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CRAZY BIRDS & FREUNDE 29. September 2019 Bühne auf dem Markt beim Weinfest Meißen
CRAZY BIRDS & FREUNDE 29. September 2019 Bühne auf dem Markt beim Weinfest Meißen
in Konzertberichte 2019 und älter 08.10.2019 19:54von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Wir schrieben den 29. September 2019 nachmittags. Draußen war es trüb und der Himmel war grau. Eigentlich war es richtiges „Sofawetter“, aber ich hatte wieder mal nichts Besseres zu tun, als auf Tour zu gehen. So ein alter Bühnenrandmissionar wie meinereiner braucht aus therapeutischen Gründen und zur Erhaltung bzw. Steigerung des persönlichen Wohlbefindens gelegentlich etwas gepflegte Livemusikbeschallung. In Meißen, der Wiege Sachsens, wurde am letzten September-Wochenende das alljährliche und traditionelle Weinfest gefeiert. Als ausgewiesener Rock’n Roll-Vogelexperte war mir bei der einige Tage zuvor stattgefundenen Terminstöberei selbstverständlich nicht entgangen, dass CRAZY BIRDS & FREUNDE am Sonntag vor dem Abschlussfeuerwerk des Festes öffentlich auf dem Markt zwitschern würden. Da konnte man (in diesem Fall ich) eben auf die Couch, das persönliche Alter und den Sonntagnachmittag einfach keine Rücksicht nehmen.
Also ging es mit dem blechverkleideten Kumpel CEED und der geballten Kraft seiner Motor-Hottehüs im lockeren Asphaltgalopp gen Meißen. Die berühmte Porzellan- und Weinstadt war in der Vergangenheit unter anderem auch zeitweise Residenzstadt der sächsischen Kurfürsten.
Nachdem ich an der Anschlussstelle Dresden-Altstadt die Autobahn verlassen konnte, war es eine gemütliche und sehenswerte Fahrt auf der Bundesstraße 6. Die Straße führte über weite Strecke neben der Elbe her. Das Wasserband des Flusses war nicht nur schön anzusehen, sondern beruhigte auch irgendwie. Lediglich auf unbemannte Fotoapparate am Straßenrand musste man etwas aufpassen. Aber das war kein Problem, denn die Strecke war mir ja nicht neu.
Als ich in Meißen aus meiner Kalesche stieg begann es zu regnen. Da war ich das erste Mal an diesem Tag mental leicht angepisst. Der Regen sollte uns an diesem Spätnachmittag bzw. frühen Abend fast die ganze Zeit begleiten.
Als ich den Markt und die Bühne erreichte, verfinsterte sich meine Miene noch mehr, denn dort begannen die CRAZY BIRDS gerade mit dem Aufbau ihrer Technik. Eigentlich sollte das Konzert um diese Zeit schon losgehen. Um die Zeit zu überbrücken, drehte ich noch ein paar Runden um den Platz und besuchte die angrenzenden Straßen bzw. Gassen.
Trotz des Wetters harrten viele Menschen auf dem Markt aus. Sie suchten sich aber Schutz unter den Sonnenschirmen der Sitzgarnituren und den Vordächern der Verkaufsstände.
Es war längst 18:00 Uhr durch als Andreas „Bruno“ Leuschner die Bühne betrat an seine Keyboards schritt und begann das musikalische Intro zu spielen. Nach einiger Zeit nahmen auch Angela Ullrich (Schlagzeug, Gesang). Tom Vogel (Bass, Gesang), Ecki Lipske (Gitarre, Hintergrundgesang) und Gisbert Koreng, Gesang, Gitarre) ihre Arbeitsplätze ein.
Mit dem von Gisbert gesungenen Lied „Vier Milliarden in einem Boot“ aus electra-Zeiten eröffnete die Band die Mugge. Auch wenn die Zahl 4 nicht mehr stimmt, denn heute leben rund 8 Milliarden Menschen auf diesem Planeten, macht dieses Friedenslied doch immer wieder nachdenklich.
Das Publikum war voll bei der Sache, und hatte Freude an der Darbietung der Band. In der Folge wurde jedes Lied mit Applaus, zustimmenden Rufen und dergleichen quittiert. Dass CRAZY BIRDS & FREUNDE bei so einer Stimmung voll motiviert waren, versteht sich von selbst.
Gisbert sang dann auch gleich noch „Einmal ich, einmal du, einmal er“ von der Langspielplatte „electra 3“. Dieses Lied bzw. die ganze Schallplatte habe ich schon immer sehr gemocht. Von dieser Scheibe hörten wir an diesem Tag unter anderem auch noch „Alter, Alter Dankeschön“ und später als Höhepunkt der gesamten Mugge das phantastische Werk „Tritt ein in den Dom“.
Die Band hatte sich schon so richtig warmgespielt. Feinsten Satzgesang durften wir beim Madrigal "Io ti voria" vernehmen. Dieses Stück von Orlando di Lasso aus dem 16. Jahrhundert leitete bei der im Jahr 1980 auf LP erschienen Rocksuite „Die Sixtinische Madonna“ schon von jeher das Lied „Das Bild“ ein. Mit dieser Suite setzte die Band electra seinerzeit dem Maler Rafael, seinem Werk „Sixtinische Madonna“ und ihrer Heimatstadt Dresden ein musikalisches Denkmal, welches ich sogar als Liebeserklärung bezeichnen möchte.Dieser feine A-cappella -Gesang stimmt einen irgendwie immer wieder feierlich. Und Gisbert intonierte dann sehr gekonnt und ausdrucksstark „Das Bild“. Die Band begleitete natürlich mit famosen Instrumentalspiel.
