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DIE SEILSCHAFT 10.11.17 Tivoli Freiberg
DIE SEILSCHAFT 10.11.17 Tivoli Freiberg
in Konzertberichte 2019 und älter 14.11.2017 18:44von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Ich hatte mit Verlaub geschrieben am Freitag den Kanal so richtig voll von der gerade absolvierten Arbeitswoche. Die Tretmühle hat mich so richtig fertiggemacht. Bildlich gesprochen arbeiteten alle Systeme von Gehirn, Herz und Körper im roten Bereich. Ich hatte sowas von die "Schnauze voll von Häschen hüpf", das kann man sich gar nicht vorstellen. Dem Himmel oder wem auch immer sei für die Planung der Konzerttermine am 10. und 11. November ausdrücklich gedankt, denn die Muggen mit DIE SEILSCHAFT und APFELTRAUM waren für mich reine Medizin, um nicht zu sagen reines Lebenselixier.
Bevor ich mich wieder meinem Kumpel CEEDrik anvertraute und mit ihm die Distanz nach Freiberg überwand, therapierte mich mein vierbeiniger und schwarzer Fellsamariter Fino bei einem entspannenden Spaziergang so weit, dass ich langsam wieder etwas runterkam. Allmählich fuhren meine Systeme in gesündere Bereiche zurück und es lösten sich erste Verkrampfungen insbesondere auch der Gesichtszüge. Ich konnte schon wieder lächeln und der Kopf signalisierte auch, dass es ihm etwas wohler ging. Das Hamsterrad konnte mich jetzt erstmal bis Montagmorgen kreuzweise.
Als ich endlich die Luft des Konzert- und Ballhauses Tivoli zu Freiberg schnupperte, war ich bereit innerlich befreit und bereit für eine neue Runde Chorsingen mit der SEILSCHAFT. Der Saal platzte zwar besuchermäßig nicht aus allen Nähten, aber es waren doch genug Leute da, die einen großen Volkschor bilden konnten und wollten. Außerdem konnte man sich relativ frei im Saal bewegen, das sind die Vorteile eines nicht total ausverkauften Hauses.
Der Verkaufsstand des Vereins GUNDERMANNs SEILSCHAFT e.V. präsentierte sein reichhaltiges Angebot an Tonträgern, Shirts usw. und informierte die Interessenten auch rund um GUNDI und den Verein.
Ich schaute kurz mal vorbei, blieb aber diesmal was den Einkauf betrifft standhaft. Das war relativ leicht, denn die meisten der ausgelegten Disc-Scheiben hatte ich sowieso schon
Jedes Jahr im Herbst spielt DIE SEILSCHAFT im Tivoli. Immer wenn möglich bin ich bei diesen Konzerten dabei und ich stehe immer vorne links, wenn man Richtung Bühne blickt.
Da beginnt sich in Freiberg mit der SEILSCHAFT eine Tradition zu bilden, die hoffentlich noch lange wachsen wird und Bestand haben wird. Zu Lebzeiten haben auch GUNDI und der leider ebenfalls schon verstorbene SEILSCHAFTS-Bassist Thomas „Tommy“ Hergert mit der Band im Tivoli gespielt.
Heute ist die SEILSCHAFT mit Christian Haase (Gesang, Gitarre) und dem Ex-WILDERER Christoph Frenz (Bassgitarre, Gesang) unterwegs und diese aktuelle Besetzung ist sicher nicht die schlechteste.
DIE SEILSCHAFT hatte noch keinen Ton von sich gegeben, aber trotzdem wurden die Musiker jubelnd begrüßt. Da hatten viele einfach Sehnsucht nach diesem Singeabend und nach der Band DIE SEILSCHAFT. Die Wiederholungstäter unter den Konzertbesuchern wussten ja, dass sie jetzt großartige Stunden erleben würden.
Das Ensemble spielt seit dem Jahr 2011 in folgender Besetzung:
Andy Wieczorek (Gesang, Whistle, Saxofon),
Christoph Frenz (Bassgitarre, Gesang),
Michael Nass (Keyboards, Akustikgitarre, Gesang),
Mario Ferraro (E- und Akustikgitarre, Pedal-Steel-Gitarre, Gesang),
Tina Powileit (Schlagzeug, Gesang und
Christian Haase (Gesang, Akustikgitarre).
