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ROCKHAUS & Robert Gläser 06.04.18 Alter Schlachthof Dresden
ROCKHAUS & Robert Gläser 06.04.18 Alter Schlachthof Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 15.04.2018 17:27von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Aktuell läuft die ROCKHAUS-Tour zur im Herbst 2017 erschienen Live-DVD. Diese Konzertaufnahme vom Tourabschlusskonzert der THERAPIE-Verlängerungstour 2016 war ja der letzte Auftritt des totkranken Carstens“ Beathoven“ Mohren mit der Band, der er ungefähr 30 Jahre angehörte und die er als Musiker auch deutlich mitprägte. Wenige Wochen später, am 31. Januar 2017, erlosch dann das Lebenslicht des Kämpfers, sympathischen Menschen und begnadeten Musikers Carsten Mohren. Insofern ist die Live-DVD nicht nur eine musikalisch tolle ROCKHAUS-Konzertaufzeichnung, sondern für die Leute, die den langjährigen ROCKHAUS-Keyboarder kannten und schätzten, auch eine emotionsgeladene Sache. Wenn man es so will, könnte man auch sagen, dass es die allerletzte Zugabe von Beathoven an seine Fans und Freunde ist.
Vor dem in den ersten Zeilen kurz angerissenen Hintergrund fuhr ich mit gemischten Gefühlen in den „Alten Schlachthof“ zu Dresden. Es kommt ja noch hinzu, dass ich mein letztes Konzert mit Beathoven vor knapp 1,5 Jahren genau dort erlebte. Ich bin mir zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht sicher, wie ich damit in diesem Bericht umgehen soll und umgehen werde. Da bin ich jetzt selber auch gespannt, wohin meine Gedanken, meine Finger und die Tastatur mich führen werden.
Wie ich so vor mich hin sinniere, fällt mir auf, dass ich wohl noch nie viel über den „Alten Schlachthof“ Dresden schrieb. Dabei ist das kein schlechter Laden. Deshalb hole ich mein Versäumnis jetzt auch nach. Zuerst stelle ich hier die Quizfrage des Tages. Wer sie richtig beantwortet, darf meine Zeilen dann weiterlesen, wer sie wider Erwarten falsch beantwortet, muss weiterlesen.
Hier nun die Frage: Woher hat der „Alte Schlachthof“ seinen Namen?
Wer darauf tippt, dass hier tatsächlich mal ein Schlachthof lag, liegt richtig. Der von 1871 – 73 errichtete Komplex war tatsächlich von seiner Eröffnung an bis ungefähr 1907 ein Schlachthof. Er wurde allerdings bald für die wachsende Stadt Dresden zu klein. Deshalb baute man damals im Ostragehege einen neuen Schlachthof. Die alten Gemäuer fristeten von da an viele Jahrzehnte ihr Dasein als Betriebs- und Lagerräume. Erst seit 1998 wird das ehemalige Hauptgebäude als Veranstaltungsstätte für Konzerte, Messen, Bälle, Börsen usw. genutzt. Ich nenne die geile Hütte für mich ja schlicht und mit einer gewissen Ehrfurcht AUST-Tempel, da der Betreiber die Bernd Aust KulturManagement GmbH ist. Ich sehe gerade bildlich vor mir, wie es einigen unserer Expertinnen und Experten bei diesem Namen „electrisch“ in den Ohren klingelt.
Übrigens auch der neue Schlachthof im Ostragehege überlebte nicht als Fleischverarbeitungsbetrieb: Seit Ende der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts befindet sich dort ebenfalls ein Veranstaltungsort, nämlich die Neue Messe Dresden.
Doch bleiben wir jetzt mal beim „AUST-Tempel“. Das ist schon ein schöner und flexibel nutzbarer Veranstaltungsort. Er beherbergt gleich zwei durch ein ebenfalls nutzbares Mittelfoyer getrennte Säle. Der kleinere bietet Platz für ca. 900 stehende Gäste. Mit fast 2000 Stehplätzen kann dagegen der größere Raum aufwarten. Der gesamte Sandsteinbau ist von außen schon imposant anzusehen und auch drinnen macht das Gebäude durchaus etwas her. Die Verkehrsanbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel ist für die Einheimischen nahezu ideal, genau in Sichtweite der Einfahrt zum Komplex hält die Straßenbahn. Den Bahnhof Dresden-Neustadt erreicht man auf Schusters Rappen in ca. 15 Minuten. Für die Kraftfahrer ist die Parkplatzsituation vor Ort etwas nervig, aber ich habe letztendlich bisher immer einen Parkplatz im absoluten Nahbereich gefunden. Sogar als im Jahr 2012 in der größeren der beiden Halle URIAH HEEP und NAZARETH vor fast 2000 Leuten rockten, hatte ich für mein Gefährt ein Plätzchen ganz in der Nähe.
