Das Stadtfest Bautzener Frühling 2019 liegt nun schon einige Tage hinter uns. Vom 31. Mai bis 02. Juni 2019 wurde in der Spreestadt wieder zünftig gefeiert. Bautzens Kulturmanager Andreas Hennig und sein Team hatten wieder ein außergewöhnliches Fest mit ebenso außergewöhnlichen und abwechslungsreichen Bühnenprogrammen auf die Beine gestellt. Ein paar Künstler, welche das Stadtfest durch ihre Auftritte mitgestalteten, seien hier nun genannt: AKUSTIK ROCK TRIO, BRÜCKNER & FOX, JOON WOLFSBERG BAND, TINO STANDHAFT & NORMAN DAßLER, BLACK BIRD, BLACK ROSIE. Die Machertruppe um Herrn Hennig setzt jedes Jahr in punkto Qualität, Quantität und Abwechslung neue Maßstäbe beim Stadtfest „Bautzener Frühling“.
Lissi und ich brachen gleich am Freitag zu einem gemeinsamen Besuch des „Bautzener Frühlings 2019“ auf. Unser Ziel war die Bühne auf dem Kornmarkt. Dort stand ab 21:00 Uhr SHAWUE auf der Bühne. Das schöne Wetter, das Festprogramm und die vielen Verkaufsstände für Getränke und Speisen lockte hunderte Menschen in die Innenstadt. Der Rubel bzw. der Euro rollte an den Zapfstationen, Grills, Heizplatten usw.
Ich freute mich sehr, dass Lissi wieder mit mir auf Muggenpirsch war. Unsere gemeinsamen Ausflüge sind ja seltener geworden. Das liegt unter anderem am Schichtdienst und anderen Verpflichtungen. Diesmal passte aber mal wieder alles zusammen. SHAWUE hatten wir beide einige Zeit nicht mehr live erlebt. Da wurde es einfach mal wieder Zeit.
Muggen in Bautzen haben für uns den Charakter von Heimspielen. Die Anreise in unsere Kreisstadt ist kurz, wir kennen die örtlichen Gepflogenheiten und wir finden auch immer einen Parkplatz in Veranstaltungsnähe.
Die Platte, wie der Kornmarkt von uns Einheimischen auch gerne mal genannt wird, war im besten Stadtfestlook. Die Bühne war angerichtet, Biertischgarnituren und diverse Versorgungsstände waren ebenfalls aufgebaut. Das alles lud zum Verweilen ein. Die Bautzener und ihre Stadtfestgäste machten davon auch regen Gebrauch. Dieser Teilbereich des Festes war sehr gut besucht. Da meine liebe Schwester als Kraftfahrerin eingeteilt war, hatte ich diesmal wieder mehr Freiheiten bei der Getränkewahl. So ein frisch gezapftes Bierchen an einem lauen Sommerabend ist schon eine feine Sache.
SHAWUE kam auf die Bühne und wie wir es von der Band gewöhnt sind, entfachten die Musiker wieder ein herrliches Message Folk(-Rock) -Feuerwerk. Die Spiellaune der Kapelle ist ja schon legendär. Es dauerte auch gar nicht lange, da wurde der Platz vor der Bühne zur Tanzfläche und die Leute sangen auch bald ordentlich mit. Das beschränkte sich übrigens nicht nur auf die Silberrücken-Generation.
Natürlich ging es auf der Bühne auch optisch rund, denn bis auf den Schlagzeuger Lucas Hilbrich (auch Backroundgesang) hielt es die Musiker kaum auf ihren angestammten Plätzen. Vor, zurück, links rechts – die gesamte Bühne diente Lutz Neumann (Gesang, Gitarren, Mandolinen, Mundharmonika, Ukulele), Heike Neumann (Violine, Keyboard, Gesang), Burkhard Mette (Bassgitarre, Gesang) Friedrich Gierach (Gitarren, Gesang) als Podium. Nur bei den Gesangsparts waren sie an die Standmikrofone gebunden.
