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LIEDANEI 03.10.15 khg Dresden
LIEDANEI 03.10.15 khg Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 07.10.2015 21:49von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Im April 2015 erlebte ich im Kunsthof Mockethal bei Pirna erstmals LIEDANEI und war begeistert. Mir war an diesem Abend schon klar, dass ich die Band unbedingt wiedersehen wollte. So geschah es auch im Juni zum Elbhangfest. Dort zog die Band ihre Zuhörer so in ihren Bann, dass sie sogar im strömenden Regen LIEDANEI mit Begeisterung zuhörten. Ich war wieder schwer beeindruckt und eine CD der Band wechselte auch in meinen Bestand über. Leider enthält der Tonträger aber noch nicht das gesamte Programm, sondern nur einen Ausschnitt (6 Lieder). Ziel der Band ist es aber, irgendwann das komplette Konzert auch auf CD zu bringen. Wie wir alle wissen, ist das aber auch eine Geldfrage. Ich würde die Scheibe dann aber auch sofort kaufen. Nun stand also mein drittes LIEDANEI-Konzert an und das im schönen Kunsthof Gohlis(khg). In letzter Zeit war es etwas ruhiger um den khg, aber der Termin am 03. Oktober mit LIEDANEI war schon lange gebongt und ich freute mich riesig auf Konzert und Atmosphäre in der Kleinkunstoase in Dresdens letzter Ecke.
LIEDANEI - das klang für mich wie eine Zusammensetzung aus Lied und Kumpanei. Der Bandname erinnerte mich ein wenig an die Folkgruppe Liederjan. Ich wusste damals aber nicht, ob das unbedingt Absicht war. Lied erklärt sich ja von selbst. Kumpan bedeutet sinngemäß laut Duden so viel wie Kamerad oder bei bestimmten Unternehmungen auch Mittäter. Den Faden wollen wir gleich weiter spinnen zum Wort Kumpanei. Dazu sagt das bekannte Nachschlagewerk, dass Kumpanei eine Gemeinschaft von Kumpanen und/oder ein kameradschaftliches Zusammengehörigkeitsgefühl bzw. Freundschaft unter Kumpanen bedeutet. Kumpan und Kumpanei sind eigentlich für mich sowohl negativ als auch positiv belegbar. Ich interpretierte LIEDANEI für mich dann als Zusammenschluss befreundeter Musiker zum Zwecke des (öffentlichen) Musizierens.
Meine Herleitung des Bandnamens LIEDANEI war der Band übrigens neu. Uwe erzählte mir in einem späteren Gespräch, dass sie sich bei der Namenswahl an den Begriff Litanei anlehnten. So werden ja wiederkehrende und eindringliche kirchliche (Wechsel-)Gesänge bezeichnet und ihre davon inspirierte Neukreation LIEDANEI fanden sie im Zusammenhang mit den sehr persönlichen Liedern Kottecks , die man in den Bereich Liedermacherei einordnen kann und der Umrahmung mit klassischen Instrumenten (Cello, Geigen) sehr passend.
Das Konzert von LIEDANEI begann ganz unspektakulär und relativ zeitig, nämlich gegen 20.00 Uhr. Im Kunsthof Gohlis bei Sigrid Köhler und Uwe Piller sowie ihren fleißigen Helfern ist das aber auch schon seit Jahren so Sitte und schlecht finde ich das nicht.
So einen zeitigen Beginn ist man als Muggenpilger oder Konzertnomade ja fast gar nicht mehr gewöhnt, denn die Mehrzahl der Konzerte beginnt heute ja oft 21.00 Uhr.
Es war, wie schon geschrieben, der 03. Oktober und der ist bekanntlich seit 1990 offiziell Feiertag in Deutschland. Für viele, insbesondere jüngere Menschen, ist das auch einfach so Feiertag. Andere nennen den 03. Oktober lieber nur einen arbeitsfreien Tag. Für mich ist es ein Tag zum Nachdenken über genutzte und nicht genutzte Chance vom vereinigten Staatsgebilde her, aber auch von mir persönlich Die vergangenen 25 Jahre waren für unser Land und für mich selbst mit Höhen und Tiefen verbunden. Ich halte das auch nicht für ungewöhnlich, sondern für ganz natürliche Prozesse. So ist eben der Lauf der Welt. Es tut aber gut, diese Standortbestimmung jedes Jahr aufs Neue vorzunehmen.
In dieser Hinsicht war auch das LIEDANEI-Konzert genau an diesem Tag ein Volltreffer.