DIE SEILSCHAFT 2017 verbindet nicht nur die Fans mit sich und der Musik, sondern auch die Vergangenheit und die Gegenwart. GUNDI's Lieder werden weitergetragen, aber es entsteht auch neues Liedgut unter dem Siegel von DIE SEILSCHAFT. Die Musiker hatten ja schon zu GUNDERMANNs Zeiten kräftig am Schaffensprozess neuer Lieder mitgewirkt. Vielleicht klingt die Band auch deshalb so frisch und sind die Musikerin /Musiker auch deshalb so authentisch. Sie spielen ja irgendwie auch ihre eigenen Lieder. DIE SEILSCHAFT ist also alles andere als eine im Gestern behaftete Nachspielkapelle.
Wie um das zu unterstreichen eröffnen die Dame und die Herren den Gig auch mit 2 Liedern neueren Datums. "Sieht nach Regen aus" - was sich anhört, wie ein Kommentar zum aktuellen Wetter, ist einer der beiden aktuellen Songs. DIE SEILSCHAFT schob das zweite neuzeitliche Stück "Lebenslied" gleich noch hinterher.
Die Band explodierte wieder förmlich vor Spielfreude und Musikalität. Gute Laune, lächelnde Gesichter und eine intensive Kommunikation mit dem Publikum über Musik, Blicke, Körpersprache und Worte förderte das Zusammengehörigkeitsgefühl.
Spätestens mit den Liedern „Sehnsucht nach dem Rattenfänger“, „Hier bin ich geboren“ und „Herzblatt“ waren Fans und Band wieder eins. Die Freude war das ganze Konzert über deutlich zu spüren.
Wie in den vergangenen Jahren schon praktiziert, hatte DIE SEILSCHAFT ihr Programm auch für die Herbstkonzerte 2017 etwas umgestellt. "Halte durch" von der AMIGA-Scheibe "Männer, Frauen und Maschinen“ war so ein Kleinod, welches nach längerer Zeit wieder mal zu Live-Ehren kam. Übrigens war "Halte durch" damals (1988-90) mein erstes Hörerlebnis mit GUNDERMANN im Radio. Das Lied lief damals relativ häufig über den Äther.
Die schon musikalisch kämpferisch und laut klingende Nummer "Grüne Armee" fetzte durch den Saal und der mittreibende Rhythmus setzte so manchen Körper bildlich gesprochen fast unter Strom. Da zuckten die Glieder fast ganz von alleine.
"Die Zukunft" und "Wo bleiben wir" kamen zwar musikalisch etwas verhaltener daher, aber beide Lieder bieten durch ihre Texte genug Nachdenkzündstoff. Möglichweise berühren die Verse gerade wegen der ruhigeren Instrumentalbegleitung auch die Seele besonders intensiv.
Ob laut oder leise - DIE SEILSCHAFT ist mit GUNDERMANNs zeitlosen Liedern am Puls der Zeit möchte man meinen. Die Gültigkeit der Zeilen und Verse ist schon manchmal erschreckend. Dass das Ensemble immer wieder richtig gut und mit vollem Einsatz abgeht, ist erfrischend und es spricht auch für die Musiker. Klar ist DIE SEILSCHAFT ein eingespieltes Team, aber auch im Tivoli zu Freiberg war nichts von total eingefahrenen (Routine-)Gleisen und dem teilnahmslosen Runterspielen eines Programmes festzustellen. Man sah der Kapelle die Freude gemeinsam zu musizieren und gerade GUNDIs Liedgut zu spielen deutlich an.
Die zwei Frontmänner Andy Wieczorek und Christian Haase teilten sich den Leadgesang brüderlich. das tat ihren Stimmen und der Mugge gut.
Nach der Pause überraschte DIE SEILSCHAFT mit weiteren lange nicht live gespielten Liedern. Die Balladen "Streunende Hunde" und „Hey Bruder sag mir"
Als 3. Sänger setzte Mario bei einem Song (ich glaube, es war "Niemandsland") ebenfalls seine Fähigkeiten als Hauptsänger unter Beweis.
