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JOES DADDY und PAVEL OSVALD 17.02.17 khg Dresden
JOES DADDY und PAVEL OSVALD 17.02.17 khg Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 19.02.2017 20:13von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
,Der etwas versteckt und idyllisch gelegene Kunsthof in Dresden-Gohlis (kunsthofgohlis) ist eine der festen Kulturadressen bei denen ich immer wieder gerne einkehre. Das liegt zum einen an dem musikalischen Angebot, welches durchaus außergewöhnlich ist. Es bedient nicht unbedingt die breite und denkfaule Masse der Mainstream-Anbeter, sondern, ganz bewusst auch die Liebhaber der Randsparten moderner Unterhaltungsmusik. Dabei reicht das musikalische Spektrum von Liedermacherei, über Folk und Blues bis hin zu Country, Rock, Funk und Soul in allen Auslegungen und Spielarten. Dabei geht es den Protagonisten, die sich hier dem Publikum stellen und auch dem Betreiberpaar nicht um die schnelle Mark bzw. den leicht verdienten (T-)Euro, denn großartig zu verdienen ist mit so einem Angebot und bei den Preisen nicht. Zu erwähnen ist, dass die Künstler nicht für eine feste Gage auftreten, sondern während des Konzertes der Hut im Publikum herumgereicht wird und jeder Gast dort einen Geldbetrag nach seinen Vorstellungen und nach seiner momentanen Finanzlage beisteuern kann.
Ich fahre auch aber nicht „nur“ wegen der Musik gerne in den kunsthofgohlis, sondern auch wegen der Leute. Das betrifft Sigrid Körner und Uwe Piller, ihr Team, die Musiker und auch viele bekannte Gleichgesinnte unter den Gästen. Die ausgesprochen netten Menschen, der Kontakt und Gedankenaustausch mit ihnen auf Augenhöhe und ohne Zeitdruck behagen mir sehr. Dass ein Teil der Gäste selber aktive Musiker sind, ist auch eine spannende Geschichte, denn als Gleicher unter Gleichen fällt vielen ein Gespräch auch etwas leichter. Im kunsthofgohlis wird man auch noch fast fürstlich als Stammgast geschätzt, wenn man nicht jedes Wochenende auf der Matte steht. Auch ich wurde am vergangenen Freitag wieder so herzlich und offen empfangen, als ob ich nach längerer Abwesenheit endlich wieder nach Hause gekommen wäre.
Ich hatte im Vorfeld so eine leise Ahnung oder Hoffnung, dass es an diesem Abend ein freudiges Wiedersehen mit meinem „alten“, aber ewig jüngeren Freund und Bruder im Geiste Vize geben könnten. Ich grinste zufrieden als ich seinen Kombi mit dem fremden amtlichen Kennzeichen auf der Dorfstraße vor dem khg entdeckte. Wenige Augenblicke später gab es ein freudiges Hallo. Aber es waren nicht „nur“ Petra und Vize aus Magdeburg, welche mein Herz freudig schneller schlagen ließen. Die nächsten Minuten gingen nämlich in allerlei herzlichen Begrüßungen und Begegnungen über, denn es galt viele bekannte Gesichter zu begrüßen. Ganz ehrlich, es war vom Gefühl her tatsächlich wieder wie eine Heimkehr für mich.
Die Zusammensetzung der Besucher war diesmal auch etwas anders als sonst. Das lag zum großen Teil an den beiden Akteuren auf der Bühne. Nicht allen Konzertbesuchern waren bisher beide Musiker bekannt. Die Rede ist vom Wahl-Dresdner UWE KOTTECK und vom Tschechen PAVEL OSVALD.
Den Abend gestalteten also zwei Musiker, die noch nie zusammen aufgetreten sind und die auch noch nie zusammen musiziert hatten. Sie hatten für diesen Gig auch nicht weiter geprobt.
So etwas ist für alle Beteiligten und für das Publikum immer spannend und es ist auch etwas riskant. Niemand weiß im Vorfeld, ob die Musiker auf der Bühne harmonieren, ob sie sich mit dem neuen Bühnenpartner handwerklich verstehen.
KOTTECK, den viele nur unter seinem Bühnennamen JOE’S DADDY kennen, stimmte einige Minuten nach 20:00 Uhr das Publikum mit einigen erklärenden Worten auf die folgenden Stunden ein und bat dann seinen musikalischen Partner PAVEL OSVALD auf die Bühne. UWE erzählte uns wie die Idee für dieses musikalische Gipfeltreffen zweier leidenschaftlicher Musiker geboren wurde. Pave und erl hatten sich irgendwo mal getroffen, lange gemeinsam geschwatzt und dabei gemerkt, dass sie in einigen Dingen und Ansichten auf einer Wellenlänge liegen. Daraus ist der Wunsch entstanden auch mal gemeinsam zu musizieren. Dabei ging es nicht um einen generalstabsmäßig vorbereiteten Konzertablauf und einen bis ins letzte musikalische Detail geprobten musikalischen Verlauf. Die Musiker dachten sich das ganze eher wie eine Session: wir gehen zusammen auf die Bühne, machen zusammen Musik und schauen mal, was dabei passiert. Klingt ein wenig verrückt, aber genau das zeichnet doch leidenschaftliche und mit Herzblut agierende Musiker aus. Ich schrieb doch weiter oben schon, dass das spannend sein kann
Lokaler Musikheld trifft auf musikalischen Weltenbummler könnte man diesen kleinen Konzertabend auch überschreiben. Zumindest ich tue das jetzt mal frech und gehe mal in den folgenden Sätzen ganz kurz auf beide Musiker ein.
