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GUNDERMANN - Ein Abend im Frieden 30.06.18 Kunsthof Mockethal
GUNDERMANN - Ein Abend im Frieden 30.06.18 Kunsthof Mockethal
in Konzertberichte 2019 und älter 09.07.2018 18:38von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Am 21. Juni 18 jährte sich der Todestag von GERHARD RÜDIGER GUNDERMANN bereits zum zwanzigsten Mal. Rund um diesen Gedenktag gab es in Hoyerswerda, Berlin und anderen Orten viele Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen oder Treffen. Außerdem erscheint dieses Jahr im August auch noch ein Kino-Spielfilm über GUNDI von Andreas Dresen mit Alexander Scher in der Hauptrolle. Ab 13. August sind Dresen und Schauspieler gemeinsam auf Premieren- und Konzerttour im Lande unterwegs Das Werk wird unter anderem in Berlin, Jena, Senftenberg und Dresden gemeinsam mit einem Konzert präsentiert. Ich bin schon sehr gespannt auf die filmische Umsetzung.
Über den singenden Baggerfahrer aus der Lausitz wurde in den letzten Jahrzehnten
schon sehr viel geschrieben, gesagt und gezeigt. Auch in unserem Forum war und ist GUNDI bzw. sein Werk immer wieder Thema. Deshalb werde ich das Thema heute auch nicht unnötig in die Länge ziehen. Seine Lieder sind jedoch zu echten Volksliedern geworden.
Der schöne Kunsthof Mockethal am Rande von Pirna und der hier wirkende Verein TonArt e.V. hatten für den 30. Juni 18 unter der Überschrift „GUNDERMANN – ein Abend in Frieden“ ebenfalls eine Veranstaltung vorbereitet bei der der höchst lebendig mit vielen seiner unvergessenen Lieder an GERHARD GUNDERMANN gedacht werden sollte. Die beteiligten Künstler, der gemütlich-familiäre Kunsthof Mockethal und GUNDIs Song – das schien mir eine recht spannende und schöne Muggen-Geschichte zu werden. Da konnte ich doch nicht abseits bleiben. Also tränkte ich erst meine ca. 100 Motor-Pferde mit Superbenzin und anschließend machte ich mich mit CEEDrik auf die Spur.
Während der Fahrt gingen meine Gedanken 20 Jahre zurück in die Vergangenheit bis zum 28. Juni 1998. AN dem Tag erfuhr ich vom Tod des Liedermachers aus Spreetal. Ich war damals gerade beruflich zu einem Lehrgang in Neustrelitz. An den Wochenenden hatte ich frei und ich verbrachte diese Zeit daheim. An besagten Sonntag, den 28. Juni (am späten Nachmittag) erfolgte die Rückreise zum Lehrgangsort. In Bautzen nahm ich noch eine Kollegin auf. Rein zufällig hatte ich sie schon GUNDI-fiziert und sie gab mir beim Einsteigen die geborgten Musikkassetten zurück. Wir fuhren los und rein zufällig hatte ich das Radio eingestellt. Bei den nächsten Nachrichten kam dann die Meldung, dass am Sonnabend, den 27. Juni 1998 der verstorbene Liedermacher GERHARD GUNDERMANN auf dem Hoyerswerdaer Waldfriedhof beigesetzt wurde. Familie, Freunde und Fans begleiteten seinen Weg. Ich war wie vom Schlag gerührt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nichts von GUNDIs plötzlichen Ableben gehört. In ihrer ganzen Tragbreite habe ich diese Nachricht erst Tage später begriffen. Doch nun zurück zur Gegenwart.
Auf dem Kunsthof Mockethal herrschte schon emsiges Treiben als ich eintraf. Die ersten Musiker und auch die ersten Besucher waren schon da. Die open air-Bühne war schon angerichtet, Sitzgelegenheiten standen für die Zuhörer bereit, die Getränke standen kalt und vom Bratwurststand wehte schon ein verführerischer Duft herüber.
