gab es schon einen Vorgeschmack, denn ROCKHAUS spielte open air in Possendorf. Dieses Ereignis war genau nach unserem Geschmack. Deshalb konnte uns auch das bescheidene Wetter nicht davon abhalten an diesem Abend Possendorf und diesem Freiluftkonzert einen Besuch abzustatten.
Der erste Lichtblick war für uns der freie Parkplatz unmittelbar vor dem Veranstaltungsgelände. Wir besorgten uns erstmal an der Abendkasse Eintrittskarten, die 20 Euro kosteten. Der Einlass war ganz entspannt und das gesamte Personal von der Security bis hin zu den Verkäufern an den Versorgungsständen war überaus nett und freundlich.
Wenn nur das schlechte Wetter nicht wäre. Sorgenvoll sahen wir immer mal wieder zum Himmel. Zu dem frühen Zeitpunkt waren auch noch nicht so viele Fans da und als die Vorband loslegte, sah es im weiten Rund zuschauermäßig noch recht mau aus. Das sollte sich dann bei Rockhaus aber schlagartig ändern.
MARLON & STABIL zeigten aber keine Angst, sie ließen sich auch von der noch dürftigen Zuhörerkulisse nicht in die Defensive drängen. Ganz im Gegenteil, die Burschen setzten auf volle Attacke, gaben ordentlich Gas und rockten wie die Hölle.
Marlon hatte vor 7 Jahren als Teenie mit seinem Lied „Mein Gott“ einen Hit, der als Flutlied in die Geschichte einging, da der Song zu Zeiten des Elbehochwassers (2002) in Radio und TV rauf und runter lief.
Gestern überraschte Marlon mit einer wirklich frischen und krachenden Show. Nix mehr mit Teenie-Schwarm, er macht jetzt Rockmusik von der besseren Sorte. Das war gitarrenbetonte Musik, welcher der Frontmann mit seiner Stimme und seinem Charme einen eigenen Stempel aufdrückte. Seine Band STABIL existiert zwar erst seit 3 Monaten, doch die Jungs spielten frisch drauflos und sie hielten ihrem Frontmann den Rücken frei. Diese Vorband konnte die Zuschauer in Possendorf begeistern.
Dann wurde fix für die Hauptband des Abends umgebaut. Gegen 21.00 Uhr füllte sich dann auch das Gelände schlagartig.
Ein Intro, in dem schon einige ROCKHAUS-Lieder zu erkennen waren, stimmte uns dann auf die Hauptband des Abends ein.
Als die Musiker die Bühne betraten, brandete Jubel im Publikum auf. „100000 Weiber“ war der Auftakt und rund 100 Minuten sollten es die ROCKHAeUSler dann wirklich gigantisch scheppern lassen.
ROCKHAUS sind heute Herr (Reinhard) Petereit (Gitarre, Gesang), Mike Kilian (Gesang, Gitarre), Michael „Heinz“ Haberstroh (Schlagzeug, Gesang), Carsten „Beathoven“ Mohren (Keyboards, Gesang) und Reinhardt „Maks“ Repke (Bassgitarre, Gesang).
„Hör zu“ war die erste musikalische Erinnerung des Abends der Musiker an ihr Erfolgsalbum „I. L .D“. Von der Scheibe sollten später Abend noch einige Perlen folgen.
Mit Energie, ungetrübter Spielfreude und Witz knüpften die Männer um Frontmann Mike Kilian nahtlos an alte Zeiten an. Die lächelnden Gesichter der Herren sprachen auch Bände.
RROCKHAUS ruht sich aber nicht auf alten Lorbeeren aus, sondern präsentierte in Possendorf auch mit „In deinen Augen“ und „Mit jeder Träne“ schon zwei neue Songs, die Lust auf das neue Album machten. Auch diese beiden Lieder entfalteten bereits Ohrwurmcharakter.
Auf der Bühne war die totale Action angesagt. Die Musiker tobten sich ordentlich aus. Allen voran Mike Kilian, der wie ein Wilder über die Bühne fegte. Haberstrohs „HeinzAngel“ zerlegte mit seinem kraftvollen und energiegeladen Spiel beinahe sein Arbeitsgerät. Selbst Bassist Reinhard „Max“ Repke hüpfte zeitweise wie ein Tennisball und drehte sich dabei im Kreise. Da war ganz einfach jede Menge positive Energie auf der Bühne.