Diesmal ging es wieder in den kleineren Saal, aber dieser war an diesem Abend auch ganz ordentlich besucht. Eine 900–Mann-Halle ansehnlich zu füllen, muss man als Band auch erstmal schaffen. Für ROCKHAUS und deren Fans war der Saal also genau richtig. Es waren übrigens deutlich mehr Leute als beim 2016er RH-Gig an gleicher Stelle.
Da ich relativ spät am Ort des Geschehens auftauchte, hatte ich leider nicht mehr die ganz so freie Platzwahl, weil andere pünktlicher und schneller waren. Nur ganz, ganz rechts bei lieben Muggenpilgerinnen war in zweiter Reihe noch was zu machen. Ich trug mein hartes Amateurknipserschicksal die folgenden Stunden aber mit Fassung und Optimismus. Ging ganz gut so. Übrigens ist positiv zu erwähnen, dass man sich im „Alten Schlachthof“ die Absperrung (Fotograben) vor der Bühne sparte und siehe da, es passierte auch kein Vorkommnis *g*
Das Vorprogramm bestritt ein alter und geschätzter musikalischer Bekannter. Robert Gläser, den wir unter anderem von solchen Bands wie SIX und aktuell APFELTRAUM kennen, stellt den Dresdnerinnen und Dresdnern sein Soloprojekt vor. Gläsers Robert ist ja in der Musikszene bekannt wie ein bunter Hund, deshalb spare ich mir hier auch einen längeren Erguss über seine Entwicklung von Geburt, über Kindheit und Jugend bis heute. Der Komponist, Texter, Produzent, Bassist und Sänger Robert Gläser hat ja in den vergangenen Jahrzehnten schon deutliche und tiefe Spuren in der Musikbranche hinterlassen und da wird sicher noch einiges kommen.
Es war für mich jedoch ziemlich ungewohnt, den Wahnsinns-Bassisten Robert einen ganzen Auftritt lang ohne sein Tieftoninstrument zu erleben. Das Bass-Tier ohne Bass muss man als Fan erstmal verkraften.
Als musikalischen Begleiter hatte Mister Gläser aus Berlin seinen Kollegen Matthias Klünder mitgebracht. Der Mann unterstützte Robert’s Gesang mit seinem Tasteninstrument dezent, aber äußerst wirksam. Der Herr Klünder ist ja nicht ganz so bekannt wie Tausendsassa Roooobääääärrrt, Interessant ist der Keyboarder dennoch.
Matthias ist ein Wanderer zwischen den musikalischen Welten. Von neuer Musik, über Jazz, bis hin zur Unterhaltungsmusik spielt er eigentlich alles. Er spielt in mehreren Bands wie zum Beispiel Souleyes, dem Sophistical Jazz Duo, auch an der zeitgenössischen Oper Berlin ist er nicht unbekannt. Kreuzfahrer unter euch haben ihn vielleicht auch schon als Ozeanpianist erlebt, denn er musizierte schon auf Ozeandampfern und Kreuzfahrschiffen. Der erfahrene und versierte Musiker gibt seine Erfahrungen als Unterrichtender auch an den Nachwuchs weiter. Übrigens gehörte er um die Jahrtausendwende schon zur Band der Gläser-Brüder Robert und Moritz mit dem seltsamen Namen SONNENBRAND UND HUBSCHRAUBER.
Robert präsentierte sich in Dresden mit einem bunten musikalischen Blumenstrauß aus eigenen Liedern von seiner aktuellen CD, schon aber auch zwei seiner Paradenummern aus SIX-Zeiten (Nö“, „So viel mehr noch“) ein und er machte die Zuhörer mit „Himmel voller Geigen“ auch schon auf seine nächste Scheibe neugierig. Mit seiner Kämpfernatur und seiner beinahe unwiderstehlichen Ausstrahlung brachte CÄSAR’s Ziehsohn auch das mit tollen Konzerten verwöhnte ROCKHAUS-Publikum ziemlich schnell auf seine Seite. Als Vorband war das sozusagen eine Punktlandung.