Gegen 19:00 Uhr waren dann Künstler und Publikum versammelt. Es war meine erste Mugge, bei der ich in einem Liegestuhl lümmeln konnte und das auch noch in Reihe 1. Ganz entspannt schloss ich zeitweise die Augen, lauschte mit allen Hör-Sinnen der Musik und gab mich ihr sowie meinen Gefühlen und Gedanken hin. Meine Nikon hatte in diesen Stunden sehr viel Pause. Nicht nur aus diesem Grund wurde es ein ganz intensiver und emotionaler Musikabend.
Für diesen Konzertabend haben Ute und Jörg Nitzsche mit ihrem Team ein wunderbares musikalisches Paket geschnürt. Dieses Bündel großartiger Musik bestand aus 4 Einzelkünstlern bzw. Bands. Das Bühnenprogramm wurde gestaltet von AXEL STILLER, AufSturz 0.5, JOE’s Daddy & FRIENDS und den STEINLANDPIRATEN.
Ich hatte die Künstler in der Vergangenheit alle schon einzeln oder mit anderen zusammen erlebt. Aber diesen Edelverbund wie in Mockethal gab es meines Wissens bisher noch nicht.
Wer nun einen minutiösen Ablauf sowie in der Künstler- und Songauswahl exakten Bericht erwartet, ist bei mir an der falschen Adresse. Das kann ich nicht und das möchte ich auch selbst nicht. Das würde meiner Meinung nach dem Charakter und dem Anliegen der Veranstaltung nicht gerecht. Also verfasse ich nun so eine Art Zusammenfassung der Ereignisse.
Diese abendliche Reise ins GUNDI-Lied-Land in Mockethal erinnerte mich in seiner Zwanglosigkeit und Lockerheit an ein (zufälliges) Treffen von Musikern und Musik-Verrückten an einem Lagerfeuer. Es gab keinen abschließenden Programm-Kompass und keinen, der böse nach der Uhr schielte. Die Künstler präsentierten sich mal allein und mal mit der Unterstützung von Kollegen. Vieles dabei kam, ähnlich wie bei einer Session, aus dem Bauch heraus.
AXEL STILLER (Gesang, Gitarre) eröffnete den Abend und er verriet gleich, dass sich die Künstler wegen der Setliste nicht abgesprochen hatten und sie selber alle gespannt wären, wie sich die Sache gestalten würde.
Hinter AufSturz 0.5 verbarg sich mit Uwe „Vize“ Reibold (Gesang, Gitarre) und Marco Schmidt (Gitarre, Gesang, Mundharmonika) genau die Hälfte der Magdeburger Liederrocker-Band. JOE’s DADDY & FRIENDS bestand an diesem Abend aus Uwe Kotteck (Gesang, Gitarre) und Rüdiger Weisheit (Cello).
Dazu kamen noch die STEINLANDPIRATEN, bestehend aus Patricia „Patti“ Heidrich (Sängerin sowie allerlei Raschel- und Schüttelmusikgerät) und Karsten Schützler (Gitarre, Gesang).
An so einem Abend im Frieden konnte man nun ganz tief im GUNDERMANNschen Liedgutsee und seinem Gedankenweltozean eintauchen. Die Protagonistin und die Protagonisten des ganzen „Singspiels“ berührten mich durch die Bank weg alle mit ihrem Tun. Alle Künstler spielten neben GUNDERMANNs Songs auch eigene Stücke.
AXEL STILLER ließ zum Beispiel „Der Narr“ von GUNDI (zu finden auf der Doppel-CD Krams – Das letzte Konzert“) neu erstrahlen. JOE’s Daddy steuerte „Die schwarze Galeere“ bei, von AufSturz 0.5 floss „Oweh, oweh“ in das Programm ein und so ging es weiter.
