Erinnerung und Gedenken an Lothar Spiller (14.11.1932 – 29.01.2016)
Viele Musiker drängt es, ganz weit oben im Spot der Lichter zu stehen. Nur wenige schaffen es auf die großen Showbühnen. Noch weniger aber wissen, dass nur Talent und Fleiß allein oft nicht die einzigen Faktoren sind, um dieses Ziel zu erreichen. Schon weit vor den großen Erfolgen wirken Menschen, die ihr fundiertes Wissen, ihr oft spezifisches Können und ihre umfangreichen Erfahrungen an strebsame junge Künstler weitergeben, damit sie, darauf aufbauend, später Großes in ihrem Fach leisten können. Einer von ihnen, deren Namen die meisten nicht kennen, war LOTHAR SPILLER aus Dresden.
Der studierte Bassist und langjährige Orchestermusiker bei den Dresdner Tanzsinfonikern unter der Leitung von Günter Hörig, war einer von denen, die schon sehr früh, nämlich ab 1963, begannen, als Dozent an der Hochschule für Musik Carl-Maria-von-Weber in Dresden, junge Musiker im Spezialfach Kontrabass und Bass-Gitarre auszubilden. LOTHAR SPILLER legte damals, vielleicht ohne es zu ahnen, einen von vielen Bausteinen für eine lebendige Jazz- und Rock-Szene im Osten dieses Landes. Wenn wir in all den Jahren vor den Bühnen standen, um Bands wie Electra, Lift, Panta Rhei, Karat, Pankow, Silly oder Stern Combo Meissen zuzujubeln oder dem Gesang von Ruth Hohmann beim Jazz Collegium Berlin begeistert zu lauschen, dann war im Bühnenhintergrund auch stets der imaginäre Schatten von LOTHAR SPILLER zu sehen, der sich darüber freute. Liest man heute die Namen von Musikern, deren Spiel er mit seinem Wissen mithalf, zu formen, dann liest sich das wie das „who is who“ der hiesigen Szene. Statt weiterer Details aus dem Leben eines bescheidenen Dozenten und Familienvaters, mögen einige Namen von über 40 Musikern stehen, deren Weg auf die Bühnen LOTHAR SPILLER begleitete:
Henning Protzmann Alexanders, Panta Rhei, Karat, Lift, Jazzin’ The Blues
Wolfgang „Kuddel“ Riedel Electra
Bernd Fiedler Stern-Combo-Meissen
Hans-Jürgen „Jäcki“ Reznicek Pankow, Silly, Eastblues Experience
Michael Schiemann Sander Formation, Lift
Roger Goldberg Baroque & Blue, Micha Fuchs Trio, Semper-House Band
Michael Ledig Lift
Jochen Kittan Theo Schumann Band, Lift
Stefan Lasch Tower Jazz Band, Jazz Collegium Berlin, DT 64
Thomas Reuter Sander Formation, Wir
Thomas „Tom“ Götze Dekadance, Manfred Krug, Honorar-Professor in Dresden
Seine Leistung und sein Wirken zu würdigen, können zwei von denjenigen am besten formulieren, für deren musikalische und künstlerische Laufbahn er wichtige Grundlagen legte.
Michael Schiemann:
Wir verlieren einen tollen Lehrer, einen Berater, wenn man ihn als solchen brauchte, und ich ganz persönlich außerdem einen guten Freund. Darüber hinaus wird mir Lothar Spiller als bescheidenes Vorbild in lebendiger Erinnerung bleiben.
Jäcki Reznicek:
“Ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich heute bin, wäre meine musikalische Entwicklung so nicht verlaufen. In all meinen Basslehrbüchern danke ich ihm auch dafür. 1991 habe ich seinen Job an der HfM Dresden übernehmen dürfen. Er sitzt als Lehrer immer in Gedanken neben mir und wird von mir auch bei jeder passenden Gelegenheit, besonders im Methodik-Unterricht, erwähnt.“
Menschen wie LOTHAR SPILLER werden auch in Zukunft für die nachstrebenden Musikergenerationen unverzichtbar sein, wenn es darum geht, handwerkliches Rüstzeug und musikalischer Erfahrungen zu vermitteln. Deshalb sollten wir deren Lebensleistung in besonderer Weise würdigen oder an deren Wirken erinnern.