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SIX 14.07.17 Badfest Neugersdorf
SIX 14.07.17 Badfest Neugersdorf
in Konzertberichte 2019 und älter 22.07.2017 14:00von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Am Freitag, den 14. Juli 2017 pilgerte ich nach längerer Zeit mal wieder als selbst anerkannter und ernannter Muggenpilger, Konzertnomade und Konzertgänger ins Oberlausitzer Bergland, oder wie wir es daheim verkürzt nennen ins Oberland. Die Gegend hat landschaftlich viel zu bieten und sie ist auch verkehrsmäßig nicht uninteressant. In der Nachbarschaft liegt bereits Tschechien und man kommt über die Berge auch bis ins Zittauer Dreiländereck.
Wenn man also in die Berge fährt und dabei in der Nähe der Staatsgrenze zur Tschechischen Republik bleibt, liegt etwa auf halber Fahrstrecke zwischen Bautzen und Zittau die ca. 6000 Seelen-Stadt Neugersdorf. Offiziell bilden die beiden Kleinstädte Ebersbach und Neugersdorf zwar seit dem 01. Januar 2011 durch die erfolgte Fusion die Stadt Ebersbach-Neugersdorf, aber daran kann und möchte sich unsereiner nicht so schnell gewöhnen.
Wer früher in Heimatkunde bzw. Geographie gut aufgepasst hat, wird eventuell noch wissen, dass im Oberlausitzer Bergland auch die 3 anerkannten Quellen der Spree entspringen.
Die Quellorte sind einer am Kottmar, einer in Ebersbach und einer in Neugersdorf vorm Volksbad. Letztgenannter Wasserlauf ist der ergiebigste der 3 kleinen Fließwässerchen, die die insgesamt rund 400 Kilometer lange Spree mit Flüssigkeit speisen.
Genau dort, an der Neugersdorfer Spreequelle, praktisch in Spuckweite von dieser wasserreichsten Spreeader, parkte ich die 100 Pferdchen meines Multihengstes CEEDrik und machte mich fußläufig auf den Weg zum hinter der Gaststätte Pavillon gelegenen Veranstaltungsgelände. Die Kneipe war von meinem Standpunkt aus schon sichtbar. Zunächst entrichtete ich 2,50 Euro Eintrittsgeld. Preiswerter geht es ja kaum noch. Den unmittelbaren Schwimmbadbereich ließ ich dann jedoch links liegen. Man kannte sich schließlich aus
Die Neugersdorfer feierten das ganze Wochenende über ihr Badfest und das taten sie ausgiebig und mit einem ordentlichen Rahmen. 3 tolle Tage mit einem vielfältigen Kultur-, Unterhaltungs- und Sportprogramm lagen vor den feierwilligen Leuten. Alles war bestens vorbereitet, eine große Bühne mit feinster Technik inklusive Videowänden rechts und links, eine vorbildliche Versorgung mit mehreren Getränke- und Verpflegungsständen, Biertischgarnituren für die Sitzwilligen, Feuerwerk zu vorgerückter Stunde, namhafte Künstler – an alles war gedacht. Nur der Wettergott hatte leider mal wieder nicht begriffen, dass eigentlich Sommer sein sollte. Es war ziemlich kühl und später am Abend regnete es sogar. Das kostete die Organisatoren sicher einige Besucher.
An diesem Freitag sollte nun SIX hier für Stimmung und gute Laune sorgen. Das sollte bei dem Wetter und der Zuschauerkulisse gar nicht so einfach werden. Es ist aber auch für mich selbst keineswegs einfach ein paar Zeilen zur Mugge zu schreiben. Was schreibt man über eine Band, die sich selbst der eigenen Zukunft beraubt?
SIX ist heute ohne Zweifel eine beliebte Band mit einer treuen und relativ großen Fanszene. Diesen Status hat sich die Band auch hart erarbeitet und das vor allem mit ihrer unverkrampften Art und der ebensolchen Nähe zu den Fans sowie ihren abendfüllenden und energiegeladenen Liveshows.
