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Klosterbrüder mit Beata Kossowska 27.05.17 Tante Ju Dresden
Klosterbrüder mit Beata Kossowska 27.05.17 Tante Ju Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 28.05.2017 10:44von PMausM • | 1.820 Beiträge | 3861 Punkte
Als die zwei alten Herren mit ihren schweren, schwarzen Ledermänteln die Bühne von Tante Ju betraten, war es mir, als wehte damit ein Hauch Geschichte des Ostrocks herein.
Es ging ein Raunen durch die gut gefüllten Reihen. Mir wurde klar, hier wirst du heute etwas erleben, was du so nicht wieder sehen wirst.
Die Klosterbrüder Schrägstrich Magdeburg fackelten ein Feuerwerk ab, was es in sich hatte. Zu meiner ganz großen Freude spielten sie fast alle ihre alten Titel. Ich hatte sie nur ein Mal live gesehen. Viele der gestrigen Konzertbesucher waren bei dem Konzert in Meißen dabei, was uns in Erinnerung geblieben war. Seit dem sind 9 Jahre vergangen. Band und Publikum werden ja auch nicht jünger. Die Klosterbrüder stehen seit 54 Jahren auf der Bühne. Viele Legenden sind im Umlauf und wurden gestern Abend erzählt. Man kann also sagen, wir haben eine lebende Legende besucht. Sie schmücken sich nicht mit dem Namen Rocklegende, sie sind wirklich eine.
Aktuell spielen bei den Klosterbrüdern:
Dietrich Kessler (Sax.)
Peter Eichstädt (Keyboard)
Hans-Joachim Kneis (Gesang)
Jörg Blankenburg (Gesang, Gitarre)
Andreas Kuhnt (Bass)
Bernd Schilanski (Schlagzeug)
Ausführlich wird euch sicher noch der liebe Kundi berichten. Viele Zusammenhänge kenne ich gar nicht. Aber was mich so an dem Abend beeindruckt hat, sie haben es einfach noch drauf und spielten erstklassig. Der Sound war auch vorn sehr gut, perfekte Textverständlichkeit.
Und dann hatten die alten Herren Verstärkung mitgebracht. Sie spielten mit Beata Kossowska aus Warschau. Sie ist eine der besten Bluessängerinnen und Mundharmonikaspielerinnen. Ich kann euch sagen, für diese tolle Dame legten sich die Herren Klosterbrüder echt ins Zeug. Sie sang auch gemeinsam mit H.J. Kneis und das wertete die Titel noch mal extra auf.
Überhaupt verneige ich mich vor Herrn Kneis. Dieses Urgestein des Ostrock hat noch ein sagenhafte Stimme, so als ob die Zeit spurlos an ihm vorüber gegangen wäre. Wenn er lächelt, fallen die Jahre von ihm ab. Man merkte ansonsten, es fällt nicht mehr so leicht, auf der Bühne zu stehen. Aber das macht echte Künstler aus, sie suchen das Rampenlicht, auch wenn es nicht mehr so einfach ist. Man kann sagen, die Band wurde von einer Welle der Sympathie und Zuneigung aus dem Saal getragen. Das habe ich lange bei keiner Band so gespürt. War aber auch keine Kunst, im Publikum waren viele nette Bekannte, die man oft zu Ostrocksachen trifft. Der Karussell Fanclub war auf Betriebsausflug.
Die Bandmitglieder sind allesamt Virtuosen in ihrer Sparte. Es war eine Freude, die Einlagen von Jörg Blankenburg an der Gitarre und von Dietrich Kessler am Saxophon zu erleben.
Für eine lustige Rätselrunde sorgte der Keyboarder Peter Eichstädt, genannt Eiche. Der Name hat was symbolisches für sein Spiel. Keiner konnte mir sagen, wo dieser Musiker her kommt. Kam mir bekannt vor, ich kann es aber nicht einordnen. Er kam auch oft hinter seinem Keyboard hervor um zu singen oder mit Beata Mundharmonika zu spielen. Der Kollege ist echt ein Hans Dampf in allen Gassen und hat eine total freundliche Ausstrahlung.
Gespielt wurde fast alles aus den früheren Jahren. Es war dabei "Verkehrte Welt", "Kalt und heiß" "Wenn ich zwei Leben hätt`", einige Titel von Inga Rumpf und von Tull.
"Lied einer alten Stadt" und "Vorsicht Glas" waren mit der Unterstützung von Beata doppelt schön.
"Was wird morgen sein?" Lasst uns darüber einfach nicht nachdenken.
RE: Klosterbrüder mit Beata Kossowska 27.05.17 Tante Ju Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 28.05.2017 15:54von PMausM • | 1.820 Beiträge | 3861 Punkte
Es gab auch eine sehr gute Vorband namens Andi Valandi .