Lieder mit musikalischen und inhaltlichen Anspruch, die ebenfalls zum Nachdenken anregen wollen, trafen da bei mir als Hörer gleich noch mal auf fruchtbaren Boden. Die Ansagen, Zwischentexte oder Anregungen von Uwe Kotteck verführen ja ebenfalls zum Nachdenken.
Uwe Kotteck begrüßte zu gegebener Zeit die erschienen Gäste und fand dabei gute Worte zur Einstimmung auf den Abend und schon waren wir mittendrin im Programm.
Auf der Bühne agierten die 4 Leute von LIEDANEI und ich ließ mich wieder sehr schnell und sehr gerne von dem musikalischen Flechtwerk, welches aus den Instrumentenklängen von Akustikgitarre, 2 Geigen und einem Cello sowie dem Gesang handgeknüpft war, einhüllen.
Ich würde die Musik als feinsten Folk bis Folkrock mit einem ordentlichen Zuschlag aus der Liedermacherwerkstatt einordnen. Durch die massive Streicherkomponente entstand so ein richtiger Wohlfühlsound. Diese handgemachte und ehrliche Mugge sagte mir vom Anfang an zu.
Als gewöhnliche Konzerte würde ich die LIEDANEI- Konzerte für mich auch nicht unbedingt bezeichnen. Es ist keine einfache Aneinanderreihung von Liedern, wo man einzelne Elemente beliebig austauschen kann. Ich gehe sogar weiter und würde sagen, dass die gespielten Lieder einen schönen Liederzyklus ergeben. Es sind 15 Songs an der Zahl. Dazu kommen jeweils ein instrumentales Intro- und Outro-Motiv). Die Texte drehen sich um das Leben allgemein, den eigenen Mikrokosmos des Sängers Uwe Kotteck und streifen auch das große Ganze. Sie sind sehr persönlich gehalten und lassen uns an der Gedankenwelt von Uwe teilhaben. Für mich als Hörer ist das alles fühl- und greifbar. Wer sich darauf einlässt, und seine Gefühle auch nicht unterdrückt, kann in diesem Programm eine emotionale Achterbahnfahrt seiner eigenen Gedanken unternehmen bzw. erleben. Natürlich kann man die Lieder auch einzeln hören, aber sie in einem in sich abgeschlossenen Konzert zu erleben, erhöht irgendwie die Gesamtwirkung. So eine geballte Liedermacht bekommt man nicht aller Tage aufs Ohr, ins Gehirn und in die Seele verabreicht.
Wer steckt denn nun hinter LIEDANEI? Wer waren bzw. sind die ausführenden Musiker dieser Band. Da wäre an erster Stelle Uwe Kotteck zu nennen. Es sind ja seine Lieder, die LIEDANEI spielt. Zum Teil haben die Songs schon 30 Jahre auf dem Buckel, aber sie haben einfach Klasse und sie sind sogar zeitlos, was man auch bei diesem Konzert schnell merkte. Texte mit Tiefgang und Sinn, die irgendwie ehrlich, bodenständig und verständlich klingen, werden mit eingängigen, ja sogar die Ohren, Hirne und Seelen der Hörer einschmeichelnden Melodien umhüllt. Obwohl der Inhalt der Lieder und auch die Zwischentexte / Ansagen viele Probleme, Missstände der großen, weiten Welt und des persönlichen Mikrokosmos aufgreifen, ist auch eine gewisse Leichtigkeit beim Hören zu spüren. Auf jeden Fall haben die Lieder, die Musiker und ganz besonders auch Uwe Kotteck mich nicht kalt gelassen.
Uwe Kotteck ist seit vielen Jahren als Musiker aktiv und in der Dresdner Szene bekannt wie ein bunter Hund. Ich möchte sogar sagen, er ist mittlerweile im Großraum Dresden verwurzelt. Solo oder mit Band als Joe's Daddy spielte er in den bekannten Liveläden wie dem Pub Tir Na Nog, der Gaststätte "Zum Gerücht" in Laubegast, in der Buchbar, im Kunsthof Gohlis usw. Mit der reisenden Tir Na Nog-Bühne war er auch immer wieder bei diversen Stadtfesten zu erleben. Ebenso als Session-Musiker ist er bekannt. Dass der Mann ein zugereister Ex-Leipziger ist, möchte ich hier an dieser Stelle nur am Rande erwähnen.
