Vom 15. bis 17.Juni 2018 feierten die Einwohner von Döbeln und ihre Gäste 3 Tage lang das jährliche Stadtfest. 3 Tage ging auch auf den 3 Festbühnen die Post ab. Mit Musik, Tanz und Unterhaltung erfreuten Künstler und Kulturgruppen aus nah und fern an allen 3 Tagen die zahlreichen Festbesucher. Trotz des schönen Wetters und der gerade stattfindenden Fußball-Weltmeisterschaft strömten die Menschen in Scharen in die Innenstadt. Am Freitagabend wollte auch ich mich in das Stadtfestgetümmel der 24000 Einwohner zählenden und im Landkreis Mittelsachsen gelegenen Stadt stürzen. Mich zog es an die Bühne auf dem Obermarkt und damit zur Band THOR.
Als Stadtfest-Besucher in Döbeln bin ich mittlerweile ein alter Hase. Ich kenne mich zumindest so gut aus, dass ich immer einen Parkplatz für meine rollende und blechverkleidete Motorkavallerie und von dort auch den Weg zu den Festbühnen finde. Auch über die Fahrstrecke brauchten sich mein elektronisches Wegbeschreibungsgerät aus dem Hause Garmin und ich uns am vergangenen Freitag keine Gedanken machen.
Während ich ganz gemütlich unterwegs war, fiel mir mein letztes THOR-Konzert vor 2 Jahren beim Schützenfest in Mittweida wieder ein. Damals schickte ich auf der Heimfahrt eine Art kleines Muggenpilger- Stoßgebet in die Welt, zu Veranstaltern, zur Band und in den Himmel hinaus, dass meine nächste THOR-Mugge nicht wieder 6 oder 8 Jahre auf sich warten lässt. Wie es scheint, hat es etwas geholfen. Denn diesmal lagen nur 2 Jahre Wartezeit zwischen meinen Konzertbesuchen im Jahr 2016 in Mittweida und diesem Abend in Döbeln.
Die Welt ist ein Dorf und die Welt war am Freitag in Döbeln, dachte ich als ich den mindestens 8 Jahre nicht mehr gesehenen Silberstreif vor der Bühne traf. Was für eine Freude ihn wiederzusehen und ausgerechnet wieder bei THOR. Die rockenden Donnergötter haben uns also wieder mal zusammengeführt.
Gegen 20:30 Uhr enterten die Männer der Coverrockband THOR zu den klassischen Klängen aus „Carmina Burana“ von Carl Orff die Bühne, um ihre energiegeladene und kraftvolle Show abzuziehen. Nach dem Intro legten die Jungs auch los wie die Feuerwehr. Aber nach wenigen Sekunden stockte der Motor, die Anlage machte erhebliche Probleme. Trotz eines zuvor gründlich durchgeführten Soundchecks streikte die Tontechnik erstmal. Leider passiert das manchmal und besonders dann, wenn Künstler nicht mit ihrer eigenen Technik spielen. Das ist ja bei Stadtfesten oft der Fall, dass der Veranstalter die Beschallung der Bühnen an Firmen vergibt. Die Roadies machten sich an die Fehlersuche und behoben den Makel schließlich.
Der nächste Start gelang den THORen. Jetzt ging es ordentlich und scharf zur Sache. Der brachiale Sound von RAMMSTEIN feuerte aus den Boxen und ein paar Pyroflammen schossen von Bühnenboden aus in die Höhe. Wie der Befehl „Feuer frei!“ sorgte auch das von THOR gerade gespielte gleichnamige RAMMSTEIN-Lied für heftige und begeisterte Publikumsreaktionen. Ich sah vor der Bühne auch einige Fans im RAMMSTEIN-Shirt. THOR war nicht das erste Mal in Döbeln und der gute Ruf der Band ist in Sachsen immer noch ungebrochen.
Frontmann Udo Zeise ließ seine kräftige, voluminöse und markante Rockröhre erschallen. Der Mann singt wirklich wie ein Donnergott und er ist ein Typ mit Ausstrahlung. Wie er mit dem Publikum arbeitete, es immer wieder animierte näher an die Bühne zu kommen und mitzumachen, war schon beeindruckend. Die offensichtliche Freude, die man ihm anmerkte, rundeten das Gesamtbild für mich wieder mal ab. So muss ein guter Frontmann sein.
Aber auch die Donnergötter-Riege an den Instrumenten leistete ihren Beitrag zum guten Gelingen der Mugge. Die gesamte Band heizte der versammelten Schar vor der Bühne mit Wonne und auch offensichtlicher Spielfreude ordentlich ein. Was da von der Bühne kam, war kein laues Lüftchen oder leises Grollen, sondern ein Rock-O(-h-)rkan mit Donnerhall. Ich nehme an bei der Lautstärke hatten die Menschen in den angrenzenden Wohnhäusern auch noch etwas von den satten und rockigen Klängen.