JOE’S DADDY ist als Musiker seit vielen Jahren in und um Dresden solo, mit seinen Bands (u. a. LIEDANEI und das Unplugged PINK FLOYD-Tribut-Projekt PIGS ON THE WING) unterwegs. Auch als Session-Musiker hat er sich einen Namen gemacht. Ob Stadtfestbühne oder Kneipe mit Livemusik JOE’S DADDY trifft den Geschmack und Nerv seiner Zuhörer ohne sich anzubiedern. Mit seiner charismatischen Ausstrahlung, einer flexiblen und reichhaltigen Songauswahl und einer eigenständigen Interpretation weiß er die Menschen zu begeistern.
PAVEL OSVALD lebt in Sachsen-Anhalt und dort habe ich ihn vor 2 Jahren auch erstmals live als Gast der Band AufSturz erlebt. Der sympathische Typ hat mich menschlich und musikalisch damals sofort überzeugt. Er ist musikalisch aufgeschlossen und erreicht immer wieder neue musikalische Ufer. Wohltuend sind seine natürliche Bescheidenheit und seine Fertigkeiten als Musiker sind einfach herausragend. Man trifft nicht immer auf solche sensationellen Livemusiker, die sich handwerklich geschickt sowie mit Herz und Seele in eine Mugge hereinspielen können. Der Mann fiedelt eine Geige, da schnallst du einfach ab und er spielt immer in Sinne seiner jeweiligen Band. Er ist ein ehrlicher und vielseitiger Teamplayer. Als Weltenbummler bezeichne ich PAVEL nicht nur, weil er Tscheche ist, oder weil er in mehreren Bands seines Heimatlandes wirkt oder wirkte. Mit dem Oberwiesenthal-Kandier DRIFTWOOD HOLLY (bürgerlicher Name Holger Haustein) und Bassist JÄCKI REZNICEK hat er tatsächlich auch schon auf der anderen Seite des großen Teiches in HOLLYs Wahlheimat Kanada gespielt und das mehrmals. DRIFTWOOD HOLLY tourt ja mittlerweile auch in regelmäßigen Abständen hier in Deutschland und hat sich hier eine treue Fangemeinde erspielt. Auch im kunsthofgohlis waren einige Fans aus der DRIFTWOOD HOLLY-Ecke anwesend, die mal hören wollten, was der außergewöhnliche Geiger musikalisch denn noch so macht.
Eine exakt abzuarbeitende Setlist war an diesem Abend gar nicht vorgesehen. JOE‘S DADDY ließ sich von seinem Bauchgefühl, seiner Spiellaune und seinem Instinkt leiten. Dabei traf er nicht nur bei mir mit seiner Liedauswahl direkt ins Zentrum von Hirn und Seele. Das hat man ja auch nicht immer, dass einem alle Lieder eines Programmes so zu Herzen gehen. Schon der Auftakt des Gigs mit „Tanz“ von STOPPOK war ein musikalisches Fest. Viele von uns kennen dieses Lied unter der Refrainzeile „Beweg dein Herz zum Hirn. Schick beide auf die Reise…“ etwas besser, aber beim Hören kam dann auch das Erkennen.
Es war spannend und schön zu beobachten, wie PAVEL OSVALD sich in die Mugge einbrachte. Einen Teil der Lieder kannte er ja und einige davon hat er zum Beispiel auch schon mit der Magdeburger Band AufSturz gespielt. Aber jede Band bzw. jeder Musiker spielt solche Stücke ja auch etwas anders. Das war jedoch kein Problem für den Geiger, er fitzte sich da schnell rein. War ihm ein Song mal nicht so geläufig hörte er sich kurz ein und setzte dann etwas später mit seiner Geige ein. Hier und da gab ihm JOE’S DADDY auch einen kleinen Hinweis, welche Tonart nun kommen würde und ähnliches. Der Geiger fitzte sich immer wieder mit Herzblut und Spielwitz in den Ablauf rein. Hier zupfte er mal die Saiten seiner Geige, dort strich er die Saiten mit dem Bogen. Das war alles schon fast so spontan wie bei einer Session, aber genau das war auch das Besondere an diesem musikalischen Intermezzo im kunsthofgohlis.
