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KILMINISTER am 9. März 2019 "Tante Ju" Dresden
KILMINISTER am 9. März 2019 "Tante Ju" Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 01.04.2019 21:44von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
„Laut, lauter, Motörhead“ – wer kennt diesen Schlachtruf nicht? Die Band MOTÖRHEAD machte 40 Jahre die Bühnen der Welt mit lärmendem, schmutzigem Rock ‘n Roll unsicher. Der Sound der Band war wild und laut, eine Mischung aus Hardrock, Heavy Metal, Speedmetal, Punk und Blues. „We are MOTÖRHEAD and we play Rock ‘n Roll“ - mit diesem Spruch fing gewöhnlich eine Mugge des Trios an.
MOTÖRHEAD war vor allem die Band von Ian Fraser „Lemmy“ Kilmister. Der Frontmann, Sänger und Bassist gründete die Band 1975 nach seinem Rauswurf bei HAWKWIND und sie wurde sein Lebenswerk. Die Band wurde zu einer der bekanntesten Bands dieses Planeten und Ian Kilmister wurde zu einem der letzten echten Rock ‘n Roll-Heroes. Die Fans vergötterten ihn für seine Musik, aber auch für seine Eskapaden und Sprüche.
LEMMY's Art Bass zu spielen und seine Reibeisenstimme waren seine musikalischen Markenzeichen. Als ursprünglicher Gitarrist spielte er sein Tieftoninstrument fast wie eine Rhythmusgitarre. Das führte unter anderem zu einem fetten und basslastigen Klangbild. Wenn LEMMY mit seiner gewaltigen Stimme losröhrte, konnte man den Gedanken hegen, dass er seine Stimmbänder nicht nur mit Zigaretten und Whisky, sondern auch mit Sandpapier behandelt hatte oder kurz vor der Show mit Reißzwecken gegurgelt hätte. Dazu kamen ein hammerhartes, präzises und schnelles Schlagzeug sowie eine zünftige E-Gitarre, welche auch melodische Solos hervorzaubern konnte.
Lemmy lebte ein Leben hart am Limit. Alkohol, Drogen, die Zockerei oder der Sex – Kilmister schöpfte dabei immer aus den Vollen. In den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts hätten viele Leute nicht geglaubt, dass der Mann mal alt werden würde. Lemmy als 60jähriger oder 65jähriger Rockveteran? Bei seinem Lebenswandel glaubten viele einfach nicht daran. Letztendlich erreichte er aber am 24.12.2015 sogar seinen 70. Geburtstag. Am 28.12. desselben Jahres war sein Erdendasein leider dann doch zu Ende.
Lemmy war auch ein Original. Der Mann ging seinen Weg und er scherte sich nicht, ob das gerade in Mode war und/oder ob es der Welt recht wäre. Der Mann war immer für einen frechen oder klugen Spruch gut. Es war eine Freude Interviews mit ihm zu lesen oder zu hören.
Hier sind mal ein paar seiner Weisheiten zur Erinnerung. Ich zitiere:
- "Unsere Musik wird überall gehört, vor allem aber von jungen Menschen, die mit lauten Maschinen arbeiten. Das Einzige, was diese Dinger übertönt, ist MOTÖRHEAD.“
- "Wenn du denkst, dass du zu alt bist für Rock'n'Roll, dann bist du es."
- "Die Krankenversicherung, die mich nehmen würde, muss noch erfunden werden."
- "Ich bin von Whiskey auf Wodka umgestiegen."
- "Born to lose. Live to win."
Mit Ian Fraser Kilmister starb auch die Band MOTÖRHEAD, aber sie lebt in den Herzen unzähliger Fans weiter. Auch die Musik der Band lebt weiter und das nicht nur auf Tonträgern. Lemmy Kilmister und seine Kollegen waren ja Vorbilder für zahlreiche Musiker. Einige von diesen Musikern spielen jetzt die Songs von MOTÖRHEAD in ihren eigenen Kapellen.
Eine von diesen Tribute-Bands hat es mir besonders angetan. Sie heißt KILMINISTER und diese rockte am 9. März 19 den besten Liveclub Dresdens. „Tante Ju“ im Industriegelände war aus diesem Anlass sehr gut besucht. Das und auch die vielen MOTÖRHEAD-Shirts im Publikum waren sichtbare Gradmesser für die Beliebtheit, die Lemmy Kilmister und seine Truppe immer noch genießen.
Mit "We are MOTÖRHEAD" wurde der Streifzug ins musikalische Lemmy-Land eröffnet. Ohne Eisbrecher- oder Aufwärmphase waren bei den Fans gleich alle Begeisterungs-Ampeln auf grün gestellt.
Mit "No Class" schoben die Herren von KILMINISTER gleich ein Frühwerk vom 1979er Album "Overkill" hinterher.
Legenden sterben bekanntlich nie, oder wie es Frontmann Sven „Lemmy“ Büttner formulierte, Lemmy hört (sieht) alles. Ich denke, der alte Haudegen im Rockerhimmel wird sich grinsend eine Zigarette angesteckt haben, einen ordentlichen Drink dazu genossen haben und den Lautstärkeregler der Himmelsanlage auf 12 oder gar 13 gedreht haben. Das knallte nämlich ordentlich, was das Trio auf der Bühne der „Tante Ju“ abzog.