Dazu flogen uns herrliche Dauerbrenner wie "Das war mein weitbester Sommer", "Vögelchen" oder "Macht ja nüscht" mit ihren Tönen und Melodien um die Ohren.
Die Stimmung im Saal war Klasse, aber dass da noch mehr ging war mir schon klar. Die absoluten Mitsing-Hymnen fehlten da ja noch. Doch lange brauchten die Fans darauf nicht mehr zu warten.
"Gras", "und musst du weinen" sowie „Alle oder keiner“ klangen mit dem satten Publikumschor gleich noch mal so schön. Außerdem hatte ich in diesen Minuten wieder dieses wunderbare Gefühl der Gemeinsamkeit. Das gemeinsame Singen schweißt irgendwie zeitweise richtig zusammen.
Als Haase auf einem Hocker sitzend eine leisere und schlankere Version von "Ich mache meinen Frieden" sang, vibrierte förmlich der Saal durch die gefühlten positiven Schwingungen, welche durch den Saal schwebten.
"Alle oder keiner“ war der Schlusspunkt des offiziellen Konzertes. Aber Eingeweihte missen ja, dass danach immer noch etwas geht, wenn man ordentlich positiven Rabatz durch Klatschen, Pfeifen und Zugabe-Rufe macht. Das Ritual funktionierte auch. Der nachfolgende Lieder-Segen hatte es wirklich in sich.
Bei GUNDI's Lieblingslied "Fliegender Fisch“ erlebten wir einen ganz sensiblen HAASE-Gesang und eine göttliche E-Gitarre von Mario Ferraro. Was der Gitarrist auf seinen 6 Stahlsaiten veranstaltete, war reinstes und feinstes Unterwasserhörkino. Wenn man die Augen schloss und in sich ging, meinte man Wassergeräusche, Walgesänge und die lockenden Stimmen der Meerjungfrauen zu hören.
DIE SEILSCHAFT wollte uns mit "Nach Hause" nach Hause schicken, das gelang jedoch nicht. Das Publikum wollte noch etwas mehr. Da musste schon "Brunhilde" kommen. Die Kapelle verzauberte hierbei die Ohren und Herzen der Zuhörer mit einem astreinen Satzgesang. Da mochte man förmlich vor dem Ensemble nicht nur seinen nicht vorhanden Hut ziehen, sondern vor Ehrfurcht und Dankbarkeit sogar auf die eigenen Knie fallen. So schön klang das.
Ich fühlte mich nach den Stunden mit der tollen Musik großartig: Der erste Therapieabend des Wochenendes war also für mein Gehirn, mein Herz und meinen Körper schon hilfreicher als mancher Arzt- oder Psychiaterbesuch. Alle Systeme arbeiteten nach ca. 3 stündiger Beschallung durch DIE SEILSCHAFT im grünen Bereich. Außerdem brauchte ich für diese Seelentherapie kein Rezept und keine Überweisung.
Die komplette SEILSCHAFT-Mannschaft mischte sich nach der Mugge noch unters Volk, um mit Fans und Freunden ins Gespräch zu kommen. und auch das eine oder andere Autogramm zu geben. Ich setzte mich wenige Minuten später aber hinter das Lenkrad von CEEDrik und der brachte mich sicher nach Haus.
Gruß Kundi
RE: DIE SEILSCHAFT 10.11.17 Tivoli Freiberg
in Konzertberichte 2019 und älter 17.11.2017 16:12von Mary • | 327 Beiträge | 726 Punkte
Für mich ein unerreichbarer Termin, wenn man Samstag Frühdienst hat, sind derartige "Ausflüge" nicht mehr drin...
Aber Dank Deiner Zeilen fühle ich mich wenigstens in Wort und Bild dabei.
Danke, fühl Dich umärmelt!
Ich freue mich, Dir unerwartet, wieder einmal am Bühnenrand gegenüber zu stehen...
"Ihr lacht weil ich anders bin. Ich lache, weil Ihr alle gleich seid."
Kurt Cobain
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