Mission Bühnenrand - Das private Muggenpilgerforum mit Herz und Verstand

Wieder mal kurz entschlossen ging es zum Kuno in seine Gaststätte. Diesmal war Sammy Vomacka zu Gast. Wie beim letzten Mal eine Stunde vorher hin, da wir noch was essen wollten. Wie beim letzten mal, es war voll. Es ist doch so, wenn man zum Kuno will, dann sollte man vorbestellen. Sonst ist es ein Vabancque Spiel.

An der Bar waren wieder ein paar Plätze frei. Das waren wieder unsere. Ich hatte noch nie etwas vorher von Sammy Vomacka gehört, darum mal ein kurzer Blick ins Internet. Er spielt Picking Gitarre. Mehr habe ich mir nicht angesehen. Picking, das ist für mich erst einmal die Amiga LP von Leo Kottke und Eberhard Struch. Na ja, das hat sich bei mir assoziiert.

Ich habe Ihn gleich mal angequatscht. Auf Tschechisch, ich arbeite gegenwärtig mit 3 Tschechen und 6 Slowaken zusammen, da bleibt etwas hängen. Die Frage war, ob ich was bei Youtube hochladen darf. Na ja, wenn es nicht mehr als 1 oder 2 Stücke sind, mehr mache ich auch nicht mehr, und ich frage die Künstler auf alle Fälle. Entweder hinterher, oder vorher. Das ist auch interessant, was man da zu hören bekommt. Die einen sagen, geht in Ordnung, die anderen, das will ich vorher sehen, andere meinen, man solle ihr Zeug kaufen und nicht hochladen. Die richtigen Fans kaufen sich eh etwas als Andenken.

Etwas später als 20 Uhr ging es los. Das lag daran, dass viele noch nicht das Essen hatten. Das war uns aber egal, denn es war ja Wochenende.

Auf der Bühne nur zwei Mikrofone und eine Akkustik Gitarre. Eine zweite war noch in einem Koffer, ich dachte, ein Ersatz, falls mal eine Saite reißt. Dem war nicht so, dazu später mehr.

20.30 Uhr ging es los. Sammy nahm auf seinem Hocker Platz und spielte erst einmal ein Instrumental. Schlagartig wurde es ruhig. Na ja fast. Nach meinen Erfahrungen der letzten Jahre, es gibt immer einen Tisch der schwatzen muss, und das so laut, dass alle teilhaben. Und meistens ist es der Tisch in der ersten Reihe vor der Bühne.

Es ist ein Mix aus Ragtime, Jazz, Blues, das alles aber nur gepickt, also in der Picking Technik gespielt, was er so macht. Was mich fasziniert hat, die Gitarre, der man die vielen Jahre ansieht, war nicht über ein über einen Tonabnehmer an die Anlage angschlossen, sie wurde über ein Mikrofon abgenommen. Also unverfälschter Klang einer Martin. Wo andere 6 Gitarren brauchen … Und Sammy spielte über das ganze Griffbrett, nicht nur "unten rum", sondern bis in die hohen Lagen.

Als Erstes kam eine kurze Erklärung zum Ragtime. Was Scott Joplin auf dem Klavier macht, das macht Sammy Vomacka auf der Gitarre. Von ihm spielte er auch noch den Entertainer. Und er spielte viel Swing, von Duke Ellington, ich glaube „Take the a train“, „Some of these days“ von ???, den „Early morningblues „ von Blind Blake ???, Sachen von Joe Pass.

Was mich überrascht hat, ich will das mal als Musik Kabarett bezeichnen, was er macht. Nach oder vor jedem Stück erzählte Sammy eine Story. Ich habe schon Konzerte erlebt, da wurde dann gerufen, „Quatsch nich“, spiel. Hier hätte ich stundenlang zuhören können. Wie er das erzählte, die Flucht, oder der Weg von der damaligen Tschechoslowakei in die BRD, die Kennenlern Rituale in den 60gern und 70gern und heute, das Dasein als Straßenmusiker, Musik machen damals und heute, das Spiel in einer Band oder als Solist. Oder seine Beobachtungen über die Gegend in die jetzt seine Heimat ist, das Saarland. Erzählt in perfekten Deutsch mit tschechischem Dialekt. Und das wird so erzählt, da wird nichts langweilig, weil irgendwann kommt der Witz, und man wartet auf die Auflösung. Und er erwähnte seine Freundschaft zu Joe Kucera, mit dem er schon 1969 in Wien Musik machte. Sammy wird dieses Jahr übrigens 73 Jahre alt, man sieht es ihm nicht an.

Zur Pause überraschte Kuno jede Frau mit einer Rose, denn es war ja Frauentag.

Dann ging es weiter mit Alabama Joe, Davy Graham – Angie, dem Dallas Rag, One more Rag und Sachen von Django Reinhard. Dazu die Storys, das ist herzerwärmend. Zwischendurch kam das Angebot, er könnte ja mal einen Workshop zum Picking machen, das ist ein guter Gedanke. Und das „Zeug“, was Django Reinhard gemacht hat, nur mit zwei Fingern, und was Musiker heute machen, das ist unbedingt sehens- und hörenswert. Während ich das hier so schreibe, stelle ich fest, das vieles schon sehr alt ist. Und in so einer Picking Technik, das klingt nicht alt.

Bevor noch der „Dallas Rag“ und der „One More Rag“ oder nur one more rag gespielt wurde, gab es noch einen Höhepunkt. Es wurde die zweite Gitarre ausgepackt, eine Dobro, oder auch Resonatorgitarre. Natürlich kam erst mal die Story, wie es zur Dobro kam. Was folgte war ein exzellentes Stück auf dieser Gitarre. Leider blieb es nur bei einem Stück.

Nach ca. 1,5 h machte Sammy Vomacka klar, das es keine Zugabe geben würde, wie, das muss man selber sehen. Und so war es. Nach reichlich 2 h war Feierabend. Auch mit Applaus liess er sich nicht mehr zu einer Zugabe bewegen.

Sammy mischte sich noch unter das Publikum und redete mit den Gästen. Alles in allem, eine gelungene Veranstaltung. Übrigens, oben erwähnter Joe Kucera spielt am 13.04.2019 John Vaughan beim Kuno in der Gaststätte EigenARTig. Wer einmal gut unterhalten werden will, bei guter Musik, Sammy Vomacka ist einen Besuch wert.