Kotteck macht sich seine eigenen Gedanken über "Gott" und die Welt. Viele davon kann ich sehr gut verstehen und nachvollziehen. Er singt nicht geschwollen oder um den berühmten heißen Brei herum, sondern glaubwürdig, treffend, nachvollziehbar und vor allem fassbar.
Dabei muss der Mann gar nicht mal großes Showtheater machen. Er zieht die Leute einfach mit seinen Liedern und durch seine unaufgeregte, ruhige und direkte Art in seinem Bann. Das nennt man wohl auch charismatische Ausstrahlung.
Am Cello und bei einem Lied an der Akustikgitarre erlebten wir Rüdiger Weisheit. Ich erlebte ihn erstmals im Jahr 2012 bei der Band Torpedo Laubegast. Witzig finde ich, dass wir beide unabhängig voneinander in der Vergangenheit zu unterschiedlichen Zeiten mit einem gemeinsamen Bekannten Musik gemacht haben. Ich finde übrigens, dass der Einsatz des Cellos der Liedermacher-, Folk-(Rock-)Musik sehr gut zu Gesicht steht, denn es bringt andere zum Teil sogar überraschende Klangbilder hervor. An den beiden Geigen schafften sich Jana Porst und Geralf Hadlich. Auch da durften wir einige Hörüberraschungen erleben. Diese fließenden, warmen Geigentöne, das etwas tiefere Brummen des Cello spielten zeitweise fast gegen die Akustikgitarre, aber nur fast. Am Ende vereinigten sich alle Instrumente sowieso wieder zu einem Netzwerk von Tönen. Die Musiker gönnten sich und auch dem Publikum ungefähr zur Halbzeit auch eine kurze Pause. So konnte man das bisher gehörte erstmal verarbeiten und kurz sacken lassen.
Ich richte mein Augenmerk jetzt aber noch mal kurz auf die gesungen und gesprochenen Worte von Uwe Kotteck. Auch wenn mir viele seiner Lieder beim ersten Konzert im April diesen Jahres noch ziemlich unbekannt waren und ich damals beim erstmaligen Hören auch nicht alle Aussagen und Nuancen eines gesungenen Textes voll inhaltlich aufschnappen konnte, schon gar nicht gedanklich abspeichern konnte, hatten sich einige Songs doch ganz schnell irgendwie in meine Erinnerung eingegraben. Mit jedem Hören verstärkt sich dieser Effekt. Ich bin wirklich begeistert von den Inhalten der Songs, aber auch von der komplexen musikalischen Umsetzung mit Gitarre, Stimme, Cello und Geigen.
Mein absoluter Favorit ist das Lied " Der Phönix". Diese Legende vom Feuervogel, der sich selbst verbrennt um aus seiner eigenen Asche wiederaufzuerstehen ist schon Jahrhunderte alt und fasziniert die Menschen, auch mich, immer wieder aufs Neue. Uwe hat es verstanden ein hammermäßiges auf diese Legende fußendes Lied zu schreiben. Mich hat dieser Kotteck-"Phönix" sofort und mit einer vollen Wucht innerlich getroffen, wie man sie ganz selten beim erstmaligen Hören Songs erlebt. Woran das liegt kann ich nur erahnen oder mutmaßen: die Melodie selbst spricht mich schon mal gefühlsmäßig an. Sie gräbt sich schnell in die Gehörgänge und gräbt sich schnell tiefer. Außerdem sind das Thema der Legende und die Verknüpfung mit dem realen Leben sehr interessant und ansprechend. Der Text ist weiterhin sehr poetisch, bildhaft und verständlich. Eigenartig ist für mich heute noch, dass sogar ganze Verse gleich beim ersten Hören bei mir hängen blieben (man möge mich jetzt bitte nicht gleich festnageln, wenn es nicht der komplette Text ist und meine Wiedergabe auch nicht ganz wortgetreu sein sollte):
"Wie ein Adler stolz und schön steigt er auf, du kannst in sehen.
Geboren aus der Asche einer längst erloschenen Glut zeigt er uns einen Weg aus der Dunkelheit."
"Die Asche aus der er stieg war einst ein Feuer hell und warm. Es war das Feuer, welches in uns brannte und durch Falschheit und Verrat erstickt wurde."
…. "Du, steh wieder auf,… spür' deine Kraft … auch du bist ein Phönix".
Diese Ballade vom "Phönix" kann in manchen Lebenssituationen sicher Trost spenden und Mut machen.