Dann war Showtime für ROCKHAUS und die wichtigste Nachricht des Auftrittes der Band stelle ich gleich an den Anfang meiner Zeilen. ROCKHAUS lebt, die Band lebt, die Musik lebt, die Fans halten zu ihren Helden und die tollen Songs verschwinden auch nicht im Nirvana, sondern brettern live immer noch wie die Hölle. Ich bin mir sicher, dass das Beathoven freuen würde.
Mir hat sehr gut gefallen, dass Mike Kilian, „Herr“ Petereit (Reinhard „Reini“ Peterreit). Reinhardt „Maxs“ Repke und Michael „HeinzAngel“ Haberstroh einen gangbaren und glaubwürdigen Weg für sich gefunden haben, ROCKHAUS auch ohne Carsten Mohren weiterzuführen. Die Erinnerung an den Keyboarder und Bandkollegen wird wachgehalten, aber sie wird, dem Himmel sei Dank, nicht ausgeschlachtet. Gut so, Männer.
Von der ersten Sekunde an war der musikalische ROCKHAUS-Motor auf Touren. Wie heißer Wind umwehte uns der fette Livesound der Jungs. Ja, ROCKHAUS lebt und wie. Jeder Ton, jede Bewegung, jeder Gesichtsausdruck der 4 verbliebenen ROCKHAUS’ler war während der Mugge in Dresden pure Energie, Lebenslust und Spielfreude. Das Kleeblatt marschierte rockig, flockig in enger Vertrautheit und Geschlossenheit durch den musikalischen Katalog einer der besten Livebands des deutschsprachigen Raumes.
Die Songauswahl war ganz nicht groß anders als zur THERAPIE -Verlängerungstour 2016. Aber so verwunderlich war das auch nicht, denn die Männer hatten diese 2018er Tour ja anlässlich der Veröffentlichung der Live-DVD von genannter THERAPIE-Zusatzrunde ins Leben gerufen.
Bisher schrieb ich nur von der ROCKHAUS-Stammbesetzung. Aber auf der Bühne agierte noch ein Musiker. An den Keyboards stand Rainer „Ole“ Oleak (Ex-NEUMIs ROCK CIRKUS, Ex-DATZU) der Band für vier Konzerte dieser Tournee zur Seite. Ich mag Ole, er ist ein toller Musiker, Komponist und Produzent. Er ist aktuell ja auch Produzent von ROCKHAUS. Der Mann ist ein Könner, da gibt es nichts zu deuteln.
Ich weiß, dass manche Leser meine Gedanken und Eindrücke nicht verstehen bzw. gänzlich anders sehen, aber mein Höreindruck war der, dass die Keyboardmelodien und -linien ein wenig anders klangen als wir es gewohnt sind. Das ist jetzt keine Generalkritik an Ole, sondern hat auch sehr viel mit meiner emotionalen Bindung zu Beathoven zu tun. Dazu kommt weiterhin, dass jeder Musiker, auch jeder Keyboarder, eine eigene Handschrift und eventuell auch unterschiedliche Technik hat. Wenn der ROCKHAUS-Keyboarder das „I.L.D.“ Solo spielte da war Feuer in meinen Gefühlen, die Nackenhaare standen stramm und die Haut eines ganzen Gänseschwarmes breitete sich über meinen Körper aus. Diesmal zündete dieses Solo nicht annähernd so. Sorry, ich schreibe nun mal das, was ich denke und fühle.
ROCKHAUS hatte wieder mit einem ganzen Sack aktueller Lieder begonnen („Du tust mir gut“, „Gift“, „Sieg“, „Gegenverkehr“ und im letzten Drittel der Show auch „Kaleidoskop“) sparte jedoch auch nicht mit Material von der CD „Positiv“ („Mit jeder Träne, „Seelenverwandte“, „In deinen Augen“) und legte auch „Treibstoff“-Lieder wie beispielsweise „Blutrot“ und „Wir“ nach. Aber das Maß der der Freude war für mich erst richtig voll als wir mit ROCKHAUS gemeinsam in der Vergangenheitsschatzkiste kramten. Schmuckstückewie „Träume, Träume“, Bleib cool“, „Mich zu lieben“, „Hör zu“, „Gefühle“ machten mich auf einen Schlag wieder ein paar Jahrzehnte jünger und meine Äuglein wurden leicht wässrig.
