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Waste Water 29.12.15 in "Katy's Garage" Dresden
Waste Water 29.12.15 in "Katy's Garage" Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 09.01.2016 13:36von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Die Kernbotschaft des Abends stelle ich gleich mal an den Anfang des Berichtes: Rock'n Roll ist nicht tot! Solange es leidenschaftliche Musiker und ein entsprechendes Publikum gibt, so lange wird er auch leben. Dabei ist mir persönlich vollkommen egal, ob sich auf der Bühne namhafte Rocker oder Hobbymusiker tummeln. Auch die Größe der Bühne und die Anzahl der Zuhörer ist für mich kein Maßstab, ob mir eine Mugge sagt. Es gibt Bands, die ziehen Tausende Leute an und die interessieren mich trotzdem einen feuchten Kehricht. Man kann auch am Lagerfeuer oder in der kleinsten Hütte Spaß haben und tolle Musik erleben. Sicher ist Musik auch Geschmackssache, aber es gibt auch genug Schrott, der die Bezeichnung Musik gar nicht verdient. Entscheidend ist nämlich nicht der Bekanntheitsgrad der handelnden Personen. Neben den Tönen, Akkorden, Riffs und Breaks, die zweifellos auch eine gewisse Qualität haben sollten, gehört für mich unbedingt auch dazu, dass ich spüre, dass die musizierenden Typen das wirklich gerne tun. Leidenschaft, Emotionen und Spielfreude sind für mich Pflicht, oder auch anders gesagt: Blut, Schweiß und Tränen gehören einfach zum Rock'n Roll. Wenn man auf die Suche geht, kann man sie noch finden, die Bands und Solisten, die sich einfach nur just for fun ein paar Mal im Jahr auf irgendeine Bühne stellen. Waste Water (ich habe auch schon die Schreibweise Wastwater gesehen, bleibe hier aber bei Waste water) gehört zu diesen Bands.
Ich möchte noch mal ganz kurz die Geschichte von Waste Water umreißen:
Da hatten sich im Jahr 2010 fünf gestandene Männer auf ihr altes Hobby besonnen und wieder ein Band gegründet. Die Männer waren damals zwischen 43 und 60 Jahre alt. Jahrelang hatten sie sich intensiv um Familie und Beruf gekümmert und plötzlich festgestellt, dass doch noch mehr zum Leben gehört. Man traf sich und probte eifrig. In der Folgezeit wurde intensiv geprobt, und am Freitag ließen sie erstmals öffentlich die (Rock-)Sau raus. Das Baby Waste Water war geboren und hatte sich Rock'n Roll vom Feinsten auf die Fahnen geschrieben. Wobei Rock'n Roll hier als Bezeichnung für Rockmusik im weitesten Sinne zu sehen ist. Aufmerksam bin ich auf die Band damals durch Lutz Stein, den Kopf und Organisator vom Verein Querformat e.V., geworden. Lutz hat schon immer ein Händchen und den richtigen Blick für gute Mugge gehabt. Das war im Januar 2011 und die Band hatte bei Lutz damals ihre allererste öffentliche Mugge. Schon damals fand ich die Jungs gut.
Der ungewöhnliche Name Waste Water (zu Deutsch Abwasser) wurde angeblich gewählt, weil die Herren damals in der Nähe eines Klärwerkes (oder war's eine Klärgrube?) probten, und weil sich (nicht nur) ihr konsumiertes Bier letztendlich irgendwann auch hier wiederfindet. Etwas scherzhaft bezeichnen sie sich auch als älteste Newcomerband Dresdens wegen der die Rockgeschichte neu geschrieben werden muss. Ich mag ja diese Art von Humor, wo sich jemand selbst liebevoll auf die Schippe nimmt.
Die Band hat Höhen und Tiefen erlebt und soll zeitweise sogar brach gelegen haben. Mittlerweile ist aus dem Quintett auch ein Quartett geworden. Der Drummer Kurt Eckert und Christian Gnoss (Mundharmonika) strichen die Segel. Den Platz am Schlagzeug nahm ein neuer Mann ein.
Doch kommen wir jetzt zu Waste Water anno 2015 und zur aktuellen Bandbesetzung:
Matthias Baumhauer - Bass
Mario Herde - Leadgitarre
Eike Taesler- Gesang und Rhythmusgitarre
Lars Leiteritz- Schlagzeug (seit 2012).
Hier geht es zum Facebookauftritt der Band: https://www.facebook.com/Waste-Water-294272563927499
In Katy’s Garage spielte die Band in einer kleinen Ecke bei mäßig bis saumäßiger Lichtunterstützung, aber die Jungs machten ordentlich Betrieb und das Publikum hatte Spaß. Insofern war das auch okay, aber wir Foto-Haie haben bei solchen Bedingungen natürlich einige Problemchen. Deswegen sehen die Fotos auch nicht so toll aus.