SHAWUE präsentierte uns einen absolut rockigen, tanzbaren und abwechslungsreichen musikalischen Blumenstrauß. Elemente aus Rock, Blues, amerikanischen (Folk-)Rock und sogar etwas Punk wurden zum unverkennbaren und unverwechselbaren SHAWUE-Sound zusammengebunden.
Bei SHAWUE ist ja auf der Bühne immer die totale Action angesagt und auch in Bautzen bewegten sich, bis auf den Schlagzeuger Lucas Hilbrich, alle Musiker. Der Drummer kam aber bei seiner sitzenden Tätigkeit ebenfalls schön ins Schwitzen. Message Folk ist eben eine schöne und schweißtreibende Angelegenheit für Musiker und Fans gleichermaßen. Das konnte man vor und auf der Bühne wieder deutlich sehen.
SHAWUE steht nicht umsonst für modernen, zeitlosen und geistreichen Folkrock. Man kann bei der Musik richtig gut Party machen, aber im stillen Kämmerlein auch mal in Ruhe über die Texte nachdenken. Das ist eigentlich gar nicht so selbstverständlich, denn die Texte der Lieder sind oft harter Arbeitsstoff fürs Gehirn und eigentlich gar nicht immer auf Partystimmung ausgerichtet. Sie behandeln Themen bzw. Geschichten, die aus dem Leben gegriffen sind und die wohl auch einen selbst betreffen können. Die Lieder erzählen von Menschen sowie ihren Problemen mit sich selbst, mit den Leuten im Umfeld und mit der großen Welt drumherum. Liebe, Träume, Wünsche, Beziehungsstress, Schicksale, Krieg - und viele andere Themen werden darin verarbeitet. Die ganze Palette an Gefühlen von Freude, Optimismus, Lebensmut, über Wut, Ratlosigkeit, Mitleid bis hin zu Trauer spiegeln sich in den Texten wider. Nicht umsonst nennt die Band ihren Stil auch "Message Folk". Obwohl der Begriff Folk hierbei alles oder nichts bedeuten kann. Was SHAWUE macht, geht schon in die Folkrichtung, aber da ist noch jede Menge harter Rock, Punk, etwas Grunge, Blues und Country dabei. Ich habe keinen Schimmer, wie man das feine Musik-Sammelsurium von SHAWUE besser kurz und treffender bezeichnen könnte. Also belassen wir es bei "Message Folk".
Die Truppe um Kapellmeister Lutz gab wirklich wieder alles und hatte das Programm dramaturgisch auch sehr gut aufgebaut. Die Band als Ganzes wirkte wieder sehr geschlossen und enorm spielfreudig.
Mit den bekannten Songs „Silbermond“ und "Sie hatte diese Welt nicht gern" ging die Sause gleich ordentlich los und für die nächsten 3 Stunden steppte auf dem ehemaligen Platz der Roten Armee, dem heutigen Kornmarkt der Bär.
SHAWUE spielte an diesem Abend 3 Musikblöcke mit jeweils 8 oder 9 Songs. Da waren rhythmische und melodiebetonte Stücke genauso dabei wie Balladen. Die Lieder wie “Das Paradies“, „Dann schrei“ und „Volkslied“ haben einfach klasse und eigentlich sollte sie jedes Kind kennen.
Gefreut habe ich mich, dass Lutz Neumann in einer Ansage an Christian „James“ Müller erinnerte. Der im Jahr 2003 leider viel zu früh verstorbene Gitarrist und Komponist war ein umtriebiger Künstler und ein Ausnahmemusiker. Nach der Wende war er auch einige Jahre ei SHAWUE. James schrieb einige Lieder für die Band, und er prägte mit seiner Art Gitarre zu spielen jahrelang den Sound von SHAWUE entscheidend mit. Gerade in der Gegend um Bautzen war Christian Müller kein Unbekannter. Er war als Puppenspieler sehr bekannt und spielte Ende der siebziger/ Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts außerdem in der legendären Honky Tonky Band. Honky Tonky war in meiner Jugendzeit so ziemlich die schärfste Rockband weit und breit. Auch wenn viele Leute James nicht mehr zu kennen scheinen, ist es mir persönlich immer ein Fest, wenn der Bautzener Musiker Christian „James“ Müller gewürdigt wird.