Als Stefan Trepte zu electra zurückkehrte, brachte er einige Songs der Magdeburger Band REFORM als Mitgift in die neuerliche Verbindung mit Bernd Aust und Kollegen mit ein. Fortan konnte man bei den Konzerten auch ausgesuchte REFORM-Nummern hören. Das war für uns Fans ein Gewinn. Heutzutage kann man einige dieser musikalischen Perlen noch bei CRAZY BIRDS & FREUNDE genießen. In Meißen machte Herr Koreng mit „He Schwester, küss mich“ und dem zum Wetter passend herbstliche Stimmung verbreitenden Song „Wenn die Blätter fallen“ den Anfang.
Später steuerte Bassist Tom Vogel als Sänger auch noch „Das hab` ich nicht so gern“ (manche kennen das Lied auch als „Ich bin so friedlich wie ein Stacheltier“) aus dem REFORM-Liedarchiv bei. Diese Nummer ist auch so ein kleines Sahnebonbon und Vogels, Tom kann beim Gesang so richtig aus sich herausgehen. In der zweiten Konzerthilfe legte Tom bei „Sie kommt nicht mehr“ dann sogar als Interpret von REFORM-Klassikern ordentlich nach.
Der Ton war über weite Strecken ganz in Ordnung. Über das Licht möchte ich heute auch nicht meckern. Den Bühnennebel nahm ich gelassen bzw. ich ertrug ihn tapfer. Optisch wurde dieses Konzert auch noch mit Bildeinspielungen auf der Videowand angereichert. So konnte man dort bei „Wenn die Blätter fallen“ einen Baum, bei der „Madonna“ das bekannte Gemälde und bei „Tritt ein in den Dom“ ein derartiges Bauwerk von innen sehen.
Dann wurde es wild hinter dem Schlagzeug und die gesamte Band zog nach. Es wurde nun tierisch gerockt. Aber da trommelte plötzlich nicht die wilde Hilde, sondern Drummerin Angie sang wild trommelnd SILLYs „Die wilde Mathilde“. Jetzt war das musikalische Feuer unter dem Bühnendach so richtig entfacht.
Da passte doch für die Stimmung als „Brandbeschleuniger“ noch ein wunderbarer internationaler Klassiker von JETHRO TULL dazu. Natürlich erkannte den Song jeder schon bei Bruno Leuschners einleitenden Keyboardvorspiel. Kollege Koreng lief bei „Locomotive Breath“ wieder zu Höchstform auf und mit „Nie zuvor“ ging es in die Pause.
CRAZY BIRDS & FREUNDE hatten noch längst nicht ihre Trümpfe verspielt. Frisch und munter kehrten sie auf die Bühne zurück.
Im zweiten Teil des Gigs setzte die „verrückte Vogel“-Band(-e) sogar noch mal ordentlich nach. Unter anderem gab es mit "All for love" noch einen Welthit zu hören. Die Ballade war Bestandteil des Soundtracks der x'ten Verfilmung von "Die drei Musketiere" aus dem Jahr 1993. BRYAN ADAMS, STING und ROD STEWARD taten sich für dieses Lied damals ja kurzzeitig zu den 3 Musik-Musketieren zusammen.
Neben dem berührenden „Lied für Amelie“ brachte Komponist und Sänger Tom Vogel noch sein neues Lied „Halbes Herz“ in das Konzertprogramm ein. Gisbert Koreng stand dem nicht nach und steuerte mit „Leben und Zeit“ ebenfalls einen eigenen Song bei.
Der sonst eher still und bescheiden aus dem Hintergrund agierende Keyboarder Andreas „Bruno“ Leuschner hatte seine große Gesangsstunde und die hatte es in sich. Er zaubert ja sonst eher mit seinen Fingern aus den weißen und schwarzen Tasten die schönsten Melodien. Doch Bruno braucht sich auch als Sänger absolut nicht zu verstecken. Die traumhafte Ballade „Wind trägt alle Worte fort“ vom unvergessenen FRANZ BARTZSCH und das träumerische „Nach Süden“ von LIFT erweckte er mit seinen Stimmbändern zu einem neun Leben.
Einen ganz großen Klassiker der DDR-Rockgeschichte hatten Angie und ihre Jungs aber noch auf der Pfanne und auch den sang Kollege Leuschner. Es handelte sich dabei um den von Michael Heubach komponierten Hit „Die Tagesreise“. Das Lied wurde sowohl von der HORST KRÜGER BAND als auch von LIFT eingespielt und noch heute haben und finden beide Versionen ihre Liebhaber. Ich selbst mag beide Nummern. DIE CRAZY BIRDS näherten sich dem Kern dieses Liedes wieder mit dem notwendigen Respekt, musikalischen Können und überschäumender Spielfreude.
Ecki Lipske singt lieber mit seinen über die Stahlseiten seiner Gitarren wandernden Finger. Beim Instrumentalstück „Pink Dream“ ließ er seinen Fingern freien Lauf. So ganz ohne Gesang kam die Gitarrenkunst von Ecki so richtig zum Vorschein.
Leider waren wir nun langsam am Ende der Mugge angekommen. Eine Zugabe gab es noch und dann war aber auch rechtzeitig zum Feuerwerk Schluss. Genau mit dem letzten Ton der CRAZY BIRDS begann das Glockenspiel der nahen Meißner Frauenkirche mit seinen 37 Porzellanglocken den Choral „Lobet den Herren, den mächtigen König“ zu läuten. Dieses Geläut ist ja insgesamt 6 Mal am Tag jeweils mit anderer Melodie zu hören. Hier passte es haargenau, wenn die Band genau bis zur festgelegten Uhrzeit, nämlich 20:30 Uhr, rockte. Was für ein schöner und denkwürdiger Abschluss dieses Konzertes, dachte ich.
Gruß Kundi
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