Klasse, wie Mike Kilian die Show lenkte und leitete. Er ist nicht nur einer der besten Rocksänger Deutschlands. Er ist ebenso vom Auftreten, von der Kommunikation und von der Ausstrahlung her einfach eine coole und charismatische „Frontsau“. Auch die Gäste im AUST-Tempel zu Dresden fraßen ihm wieder 2 Stunden lang förmlich aus der Hand.
Herr Petereit, das einzige verbliebene Gründungsmitglied von ROCKHAUS, führte wieder eine vortreffliche Saiten-Klinge. Was der Kerl aus den Stahldrähten unterschiedlicher Stärke herauskitzelt ist schon allererste Sahne. Eigentlich müsste der Mann auf Grund seines Könnens und dafür, dass er der deutschen Rockwelt ROCKHAUS schenkte, einen Heiligenschein tragen. Große Klasse und weiter so, lieber Herr Petereit.
Reinhardt „Maxs“ Repke und Michael „HeinzAngel“ Haberstroh machten das Soundkraut als exquisite Rhythmus-Fraktion richtig fett. Es donnerte, schepperte und groovte, dass es die reinste Freude war.
Die Band war so gut drauf und sie klang musikalisch so frisch, dass keiner aus dem Publikum vor der allerletzten Zugabe gehen wollte, um ja nichts von dieser denkwürdigen Mugge zu verpassen. Der Applaus zum Ende war nicht nur ein Höflichkeitsklatschen, sondern ein lauter, anhaltender und dankbarer Beifall einer begeisterten Zuhörergemeinde.
Wer immer noch nicht genug von ROCKHAUS hatte, konnte die Männer anschließend bei ihrer zweiten Schicht am Fanstand noch unter Beschlag nehmen und sich ein Autogramm, ein Bildchen oder ein paar Sätze abholen.
Gruß Kundi
Fotos Vorprogramm Robert Gläser
RE: ROCKHAUS & Robert Gläser 06.04.18 Alter Schlachthof Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 16.04.2018 15:49von SN-Nittel • | 329 Beiträge | 724 Punkte
Kundi, Danke für den Bericht....ich konnte mich leider nicht aufraffen Rockhaus zu besuchen....ich hab mich bissl entfernt von der Band, aber wirklich zahlreiches Publikum. Persönlich finde ich die "Treibstoff" Platte immer noch erste Sahne....da kommt "Therapie" nicht ran.
Ich hoffe die band macht noch bissl weiter und findet zu Beständigkeit...das fehlte mir immer etwas.
RE: ROCKHAUS & Robert Gläser 06.04.18 Alter Schlachthof Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 16.04.2018 22:14von Drachenuli • | 1.023 Beiträge | 2222 Punkte
Ich wäre in Leipzig dabei gewesen, wenn wie bei den anderen Terminen Robert Gläser im Vorprogramm gewesen wäre, und ich nicht gerade knapp bei Kasse gewesen wäre.
In den letzten Jahren war ich in Leipzig dabei.
Das nächste Mal bin ich wieder dabei, wie seit dem Sommer 89 , als ich RH das erste mal live in Mirow erlebte.
RE: ROCKHAUS & Robert Gläser 06.04.18 Alter Schlachthof Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 18.04.2018 05:22von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Danke für die Rückäußerung, lieber Steffen.
Ich denke, dass die ROCKHAUS-Männer ihren Weg gefunden haben. Die neuen CDs ( "Positiv", "Treibstoff", "Therapie") sind schon ganz in Ordnung, aber
das Maß aller Dinge ist für mich immer noch die "I.L.D", Das ist auch heute noch das Meisterwerk von ROCKHAUS. Ich bin froh, dass die Männer diese Scheibe bei den Muggen auch angemessen berücksichtigen.
Der wichtigste Gradmesser, ob bei der Band alles im grünen Bereich ist, jedoch immer noch der Eindruck, den die Band bei Liveauftritten hinterlässt.
Das passt momentan schon alles
RE: ROCKHAUS & Robert Gläser 06.04.18 Alter Schlachthof Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 18.04.2018 12:48von Drachenuli • | 1.023 Beiträge | 2222 Punkte
Das der Auftritt passt, kann ich aus den letzten Jahren bestätigen.
Beim vorletzten Auftritt in Leipzig, wo ich dabei war, vor 2.5 Jahren in der MB, haben die dad neue Album komplett durchgespielt, obwohl das kaum einer kannte, ist das Publikum voll mit gegangen. Dann kamen die Knaller aus 89 und 87, und noch ältere, Gänsehaut.
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