Die haben toll gerockt und sind der deutschen Sprache mächtig. Deshalb firmieren sie auch unter dem Titel Kraftblues / Krautblues.
Der Frontmann erinnerte an Mick Jagger, wie mein Nachbar aus der ersten Reihe bemerkte. Damit hat er wirklich recht.
Durchweg gab es für diese Band sehr gutes Feedback. Frisch, locker und klasse Texte. Sie erzählen Geschichten und so was gefällt mir immer. Sehr witzig, "Unterground im Altersheim" und "Mutti muss weg". Also der junge Mann mit seiner Band hatte verdientermaßen viel Beifall.
Die Band wird schon hoch gehandelt, bei den Kollegen Deutschen Mugge bezeichnet man seinen Spielstil als Straßenköterblues. Das trifft voll den Nagel auf den Kopf.
Neben Andi spielen dort Yvonne Rühle am Schlagzeug und Frank Dresig am tragbaren Keyboard.
Bilder lassen sich zur Zeit hier leider nicht hochladen.
RE: Klosterbrüder mit Beata Kossowska 27.05.17 Tante Ju Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 28.05.2017 17:25von toms-daddy • | 99 Beiträge | 223 Punkte
hat leider nicht geklappt, dabei zu sein...
Zu Petras Frage:
Peter "Eiche"Eichstädt ist ( nicht nur im Land Brandenburg) ein gefragter Musiker -
und zudem auch Komponist, Produzent etc.diverser Filmmusiken und Kindermusicals.
"Eiche" spielt bei der unglaublich lustigen Glamrock-Band "The Clogs" ( ein absolutes MUSS!!! ) und begleitet auch Bodenski.
Gemanagt wird das übrigens von HENN-Promotion - richtig, Fachleute: Eberhard Henn, ehemals G.E.S.
Gruß aus der Lausitz!
RE: Klosterbrüder mit Beata Kossowska 27.05.17 Tante Ju Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 05.06.2017 18:41von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Dieses Konzert wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben., denn an diesem 27. Mai 2017 trafen in der Gegenwart mit den legendären KLOSTERBRÜDERN (später Gruppe MAGDEBURG) die Vergangenheit und mit der Dresdner ANDI VALANDI & BAND die Zukunft deutschsprachiger Rockmusik aus dem Osten aufeinander. Man sollte meinen, dass der Saal von Dresdens besten Liveclub „Tante JU“ bei so einem starken Paket aus allen Nähten platzen würde. Aber dem war leider wieder mal nicht so, das hat mich schon überrascht. Immerhin war das gut technisch gut ausgestattete Konzerthaus an diesem Abend zumindest für die Anwesenden der Mittelpunkt der Rockwelt. Wer nicht dabei war, hat auch echt etwas verpasst. Zum Beispiel die wunderbare BEATA KOSSOWSKA, die „First Lady of Bluesharp“.
Die im polnischen Plonsk geborene Frau hat die ostdeutschen Bluesfans in der zurückliegenden Zeit mit ihren Gastauftritten bei Bands wie MONOKEL KRAFTBLUES oder ENGERLING, sowie mit ihren eigenen Bands bzw. Projekten im Sturm erobert. BEATA ist sehr umtriebig, das legen auch ihre Bands wie BLUE AIRTRAIN, UNITED BLUES EXPERIENCE (mehrere CD-Veröffentlichungen), KOSSOWSKA/KLUNKER/RUMMEL BAND und andere. Außerdem gibt sie ihr Können und Wissen als Musikerin auch in Workshops sowie in Kursen an Volkshochschulen weiter. Mit „Die Mundharmonika in der Praxis“ hat sich auch ein Lehrbuch veröffentlicht. So wie bei diesem Gig in Dresden wird sie im Jahr 2017 noch mehrere Konzerte als Gast der KLOSTERBRÜDER bestreiten. Ich kann euch nur empfehlen, wenn der sympathische Harp- und Gesangs-Wirbelwind in eurer Nähe spielt, geht hin, besonders dann, wenn sie mit der Rocklegende KLOSTERBRÜDER auftritt.
Doch jetzt schalten wir zurück in die „Tante Ju“. Die Bühne gehörte zuerst ANDI VALANDI & BAND, die ja einen kleinen Heimvorteil hatte. Das Trio hat seine Chance genutzt und eine blitzsaubere Mugge hingelegt. Die Band legte einen ganz speziellen und abgefahrenen, schmutzigen, ruppigen und rotzigen Blues(-Rock) auf. Ich würde mal so sagen, dass es eine Form von Straßen- und (Groß-)Stadtblues handelt, der sich nicht an herkömmliche Bluesschemata halt, sondern auch Einflüsse aus Punk, Indierock und anderen Sparten enthält.