Das Lied "Kerzen" ist mir ebenfalls besonders in Erinnerung geblieben, weil Kotteck in der Ansage dazu auch von den brennenden Kerzen bei den Montagsdemos im Herbst 1989 auf dem Leipziger Ring erzählte. Er war dort dabei. Mir gingen da auch ganz seltsame Gedanken durch den Kopf, ob denn die Blütenträume aller damaligen Demonstranten reiften. Ganz sicher war das nicht so. Aber wie Kotteck auch sagte, hatten sie Gründe auf die Straße zu gehen. Genau wie auch heute Menschen Gründe dafür haben. Das Demonstrationsrecht ist ja auch ganz wichtiges Grundrecht nach dem Grundgesetz und auch ein Zeichen der Freiheit. Auch wenn man die Gründe der Demonstranten nicht immer verstehen kann oder teilen möchte. Hier ist aber auch die Politik gefordert mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und sich ihrer Probleme auch anzunehmen, aufzuklären usw. Aber diese Baustelle verlasse ich jetzt mal lieber schnell, sonst wird dieser Konzertbericht nie fertig.
Ein weiteres Lied hieß schlicht "LE", was ja die vielen Leuten geläufige Abkürzung für Leipzig ist. Der Sänger ist ja geborener Leipziger und er philosophierte kurz über die Unterschiede von Leipzig und Dresden sowie über die Gründe seines Umzuges nach Dresden. Seit 17 Jahren ist Kotteck jetzt Dresdner. Für ihn war die Hinwendung zur sächsischen Landeshauptstadt auch ein persönlicher Neuanfang und nach einer längeren Pause begann er dort auch wieder Musik zu machen.
In " Vater und Sohn" singt Kotteck davon, dass er seinen Vater vermisst. Da kann ich ihm nur aus ganzen Herzen zustimmen. Mir geht es nämlich auch so mit Sicher gehört der Tod auch zum Leben, aber manchmal ist es unheimlich schwer ihn zu verstehen und das wird auch 5 Jahre später nicht besser. Ich vermisse Dich, Papa!
Der Titel "Die Eitelkeit" nahm in diesem Jahr auch an der Wertungssendung Wahllokal bei rockradio.de teil und schlug sich dort auch ganz tapfer. Der Songwriter Kotteck hatte sich zu Nine-Eleven (11.September 2001 - Terroranschläge auf die Zwillingstürme in New York und das Pentagon) auch so seine Gedanken gemacht und diese zu einem Lied verarbeitet.Weitere Lieder hießen beispielsweise "Wellenreiter", "Frei zu fliegen, wenn man fällt"" oder beschäftigten sich mit Erinnerungen an die eigene Kinderzeit (Kindheit"). Der Gig war zu keiner Sekunde langweilig und das Publikum war sehr aufmerksam.LIEDANEI war als Gesamtpaket wirklich Klasse.
LIEDANEI gibt es ungefähr seit 6 Jahren. Das merkt man auch, denn die Musiker verstehen und mögen sich nicht nur, sondern sie harmonisieren auch musikalisch sehr gut. Uwe Kotteck (Gesang, Gitarre,), Rüdiger Weisheit (Cello, Gitarre, Gesang), Jana Porst(Geige) und Geralf Hadlich (Geige) LIEDANEI spielte im Kunsthof Gohlis wieder so eindringlich und die Seele erreichend, dass die Zeit fast in Vergessenheit geriet. Das spricht meiner Meinung nach auch für die Musiker und die Musik.
Da ich die Band nun schon das dritte Mal in diesem Jahr erlebte, konnte ich meine bisherigen Eindrücke verfestigen bzw. auch neue Feinheiten in der Musik samt der instrumentalen Umsetzung entdecken. Das Zusammenspiel von Uwe Kotteck's Gesangsstimme, seiner Gitarre mit den beiden Geigen von Jana und Geralf sowie Rüdiger's Cello führte zu reichhaltigen und abwechslungsreichen Melodien. Mich faszinierten zum Beispiel besonders die verschiedenen Ausdrucksformen der Streichinstrumente. Mit wenigen Tönen und Handgriffen wurden ganz spannende Tonfolgen mit unterschiedlicher Wirkung erzeugt.
Bei "Eitelkeit" blieb eine ganz mitreißende Geigen-Melodie ganz besonders bei mir hängen. Beim "Tanzlied" legten die Streicher sogar noch eine Schippe drauf, denn diese Melodie ging nicht nur in Ohr, Kopf und Seele, sondern auch in die Beine. Meine eigenen Rennsemmeln zuckten fast von selbst und das bei einem passionierten Nichttänzer. Übrigens kann auch ein "Tanzlied" aufrührerisch, widerborstig sein und alte Verhaltensweisen und Denkschemata in Fragen stellen: "Lasst uns tanzen auf den Tischen, wo sie die Gesetze machen" .Das erinnert mich auch ein wenig an den Ausspruch von KLAUS RENFT "tanzt auf meinem Grab".
