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PAUL BARTSCH "acoustic trio" live im Gleimhaus Halberstadt
PAUL BARTSCH "acoustic trio" live im Gleimhaus Halberstadt
in Konzertberichte 2019 und älter 12.01.2017 18:46von HH aus EE • | 1.042 Beiträge | 2522 Punkte
Paul Bartsch „acoustic trio“ live im Gleimhaus von Halberstadt (11.01.2017)
Fast auf den Tag genau ist es her, im Januar 2016, dass ich PAUL BARTSCH mit Band das erste Mal live spielen hörte. Das war im Musikhaus Polyhymnia von Halle und der Künstler beging mit Freunden sein 35. Bühnenjubiläum. Ich erlebte ein intimes Konzert sowie hinreißend aufspielende Musikanten und das alles auf engstem Raum. Der heutige Januartag 2017 hat das gleiche Schmuddelwetter wie vor einem Jahr, diesmal aber bin ich zu Fuß unterwegs. Mein Ziel ist das Gleimhaus in Halberstadt. Der „Zirkustiger“ ist als „acoustic trio“ angekündigt. Für mich die Gelegenheit, den Musiker aus Halle ein zweites Mal zu treffen. Ich freue mich darauf, endlich einige Lieder der CD „Freund sein“, die ich rezensieren durfte, in der Live-Variante hören zu können.
Das gläserne Foyer des Gleimhauses ist gut gefüllt, als die drei Musiker, PAUL BARTSCH (voc, guit), SANDER LUEKEN (keyb, voc) und THOMAS FAHNERT (guit, viol, voc) den Abend mit „Sisyphos“ von genannter CD beginnen. Sofort ist auch der Wiedererkennungseffekt da und mit dem folgenden „Noch nicht alles“, das leicht angejazzt daher kommt, ist auch das heimische Publikum aufgetaut. Man kennt sich, denn Paul hat in Halberstadt das Gymnasium besucht und ist im Harzvorland aufgewachsen. Hier überkam ihn auch die Idee, Beatmusik spielen zu wollen, als ihm zu Ohren kam, die englischen Hollies würden in (Ost)Berlin ein Konzert geben. Es war kein Gerücht. Ich hatte ebenfalls davon gehört und sogar einen Brief an den Zentralrat der FDJ geschrieben, um eine Karte zu ergattern. Leider fand das Konzert dann doch nicht statt und man tat die Kunde als „feindliche Propaganda“ ab. Der Musik ist er treu geblieben, wenn auch aus englischem Beat inzwischen eigene deutsche Lieder geworden sind.
Davon gibt es an diesem Abend fast schon im Überfluss zu hören. Auch den Titelsong seiner aktuellen CD „Freund sein“ bekommen wir zu hören und seine Geschichte natürlich auch, denn die begann hier im Gleimhaus. Sie hat viel mit Freundschaft, Menschlichkeit und ehrlichem Miteinander zu tun. So wie die „Ermutigung III“ auch, ein Song, der sich gedanklich an eine alte Renft-Nummer anlehnt. Es fühlt sich an wie ein Wiedertreffen mit guten Bekannten, denn vor einem Jahr hörte ich diese Lieder auch schon, nur waren sie damals neu und die CD noch nicht erschienen: „Vom Regen in die Traufe“, „Die Stunde der Vereinfacher“ oder das Lied vom „Inselleben“, das virtuos vom Geigenspiel verziert wird. Es macht Vergnügen, diese Lieder zu hören und live sogar neue Nuancen zu entdecken oder den Soli von Geige, Gitarre und Piano zu lauschen.
Die eigentlichen Überraschungen des Abends aber sind (schon wieder) neue Lieder. Zwar erzählt uns PAUL BARTSCH, dass er meint, kaum noch neue Ideen finden zu können, dann jedoch von Aktualität und Vielfalt des Lebens wieder neu inspiriert zu werden. So entstehen wieder andere Lieder, wie das von „Superman’s freien Tag“, das zum Lächeln verleitet oder jenes vom „LiebesLand“, das mich doch etwas nachdenklich werden ließ: „Ich liebe dieses Land wie einen Feind, der mich verschont, wenn ich am Boden lieg“, höre ich ihn singen. Da reißt es einen hin und her, die Emotionen wirbeln, ohne dass man wirklich Fragen beantwortet bekommt. Man muss schon sehr genau hinhören, wenn es um den Begriff vom Heimatland geht: „Nehme im Grunde meines Herzens seine und meine Schwächen an.“ – Darüber muss ich trotzdem noch weiter nachdenken. Anregung sind solche Zeilen aber auf jeden Fall und ein kluger Gegenpol zu all dem dumpfen Volksgebrüll aus rechten Ecken und verstecken!
Ich amüsiere mich wieder köstlich mit der „Trierer Ballade“, der Wertigkeit von Marx oder den Römern und entscheide mich dann doch für Dylan nicht nur deshalb, weil er der aktuelle Nobelpreisträger ist, sondern weil sich hier wirklich etwas ändern muss – „The Times They Are A-Changing“. Auch diesmal wieder folge ich dem 5er Rhythmus der „Tanzenden Hunde“ und lasse mich vom „Buttje (in der See)“ begeistern. Und dann kommt da noch die neue Nummer vom „Tango der Schwarmintelligenz“, bei der man schon sehr genau hinhören muss, um den „Marsch von der Unfehlbarkeit der Masse“ und dessen Sarkasmus dahinter, nicht zu verpassen. Wahrlich kein leichter Tobak, aber dafür sehr anregend und dringend angebracht – siehe „LiebesLand“. Eben typisch PAUL BARTSCH, wie ich inzwischen weiß. Leute wie ihn, könnte dieses Land durchaus noch einige mehr vertragen und mutige Leute, die deren Botschaften medial verbreiten, ebenso. Wir sind so furchtbar beliebig geworden!
An den Schluss setzt der Liedermacher aus Halle mit „In der Mitte des Flusses“ eines seiner Frühwerke und dann ist nach zwei Stunden auch der „acoustic trio“ Abend beendet - fast. Zwei Lieder als Zugabe gibt es noch, wobei der „Schmiedeblues“ schon mal die Glieder für den Heimweg auflockert und sogar das Mitsingen, wie bei einem alten Wanderlied, in Gang bringt. Doch dann ist wirklich alles vorbei. Ein paar der Gäste „plündern“ noch den Verkaufsstand fast leer, ich hingegen lasse es mir (wieder) nicht nehmen, ein Poster als Erinnerung zu entfernen. Mit einer Papierrolle unter dem Arm schlendere ich durch das nächtliche Halberstadt, über den Fisch- und Holzmarkt hinweg, nach Hause. Schön war es wieder!
www.mein-lebensgefuehl-rockmusik.de
RE: PAUL BARTSCH "acoustic trio" live im Gleimhaus Halberstadt
in Konzertberichte 2019 und älter 13.01.2017 08:47von Drachenuli • | 1.023 Beiträge | 2222 Punkte
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