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CÄSAR-Fantreffen 2017 im "Entenfang" von Torgau
CÄSAR-Fantreffen 2017 im "Entenfang" von Torgau
in Konzertberichte 2019 und älter 26.06.2017 17:05von HH aus EE • | 1.042 Beiträge | 2522 Punkte
Fantreffen der „Weggefährten“ – Entenfang 2017 (24.06.2017)
Schon wieder so ein runder Jahrestag: Vor zehn Jahren habe ich zum ersten Mal meinen Alpha direkt zwischen den Bäumen im Entenfang geparkt, ein Zelt aufgestellt und ein fröhliches Zusammentreffen mit den „Weggefährten“ vom CÄSAR-Fanclub gefeiert. Ein Jahr später war auch CÄSAR in Person noch einmal unter uns, ehe er sich seiner Krankheit beugen musste. Meinen stolzen Alpha Romeo musste ich inzwischen verschrotten lassen oder, was noch schlimmer ist, er fährt jetzt irgendwo in Polen über die Landstraßen. Zudem sind wir aus Elbe-Elster ausgewandert und glücklich im Harz gelandet. Eine Fahrt nach Torgau dauert jetzt zwar viel länger, aber ich brauche dieses Eintauchen in den lockersten, wildesten und buntesten Fanclub-Haufen des „Ostrock“- Universums. Hier kommen wir gut ohne eine Satzung, ohne Orden und Scheuklappen aus, sind einfach nur Musikliebhaber querbeet, eine Mischung aus alten Kunden, grauhaarigen Rockern und poetischen Lieder(nach)singern. Für Stunden ein wenig anders eben, für einen Abend alles andere ausblenden. In Erinnerungen schwelgen, im Heute feiern.
Als ich eintreffe, sitzt die kleine Truppe der Unentwegten schon beim Kaffee. Man plaudert, man lacht und schiebt die neuesten Nachrichten über den Tisch. Ich erhalte von jedem eine Umarmung und von den ganz weit Gereisten fällt sie schon mal besonders intensiv aus. Man sieht sich nicht mehr oft und manchen nur dieses eine Mal im Jahr. Einige der Weggefährten werden nie wieder kommen und wenn wir darüber sprechen, werden unsere Stimmen leiser und der Ton traurig. Es tut jedes Mal weh, gute Freunde zu verlieren oder andere in schwierigen Lebenssituationen zu wissen. All denen senden wir zu vorgerückter Stunde einen Toast, einen Augenblick der Besinnung und Wünsche für gute Genesung. Das mit den aufsteigenden Himmelslaternen, die unser Hoffen in den nächtlichen Himmel mitnehmen und dem Universum unsere Wünsche bringen sollen, verkneifen wir uns seit Jahren. Handy, Facebook und Co. sei es „gedankt“.
Das reichliche Dutzend Leute, das hier versammelt ist, könnte unglaubliche Geschichten erzählen. Ein paar davon werden wie Legenden weiter getragen, doch auch neue Erlebnisse sorgen jedes Mal für Staunen oder Lachen. Einer bekam als Jüngling CÄSAR’s Keyboard geschenkt, ein anderer nahm sein Frühstück im Hotel, gemeinsam mit Agnus Young von AC/DC, ein. Von durchzechten Nächten ist die Rede und von einem Geigenhans, der mit umgebundener Schürze nach Mitternacht Gulasch zubereitet hat. Man schwärmt von den ausufernden Konzerten, die Jürgen Kerth einer Handvoll Fans gespielt hat oder von einer intensiven Begegnung mit Gerulf Pannach. Hier könnte ein Buch über den Rock „Made in GDR“ eingesammelt und aufgeschrieben werden, das einen völlig anderen Blick eröffnen und einige „Wahrheiten“ gerade rücken würde. Die besten Legenden stricken sich die Musiker wohl selbst, vom wirklichen Musikalltag aber erzählen nur die Fans, weil sie Beobachter und nicht Akteure sind. In so einer Runde zu sitzen, den Erzählungen zu lauschen und die Belege, die Fotos sowie die Raritäten zu bestaunen, ist jedes Mal neu spannend.
So ein Abend im Entenfang ist ein Zusammenkommen von Fans, ein Fantreffen. Musiker sind uns gern gesehene Gäste und dann bringen sie auch ihre Instrumente mit. Im 17. Jahr des neuen Millenniums begleiten wir uns wieder einmal selbst mit Gitarre und Mundi, singen unsere Lieblingslieder von Manne Krug, über CÄSAR bis Neil Young. Dazu einen guten Tropfen vom kleinen Cäsar-Bäumchen im Garten und für alle, die bleiben werden, ein kühles Bier zum Nachspülen. Zwei Autogrammsammler tauschen ihre Mitbringsel aus und ein Poster auf dem Tisch erhält von jedem eine Unterschrift. Eine persönliche Erinnerung an Stunden, die in dieser Zusammensetzung nie wieder stattfinden werden. Jeder von uns weiß das aus eigenem Erleben und auch deshalb gibt es wieder jenen traditionellen Augenblick, da wir uns, „ordentlich in Reih’ und Glied aufgestellt“, für ein Gruppen-Erinnerungsfoto der Fotografin stellen. Das geschieht diesmal nicht auf der unendlich weiten Wiese, sondern, wie bei einem Klassentreffen üblich, an der hölzernen Bank gegenüber der Gaststätte, damit man später fragen kann: „Erinnerst du noch?“.