Die MOTÖRHEAD-Coverband KILMINISTER erblickte übrigens bereits im Jahr 2010 das Licht der Welt und zwar in Halle an der Saale. Die Väter dieses Babys sind die Musiker Sven „Lemmy“ Büttner, Matthias „Meff“ Schimetzek-Nilius und Olaf „Ole“ Mehl.
Nah am Original war nicht nur der Sound der Band, sondern auch der Anblick des Frontmannes Sven Büttner. Der Typ klingt nicht nur ähnlich wie Lemmy. Er sieht mit seinem Rickenbacker-Bass und seinem Backenbart auch noch wie der jüngere Bruder von Herrn Ian Fraser „Lemmy“ Kilmister aus. Auch die Überkopfstellung des Gesangsmikrofons erinnerte an Lemmy.
„Shoot you in the Back“ vom 1980er Album „Ace of Spades“ ballerte mit voller Wucht aus den Boxen. Mit „Heartbreaker“ vom 21. MOTÖRHEAD-Album „Aftershock“ aus dem Jahr 2013 ging der rhythmische und laute Wahnsinn munter weiter.
Gitarrist Olaf „Ole“ Mehl machte uns den PHIL CAMPBELL, der mehr als als 30 Jahre bei MOTÖRHEAD die E-Gitarre zockte. Ole stand dem großen Phil kaum nach und spielte tatsächlich eine heiße Axt. Außerdem feuerte er immer wieder das Publikum an ordentlich mitzumachen. Das zahlte sich stimmungsmäßig auch aus.
Matthias „Meff“ Schimetzek-Nilius hat wahrlich einen knochenharten Job bei KILMINISTER, denn er ist der Schlagzeuger des Trios. Der MOTÖRHEAD-Drummer MIKKEY DEE hat ja gewaltige Arbeit bei MOTÖRHEAD geleistet. Da muss man sich als Schlagzeuger schon strecken, wenn man dem möglichst nahekommen möchte.
„(We Are) The Road Crew“ vom „Ace Of Spades“-Longplayer mit der legendären Textstelle „Another beer is what I need, Another gig my ears bleed, We are the road crew“ sorgte weiterhin für beste Stimmung. Apropos Bier – ein Freund gab mir vor der Mugge ein echtes Motörhead Road Crew-Bier, welches ich noch in derselben Nacht daheim mit Genuss getrunken habe. Vielen Dank für dieses leckere Hopfentröpfchen, lieber Wolfgang. Das war der krönende Abschluss des Abends für mich.
Aber nun weiter im Text. Die Ballade "Love me Forever" ist eine der schönsten Metalballaden, die ich kenne. Sie erschien Anfang der 90er Jahre auf der Langrille "1916" erstmals. KILMISTER hat da wirklich mal seine sanfte Gesangsseite gezeigt, da konnte man beim Zuhören schon mal Gänsehaut bekommen. LEMMY hatte das Stück später ja unter anderem auch mal mit DORO gesungen.
Natürlich hatte KILMINISTER auch Kracher wie „Metropolis“, „Orgasmatron“ oder „Burner“ mit nach Dresden gebracht und auch „Iron Fist“ (der Titelsong des 1982er MOTÖRHEAD-Albums) fehlte nicht.
Der "Worehouse Blues" nahm dann auch noch etwas Dampf raus, und man hatte Zeit zu verschnaufen. Ja, MOTÖRHEAD hat auch im Blues einige Wurzeln, eines weiteren Beweises bedarf es da gar nicht. Schlagzeuger Meff und Gitarrero Ole griffen hierbei zu Akustikgitarren. Sänger Sven ergänzte seinen Gesang mit ein paar Tönen aus der Mundharmonika.
De Band hatte übrigens einen musikalischen Gast mit in die sächsische Landeshauptstadt gebracht. Es war die Bassistin Steffi. Sie hatte bei KILMINISTER mal ausgeholfen und der Band damit den Ar*** gerettet als sich Sven Büttner bei einem (alkoholbedingten?) Sturz mal den Arm verletzt hatte, wie Ole Mehl in der Ansage verkündete.
Auf jeden Fall wurden die nächsten Lieder mit 2 Bässen gespielt. Bei „Killed by Death“ übernahm Steffi auch noch den Gesang und das klang nicht übel.
Es ging dann langsam auf das Ende zu. Aber erst wurde noch mal ordentlich Dampf mit Nummern wie „Ace of Spades“, Overkill“ oder „Motörhead“ gemacht. Schöner konnte es jetzt eigentlich nicht mehr werden. Aber die Band hatte sich für die Zugaben noch zwei großartige Nummern aufgespart. „Love me like a Reptile" und „Stay Clean“ brachten Band und Publikum gemeinsam auf die Zielgerade des Abends.
Mein zusammengefasstes Fazit dieses Konzertes in Dresdens besten Liveclub Tante Ju: Besser kann man IAN Fraser „Lemmy“ Kilmister und die Band seines Lebens nicht ehren.
Bis zum nächsten Mal... und immer daran denken: Lemmy sieht alles
Gruß Kundi
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