Der 1990 geborene Sänger und Gitarrist ANDI spielt nicht nur eine beachtliche Gitarre, sondern er hat auch eine sehr tiefe und raue Gesangsstimme. Er klingt zwar nicht ganz so extrem wie TONI MAHONI (den wir damals beim GUNDI-Tribut in der Berliner Columbiahalle erlebten), aber seine Röhre ist doch sehr markant mit einem hohem Wiedererkennungswert.
Inhaltlich handeln die eigenen Songs der ANDI VALANDI BAND vom Leben in all seinen Facetten. Es sind in Musik verpackte Alltagsgeschichten, denen zu weilen auch ein gewisser Humor nicht fremd ist. Lieder wie „Lass den Kopf nicht hängen“, „Herr Lehmann“, „Underground im Altersheim“, „Rebellion und Zigaretten“ oder „Muddi muss weg“ gehen ab wie Schmidts Katze. Das ist treibender kräftiger Blues(-Rock) mit wuchtigen Schlagzeugschlägen, einer hammerhart gespielten E-Gitarre und einem Keyboard, welches den Laden zusammenhält. Dazu kommen von Zeit zu Zeit noch die Töne einer Harp.
VALANDI hat mit FRANK DRESIG (Keyboard, Mundharmonika) einen erfahrenen und vielseitigen Musiker an seiner Seite, der auch in der ANGRY LIL‘ BLUES BAND, in der Rock- und Soulband hiPhi und bei der NEUEN DRESDNER KAMMERMUSIK (Zeitgenössische improvisierte Musik) seine Kreise zieht oder gezogen hat.
Schlagzeugerin YVONNE RÜHLE kommt von der Band KLANGTEPPICH und spielt außerdem noch bei der DRK-Band Sachsen (einer Freizeitband haupt- und ehrenamtlicher DRK-Mitglieder). Die DRK-Band wird vom Namensgeber auch unterstützt. Die Frau spielte bei diesem Konzert der ANDI VALANDI BAND so was von ausdauernd und hart, das war schon beeindruckend. Das Trio konnte an diesem Abend weit mehr als einen Achtungserfolg einfahren und man darf gespannt sein, wie sich diese Band weiterentwickelt.
Mit ihren langen Ledermänteln kamen DIETRICH `“DIDDI“ KESSLER (Querflöte, Saxofon, Gesang) und HANS-JOACHIM „HAJO“ KNEIS (Gesang) auf die Bühne. Zusammen mit Gitarrist JÖRG „MATZE“ BLANKENBURG bilden sie das Trio der verbliebenen Gründungsmitglieder. Schlagzeuger BERND SCHILANSKI und Bassist ANDREAS KUHNT kamen erst 1779 zur neuformierten und umbenannten Gruppe MAGDEBURG. Das dienstjüngste Bandmitglied ist heute Tastenmann PETER EICHSTÄDT.
Mit „Untreue Freunde“ ballerten die KLOSTERBRÜDER gleich einen ihrer Hits in die Halle. Von denen sollte in den nächsten Stunden noch einige folgen. Der leicht hardrocklastige Sound der KLOSTERBRÜDER sprang sofort auf die Fans über. Als DIETRICH KESSLER im Mittelteil des Songs die ersten Töne auf der Querflöte erklingen ließ, brandete Szenenbeifall und Jubel im Rund auf. Der Mann ließ sein Können an Saxofon und Querflöte die ganze Mugge über immer wieder aufblitzen und das war ein Genuss.
Gerade das Lied „Untreue Freunde“ ist ja eines von mehreren Beispielen welche Steine der Band von übereifrigen Lektoren in den Weg gelegt wurden. Das Lied musste ja 2 Mal verändert werden. „Schweigt ihr Propheten“ war die zweite Fassung, die nicht durch die Kontrolle ging. Erst „Gottlose Lieder“ bekam den „Segen“ der Kultur-Oberen.
Aber ich möchte heute gar nicht so viel von der Vergangenheit schreiben. Vielen von uns ist die Geschichte der KLOSTERBRÜDER und der Gruppe MAGDEBURG bekannt. Die Band mit ihren langhaarigen Musikern, ihren hinterherreisenden Fans und ihren „Kirchennamen“ war den Oberen von Anfang an suspekt. Ich nenne mal die Stichworte Umbenennung, die langen Haare, welche die Band nicht mal für einen der begehrten Fernsehauftritte hergab, der Ausreiseantrag der geschlossenen Band, die Haft von KESSLER und KNEIS mit dem anschließenden Freikauf. Der Band und insbesondere KESSLER und KNEIS wurde erhebliches Unrecht abgetan, da beißt die Maus keinen Faden ab.
