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Duo Liedfass zum 26. Saalfelder Grottenadvent
Duo Liedfass zum 26. Saalfelder Grottenadvent
in Konzertberichte 2019 und älter 17.12.2017 09:51von PMausM • | 1.820 Beiträge | 3861 Punkte
Alle hier, die so sozialisiert sind wie ich, können sich bestimmt erinnern. Klassenausflüge oder Brigadefahrten führten gern nach Saalfeld in die Feengrotten. Das war zu Ostzeiten eine allseits bekannte Sehenswürdigkeit. Ich musste als kleines Kind da hin, weil ich Keuchhusten hatte und dort ein Stollen war, der Heilung versprach.
Erinnert euch, seid ihr auch mal, angetan mit einem braunen Umhang auf einem Gruppenbild vor den Feengrotten in Saalfeld abgelichtet worden? Solche Aufnahmen werden sich bestimmt noch beim gelernten DDR Bürger zuhauf in den Fotoalben finden.
Für mich war dieser Stollen in Vergessenheit geraten, genau bis zu dem Zeitpunkt, als das Duo Liedfass aus Weimar ankündigte, zur Grottenweihnacht zu spielen.
Da wir dieses Duo sehr mögen, machten wir uns am 09.12.17 auf nach Saalfeld, ohne genau zu wissen, was uns erwartet.
Die 26. Saalfelder Grottenweihnacht stellte sich als tolle Alternative für Leute wie uns heraus. Die üblichen Weihnachtsmärkte mit Rummel und Kommerz langweilen uns nur noch und wir haben keinen Bock, uns durch die Massen zu schieben. Weihnachtsstimmung kommt da bei uns nicht mehr auf. Ganz anders beim Projekt Grottenweihnacht, was wir für eine ganz großartige Sache halten. Gibt es schon seit vielen Jahren.
Auf dem Gelände der Feengrotten gibt es einen kleinen, aber feinen Weihnachtsmarkt mit ausgewählten regionalen Produkten. Aber das Highlight ist der Besuch der Feengrotten, einem alten, stillgelegten Alaunstollen. Der Baumeister Natur hat dort eine zauberhafte Märchenlandschaft geschaffen. Ein Rundgang durch die „farbenreichsten Schaugrotten der Welt“ vermittelt Interessantes über das einstige Bergwerk und die Entstehung der Grotten. Im Museum Grottoneum kann man Tropfsteine wachsen lassen, Mineralien zusammenpuzzeln und die Geschichte der Grotten im Grottenkino erkunden.
Zur Grottenweihnacht gibt es dort an einem Wochenende ganz besondere Führungen. Auf jeder Sohle des Bergwerks ist Kultur zu erleben. Unsere Exkursion in den Berg führe uns vorbei an einem Frauenchor, der Wanderlieder trällerte. Auf Sohle 2 trafen wir Anja Perow, die uns mit klassischem A Cappella Gesang erfreute. Die Akustik ist dort wunderbar. Unsere eigentliches Ziel war aber die Sohle 3 mit dem Märchendom, wi wir hofften, das Duo Liedfass zu treffen.
Schon von weitem konnten wir im Berg hören, wie sie für Stimmung sorgen.
Sie sind das witzigste Folk Duo welches wir kennen und pflegen Lieder, um die sich sonst kaum einer mehr kümmert.
Jens und Jörg spielen seit vielen Jahren zusammen und sie beherrschen jeder viele verschiedene Instrumente. Jens ist studierter Geiger und Jörg ein begnadeter musikalischer Autodidakt der auch sehr unterhaltsam moderieren kann. Die Besonderheit ist, sie spielen fast immer ohne Technik und sind daher mobil wie kaum eine andere Truppe. Wo es passt, packen sie die Quetschkommode, diverse Flöten, Geige oder Gitarre aus und ohne lange Vorrede geht es los. Die Weimarer spielen auf Zuruf.
Sie beherrschen die verschiedensten Stilrichtungen und können sich dem Publikum wunderbar anpassen. Was man hören will, wird gespielt. Folk ist dabei der Schwerpunkt. Aber sie können auch fast jedes Lied aus DDR Zeiten, spielen Pionierlieder, sind textsicher bei Arbeiter und Kampfliedern. Wir haben es mal erlebt, wie sie auf Zuruf die Moorsoldaten spielten und unserem Landrat ganz langsam das Gesicht einschlief. Es war uns ein Genuss.
Zur Grottenweihnacht spielten sie die altbekannten Weihnachtslieder aus dem Osten. Die hört man ja kaum noch. Englischsprachige Weihnachtslieder haben sie verdrängt. Hört mal genau hin, was zu den kommerziellen Weihnachtsmärkten an musikalischen Abartigkeiten aus den Lautsprechern gedudelt kommt. Mit Weihnachten hat das nichts mehr zu tun.
Nicht so bei Liedfass. "So viel Heimlichkeit", das Scheeflöckchen, die Goldene Gans oder auch "Oh es richt gut" und viele andere Ostlieder standen auf dem Programm. Ein Highlight war für uns "Fröhliche Weihnachten steht vor der Tür", welches sie mit dem Publikum in der Märchengrotte sangen.
Die Menschen blieben stehen und Jens und Jörg zauberten ihnen im Handumdrehen ein Lächeln aufs Gesicht. Ohne dass die Besucher groß animiert werden mussten, wurde mitgesungen. Bei kaum einer anderen Gruppe erleben wir, das dieser Mitmacheffekt so rasch eintritt und das Publikum begeistert freiwillige Gesangseinlagen liefert.
Nach dem Auftritt in der Grotte hatte Liedfass noch einen Programm auf einer Open Air Bühne vor den Feengrotten zu absolvieren. Musiker sind die Härtesten. Während wir vor er Bühne bibberten und Eiszapfen an den Füßen wuchsen, spielten Jens und Jörg gut gelaunt auf der zugigen Bühne. Es waren zu dem Zeitpunkt schon viele Besucher nach hause gegangen. Liedfass nahm ein kleines Mädchen aus dem Publikum mit auf die Bühne. Die Kleine war derartig cool und tat, als ob sie nie etwas anderes macht, als Weihnachtslieder zu singen.
Nach und nach zog diese Einlage die verbliebenen Besucher an. Trotz Kälte gab es noch Zugaben, als die Auftrittszeit schon weit überschritten war. Es wird mir ein Rätsel bleiben, wie die Zwei mit Handschuhen spielen können. Der Geiger hat zwar Handschuhe mit freien Fingerkuppen, aber Jörg trifft die Tasten der Quetschkommode sogar mit Wollhandschuhen.
Es war für uns ein zauberhafter Sonntag und falls Liedfass dabei ist, fahren wir nächstes Jahr wieder zur Grottenweihnacht nach Saalfeld.
« Weihnachtskonzert Hans die Geige Ottendorf Okrilla | Hans die Geige - 08.12.2017 - Dixiebahnhof Dresden/Weixdorf » |
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