Ich weiß nicht, ob es so von vornherein geplant war, aber Waste Water startete gleich mit „Cat Scratch fever“, einem Titel von Ted Nugent, den unter anderem auch Lemmy mit Motörhead gecovert hatte. Ian Fraser Kilmister feierte am 24.12.15 noch seinen 70. Geburtstag. Am 28.12. rief ihn dann der Chef des Himmelsorchesters zu sich. Diagnose Krebs, zwei Tage vor seinem Tod soll er davon erfahren haben. Da oben brauchte man wohl kurzfristig einen Bassisten, der sein Instrument wie eine E-Gitarre spielt und einen trinkfesten Rocker noch dazu. Lemmy war nicht „nur“ Musiker. Er war eine Institution und ein Original, wie kaum ein anderer in der Szene. Mach’s gut, Lemmy – du warst ein Guter! Dass Lemmy mit „Cat Scratch fever“ gewürdigt wurde, tat richtig gut. Im Publikum sah ich auch noch ein T-Shirt mit dem berühmten Motörhead-Logo.
Dass die Männer von Waste Water ihr Handwerk wirklich verstehen, habe ich schon damals gesehen und gehört. Aber sie sind jetzt noch besser, noch lockerer und rockiger. Bei Waste Water geht es um das Vergnügen des gemeinsamen öffentlichen Musizierens und das kommt auch richtig authentisch rüber. Der Liedermäßige Konzertfahrplan der Band war für meinen Geschmack ausgezeichnet ausgewählt. Von A wie „AC/DC („The Jack“) ging es bis Z wie ZZTop („Gimme All Your Lovin'”, “Sharp Dressed Man”) Soga rein deutschsprachiger Klassiker war mit Westernhagens “Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz” dabei. Da das ja unsere Muttersprache ist und es auch viele schöne Songs in der Richtung gibt, darf es aus meiner Sicht in Zukunft auch das eine oder andere Deutsch-Bonbon mehr sein.
Die Band hatte wirklich das Feuer von Leidenschaft und Spielfreude intus. Mit Volldampf verrockten sie im besten Sinne den legendären "Jailhouse Rock" vom größten Hüft- und Beckenschwinger aller Zeiten namens Elvis Presley. Waste Water verwendeten etwas weniger Weichspüler als der King seinerzeit, und ersetzten den mit einer erheblichen Portion kraftvolleren Sound. Die Wucht und Stärke, die die Musiker dabei in das Stück reinlegten, war super. Aber erdiger, kräftiger Rock ist bei Waste Water schon überall an der Tagesordnung.
Ansonsten huldigten die Herren eigentlich den größten Musiklegenden von Jimi Hendrix (“Foxy Lady”, “Little Wing”) über Black Sabbath (“Paranoid”) bis zu den Rolling Stones (Jumpin’ Jack Flash”). Da ging das kernige “She hates me” von Puddle of Mudd fast ein bissel unter. Gefreut habe ich mich über “Rock’n Roll Outlaw” von den Australiern Rose Tattoo. Da war noch was mit einer Rose und zwar der balladeske Titel “Every Rose Has Its Thorn“ von Poison. Das ruhigere Stück bekam auch etwas mehr Feuer von den Musikern untergejubelt und das tat dem Stück gut. Großartig war auch das behutsame “Tougher Than the Rest” vom Boss (Bruce Springsteen).
Leadgitarrist Mario Herde klang unheimlich stark. Der Typ beherrscht seine 6-Saiten Axt und egal, ob er Rhythmus mitspielt oder mit seinen Flitzefingern ein Solo fiedelt, das hat alles Klasse. Drummer Lars Leiteritz und Bassist Matthias Baumhauer zimmerten dazu ein erdiges, treibendes Rhythmus-Fundament, das keine Wünsche offenließ. Beide konnten auch bei kurzen Soloparts ihr Können unter Beweis stellen. Frontmann Eike Taesler ist deutlich gereift und sicherer geworden. Er umschifft gekonnt manche Klippe mit seiner Stimme und hat auch sichtbar mehr Spaß an der Mugge. Das passt schon alles.
Die Band hat den ganzen Abend über, in drei Konzertblöcken aufgeteilt, ca. 25 – 26 Lieder gespielt. Dabei war die zweite Konzertpause gar nicht eingeplant, aber einer der Musiker hatte einen Krampf in der Hand und so machte man kurzerhand eine zweite Pause. Das war auch okay so. Nicht nur mir hat der Abend gefallen und so dufte die Band auf Wunsch des Publikums auch zu einer Zugabe-Runde wieder auf die Bühne kommen. Nach dem Schlussbeifall hatten sich die Musiker den Feierabend redlich verdient, aber zuerst warteten Anlage und Instrumente auf den Abbau. Für mich endete an dieser Stelle nach mehr als 75 Muggen auch das Konzertjahr 2015. Auf ein Neues im Jahr 2016
Gruß Kundi
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