Doch auch da irrten die Funktionäre, dass sie die Band einfach aus den Köpfen der Menschen löschen könnten. Wie schon bei RENFT und anderen ließen sich die Fans nicht vorschreiben, was sie zu denken haben und welche Musik sie zu hören haben. Die KLOSTERBRÜDER und ihre Lieder geisterten weiter in den Gedanken der Fans, wenn auch einige von ihnen den Musikern die Umbenennung in MAGDEBURG zeitweise übel nahmen.
Die KLOSTERBRÜDER bastelten in Dresden eine nahezu sensationelle Kette aus ihren Liedern und einigen Coversongs zusammen. Da blieben eigentlich keine Wünsche mehr offen. „Kalt und Heiß“, „Was wird morgen sein“, „Wenn ich zwei Leben hätt“, das von mir innig geliebte Schmuckstück „Lied einer alten Stadt“ waren zu hören und wieder mal wurde mir bewusst, dass MAGDEBURG bzw. die KLOSTERBRÜDER nicht nur für außergewöhnliche Musikalität standen und stehen, sondern auch für anspruchsvolle Texte.
Was für ein Meisterstück ist alleine „Verkehrte Welt“. Eine Magdeburger Band verarbeitete hier die Geschichte des großen Sohnes der Stadt und Wissenschaftlers Otto von Guericke und seines bekanntesten Experimentes. Im 17. Jahrhundert war es da experimentierte um den Luftdruck zu erforschen. Dabei kam er auch dem Vakuum und seinen Kräften auf die Spur. Er fügte 2 Magdeburger Halbkugeln aus Kupfer zusammen, dichtete diese ab und pumpte sie luftleer. Diese Verbindung konnten selbst 16 Pferde (8 auf jeder Seite) mit ihren Kräften nicht trennen. Erst als wieder Luft in die Halbkugeln gelassen wurde löste sich die Verbindung. Ich finde, dass das Lied „Verkehrte Welt“ geeignet ist, jungen Leuten auch Geschichte näher zu bringen.
Das Instrumentalstück Orient X-Press zeigte die Instrumentalisten gemeinsam in Höchstform. Was für herrliche Klänge sich da in den Ohrgängen aufbauten. Natürlich wollten die Fans auch Internationale Perlen hören, die die KLOSTERBRÜDER in der Vergangenheit schon spielten. Selbstverständlich brauchten sie darum nicht zu betteln, denn die Band spielte unter anderem „How The Gipsy Was Born“ von FRUMPY (der Band mit der sagenhaften Sängerin INGA RUMPF) und natürlich auch Lokomotive Breath“ von JETHRO TULL.
Es war fast ein Gitarren-Gottesdienst, was MATZE BLANKENBURG, der sich bescheiden im Hintergrund aufhielt, auf seinen 6 Saiten zelebrierte. Dieser Mann hat nicht nur die KLOSTERBRÜDER mitgeprägt, sondern ein paar Jahre später auch die Gruppe REFORM.
HANS-JOACHIM KNEIS holte immer doch mehr als beachtliche Klänge und Töne aus seiner Stimme heraus. Er zählt unbestritten zur Gilde der besten Rocksänger des Landes. Schön war auch zu erleben, wie er die Zuhörer immer wieder mitnahm bzw. aufforderte mitzumachen.
Der Gesang wurde bei diesem Konzert auf 3 Solisten aufgeteilt. Neben HAJO sangen auch PETER EICHSTÄDT und BEATA KOSSOWSKA einige Stücke. Das brachte frischen musikalischen Wind und Bewegung auf die Bühne. Sehr toll war auch das Mundharmonika-Duell der beiden.
Drummer BERND SCHILANSKI (u.a. früher auch bei MCB und SCHESELONG) und Bassist ANDREAS KUHNT (auch Gesang) bildeten eine formidable Rhythmus-Gruppe. Die beiden Herren lieferten ihren Kollegen genau den rhythmischen Rahmen den sie brauchten und zwar auf den Punkt.
Die KLOSTERBRÜDER und BEATA KOSSOWSKA bildeten eine bemerkenswerte und schöne musikalische Einheit, bei welcher es nur Sieger gab. Band, BEATA und Publikum feierten einen denkwürdigen Abend. Bis zur letzten Zugabe gaben alle beteiligten Musiker ordentlich Gas. Mir hat der Abend richtig Spaß gemacht und da schließe ich auch die Vorband ANDI VALANDI & Band mit ein.
Gruß Kundi
Fotos ANDI VALANDI & BAND
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