Die Männer von THOR sind sicher nicht das achte Rock’n Roll-Wunder, wollen sie auch nicht sein. Aber eine verdammt geile Liveband sind die Burschen schon. Das Gesamtpaket aus Menschen, Musik, Technik und Show stimmt bei THOR einfach.
Auf der Bühne in Döbeln ging auch sichtbar die totale Action ab. Angefangen von der optischen Untermalung mit Lichtanlage und mit der LED-Wand im Hintergrund, über die gelegentlichen Pyro-flammen bis zu den Bewegungen der Musiker selbst, konnte man auf der Bühne immer etwas Interessantes sehen. Die große Bühne schien den Rockern manchmal zu klein und/oder zu weit weg vom Publikum zu sein. Immer wieder stellten sich Frontmann Udo Zeise, Gitarrist Christian „Chriki“ Nestler, Bassist Carsten Zeise und Keyboarder Ralf Nitzschke (wenn er als Sänger fungierte, z. B. bei „Westerland“ von DIE ÄRZTE) allein oder zu zweit auf die der Bühne vorgelagerten Lautsprecherboxen.
Der Abend war lang, denn die Band spielte 3 Blöcke + der vom Publikum geforderten obligatorischen Nachspielzeit. Erst die Mitternachtsstunde und die damit verbundene von der Stadt verhängte Sperrstunde für laute Musik beendete den THOR’schen Reigen bunter Melodien.
Die rockenden Donnergötter aus dem Erzgebirge warteten wieder mit einer ganz delikaten Songliste auf. THOR spielt ja Lieder aus den 80er, neunziger Jahren bis hin zu ausgewählten Songs aus dem neuen Jahrtausend. Dazu muss möchte ich 2 Anmerkungen machen. Erstens: Die Band spielte wieder erfreulich viele deutschsprachige Songbretter von RAMMSTEIN („Engel“, „Du riechst so gut“, „Sonne“, „“Asche zu Asche“, „Feuer frei“), IN EXTREMO (Küss mich“, „Erdbeermund“) und BÖHSE ONKELZ („Mexico“, „Wir ham‘ noch lange nicht genug“, „Terpentin“). In dieser Sparte bin ich ziemlich sattelfest, da ist fleißiges und lautes Mitgrölen kein Problem.
Zweitens vergriff sich THOR auch wieder an internationalen Songs, welche sonst überhaupt nicht mein Fall sind, wie zum Beispiel „Tempel of Love“ von den SISTERS OF MERCY, „Tainted Love“ von SOFT CELL oder „Personal Jesus“, „Enjoy the Silence“ und „Stripped“ von DEPECHE MODE. Auch für HEROES DEL SILENCIO und ihr „Entree dos Terras“ konnte ich mich früher nicht erwärmen. Mal abgesehen davon, dass „Stripped“ von THOR sowieso eher RAMMSTEIN-like interpretiert wurde, konnten die anderen Pop-Nummern durch die Donnergöttlichen Interpretationen nur gewinnen und das taten sie auch.
Sehr schön fand ich dann auch noch die METALLICA-Ballade „Nothing Else Matters“. Da mag ich ja schon das Original. Aber wie Christian Nestler auf seiner Gitarre und Keyboarder Ralf Nitzschke gemeinsam das leise instrumentale Vorspiel gestalteten, war schon spektakulär und einfach traumhaft gespielt. Als dann Udo Zeise anfing zu singen und später Sascha Kepper mit wuchtigen Schlagzeugschlägen sowie Bassist Udo Zeise mit tiefen Bass-Grollern einsetzten, war ein weiterer Höhepunkt des Abends erreicht.
Die böse Rathausuhr war unerbittlich und schlug Mitternacht. Mit diesem klingenden Turmuhrsignal wurde dem lauten Treiben auf der Bühne leider ein offizielles Ende gesetzt. Aber das war für mich dann auch okay, denn immerhin haben die THORen zwischen 20:30 Uhr und 24:00 Uhr (abzüglich der beiden Pausen) ca. 3 Stunden live gespielt und das volle Kanne. Ohne Umschweife machte ich mich vom Acker, bzw. kultivierter könnte ich auch formulieren, dass ich mich per pedes vom Döbelner Obermarkt zum Parkplatz meines CEEDrik-Mobils begab, um unverzüglich die Heimreise anzutreten.
Ich war sowieso schon seit 04:00 Uhr morgens auf den Beinen und deshalb eigentlich auch ordentlich müde. Aber es lag auch noch eine Stunde Heimfahrt auf der nächtlichen Autobahn vor mir und die absolvierte ich anschließend ohne Vorkommnisse.
Gruß Kundi
| 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
zitieren
Besucher
Forum Statistiken