25 Jahre lang hat das Ensemble um den charismatischen Frontmann Stefan Krähe geackert und gerackert, hat landauf und landab gespielt und dabei manche Klippe bezwungen. Aus der anfänglichen Coverband schälte sich nach und nach eine großartige Rockband mit eigenen deutschsprachigen Songmaterial heraus. Der Anteil an eigenen Liedern wurde immer größer und auch der Wirkungskreis von SIX wurde immer größer. Schritt für Schritt ging es weiter voran, so war zumindest auch mein persönlicher Eindruck. Mit „Gefallene Engel“, „Narben und Souvenirs“ sowie „Gebrannte Kinder“ hatte SIX drei bemerkenswerte Deutschrock-Scheiben veröffentlicht. Die Lieder kamen bei den Fans an und ihre Klasse wurde bei den vielen Livekonzerten ein ums andere Mal bestätigt. Ob Ballade oder Stadion-Hymne SIX-Mugge zündet, reißt die Leute mit und löst Emotionen aus. Die Band ist inzwischen schon so weit, dass sie komplette Konzerte nur mit eigenen Liedern geben kann bzw. gegeben hat und schon dabei die Qual der Wahl für die Setlist hat. Auch diese Gigs funktionierten toll.
Das Ende letzten Jahres plötzlich verkündete Aus für die Band nach dieser Saison war deshalb ein überraschender und derber Paukenschlag. Ich bedauere dieses Ende der Band. Meine heutigen Zeilen sollen jedoch (noch) kein Abgesang auf SIX werden, Deshalb widmen wir uns nun noch ein wenig den Ereignissen in Neugersdorf.
Neben dem kühlen Wetter nervte auch noch ein DJ, welcher bis zum Konzertbeginn und in der Pause all die furchtbaren Geräuschkombinationen von Helene Fischer, Nik P. und Co. spielte. Ich war schon echt in Sorge, dass mir wegen dieser unmöglichen Laute meine Ohren anfangen zu bluten. Übrigens fand ich die Auszeit zwischen den beiden SIX-Konzertblöcken ebenfalls ziemlich lang, auch wenn ein Teil davon mit einem kleinen Feuerwerk mit musikalischer Konservenmusikbegleitung ausgefüllt wurde.
Es war schon mehr als eine Viertelstunde später als 21:00 Uhr als das Intro-Einspiel endlich die Band des Abends ankündigte. Da Gitarrist Frank Engelmann wohl länger krank ist, brachte das Ensemble als Verstärkung den Gitarristen Freddy Hau mit. Das verleitete mich zu den Gedanken, dass wir hier schon (fast) die neue Band KRÄHE vor uns hatten, denn bis auf Robert Gläser werden alle in Neugersdorf erschienenen SIX-Musiker auch in Stefans neuer Band aktiv sein.
Die SIX-KRÄHEn spielten dann ein zweigeteiltes Konzert. In der ersten Hälfte konzentrierten sich Stefan, Krähe, Robert Gläser, Jürgen Schötz, Andreas „Ernie“ Giersch und Freddy Hau auf das SIX-eigene Liedmaterial.
Bei SIX teilen sich mit Stefan und Robert 2 Sänger die Gesangsaufgabe. Beide haben sehr markante und ausgeprägte Stimmen. Außerdem versprühen beide als Akteure jeweils ihren ganz eigenen Charme. Die Herren Krähe und Gläser ergänzen sich gut. Der Herr Krähe hat das Gesangsmikro als Frontmann selbstverständlich die überwiegende Zeit der Mugge in Beschlag.
Welches kreative Potential in der noch bis Ende des Jahres existierenden Band steckt, verrieten uns wieder die gespielten eigenen Lieder von SIX. Die besten Stücke von den 3 kompletten Alben mit Eigenmaterial hatten die Jungs nach Neugersdorf mitgebracht. Darunter waren ältere Stücke wie „Geliebt und verletzt“, „Gefallene Engel“, „Geiler isses hier“, der EHC Eisbären-Song „Eiskalt“. Ich mag die ganzen Songs und eigentlich hätten sie es alle verdient einem größeren Hörerkreis zugänglich zu werden und im Radio gespielt zu werden. Auch das Material vom letzten Studioalbum wie „Gebrannte Kinder“ („XXL“, „Härter“ „Lied für einen Freund“, „Gebrannte Kinder“, „Mein Herz, mein Blut, mein Fleisch“, „Mein wildes Herz“ oder „Ein Mann, ein Wort“ ist für mich absolut ohrwurmtauglich.