Auch über „Wie ein Stein“ (die deutsche Version des Dylan-Klassikers) und den SHAWUE-Klassiker Fernsehabend" durften wir uns freuen. Der letztgenannte Song fungiert bei mir ja wegen seines Refrains ("Probieren sie doch unsere neuen Nudeln, die sind wie hausemacht und schmecken echt zum Kugeln. Legen sie doch mal `ne Pause ein. Unsre Nudeln schmecken wie der Sonnenschein") ja unter dem Titel Nudellied. Es ist ein sehr schönes und bissiges Lied, welches die Gewaltorgien, die Ströme von Blut und den Schwachsinn aufs Korn nimmt, die den Konsumenten von den TV-Machern vorgesetzt werden. Den Text hatten Frontmann Lutz Neumann und Basser Burkhard Mette übrigens damals gemeinsam verfasst. Dieses „Nudellied“ ist ein echter Ohrwurm, wenn der Refrain erstmal im Ohr ist, bekommt man den ganz schwer wieder raus.
Das deutsche TOM WAITS-Cover „Downtown Train“ fand seinen Weg in die Setlist genauso wie „Alexandra“. Zum Luftholen schob die Band dann schon mal eine Ballade wie „Bunte Sterne“ ein.
Genervt hat mich die ca. halbstündige Feuershow, die zwischen den zweiten und dritten Konzertblock eingeschoben wurde. Ich fand das vom Veranstalter ein wenig zu viel des Guten. Die Flammenspiele passten nach meinem Dafürhalten einfach nicht mitten in dieses Konzert. Das Feuerchen schwenken hätte man auch hinterher noch zeigen können.
Die beliebtesten und bekanntesten Songs der Band SHAWUE wie "Scheißkerl", "Ich komm heim" und "Sie tanzt auf ihren Rädern" folgten erst ziemlich am Ende des Abends. Dazwischen waren noch zwei echte musikalische Edelsteine versteckt nämlich die schöne Ballade „Teresa“ und „Verdammt lang her“ (eine hochdeutsche Adaption des BAP-Klassikers „Verdamp lang her") versteckt.
Zwei Instrumente möchte ich unbedingt noch erwähnen, die bei SHAWUE nicht mehr wegzudenken sind und die besonders kennzeichnend für den lock-flockigen und folkigen Sound der Band sind. Das sind zum einen die von Lutz Neumann gespielte Mandoline und zum anderen Heike Neumanns Geige. Beide Saiteninstrumente haben ja ein ganz eigenes und unverkennbares Klangbild. SHAWUE reizt als Band diese beiden Folk-Trümpfe aber auch sehr geschickt aus. Geige und Mandoline sind nun schon seit Jahren stimmig in Programm und Sound von SHAWUE verankert. Seit einiger Zeit spielt Heike bei einigen Liedern jedoch Keyboards, was der Band etwas mehr musikalische Bandbreite gibt und neue Möglichkeiten eröffnet.
Das Konzertende kam ziemlich abrupt. Die Musiker verschwanden nämlich ohne gemeinsame Abschlussverbeugung von der Bühne. Lag es an der fortgeschrittenen Uhrzeit? Egal, musikalisch fuhr SHAWUE 3 Stunden lang ein volles Brett und sie hatten sich den Feierabend auch redlich verdient.
Positiv ist noch anzumerken, dass sich die Protagonisten des Abends anschließend noch den Besuchern für Gespräche, Autogramme, Fotos etc. stellte. Die Nähe zu den Fans ist SHAWUE ja schon immer wichtig. Dafür nehmen sich Lutz, Heike und ihre Crew auch immer genügend Zeit. Auch am Fanstand ging es noch eine Weile rund. in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit brachen meine liebe Schwester jedoch ziemlich schnell Richtung Heimat auf, denn das vor uns liegende Wochenende hielt ja noch mehr Ausflugsmöglichkeiten und Muggen bereit.
Gruß Kundi
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