Bei "Nie gedacht", dem Lied über (Soldaten-)Pflicht hörte man eine Geigenmelodie, die mich an eine Säge erinnerte (ritsch-ratsch). Das hatte auch so etwas Ähnliches an sich wie eintöniger Marschrhythmus. Im Laufe des Liedes steigerten sich diese Töne und wirkten dann auf mich immer bedrohlicher. Das passte alles sehr gut zu diesem Antikriegs-Lied. Mich hat dieses Lied besonders berührt, denn der besungene gefallene Soldat steht stellvertretend für so viele, die irgendwo in bewaffneten Konflikten / Kriegen ihren Arsch für die (verfehlte) Politik hinhalten mussten und dabei fielen. Ich würde sogar sagen, dass "Nie gedacht" ziemlich anklagend in Richtung der Politiker ging, die Soldaten in den Krieg schicken und dabei von der Pflicht der Söhne der Nation sprechen. Oft bleibt von ihnen nur ein (wertloser) Orden auf einen Tisch als Erinnerung an den gefallenen Sohn zurück. Dieses Bild von einem leeren Zimmer mit Blumen der Hinterbliebenen und mit dem auf dem Tisch liegenden postum verliehenen (wertlosen) Orden für die angebliche Pflichterfüllung hat sich ganz tief mir eingebrannt.
Aber auch behutsame, fast zaghafte Töne lassen sich mit Streichinstrumenten erzeugen. Das durften wir bei "Lebensfrei" erleben.
Beim Lied "Wellenreiter" wechselte Cellist Rüdiger Weisheit das Instrument und griff zur Akustikgitarre. Auch beim Gesang unterstützte er. "Wellenreiter" thematisiert auch ein sensibles Thema, nämlich die Stellung des Menschen in und zur heutigen "Leistungsgesellschaft". Die beruflichen Anforderungen und/oder eigenen Vorstellungen von Erfolg lassen manche Menschen die Schönheit des Lebens vergessen. Im Extremfall geht das sogar so weit, dass der/die Betreffende so ausgebrannt ist, dass die Burn out-Krankheit ausbricht und möglicherweise sogar freiwillig aus dem physischen Leben scheidet. Früher kannten wir übrigens ein Burn out-Syndrom überhaupt nicht. Man sollte daher nie vergessen wirklich auch zu leben. Man lebt nicht, um zu arbeiten, sondern arbeitet um zu leben. Die Blume am Wegrand, ein lachendes Kind, eine Liebesnacht im Mondschein oder ein kaltes Weißbier im sonnigen Biergarten (Aufzählung beispielhaft und nicht vollständig) machen das Leben doch erst lebenswert.
Uwe Kotteck sagte seine Lieder wieder mit sehr viel Fingerspitzengefühl an. Man bekam einen Einblick in seine Gedankenwelt und er lieferte auf diesem Wege auch noch viele Informationen zu den Songs. Die Musiker wirkten als geschlossene Einheit und sie hatten offensichtlich auch Freude an ihrem Tun. Dem Publikum gefiel der Abend durch die Bank weg. Das bekamen die Künstler am Ende auch mit herzlichen Beifall und der Bitte um Zugaben hautnah zu spüren bzw. gedankt.
Nach der Ehrenrunde konnte man noch ganz entspannt etwas abhängen, quatschen und das Konzert nachwirken lassen. Ich aber wollte ziemlich schnell heim. Auf der Heimfahrt kann ich meine Eindrücke immer noch bestens erstbearbeiten und die Gedanken auch schon etwas ordnen. Für das eventuelle Schreiben eines Konzertberichtes sind solche Vorarbeiten meiner Meinung nach unerlässlich.
Ich fuhr sinnig durch die Nacht, die Gedanken ratterten vor sich hin und im Ohr summte der Kotteck-Phönix sein Lied…
Hier ist mein persönlicher und kurzer Rat in jeder Lebenslage für euch als Schlusspunkt:
Wer die Band noch nicht kennt, sollte mal nach LIEDANEI googeln, nach Videos in der Tube suchen und nach Möglichkeit eines ihrer Konzerte besuchen.
Ich denke, ihr werdet das nicht bereuen.
Gruß Kundi
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