Besonders hervorheben möchte ich diesmal die von Robert sehr einfühlsam vorgetragene Ballade „So viel mehr noch. Das Lied stammt aus ganz alten SIX-Tagen um die Jahrtausendwende und wurde damals von Nadine Purrmann gesungen. Unser sympathisches Bass-Tier hat durch seine großartige Interpretation dieser klassischen SIX-Nummer ein völlig neues Gesangsgewand angepasst. Natürlich brachte Herr Gläser auch noch sein Paradelied „Nö“ unter das Neugersdorfer Volk. Dazu sang er auch noch „Dein ist mein ganzes Herz“ von Heinz Rudolf Kunze, den Partykracher „Aloha he“ (Achim Reichel) und die PUHDYS- „Eisbären“.
Stefan Krähe stellte bei der Coverrunde seine gesangliche Vielseitigkeit noch mal bestens unter Beweis. Von „Sex on Fire“ von den KINGS OF LEON und „Zeit, die nie vergeht“ von PERL ging es über DIE TOTEN HOSEN („Tage wie dieser“, „Altes Fieber“) und METALLICA („Nothing Else matters“) bis hin zu „Purple Rain“ von PRINCE und hin zu RAMMSTEIN (Du hast“, „Ich tu dir weh“) bis zu „Pocahontas“ von AnnenMayKantereit (diese Kölner Band habe ich übrigens lange unterschätzt bzw. ignoriert, aber auch ich bin „lernfähig“).
Die beiden SIX-Alphatiere blieben während der gesamten Mugge auch nah am Publikum. Mit lobenden Worten, Blicken, Gesten knüpften sie ein festes Band zu den anwesenden Konzertbesuchern, welches sie mit Ausflügen an den Bühnenrand, an die Absperrung der Bühne und Spaziergängen direkt durch die feiernde Zuhörermeute noch fester knüpften. Auch das zeichnet meiner Meinung nach SIX aus.
Ein paar Worte möchte ich noch zum SIX-Aushilfs-Gitarristen und Bandmitglied der neuen KRÄHE-Band verlieren. Dieser Freddy Hau hat mir ganz gut gefallen. Er hat nicht nur ein ordentliches Sechs-Saiten-Brett gespielt, sondern hat auch von der Bewegung her ordentlich Betrieb gemacht. Da war Freude, Energie und musikalische Kraft direkt zu spüren. Freddy ist übrigens kein unbeschriebenes Blatt und schon gar kein heuriger Hase. Er hat schon eine beeindruckende musikalische Vergangenheit. Unter anderem spielte er bei Bands wie DR. STAUPINSKI und LUXUSLÄRM. Mit HAU NOW ging er bereits schon mit einer eigenen Band an den Start. Der Mann ist so gut, dass er sogar 3 Jahre beim QUEEN-Musical „We Will Rock You“ an der Gitarre zu erleben war. Ich bin sehr gespannt, wie er in der Zukunft seine musikalischen Aktivitäten gewichtet.
Es war sicher nicht das beste Konzert, welches ich von SIX je gesehen habe. Aber es war eine insgesamt gute Mugge. Der Publikumsrahmen war etwas dürftig und träge außerdem. Auch wenn Stefan immer wieder den Schlachtruf „ihr seid zwar nicht die Meisten, aber die Geilsten“ zog, änderte das nichts daran, dass auch bei der Band diesmal ein paar Prozentpünktchen zur Höchstnote fehlten. Hier und da hatte ich den Eindruck, dass die Kapelle auch zwei oder 3 Kunstpausen einlegte, um kurzfristig die Setlist zu ändern. Dies soll auch keine Meckerei von mir sein, sondern das sind die Eindrücke eines Muggenpilgers, welcher SIX schon mehrmals an unterschiedlichen Orten erleben durfte.
Wenigstens einen Gig der SIXer würde ich vor dem Ende der Band gerne noch erleben. Schauen wir mal, ob das terminlich bei mir noch was wird.
Gruß Kundi
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