Glaube mal, zu einem Feuerwehrball ohne Feuerwehr war von euch noch niemand. Ich hab das Glanzstück gestern hinbekommen und hatte einen echt tollen Abend.
In der Universitas im Bauernhaus in Goßberg wurde ein Feuerwehrball veranstaltet. Es war aber kein übliches Feuerwehrvergnügen, wie es sonst so auf den Dörfern stattfindet oder jedenfalls früher statt fand. Die Idee zu diesem Event hatte Andreas Müller von der Universität im Bauernhaus ausgeheckt. Dieses Projekt ist eine Umweltbegegnungsstätte der besonderen Art und hat in einem wunderschönen alten Bauernhaus Beherbergungsmöglichkeiten und Schulungsräume.
Das ganze Haus war zu diesem Event einbezogen. In jeder Etage gab es etwas zu entdecken.
Das Motto Feuerwehrball bezieht sich auf den gleichnamigen tschechischen Film aus dem Jahre 1967. Der Film schildert sehr grotesk den Feuerwehrball in einer tschechischen Kleinstadt, der nach und nach außer Kontrolle gerät. Diesen Streifen konnte man sich in Goßberg nebenher anschauen.
Was uns aber da hin gelockt hatte, war die Ankündigung, dass die Dresdener Band Tam Tam Combony spielt. Diese Truppe hatten wir schon mal in Kloster Buch entdeckt und wir wollten sie unbedingt noch mal sehen. Für das Motto „Feuerwehrball“ war diese Gruppe, die Partymusik in nicht alltäglicher Besetzung spielt, genau richtig. Ich kann euch sagen, es wurde ganz schön krass. Es wurde alles verwurstet. Die Herren spielen nicht alltägliche Instrumente und machen so aus den Liedern brassig schräge Nummern.
Tam Tam, das sind Frank Deutscher am Bandoneon und Michael Lindner mit seiner Pedal- Steel Gitrarre. So ein Teil spielt ja auch der Herr Langner von Winni 2. Michael spielt außerdem noch Gitarre und Horn. Der dritte im Bunde ist Marc Hartmann, er ist an der Pauke sowie am Tenorhorn zu Gange. Diese beiden Instrumente spielt er übrigens gleichzeitig.
Was mir vorher nicht so klar war, sie spielten zum Tanz. Eine live Kapelle zu einer Tanzveranstaltung ist heutzutage echt exotisch.
Trotz Werbung im Blättel von Striegistal und Hainichen hatten sich nur wenige Leute nach Goßberg verirrt. Die Feuerwehrhäuptlinge waren informiert. Trotzdem war es sozusagen ein Feuerwehrball ohne Feuerwehr. Wir hätten sie aber gut gebrauchen können. Es hat sozusagen die Luft gebrannt, als Tam Tam spielte.
Mit ihrem unnachahmig schrägen Sound rissen sie die Leute vom Hocker und von der ersten Minute an war der Tanzboden besetzt. Ihr Spruch, wir bitten um rege Beteiligung am Tanzgeschehen, wurde von den Besuchern begeistert aufgegriffen und sie mussten es nicht zweimal sagen.
Sage und schreibe vier Stunden lang wurden die Leute mit ABBA und Adamo, Tango und Walzer, Popmusik und Schlager unterhalten. Einen großen Raum nimmt bei Tam Tam die Zigeunermusik aus Rumänien und Chansons aus Frankreich ein. Die drei Dresdener nahmen uns mit zu einer musikalischen Reise um die Welt. Der Sound der Gruppe verband alle musikalischen Genres. Es gab alles zwischen Schmidtchen Schleicher, Dirty Dancing, Partisanenliedern, Dancing Queen, Mackie Messer und Wiener Blut. Nur eines gab es nicht: Gesang. Hat aber nicht gefehlt.
Nach über dreißig Jahren habe ich jedenfalls wieder mal mit meinem Mann getanzt.
Auf Wunsch einer einzelnen Dame kam auch das Weiße Boot der Roten Gitarren angeschippert. Leider war es der einzige Osttitel. Aber beim Finale blitzte dann noch „Tanzt unsre Welt mit sich selbst schon im Fieber…“ durch.
Es war ein ganz gelungener Abend, danke an Tam Tam und an Andreas Müller.
Der Veranstalter hat jeden Monat einen kulturellen Höhepunkt in petto. Am 30.03. spielt und liest Peter Braukmann aus Meißen. Hoffe, die Macher lassen sich nicht entmutigen. Es ist schwer heutzutage, die Leute hinter dem Ofen vor zu locken. Oft wird beklagt, es ist ja nichts los auf den Dörfern. Leute, die was los machen, haben leider zu wenig Unterstützung.
| 1.820 Beiträge | 3861 Punkte
zitieren
Besucher
Forum Statistiken