Danach geschieht, wozu bei Konzerten weder Raum noch Zeit gegeben sind. Wir sitzen zwang- und planlos an zusammengestellten Tischen beisammen. In der einen Hand ein Getränk, in der anderen einen Glimmstengel oder etwas zum Knappern. Der Wind weht den Duft von brennender Holzkohle, später den von Steak und Bratwurst herüber. Wer mich kennt, weiß um meine Vorliebe für solcherlei Gaumenfreuden und dass ein Brötchen nur den Geschmack der saftigen Fleischmasse unterdrückt. Nein, Rock’n’Roll muss laut gehört und Bratwurst ohne Schwamm gegessen werden. Wo kommen wir denn sonst hin??
Jemand hat gut abgelagertes Holz aufgetrieben und mitgebracht. Ich denke an einen alten DDR-Witz mit dem Klauen aus volkseigenen Betrieben: „Und was für Holz klaust du eigentlich?“. „Gar keins! Nur Schubkarren.“ - Als Karli das Holz aus der Karre kippt, muss ich lächeln. Minuten später lodert hell ein Feuerchen, das die aufkommende Kühle des Abends verdrängt und, je nach Bedarf, die Hüfte, Rücken und Nacken wohlig entspannt. Wir sind wohl ein wenig in die Jahre gekommen, denke ich, und dann, dass es den musikalischen Idolen unserer Jugend ja auch nicht viel besser ergeht. Das Zipperlein und andere Gebrechen suchen nicht nach Alter oder Geschlecht aus, sie kommen einfach und schlagen zu. Auch solche Geschichten sind an diesem Abend zu hören, es kommt nur darauf an, wie wir mit ihnen umgehen und drücke beide Daumen ganz, ganz fest. Dann muss ich wieder lächeln.
Es ist dunkel geworden, Nacht im Entenfang. Das Feuer lodert, eine Damenstimme singt vom „Trieb unter einem großen gelben Mond“. Jugenderinnerungen vermischen sich mit Fetzen von „Satisfaction“ und Worten von Demmler. Es ist genau diese Stimmung, die man sich nur selbst zaubern kann, ohne Bühne, ohne „Stars“ und ohne Zeitdruck. Auch ich verschiebe meinen Aufbruch um eine Flasche vom „süffigen“ alkoholfreien Clausthaler. Noch ein wenig ausharren, verdrängen, aufsaugen, eintauchen in ein Erleben, das keine Rockband und kein Konzert bieten kann. Nur Fans und ein Gemeinschaftsgefühl der besonderen Art unter Freunden, das leider selten geworden ist. Sich davon zu verabschieden, hat inzwischen auch einen Hauch von Rocklyrik, denn „Tränen hat die Trauer, aber auch das Glück“. Ich weiß nicht, wie viele wir im kommenden Jahr noch sein werden, doch es ist nicht die Anzahl, die uns wichtig ist, sondern der Geist, den wir repräsentieren und die Inhalte, die wir pflegen. Nicht Nostalgie, sondern aufrecht und stolz Weitertragen!
Wir werden uns wieder hier treffen, uns gesund und munter in fröhlichen Stunden erfreuen, wünsche ich, während vier Räder über den Feld- und Wiesenweg der Piste und, wer weiß wie vielen, Baustellen und Umleitungen entgegen rollen. Heute Nacht bin ich ein „Eazy Rider“, ein „Highway Driver“ und der „Speed King“ in einer Person und außerdem noch lange nicht „Too Old To Rock’n’Roll“. Auf ein Neues im Jahre 2018 und herzliche Grüße allen Weggefährten in alle Himmelsrichtungen. Semper Fidelis!
Thread am 27.06.17 gegen 05:09 Uhr durch Admin. Kundi wegen des Sachzusammenhanges und dem leichteren Wiederfinden in den Bereich Konzertberichte 2017 verschoben. Der Themenersteller wurde darüber per automatischer Systemnachricht informiert.
www.mein-lebensgefuehl-rockmusik.de
RE: CÄSAR-Fantreffen 2017 im "Entenfang" von Torgau
in Konzertberichte 2019 und älter 02.07.2017 20:15von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Herzlichen Dank für Deinen Bericht vom CÄSAR-Fantreffen 2017, lieber Hartmut.
Mir persönlich haben diese Stunden im Entenfang auch wieder gefallen.
Körper und Seele konnte mal auslüften, ausmisten und entspannen. Das hat mir richtig gut getan.
Trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen werde ich auf einen eigenen Bericht vom Treffen diesmal verzichten.
Manchmal habe eben auch ich Gedanken, die muss ich nicht unbedingt in die Welt rausposaunen.
Aber ein paar Fotos schmeiße ich schon in die Runde hier
Gruß Kundi
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