Kilian hat eine außergewöhnliche, markante Stimme und als er den Refrain „Wo sind sie hin die ganzen Träume“ („Wohin“ vom 1996er Album „Gnadenlose Träume“) sang, lief es mir kalt den Rücken runter. Der Mann kann immer noch so wunderbar die Gefühle wie Frust oder Klage in seine Stimme legen. Mike ist gesanglich spitze, aber auch seine Ausstrahlung ist nicht von schlechten Eltern. Dieser Frontmann hat einfach das gewisse Etwas.
Bei „Nur aus Liebe“ wurden die Erinnerung an die alten Zeiten wieder lebendig. Nach „Endlos“ folgte ein ganz starkes Stück ROCKHAUS, nämlich „Gefühle“. Nicht nur bei diesem Lied wurde deutlich, dass der Herr Petereit ein affengeiler Saitenakrobat ist.
Überhaupt war die Titelauswahl sehr überlegt. Es war ein schöner Querschnitt durch die Rockhaus-Geschichte von den ganz alten Klassikern über Songs der neunziger Jahre bis hin zu den beiden neuen Liedern. Sogar das seltsame Rap-ähnliche „Disco in der U-Bahn“ fand seinen Weg ins Programm. Zum Glück haben die Männer die Nummer mit einer kleinen Percussion-Einlage etwas aufgepeppt. So war es gerade noch erträglich. Hatten sich die Musiker etwa beim Maurer ihres Vertrauens in der Werkzeugkiste bedient? Die Dinger, die sie da benutzten, sahen aus wie die Reibebretter beim Verputzen.
Während der Show setzte dann Regen ein, aber weder die Band noch das Publikum störte das. Wie bei einem Heimspiel wurde Rockhaus weiter gefeiert und die lauten Mitsing-Chöre der Fans stellten ganz sicher die Fischer-Chöre in den Schatten.
Kilian führte gekonnt und gewitzt durch die Show, auf ellenlange Monologe verzichtete er dabei. Ganz klar, die Band wollte ja spielen und wir wollten die Lieder hören. Die Lichtshow war ganz okay und auch über den Sound gab es nix zu meckern.
Mit „Mich zu lieben“ wollte Rockhaus eigentlich regulär Feierabend machen. Aber das Publikum erkämpfte sich mit „Rettung“ und der unvergessenen, starken Ballade „I.L.D“ noch zwei Zugaben. Beim letzten genannten Song war noch einmal Gänsehaut garantiert. Mike Kilian sang sein beschwörendes „Ich, ich liebe dich“ und bei den hohen Tönen kam mir für Kilian spontan der Ehrenname „Sirene des Ostrocks“ in die Gedankenplatte. Beathoven spielte im Mittelteil ein astreines Keyboardsolo, da wollte man sich als Fan bildlich gesprochen vor Begeisterung förmlich alle 10 Finger ablecken.
Bei der anschließenden Aftershow-Party im gegenüber liegenden Hotel hatten wir noch Gelegenheit mit den Protagonisten des Abends über dies und das zu reden. Das war ein schöner Abschluss eines zauberhaften Abends.
Liebe Freundinnen und Freunde des guten Musikgeschmacks, wir sehen uns im Herbst bei Rockhaus wieder. Wer nicht kommt, verpasst etwas.
Gruß Kundi
Foto u. a. Vorband MARLON & STABIL
RE: ROCKHAUS 25. Juli 2009 open air Schulpark Possendorf
in Konzertberichte 2019 und älter 21.05.2020 03:58von Mary • | 327 Beiträge | 726 Punkte
Dazu kann ich eigentlich nicht viel mehr sagen, als DANKE, DANKE, dass ich durch Euch, Kundi und Lissi dabei sein konnte. Ich weiß es noch, der Konzerttag begann gut und endete im Regen... Wir standen am Bühnenrand im "Ganzkörperkondom"..., Fotos davon poste ich lieber nicht mehr... oder doch... ??? Danke Kundi für DIESE Erinnerung...
Ich freue mich immer noch genau dort Marlon erlebt zu haben... Warum? Nee, das erkläre ich hier nicht...
"Ihr lacht weil ich anders bin. Ich lache, weil Ihr alle gleich seid."
Kurt Cobain
« IC FALKENBERG (CD-Release-Konzert) 19. September 2008 "Freiheit 15" Berlin | ROCKHAUS - Chemnitz, Brauclub, 01.11.2019 » |
Besucher
0 Mitglieder und 9 Gäste sind Online Besucherzähler Heute waren 68 Gäste online. |
Forum Statistiken
Das Forum hat 3230
Themen
und
13922
Beiträge.
Heute waren 0 Mitglieder Online: |
Einfach ein eigenes Forum erstellen | ©Xobor.de |