UWE KOTTECK brachte uns mit seiner tollen, deutlichen und markanten Stimme sowie mit seinem Gitarrenspiel nicht nur Altbekanntes zu Gehör, sondern er hatte auch die eine oder andere musikalische Überraschung im Gepäck. „Tausend Tode“ von HANS-ECKHARDT WENZEL war so ein besonderer Leckerbissen für mich. Das Lied von WENZELS CD „Glaubt nie, was ich singe“ erreichte im Jahr 2008 nicht nur den Deutschen Liederpreis (das ist der Jahrespreis der Liederbestenliste), sondern das Lied sowie die gesamte CD gehören zu meinen persönlichen WENZEL-Favoriten.
Was auf der Bühne passierte waren nicht nur einzelne musikalische Fünkchen. Wir lebten einen ausführlichen und mehrere Stunden anhaltenden musikalischen Funkenflug. Es knisterte förmlich immer wieder und jedes Lied war wie so ein Funkenschweif. Beide Musiker genossen diesen gemeinsamen Ausritt in die Niederungen von Liedermacherei bis Rock und Folk sichtbar.
KOTTECK räumte den Liedern von GERHARD GUNDERMANN einen größeren Platz ein und so bildete sich den ganzen Abend über förmlich eine ganze musikalische Kette mit GUNDI-Perlen: „So wird es Tag“, „Schwarze Galeere“, „Keine Zeit mehr“, „Gras“, „Alle oder Keiner“ und „Nach Haus“ hießen diese Perlen. Zufällig war ein Typ mein Tischnachbar, der selber GUNDERMANN mag und der auch selbst seine Lieder singt. Dieser Jüngling meinte zu mir, dass UWE KOTTECK ein besserer GUNDERMANN(-Interpret) als HAASE ist. Das kam schon einem Ritterschlag für JOE’S Daddy gleich. Aber CHRISTIAN HAASE wird diesen Spruch sicher verschmerzen können, denn schlecht macht sich der HAASE ja nun auch nicht mit der SEILSCHAFT ;-)
Aus seinem mehr als 30jährigen Schaffen als Musiker und Schreiber eigener Lieder präsentierte uns JOE’S DADDY mit Liedern wie "Die Eitelkeit", „Das Tanzlied“ und „Wellenreiter“ auch ein paar Kostproben, welche sich sehr gut in den Ablauf einfügten. Leider blieb mein persönliches Lieblingslied „Der Phönix“ diesmal auf der Strecke. Bei der Vielzahl der gespielten Songs war das aber auch kein Wunder.
Internationale Lieder wie „Halleluja“ von LEONARD COHEN und ein wunderschöner SPRINGSTEEN-Klassiker, der einst sogar von JOHNNY CASH gecovert wurde, waren Labsal für Ohren und Herz. Ganz großes Kino, wie UWE uns so den JOHNNY CASH machte. Ich glaube, der Titel war „Further on up the Road“.
Aus der Abteilung nichts ist einem guten Musiker unmöglich hatte der Herr KOTTECK zwei Knaller mitgebracht. UWE erzählte dazu, dass es manche Musiker gibt, die behaupten, dass man solche Lieder nicht in so einem kleinen Format spielen kann und er hiermit den Beweis angetreten hat, dass das doch funktioniert. Das waren zum einem „DANCING QUEEN“ von ABBA und das zur schönen Ballade gewandelte KISS-Stück „I was Made for Lovin‘ You“. Sensationell, was da aus dem Diskozeit-Kracher der maskierten Amis gezaubert wurde. Ich glaube, da löste sich rvor Begeisterung sogar mein Ohrenschmalz ganz von alleine auf.
Wenn man einen Geiger auf der Bühne hat und noch dazu in Ostdeutschland darf eigentlich ein Lied nicht fehlen: „Am Fenster" von CITY. Das Lied hat JOE’S DADDY sonst nicht unbedingt auf der Pfanne Aber, wenn man so einen hervorragenden Geiger wie Pavel Osvald auf der Bühne hat, kann man das ohne Hemmungen oder Gewissensbisse mal spielen. Natürlich kam das kunsthofgohlis ebenfalls sehr gut an.
Als UWE einen Hit von KEIMZEIT ansagte, dachte ich schon, dass es nun dicke kommt und es gleich „Klingeln“ würde. Aber weit gefehlt, der Mann wählte mit „Singapur“ eines meiner LEISEGANG-Lieblingslieder.
Die ganze Mugge war insgesamt so was von schön und der Abend so was von tiefenentspannt, dass man die Zeit am liebsten anhalten wollte. Aber das geht bekanntlich ja nicht. Ich hoffe, dass ich mich wenigstens noch lange an diese schönen Stunden erinnern werde. Diese Zeilen und die Fotos werden mir dabei helfen. Mal sehen, ob die beiden Musiker irgendwann mal wieder Lust zu so einem kleinen Gipfeltreffen haben. Ich hätte nichts dagegen.
Gruß Kundi
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