Die kleine, starke Frau Patti hatte diesmal irgendwie bei mir den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen. Das mag verschiedene Gründe haben und sollte die anderen Künstler auch nicht erschrecken und/oder verärgern. Zum einen ist ihre Stimme nach meinem Empfinden deutlich gereift und etwas rauer geworden, zum anderen hatte ich Patti lange auch nicht mehr live erleben dürfen. Dazu hatten die STEINLANDPIRATEN wirklich auch ein paar sehr selten gespielte GUNDERMANN-Lieder mit nach Mockethal gebracht. Da wären zum Beispiel „Traurige Geschichte vom sonst immer lachenden Flugzeug“ oder „Kann mich nicht erinnern“ zu nennen. Das waren nicht nur Fundstücke, sondern Pfundstücke aus GUNDIs musikalischen Nachlass.
Selbst da legte Patti noch eine Schippe drauf, nämlich mit einer irre emotionalen Interpretation von „Torero“. (Vergleicht übrigens mal „Einer gegen alle“ von der SILLY-Februar-LP 1989 mit GUNDERMANNs „Torero“ (Do-CD „Werkstücke II – „Torero“). Ich finde das sehr interessant, wie unterschiedlich man das Thema anfassen kann. Beide Lieder hat er (mit-)getextet. Für die Texterei der SILLY-Nummer hatte e sich übrigens mit Tamara zusammengetan. Wenn wir schon bei SILLY sind und weil es so schön war, schoben die STEINLANDPIRATEN mit „Paradiesvögel“ gleich noch eine Nummer aus GUNDERMANNs SILLY-Texter-Zeiten hinterher. Da bildete selbst mein dickes Männerfell wieder eine fingerdicke Weihnachtsgeflügelhaut. Dazu kam noch „Marias Lied“ aus dem Musical „Linie 1“ – Alter, da blieb einem förmlich die Luft weg.
Aber auch wenn die Männer-Bande bei mir heute kürzer kommt, haben die Kerle alle auch fabulös musiziert und emotional berührt. Uwe Kotteck sorgte mit seinen eigenen Liedern wie LE“, „Lebensfrei“ oder „Wellenreiter“ für tiefergehende Momente. Die halben AufSturz-ler hatten ebenfalls wunderschöne eigene Nummern wie „Weiter“ oder „Bleib, wie die bist“ im Gepäck.
Die letzten Runden des Abends gingen mit GUNDERMANNs großen Hits und den vereinten Mockethal-Sängern (alle Musiker des Abends) wie „Alle oder keiner“ oder „Und musst du weinen“ über die Bühne. Mit einer Zugabe war es übrigens nicht getan. Alle Beteiligten ließen sich da auch nicht lumpen und legten ordentlich nach. Man konnte hören, sehen und fühlen, dass sie alle auch Spaß an der Mugge hatten.
Trotzdem, wie immer kam irgendwann der Schlusspunkt unter diese grandiose Veranstaltung. Hier und da war noch Zeit für einen Plausch, aber bald schon trieb es mich zu meinem CEEDrik und anschließend nach Hause. Ich wollte alleine sein, denn diese Estrade bunter Melodien wollte erstmal verarbeitet werden. Auf der Stunde Fahrt bis zum heimischen Hof war schon mal Zeit für erste Gedanken.
Gruß Kundi
RE: GUNDERMANN - Ein Abend im Frieden 30.06.18 Kunsthof Mockethal
in Konzertberichte 2019 und älter 09.07.2018 22:03von Thecumseh • | 13 Beiträge | 26 Punkte
Wunderschön zusammengefasst, mein Lieber... vielen Dank
Kleine Anmerkung - sehr treffend, die Einschätzung der ungeplanten Abläufe, so war es... und es war auch gut so, für die Örtlichkeit und die Stimmung des Abends genau richtig... wo nur das Plakat am Eingang hingekommen ist, das würde mich echt mal interessieren...
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